Friedrich von Neuenahr-Alpen

deutscher Adliger

Friedrich von Neuenahr-Alpen (* um 1439; † 23. Juni 1468 bei Wachtendonk) war (seit 1442) Graf wegen Herkunft von Neuenahr, durch Ehevertrag Herr von Alpen, Linnep und Helpenstein.

Abstammung Bearbeiten

 
Ahnenwappen des Friedrich von Neuenahr anlässlich seiner Aufschwörung zum Kölner Domherren 1449; Wappenbuch des Johann Gottfried von Redinghoven (1628–1704)

Friedrich war ein Sohn des Gumprecht II. von Neuenahr (* um 1400; † 9. März 1484) und dessen Ehefrau Gräfin Margarethe von Limburg-Broich († 1479).[1] Er wurde nach Friedrich II. von Tomberg († 1419), einem Halbbruder seines Vaters, benannt.

1442 erhielten er und sein Vater von König Friedrich III. das Privileg, „sich Grafen von und zu Neunar nennen und schreiben“ zu dürfen, obwohl die Familie ihre Stammburg Neuenahr, den Grafentitel und ihre Stammlande der Grafschaft Neuenahr längst verloren hatte.[2]

Leben Bearbeiten

1449 wurde Friedrich als Kölner Domherr nominiert; das Adelszeugnis für ihn stellten aus auf väterlicher Seite Gerhard von Jülich-Berg, Gerhard von Kleve-Mark, Ruprecht VI. von Virneburg und Neuenahr-Saffenberg († 1459), Wilhelm I. von Limburg-Bedburg und Wilhelm II. von Wied-Braunsberg-Isenburg († 1462), auf mütterlicher Seite der Bischof von Münster Heinrich II. von Moers, Dietrich von Sayn (1416–1452), Vinzenz von Moers-Saarwerden (1414–1499) und Georg von Sayn-Wittgenstein-Homburg (* um 1400; † 1472).[1][3] 1451/52 erhielt er mit päpstlichen Dispensen im Alter von 12 bzw. 13 Jahren trotz seiner Jugend Kanonikate in Köln, Lüttich und Utrecht.[4] Von 1452 bis 1459 bekleidete er nach Präsentation durch Herzog Gerhard von Jülich-Berg das Amt des Propstes des Marienstiftes Aachen.[5] In Aachen und Lüttich folgte er Graf Gerhard II. von Sayn († 1493), der sich verheiratet hatte.[4] Der Trierer Erzbischof Jakob I. von Sierck, der die Aachener Propstei gerne seinem Bruder Philipp von Sierck (1406–1492)[6] verschaffen wollte, hielt dies für „skandalös“ und bemühte sich 1452/53 als Ersatz um Benefizien oder Renten, die dem 14-jährigen Grafen wenigstens 400 Gulden jährlich einbringen sollten.[7] 1441 hatte Erzbischof und Reichserzkanzler Jakob I. angeregt, dass dessen Vater Gumprecht II. von Neuenahr zum königlichen Hofrichter ernannt worden war.[8]

1453 wurde „D[ominus] Fredericus filius D[omi]ni de Newenar Can[onicus] major[is] Ecclesiae Colon[iensis] ac Praepositus Aquensis“ (= „Herr Friedrich, Sohn des Herrn von Neuenahr, Kanoniker der Kölner Domkirche und Aachener Propst“) zusammen mit seinem Bruder Johann an der alten Universität Köln (Universitas Studii Coloniensis) immatrikuliert. Im selben Jahr schrieb sich dort Gabriel Biel ein.

