Friedrichswerdersches Gymnasium
Das Friedrichswerdersche Gymnasium (auch: Friedrich-Werdersches oder Friedrichwerdersches Gymnasium) war eines der traditionellen Berliner humanistischen Gymnasien mit vielen bekannten Schülern.
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GeschichteBearbeiten
Auf Befehl des Großen Kurfürsten wurde das Gymnasium 1681 im Zuge des Berliner Stadtausbaus unter städtischem Patronat gegründet und stand den französischen und deutschen protestantischen Konfessionen offen. Rektor wurde 1698 Joachim Lange, später Theologe an der Universität Halle. Der Unterricht fand bis zum Brand 1794 im Rathaus von Friedrichswerder statt. 1742 fusionierte das Gymnasium mit dem Friedrichstädter Gymnasium. Friedrich Gedike richtete hier 1787 Berlins erstes gymnasiales Lehrerseminar ein, das Seminar für gelehrte Schulen, mit sechs bis acht Seminaristen – darunter Friedrich Schleiermacher – und machte die Schule, besonders durch die öffentlich abgehaltenen Prüfungen, bekannt. Um 1800 besuchten nur 50 Jungen die Schule an der Oberwasserstraße am Werderschen Markt. Ab 1825 fand der Unterricht in der Kurstraße im „Fürstenhaus“ statt, zeitweise zusammen mit der Gewerbeschule.
Im 19. Jahrhundert gehörte das Friedrichswerdersche Gymnasium mit dem Grauen Kloster, dem davon 1824 als erstem Realgymnasium abgetrennten Köllnischen Gymnasium, dem Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, dem Joachimsthaler Gymnasium und dem Französischen Gymnasium zu den renommierten höheren Schulen in Berlin und Preußen, die um 1840 zusammen etwa 1960 Schüler hatten, davon um 350 am Friedrichswerderschen.
1875 wurde ein Neubau von Hermann Blankenstein zusammen mit dem Dorotheenstädtischen Realgymnasium in der Dorotheenstraße bezogen; an der ostwärtigen Ecke zur Friedrichstraße, das Dorotheenstädtische Realgymnasium an der Ecke zur Georgenstraße. 1908 zog das Gymnasium in das von Ludwig Hoffmann entworfene Schulgebäude in Berlin-Moabit in der Bochumer Straße (ab 1937 von der Beuth Hochschule für Technik Berlin, heute von der staatlichen Technikerschule Berlin benutzt). Daneben gab es noch die Friedrichswerdersche Oberrealschule (vorher Gewerbeschule).
Das Gymnasium bestand bis zur Evakuierung wegen Luftangriffen der Alliierten auf Berlin 1943/44.
RektorenBearbeiten
- 1681–1683 Gabriel Zollikofer (1647–1684)
- 1683–1684 Lambert Ellert († 1684)
- 1698–1709 Joachim Lange (1670–1744)
- 1710–1712 Heinrich Meierotto (1671–1717), Theologe
- 1715–1732 Konrad Heinrich Barckhausen (1677–1732)
- 1732–1776 Georg Gottfried Küster (1695–1776), Historiker
- 1776–1779 Johann Philipp Heinius der Jüngere († 1779)
- 1779–1793 Friedrich Gedike
- 1793–1807 Friedrich Ludwig Plesmann (1758–1807)
- 1808–1820 August Ferdinand Bernhardi (1769–1820)
- 1820–1827 Christian Gottlieb Zimmermann (1766–1841),[1] Mathematiker
- 1828–1837 August Ferdinand Ribbeck (1792–1847)[2]
- 1837–1875 Eduard Bonnell (1802–1877)[3]
- 1875–1897 Bernhard Büchsenschütz (1828–1922)
- 1899–1917 Rudolf Lange (1858–1917)
- 1917–1925 Ernst Goldbeck (1861–1940)[4]
LehrerBearbeiten
SchülerBearbeiten
- Willibald Alexis (d. i. Wilhelm Häring)
- Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg
- Eduard Bernstein
- Sigismund Ludwig Borkheim
- Herbert von Bismarck
- Wilhelm von Bismarck
- Dietrich Bonhoeffer
- Leo von Caprivi
- Sefton Delmer
- Fritz Friedmann-Frederich
- Albert Geyer
- Felix Gilbert
- Adolf Glaßbrenner
- Karl Gutzkow
- Ernst Henrici
- Rudolf Jürgens
- Victor Klemperer
- Gustav Körte
- Philalethes Kuhn
- Artur Landsberger
- Paul Lehfeldt
- Louis Lewin
- Friedrich H. Lewy
- Max Liebermann
- Ernst Lissauer
- Ludwig Lohde
- Eduard Magnus
- Heinrich Gustav Magnus
- Ludwig Marcuse
- Paul Mendelssohn Bartholdy
- Yohanan Meroz
- Victor Meyer
- Otto Müller
- Arthur Nussbaum
- Felix Pinkus
- Heinrich Plütschau
- Felix Poppenberg
- Carl Rammelsberg
- Georg Wilhelm von Raumer
- Gerhart Rodenwaldt
- Max Ruge
- Wilibald von Schulenburg
- Wilhelm von Schütz
- Georg Simmel
- Richard Steifensand
- Franz Stolze
- Christian Friedrich Tieck
- Ludwig Tieck
- Wilhelm Uhden
- Heinz Ullstein
- Georg Hermann Valentin
- Wilhelm Heinrich Wackenroder
- Harry Walden
- Otto Warburg
- Bruno Wolff
LiteraturBearbeiten
- A[ugust] C[arl] Müller: Geschichte des Friedrichs-Werderschen Gymnasiums zu Berlin. Weidmann, Berlin 1881.
- Wilhelm Richter: Berliner Schulgeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende der Weimarer Republik. Berlin 1981, ISBN 3-7678-0538-3.
- Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins, 2 Bände. 2. Auflage, München 1988, 3. Aufl. Berlin 2002, ISBN 3-8305-0166-8.
- Friedrich-Werdersches Gymnasium und Gemeindedoppelschule in der Bochumer Straße, Berlin. In: Neubauten der Stadt Berlin, Bd. 9, 1910. (Online-Archiv des Architekturmuseums der TU Berlin)
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Zimmermann, C. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1825. „Professor und Direktor des Fr. Wilhelms-Gymnasiums, Oberwasserstraße 10“.
- ↑ Ribbeck, W. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1830. „Prof. und Direktor des Fr. Werder-Gymnasiums, Kurstraße 52“ (Der Vorname von Ribbeck ist hier mit „W“ angegeben.).
- ↑ Bonnel, E. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1848, Teil I, S. 47. „Professor und Direktor des Fr. Werder-Gymnasiums, Werderscher Markt 7“ (Der Nachname wird hier nur mit einem „l“ angegeben.).
- ↑ Goldbeck, Ernst. In: Berliner Adreßbuch, 1920, Teil I, S. 786. „Dr. Phil. Gymnas.Direktor, NW21“.