Friedrich Goldschmidt

deutscher Industrieller und Politiker (DFP), MdR

Johannes Friedrich Goldschmidt (* 20. Februar 1837 in Berlin; † 13. Juni 1902 in Berlin) war ein Brauereiunternehmer und Mitglied des Deutschen Reichstags und des Preußischen Abgeordnetenhauses.

Friedrich Goldschmidt 1896

Leben Bearbeiten

Herkunft, Ausbildung und Militärdienst Bearbeiten

Er war ein Sohn des erfolgreichen jüdischen Textilfabrikanten Eduard Goldschmidt; seine Mutter Bertha war eine Tochter des Staatsrates Christian Kunth. Der Bruder Paul Goldschmidt wurde Lehrer, der Bruder Wilhelm Schriftsteller. Friedrich Goldschmidt besuchte das Pädagogikum (vormals Cauersche Anstalt) zu Charlottenburg und das Köllnische Gymnasium in Berlin. 1862 ging er zur kaufmännischen Ausbildung nach Nord- und Mittelamerika.

Um 1864 wurde er Landwehr-Offizier und machte die Kriege 1866 und 1870/71 mit. Er erhielt das Eiserne Kreuz und schied als Hauptmann aus dem Dienst aus.

Wirtschaftliche Tätigkeiten Bearbeiten

Friedrich Goldschmidt arbeitete als Chemiker in einem Laboratorium, dann in Kattunfabriken in Berlin, Mülhausen und Manchester. 1871 wurde er Direktor der neuen Aktien-Brauerei-Gesellschaft Friedrichshöhe vormals Patzenhofer. Er brachte dazu seine umfangreichen Kenntnisse mit, die er bei Aufenthalten in den USA über die dortigen Brauereitechnologien kennengelernt hatte. Unter seiner Leitung wuchs das Unternehmen erheblich.

Friedrich Goldschmidt war außerdem Handelsrichter beim Landgericht I. in Berlin von 1879 bis 1883 und Erster Vorsitzender des Berliner Handwerkervereins von 1879 bis 1889. Am 19. Dezember 1882 gründete er bei einem Treffen in seiner Wohnung die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei gemeinsam mit Armand Knoblauch vom Böhmischen Brauhaus, Richard Roesicke von der Schultheiss-Brauerei und Professor Max Delbrück, Leiter der Versuchsstation des Vereins der Spiritusfabrikanten.[1] 1885 wurde er Mitglied des Ältestenkollegiums der Berliner Kaufmannschaft.

Abgeordneter des Reichstages und des Preußischen Abgeordnetenhauses Bearbeiten

1881 wurde Friedrich Goldschmidt Mitglied des Reichstages für die Liberale Vereinigung und 1882 des Preußischen Abgeordnetenhauses.[2][3][4] 1884 schied er aus dem Reichstag aus, wurde aber 1887 erneut Mitglied (für die Deutsche Freisinnige Partei). Dafür verlor er am 29. März 1887 sein Mandat im Preußischen Abgeordnetenhaus, das für ungültig erklärt wurde. 1889 erhielt er es wieder. 1893 schied Goldschmidt aus beiden Parlamenten aus.

1894 wurde Friedrich Goldschmidt Leiter der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei, die er bis zu seinem Tod 1902 führte.[5]

Publikationen (Auswahl) Bearbeiten

Friedrich Goldschmidt veröffentlichte einige Schriften zu wirtschaftlichen und anderen Themen.

Bücher
  • Friedrich List, Deutschlands grosser Volkswirth. Betrachtungen über die heimischen und auswärtigen Erwerbsverhältnisse, Springer, Berlin, 1878
  • Die Erhöhung der indirekten Steuern und ihr Einfluss auf das deutsche Erwerbsleben. Betrachtungen, 1879, Neudruck 2020
  • Das Leben des Staatsrath Kunth, 1880, 2. erweiterte Auflage 1888, mit Bruder Paul Goldschmidt über den Großvater Digitalisat Auszüge
  • Gegen die Erhöhung der Brausteuer, J. Springer, Berlin, , 1893 Digitalisat
  • Die sociale Lage und die Bildung der Handlungsgehilfen, Berlin 1894
Vorträge
  • Die Weltausstellung in Philadelphia und die deutsche Industrie, drei Vorträge, von Friedrich Goldschmidt. J. Springer, Berlin 1877.
  • Die Weltausstellung von 1878 und was sie lehrt. Zwei Vorträge, Berlin, 1879
  • Zum dritten und vierten Male in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, 2 Vorträge, J. Springer, Berlin, 1901

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Willi Glaser: Vom Handwerk zum Großbetrieb. Die Schultheiss-Brautradition in Berlin. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 12, 1998, ISSN 0944-5560, S. 4–11 (luise-berlin.de).
  2. Goldschmidt, Johannes Friedrich in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  3. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 68.
  4. Mann, Bernhard (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867–1918. . Droste Verlag, Düsseldorf 1988, S. 149 ; zu den Wahlergebnissen siehe Thomas Kühne: Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5182-3, S. 383–386.
  5. 100 Jahre Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei. Berlin 1983, S. 340