Die Aachener Propstei trat Friedrich 1459 an seinen Bruder Johann von Neuenahr († 1466) ab. Im Mai 1460 nahmen „der jonge Nuwenar“ (Friedrich) und sein Vater Gumprecht II. von Neuenahr am Huldigungstag des Kurtrierer Elekten und späteren Erzbischofs Johann II. von Baden (1434–1503) in Trier teil.[9]

Im Jahr 1461 heiratete er Eva von Linnep und erhielt auf Grund des Ehevertrages von ihr die Herrschaft Linnep und Helpenstein, von seinem Vater Alpen.[10] 1462 wurde Friedrich von Neuenahr von Erzbischof Dietrich II. von Moers († 1463) mit den beiden kölnischen Herrschaften Alpen und Helpenstein und 1465 von Dompropst Salentin von Isenburg mit dem Zehnten zu Lintorf belehnt.[11] In einer Fehde des Johann Kytz von Vlysteden mit dem Stift St. Kunibert in Köln wirkte Friedrich als Schiedsrichter, dessen Schiedsspruch jedoch nicht befolgt wurde.[12]

1467 beschlossen Junggraf Friedrich von Neuenahr und Frederik van Egmond (um 1440–1521), Graf zu Büren und Leerdam, dessen Cousin Adolf von Egmond (1438–1477), dem Herzog von Geldern, die Fehde anzusagen.[13] Der kurkölnische Amtmann zu Liedberg (Leedtberg) und Hülchrath, Nikolaus (Claes) Scheiffart vamme Rode († kurz nach 1467) wurde von Friedrich gefangen genommen.[14][15] Im Januar 1468 vermittelten Domherr Graf Stephan von Pfalz-Simmern bei Rhein (1421–1485) und Graf Wilhelm von Virneburg-Saffenberg († 1474) in einer Fehde Friedrichs von Neuenahr mit Graf Vinzenz von Moers-Saarwerden.[16] Am 23. Juni 1468 fiel Friedrich bei Wachtendonk im Vorfeld der Schlacht von Straelen, bei der die Truppen Adolfs von Geldern-Egmond das Heer Johanns I. von Kleve und Mark schlugen:

„Deser joncher Frederich wart erschossen in der Cleefscher ved entgen die Gelresschen vur Wachtendonck mit eynre loitbussen (= Blei-Büchse) up s. Johans avent (= 23. Juni) anno ut in litera.“[17]

Ehe und Nachkommen Bearbeiten

Friedrich heiratete am 29. September 1461 Eva (* um 1420; † 1483), Tochter von Dietrich von Linnep († 1445/46) und Elisabeth von Sayn-Wittgenstein. Sie hatten folgende Nachkommen

  1. Gumprecht (* 1465; † 5. April 1504)[18]
    ⚭ 1490 Amalie von Wertheim (* 1460; † 1532)
  2. Dietrich II. († 1505), 1481 (noch minderjährig) Domkanoniker in Köln.[19] Anlässlich der Anerkennung des Testaments seines Großvaters Gumprecht II. von Neuenahr 1484 wird Dietrich erwähnt, der selbst kein Siegel führte, aber eine Vereinbarung mit seinem Onkel Wilhelm I. und seinem Bruder Gumprecht I. von Neuenahr-Alpen unterschrieb.[20] Der Augsburger Kaufmann Benedikt Eggart beschuldigt ihn eines 1489 bei Moers ausgeführten Raubüberfalls,[21][22] 1497 wird „Theodericus ex comitibus de Newenaar Canonicus Coloniensis“ Inhaber der Pfarrpfründe an der St. Petrikirche in Mülheim an der Ruhr, 1499 Propst von Soest, Obedientiar zu Kleingladbach[23]
  3. Elisabeth († September 1505)
    ⚭ 20. Juni 1492 mit Johann von Limburg-Broich († 1511)
  4. (vermutlich) Margareta van Nuwenar (Nüwenar, Nuvenaer) († 1. Oktober 1538),[24] seit etwa 1498 Priorin (Meisterin) des Augustinerinnen-Stiftes St. Barbarae Garten in Rheinberg,[25] die verwitwete „Eva von Lynnep, junge Gräfin von Nüwenaer, Frau zu Alpen“, und ihre Söhne Gobrecht (Gumprecht) und Dieterich verkauften dem Kloster 1480 eine Hufe Land in Alpen.[26]

Darstellung in der Kunst Bearbeiten

Eine Darstellung von Friedrich von Neuenahr im Kreis der Familie seiner Eltern befindet sich auf dem Familienaltar Maria auf der Mondsichel von Meister der Heiligen Sippe der Jüngere (* um 1450; † um 1516) im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud (Inventar-Nr. WRM 0853).

