Freymann (Adelsgeschlecht)

Familienname eines baltischen Adelsgeschlechts

Freymann (von Freymann aus dem Hause Nursie) ist der Familienname eines baltischen Adelsgeschlechts im früheren Livland. Der Stammvater war Johann Neumann (1640–1682), der 1666 mit dem schwedischen Adelsprädikat „von“ und dem Namen „Freymann“, durch die schwedische Regierung, in den Adelsstand erhoben wurde. Ihr Stammsitz war Nursie in Livland, deshalb führten sie den Namenszusatz „aus dem Hause (a.d.H) Nursie“. Die Familienangehörigen haben sich weiter auf Schweden, Finnland, Russland und Deutschland verteilt. Aus dem Stamm der Freymanns erwuchsen hochrangige Militärs, Politiker, Juristen und Anhänger der schönen und geistigen Künste.

Wappen derer von Freymann

Geschichte Bearbeiten

Auf Johann Neumann, dessen Herkunft nicht eindeutig nachweisbar ist, der sich aber aus Deutschland in Livland angesiedelt haben soll, baut der baltische Stammbaum auf. Johann N. war als Major in schwedischen Militärdiensten und wurde am 20. August 1666 als „von Freymann“ geadelt. Zu seinen Besitzungen gehörten die Güter Nötkenshof[1] und Schreibershof[2]. Er übte mit zeitlichen Abständen das Amt eines Ordnungsrichters aus und war Landrichter im Dörptschen Kreis. Sein Sohn der livländische Landrat Carl Otto von Freymann († 1729) war mit Catharina Elisabeth von Rothausen a.d.H. Nursie verheiratet und erbte durch sie das Gut Nursie. Seine drei Brüder waren ebenfalls hohe Offiziere in schwedischen und russischen Diensten. Das Adelsgeschlecht „Freymann Nursie und Schreibershof“ wurde 1742 von der Livländischen Ritterschaft in die livländische Adelsmatrikel (Nr. 74) eingetragen und erhielt 1745 und 1747 als „von Freymann a.d.H. Nursie“ die Matrikelnummer 93.

Gut Nursie Bearbeiten

 
Herrenhaus von Alt-Nursie

Das Gut Alt-Nursie war 1627 ein kleines Dorf und der Mühle Nursie und gehört zu Rauge. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde es als Hof von Rauge abgeteilt und 1765 nochmals in Alt- und Neu-Nursie unterteilt. Alt-Nursie war von 1723 bis 1861 im Besitz der Familie von Freymann[3]. Das Rittergut selbst wurde 1688 gegründet und gehörte den Familien von Freymann, von Herzberg sowie von Wahl. Das zergliederte Hauptgebäude im Neorenaissance-Stil entstand in den 1860er Jahren (ist in einer im 20. Jahrhundert von der sowjetischen Armee etwas veränderten Form erhalten geblieben). Nach der historischen Aufteilung gehörte das Gut zum Kirchspiel Rõuge/Rauge, Kreis Võrumaa/Werro; nach der heutigen Aufteilung gehört das Gut zur Gemeinde Rõuge in Võrumaa.[4]

Wappen Bearbeiten

Nach dem vom 20. August 1666 erteilten Adelsdiplom führen die von Freymann a.d.H. Nursie folgendes Wappen: Im Wappenschild zwei verschränkte Standarten mit blauer Flagge, die je einen Halbmond tragen. Zwischen den kreuzweise an geordneten Standarten stehen zwei übereinander nach oben gerichtete Pfeile. Die Helmzier stellt auf der Helmwulst einen Kranz mit einem blauen aufrechten Pfeil dar, der zwischen je zwei Standarten steht. Die Helmdecken sind Blau und Silber.[5]

Stammliste Bearbeiten

Johann Neumann (1640–1682), 1666 schwedischer Adelsstand als von Freymann, Stammvater des Adelsgeschlechts von Freymann a.d.H. Nursie, schwedischer Major, Ordnungsrichter

  • Reinhold Johann von Freymann (1680–1736), schwedischer Oberstleutnant, russischer Generalmajor
    • Carl Otto (II.) von Freymann († 1769)
    • Johann Friedrich von Freymann († 1782), Oberst
    • Reinhold von Freymann, Hauptmann
  • Johann Friedrich von Freymann († 1799), holländischer Generalmajor
  • Carl Otto Freymann a.d.H. Nursie († 1729), Herr auf Schreibershof und Nursie, schwedischer Oberst, livländischer Landrat
    • Carl Johann von Freymann a.d.H. Nursie (1697–1757), Herr auf Nursie, Gerichtsassessor
      • Otto Friedrich von Freymann a.d.H. Nursie (1726–1761), Herr auf Nursie
        • Gerhard Magnus von Freymann a.d.H. Nursie (Linie I.)
        • Otto Reinhold von Freymann a.d.H. Nursie (Linie II.)
      • Ludwig Eberhard von Freymann a.d.H. Nursie (1744–1810)
        • Christoph Ludwig von Freymann a.d.H. Nursie (Linie III.)

