Fritz Nydegger

Schweizer Schauspieler und Regisseur

Fritz Nydegger (* 27. Februar 1937 in Köniz; † 3. August 1993 in Göttingen[1]) war ein Schweizer Schauspieler und Regisseur.

Leben Bearbeiten

Nydegger, der hauptsächlich Theaterschauspieler war, gehörte 1961–1965 und 1968–1970 zum festen Ensemble der Bad Hersfelder Festspiele.[2] Er trat dort unter der Regie von William Dieterle von 1961 bis 1965, unter anderem an der Seite von Albin Skoda (Zettel), als Puck in der Komödie Ein Sommernachtstraum auf. Die Inszenierung wurde auch für das Fernsehen aufgezeichnet. 1968 spielte er in Bad Hersfeld den Ausrufer in dem dokumentarischen Drama Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade von Peter Weiss.[3] 1970 wurde er mit dem Hersfeld-Preis ausgezeichnet.[4]

1966 spielte er, unter der Regie von Harry Buckwitz, an den Städtischen Bühnen Frankfurt in Brecht/Weills Die Dreigroschenoper. Mit dieser Besetzung (Karin Hübner, Anita Mey, Hans Korte, Franz Kutschera) wurde auch eine Schallplattenaufnahme des Werks produziert, die bei dem Label Phonogram veröffentlicht wurde.[5] 1966 inszenierte er bei dem Theaterensemble Die Deutschen Kammerspiele, einem deutschsprachigen Tournee-Unternehmen in Lateinamerika, den Lumpazivagabundus von Johann Nestroy.[6] 1968 verkörperte er an den Städtischen Bühnen Frankfurt den Räuber Potz in dem Märchenstück Die Bremer Stadtmusikanten; auch eine dieser Aufführungen wurde als Fernsehspiel aufgezeichnet. In den 1980er-Jahren hatte Nydegger ein Engagement am Deutschen Theater Göttingen. Das Wochenmagazin DER SPIEGEL erwähnt in seiner Ausgabe 32/1987 Nydeggers Teilnahme in Anwesenheit von Rita Süssmuth beim Göttinger Schützenfrühstück als Festredner mit satirischen Einlagen über „Kondom-Rita“ und Aids. Göttingen war zu dieser Zeit Süssmuths Wahlkreis.[7] Das vom Deutschen Bühnenverein herausgegebene Deutsche Bühnen Jahrbuch führt Nydegger noch 2001 als Schauspieler und Spielleiter am Deutschen Theater auf.[8]

1985 inszenierte er am Städtebundtheater Hof die Komödie Die Erbschaft von Reiner Lücker und Stefan Reisner.[9] 1991 spielte Nydegger, anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Theaters, am Ernst Deutsch Theater in Hamburg den Peachum in Brecht/Weills Die Dreigroschenoper an der Seite von Katja Ebstein, die die Spelunken-Jenny darstellte, und Berno von Cramm (Macheath).[10] 1991 inszenierte er am Ernst Deutsch Theater auch die Komödie Der Raub der Sabinerinnen.[11]

Nydegger war ab Mitte der 1960er-Jahre auch in Filmrollen und im Fernsehen zu sehen. 1964 verkörperte er unter der Regie von Franz Schnyder die Rolle des Bauernsohns Christeli in der Jeremias-Gotthelf-Verfilmung Geld und Geist.[12] 1965 war er in der ARD in dem Kriminalfilm Im Schatten einer Großstadt unter der Regie von Johannes Schaaf an Seite von Vadim Glowna zu sehen; Nydegger spielte im Film dessen Kumpel Fred.[13] 1968 spielte er, erneut unter der Regie von Franz Schnyder, in dem Film Die sechs Kummerbuben die Rolle des Halbbruders Emil.[14] In Dällebach Kari, einer Verfilmung der Lebensgeschichte des Coiffeurmeisters und Berner Stadtoriginals Kari Dällebach, übernahm er 1970 an der Seite von Walo Lüönd und Annemarie Düringer die Rolle des Schwagers Hermann.[15] Eine Rolle übernahm er auch in dem Film Der Fall (1972). 1980 spielte er den Schmocker in dem Kriminalfilm Matto regiert, einer in Schweizerdeutsch gedrehten Verfilmung des gleichnamigen Romans aus der Wachtmeister Studer-Reihe des Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser.[16]

Zu den Rollen Nydeggers gehörten Auftritte in den TV-Serien Die fünfte Kolonne oder PS – Geschichten ums Auto. Ferner spielte er 1971 den Archibald Durand in der ZDF-Komödie Zum kleinen Glück. 1978 spielte er in einer Fernsehinszenierung des ZDF den spiessigen Rechtsanwalt Onek in dem Schauspiel Buckel von Sławomir Mrożek; seine Partner waren Angelika Bender und Gerd Baltus.[17]

Am 14. Dezember 1968 trat er mit dem Puck zudem als Gast in der ARD-Samstagabendshow Einer wird gewinnen auf.

Nydegger arbeitete auch als Sprecher. 1971 wirkte er in dem Hörspiel Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer mit, das bei dem Label Phonogram veröffentlicht wurde.[18] 1974 wirkte er als Ole und als Koch auch in dem Hörspiel Klaus Störtebekers Abenteuer mit.[19]

Filmografie Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Fritz Nydegger – Theaterlexikon. Abgerufen am 25. September 2018 (Schweizer Hochdeutsch).
  2. Bad Hersfelder Festspiele (Memento vom 31. Januar 2006 im Internet Archive) Chronik
  3. Revolutions-Musical@1@2Vorlage:Toter Link/originalausgaben.fr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Kritik in: Frankfurter Rundschau; 12. Juli 2010
  4. Hersfeld-Preis (Memento des Originals vom 29. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bad-hersfelder-festspiele2010.de Bad Hersfelder Festspiele
  5. Die Dreigroschenoper Diskografie
  6. Die Deutschen Kammerspiele Nicola Lange; Magisterarbeit (Hamburg 2006)
  7. Rita Süssmuth DER SPIEGEL 32/1987
  8. Deutsches Bühnen-Jahrbuch (Recherche Google Books)
  9. Theater heute (Recherche Google Books)
  10. Drei Groschen für Schütter (Memento des Originals vom 26. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.finetech.net Kurzkritik
  11. Der Raub der Sabinerinnen (PDF; 37 kB) Offizielle Webseite Jens Wawrczeck
  12. Geld und Geist Schweizer Fernsehen
  13. Im Schatten einer Großstadt Die Krimihomepage
  14. Die sechs Kummerbuben
  15. Dällebach Kari (Memento vom 18. April 2013 im Webarchiv archive.today) Schweizer Fernsehen
  16. Wachtmeister Studer: Matto regiert Schweizer Fernsehen
  17. Buckel@1@2Vorlage:Toter Link/www.theater.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ZDFtheaterkanal
  18. Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kritikatur.de Kritikatur; Hörspiele und Hörbücher
  19. Klaus Störtebekers Abenteuer Discogs