Quellen Bearbeiten

  • Arent toe Bocop:[27] Kronijk (Croenick der byscoppen van Uttert, hertighen van Ghelre, Teil I. (Codex diplomaticus neerlandicus II/5). Keming, Utrecht 1860, S. 541 (Google-Books)
  • Günter Aders (Bearb.): Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelinghoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln. (= Inventare nichtstaatlicher Archive 21). Landschaftsverband Rheinland, Köln 1977 (PDF des Landschaftsverbandes Rheinland)

Literatur Bearbeiten

  • Wilhelm Kisky: Die Domkapitel der geistlichen Kurfürsten in ihrer persönlichen Zusammensetzung im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert. (= Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit. I/3). Hermann Böhlau Nachf., Weimar 1906, S. 67 (Google-Books, eingeschränkte Vorschau)
  • Hugo Altmann: Neuenahr, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 106–108 (Digitalisat).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Ahnenproben vom 15. September und 6. Oktober 1449; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 210 Domstift, U 1/1566, U 1/1567 und U 1/1569); Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Düsseldorf (Jülich-Berg II Nr. 5095 Nachweisungen von Adelsprobationen).
  2. Regest einer Urkunde von 1442, ausgestellt in Frankfurt am Main (Digitalisat bei Regesta Imperii Online).
  3. Wappenbuch des Johann Gottfried von Redinghoven in der Bayerischen Staatsbibliothek München (Cgm 2213/69, Blätter 129 f).
  4. a b Vgl. Repertorium Germanicum, Bd. VI, 01287, Einträge vom 15. April 1451 und 15. Juni 1452.
  5. Zu den diplomatischen Verwicklungen um sein Amt vgl. Tobias Daniels: Diplomatie, politische Rede und juristische Praxis im 15. Jahrhundert. Der gelehrte Rat Johannes Hofmann von Lieser. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, bes. S. 234, 237f und 242–244 (Google-Books).
  6. Domherr in Köln, Propst an St. Paulin und dem Domstift in Trier, Probst am Stift Neumünster und am Domstift in Würzburg, Probst am Kollegiatstift St. Martin und St. Severus zu Münstermaifeld, Propst in Lüttich.
  7. Notizzettel von Jakob I. von Sierck zu einem Brief an Kardinallegat Juan Carvajal und Brief an Kardinal Guillaume d’Estouteville vom November 1453; Johannes Helmrath, Thomas Woelki (Hrsg.): Acta Cusana. Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues, Bd. II/2. Felix Meiner, Hamburg 2016, Nr. 3733 und 3734, S. 576f (PDF); vgl. Briefe von Jakob I. von Sierck an Nikolaus von Kues von 1452; Bd. II/1. Felix Meiner, Hamburg 2012, Nr. 2820 und 2934, S. 199f und 264–267 (PDF; abgerufen am 21. Dezember 2020).
  8. Daniel Luger: Humanismus und humanistische Schrift in der Kanzlei Kaiser Friedrichs III. (1440–1493). Böhlau, Wien 2016, S. 28 (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).
  9. Vgl. Carl Schoemann: Huldigungseinzug des Kurfürsten Johann II. in Trier der 12. Mai 1460. In: Jahresbericht der Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier. (1857), S. 2–18, bes. S. 4 (Google-Books).
  10. Vgl. Urkunde vom 21. September 1461; Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Düsseldorf (Kurköln, Urkunden Nr. 2494).
  11. Vgl. Günter Aders (Bearb.): Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelinghoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln. (= Inventare nichtstaatlicher Archive 21). Landschaftsverband Rheinland, Köln 1977, S. 196f, und Nr. 1371, S. 321.