Linie I. Bearbeiten

Gerhard Magnus von Freymann a.d.H. Nursie (1759–1799), Kreisgerichtsassessor

Linie II. Bearbeiten

Otto Reinhold von Freymann a.d.H. Nursie (1760–1820), Kirchspielrichter

Linie III. Bearbeiten

Christoph Ludwig von Freymann a.d.H. Nursie (1773–1820)

  • Alexander Ludwig von Freymann a.d.H. Nursie (1818–1886), Kreisgerichtsassessor, Landrichter
  • Arthur Leo Gustav von Freymann a.d.H. Nursie (1819–1885), Herr auf Nursie, livländischer Landrat
    • Karl Arthur von Freymann a.d.H. Nursie (1855–1919), Landgerichtsrat in Dresden
      • Walter von Freymann (1899–1957), Oberstleutnant
        • Walter Hermann Rüdiger von Freymann (1932–2022)
          • Johannes von Freymann (* 1957)
            • Justus von Freymann (* 1993)
          • Jörg von Freymann (* 1960)
            • Niels (* 2006)
            • Berenike (* 2008)
          • Eberhard (1935–2020)
            • Georg (* 1972), Professor
              • Benedikt (* 2003)
            • Ludwig (* 1975)
              • Leonhard (* 2005)
              • Carl (* 2012)
        • Jürgen von Freymann (* 1939), Oberstleutnant a. D., Landespolitiker
          • Axel Walter von Freymann (* 1968), Oberst i. G., Stv. Vorsitzender CoV[6]
            • Friedrich Phillipp Alexander (* 1996), Sophie Donata Friederike (* 1998) Richard Wilhelm Ferdinand (* 2000) und Leopold (* 2002)
          • Christoph Georg von Freymann (* 1971), Oberstleutnant
            • Maximilian Rochus York (* 2001),
            • Julia Dorothea Elisabeth (* 2005),
            • Cornelius Emil Carl (* 2009)
          • Phillipp Andreas von Freymann (1976–2015)
        • Achim von Freymann
          • Bernhard (* 1973)

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Freymann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Nötkenshof: Nach dem am 10. Oktober 1666 erhaltenem königlichen Zulaß erwirbt Johann v. Freymann dieses Gut von Otto v. Gylten, wird jedoch erst am 9. Februar 1683 als rechtmäßiger Besitzer anerkannt. Das Gut geht später über an seinen Sohn Reinhold Johann v. Freymann. Familiengeschichte der Familie v. Freymann a.d.H. Nursie [1]
  2. Schreibershof: Johann v. Freymann erwirbt das Gut mit königlichem Zulaß von Otto v. Gylten. Carl Otto v. Freymann, der das Gut von seinem Vater geerbt hatte, tritt es am 4. Januar seinem Bruder Reinhold Johann v. Freymann ab. Dieser vererbt es an seinen Sohn Carl Otto v. Freymann, der es 1767 an Maria Elisabeth Schöppingk verkauft. Gotthard Wilhelm v. Freymann macht jedoch seine Rechtsansprüche geltend und erwirbt das Gut für sich. Familiengeschichte der Familie v. Freymann a.d.H. Nursie [2]
  3. Baltisches historisches Ortslexikon: Estland (einschliesslich Nordlivland), Quellen und Studien zur baltischen Geschichte, Herausgeber Hans Feldmann, Heinz von Zur Mühlen, Gertrud Westermann, Verlag Böhlau Verlag Köln Weimar, 1985, ISBN 3-412-07183-8 [3] Seite 396
  4. Alt-Nursie im Kirchspiel Rauge, Kreis Werro. In: Gutshöfe Estlands [4], aufgerufen am 1. Dezember 2017
  5. Wappen der Freymann a.d.H. Nursie. In: Klingspor, Carl Arvid: Baltisches Wappenbuch, Stockholm 1882, (34. Tafel) [5]
  6. Cornelius-Vereinigung e.V. – Christen in der Bundeswehr, Stellvertretender Vorsitzender Oberstleutnant i. G. Axel Walther von Freymann [6]