Friedrich Missler

Bremer Kaufmann

Friedrich Missler, auch: Johann Friedrich Missler, (Schreibweise auch Mißler) (* 7. Februar 1858 in Bremen[1]; † 27. August 1922 in Bremen) war ein Bremer Kaufmann.

Friedrich Missler auf einem Werbezettel seiner Agentur (1913)

Biografie Bearbeiten

 
Zeitungswerbung der Agentur F(riedrich) Missler (1882)
 
Auswandererhallen von Friedrich Missler in Bremen, 1907
 
Denkmal an der Seniorenresidenz Walsroder Str. 1 in Bremen-Findorff[2]
 
Gedenkplatte vor der Seniorenresidenz Walsroder Str. 1 in Bremen-Findorff[3]
 
Zeitungswerbung der Agentur mit Darstellung der Kaiser Wilhelm II. (1904)

Missler (später auch Mißler geschrieben) lernte den kaufmännischen Beruf bei dem Auswandererexpertendienst Bödeker in Bremen. 1880 wurde er Bremer Bürger und am 12. Januar 1881 eröffnete er in Bremen die F. Missler – eine Agentur für Auswanderervermittlung –, die bis zum 31. Juli 1935 existierte. Diese Firma entwickelte sich recht schnell zu einer der bedeutendsten Agenturen in Europa. Von 1885 bis 1935 vermittelte sie dem Norddeutschen Lloyd 1,6 Mio. Auswanderer. Der Firmensitz war hauptsächlich in der Bahnhofsstraße 30. Weitere Dependancen gab es in den vielen mittel-, süd- und osteuropäischen Hauptstädten.

1894/95 kaufte Missler die Höfe Achterberg[4] und Siemsglüß in der Gemeinde Obereinzingen im Kirchspiel Dorfmark (heute Ortsteil von Bad Fallingbostel). Hier baute er ein modernes Erholungshaus für kranke Kinder und Erwachsene aus Bremen. Es war von 1896 bis 1945 in Betrieb.

F. Mißler und Komp. war eine der bedeutendsten Auswanderer-Agenturen in Österreich-Ungarn: 1913 konnte das Unternehmen auf 60.000 bis 80.000 Kunden verweisen, gefolgt vom Hamburger Reisebüro Falck und Komp. mit 40.000 Kunden.[5]

Eine Straße in Bremen-Schwachhausen erinnert seit 1923 an Missler.

Missler-Hallen Bearbeiten

Missler errichtete an der Walsroder Straße im Bremer Stadtteil Findorff in Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Lloyd 1905 vier ständige Hallen für 250 osteuropäische Auswanderer.[6] Im Ersten Weltkrieg dienten sie als Reserve-Lazarett, später als Unterkunft für das Freicorps Caspari, für den Arbeitsdienst, für ein Konzentrationslager und für ein Krankenhaus. 1986 wurden die Gebäude abgerissen, und heute steht dort ein Altenwohnheim.[7]

Friedrich-Missler-Stiftung Bearbeiten

1894/95 erwarb er die Höfe Achterberg und Siemsglüß in Obereinzingen bei Dorfmark[8] und baute dort ein Erholungsheim für kranke Erwachsene und später für Kinder aus Bremen.[9] Es wurde von 1896 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges betrieben. Bekämpfung der Tuberkulose und Kräftigung der gesundheitlichen Widerstandsfähigkeit waren die Ziele der Aufenthalte für je 46 Bremer Schulkinder. Achterberg existiert heute nicht mehr. Sein beträchtliches Vermögen vermachte Missler in der Form der Friedrich-Missler-Stiftung (aufgelöst 1942) der Freien Hansestadt Bremen.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. An anderer Stelle wird Dorfmark als Geburtsort genannt.
  2. Der Text auf der Denkmalplatte lautet: „Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen NEIN!“
  3. Der Text auf der Gedenkplatte lautet: „Hinter diesen Mauern wurde in den ehemaligen Auswandererhallen Missler am 1. April 1933 das erste Bremer KZ errichtet. Hier begann in dieser Stadt die das Menschenrecht verletzende und die Menschen vernichtende Verfolgung politisch Andersdenkender durch die Nationalsozialisten. Um deren Untaten zu verschleiern, wurde das ‚KZ Missler‘ Ende August 1933 verlegt.“
  4. Achterberg ist für den Truppenübungsplatz Bergen zusammen mit weiteren Dörfern geräumt worden. Die Lage des ehemaligen Dorfes ist auf der Karte der ehemaligen Dörfer eingezeichnet.
  5. Die Werber und ihre Praktiken. In: Arbeiter-Zeitung, Morgenblatt, Nr. 298/1913 (XXV. Jahrgang), 30. Oktober 1913, S. 4. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  6. Auswanderung nach Amerika – Ablauf und Informationen
  7. Jörg Wollenberg, Vom Freiwilligen Arbeitsdienst zum Konzentrationslager
  8. Die ehemaligen Ortschaften auf dem Truppenübungsplatz Bergen-Belsen
  9. Alte Ansichtskarte des Erholungshauses Achterberg