  12. Urkunde vom 20. August 1467; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 239 Kunibert, U 2/574); vgl. Urkunde vom 27. Juni 1467; Vereinigte Westfälische Adelsarchive e.V. (Archiv Hinnenburg, Rheinische Güter, Urkunde 88).
  13. Vgl. Nationaal Archief Den Haag (1.08.06 Nassause Domeinraad, Raad en Rekenkamer te Breda II, Het geslacht Egmond - 959).
  14. Brief des [Heinrich II.] Scheiffart van me Roide († 1480), Herr zu „Hemerssberg“, wegen der Gefangennahme seines Bastard-Bruders vom 16. Oktober 1467; Stadtarchiv Neuss (Nr. 2098); Joseph Hansen (Hrsg.): Stadtarchiv zu Neuss. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 64 (1897), S. 209–263, bes. Nr. 21, S. 259, dort verlesen „Amtmann zu Bredeburg“.
  15. E. Richardson (Pseudonym = Ernst Graf von Mirbach-Harff): Geschichte der Familie Merode, Bd. I. H. Dominicus, Prag 1877, S. 82 und 85; Bd. II. H. Dominicus, Prag 1881, Nr. 304, S. 224 (Google-Books); vgl. Gisela Meyer: Die Familie von Palant im Mittelalter. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 268.
  16. Urkunde vom 16. Januar 1468; Stadtarchiv Neuss (Nr. 2144); Joseph Hansen (Hrsg.): Stadtarchiv zu Neuss. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 64 (1897), S. 209–263, bes. Nr. 46, S. 262.
  17. Rückaufschrift auf einer Urkunde vom 9. Juni 1486; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 1 Haupturkundenarchiv (HUA), U 2/13027; historischesarchivkoeln.de).
  18. Ahnenprobe vom 31. Dezember 1474; Historisches Archiv der Stadt Köln (Best. 210 (Domstift), U 1/1766 und 1767).
  19. Ahnenproben vom 26. Januar, 8. Februar und 5. August 1481; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 215 Gereon, U 1/341 und 342; Bestand 210 Domstift, U 1/1834 und 1835).
  20. Urkunde vom 17. März 1484; Günter Aders (Bearb.): Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen. (Inventare nichtstaatlicher Archive 21). Landschaftsverband Rheinland, Köln 1977, Nr. 755, S. 215.
  21. Vgl. Aussage des Benedikt Eggart van Auspurch gegen den Domherrn Derich van Nüwenare, 9. Januar 1490; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand Kriminalakten, A 1, Blätter 148–161).
  22. Leonard Ennen: Ein geistlicher Räuber im Mittelalter. In: Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte 1 (1872) S. 112–120 (Google-Books).
  23. Vgl. Urkunde vom 2. August 1505; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 210 Domstift, U 2/1938).
  24. Richard Pick: Die Priorinnen des Klosters St. Barbaragarten zu Rheinberg. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 42 (1882), S. 150–156, bes. S. 151f und 155f (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).
  25. Richard Pick: Zur Geschichte der Stadt und des ehemaligen Amtes Rheinberg. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erzdiözese Köln 39 (1883), S. 1–140, bes. S. 16 (Google-Books).
  26. Vgl. Urkunde vom 28. Juli 1480 u. a.; Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Duisburg (Rheinberg, St. Barbaragarten, Rep. u. Hs. Nr. 1).
  27. Arend van toe Boecop (* um 1530/40; † um 1580), Richter der Veluwe, Bürgermeister der Stadt Kampen; die Chronik wurde von ihm um 1572 im Gefängnis von Genemuiden (Provinz Overijssel) geschrieben.
VorgängerAmtNachfolger
Gumprecht II. (IV.)Graf von Neuenahr-Alpen
1465–1468
Gumprecht I. (III., V.)