Als Franziskusweg werden zahlreiche Pilgerwege oder Wanderwege bezeichnet, die alle einen Bezug zum Heiligen Franz von Assisi haben. Alternative Bezeichnungen sind "Sonnengesangsweg", "Franziskanischer Besinnungsweg" oder "Schöpfungsweg". Für 2017 werden von einer Initiativgruppe "Franziskuswege" 49 Wege im deutschsprachigen Raum aufgelistet.[1] Entweder greifen diese Wege Aspekte der Spiritualität von Franz von Assisi auf oder sie verbinden tatsächliche Aufenthaltsorte von Franziskus. Der bekannteste und wichtigste dieser Wege ist der Franziskusweg in Mittelitalien. Anders als beim Jakobusweg ist nicht das Grab des Namensgebers das Ziel, sondern das Aufsuchen von Orten, die mit ihm zu tun hatten oder haben. Dadurch gibt es auch nicht einen eindeutig festgelegten Franziskusweg, sondern an vielen Stellen mehrere Varianten. Gemeinsame Orte sind aber immer La Verna in der Toskana, Gubbio, natürlich Assisi als Geburtsort und Grabstätte, das Rietital und schließlich Rom als Zielort seiner verschiedenen Besuche beim Papst.

Blick von Norden auf Assisi

Franziskuswege in Auswahl Bearbeiten

Der Franziskusweg im Reintal in Südtirol Bearbeiten

 
Franziskus-Kreuz in Taufers

Der Franziskusweg startet in Winkl (Fraktion Kematen der Gemeinde Sand in Taufers) und führt an den Reiner-Wasserfällen vorbei durch eine der schönsten Naturlandschaften des Tauferer Tals zur Franz- und Klara-Kapelle. Auf der gut einstündigen Wanderung kommt man an zehn Besinnungspunkten vorbei, entsprechend den zehn Strophen des Sonnengesangs des Heiligen Franziskus. Der Weg wurde um 1990 von Leo Munter, dem damaligen Dekan von Taufers, gegründet. Die verfallene Franz- und Klara-Kapelle wurde wieder aufgebaut und so entstand für viele ein beliebter Wallfahrtsort bzw. Ausflugsziel. Bereits wenige Jahre später gingen jährlich schätzungsweise 60.000 bis 80.000 Pilger auf diesem Weg. In Südtirol entstanden daraufhin weitere Besinnungswege zu verschiedenen religiösen Themenschwerpunkten. Besonders im deutschen Sprachraum wird eine Vielzahl von Franziskuswegen errichtet. Der Tauferer Franziskusweg wird als der „Urweg“ dieser Wege bezeichnet.[2]

Der Franziskusweg um die Thüringer Hütte in der Rhön Bearbeiten

Die Entstehung des Weges wurde angeregt durch den Franziskusweg im Reintal, einem Seitental des Tauferer-Ahrntales in Südtirol. Auf private Initiative hin, mit Unterstützung durch die Diözese Würzburg, dem Landkreis Rhön-Grabfeld, dem Bezirk Unterfranken sowie zahlreichen Firmen und Privatpersonen konnte der Franziskusweg im Mai 2007 eröffnet werden. Träger ist ein „Freundeskreis Franziskusweg e.V.“, dessen Aufgabe die Erhaltung und Förderung ist, genauso wie die Belebung des Franziskusweges durch die Organisation von geistlichen Führungen und Veranstaltungen. Der Franziskusweg beginnt am Parkplatz unterhalb des Jugendhauses / Schullandheimes Thüringer Hütte. Man begeht ihn am sinnvollsten im Uhrzeigersinn Richtung Rother Kuppe mit Besuch der einzelnen Stationen und Abschluss in der Kapelle. Der Rundweg hat eine Gesamtlänge von ca. 5 Kilometern und umfasst 17 Stationen, 10 Kunst- und 7 Lesestationen. Er verläuft auf vorhandenen Forst- und Wanderwegen bei einer Höhendifferenz von ca. 65 m. Rote Wegweiser mit dem Τ, dem franziskanischen Tau, markieren den Weg.[3]

Der Franziskus-Pilgerweg in Garmisch-Partenkirchen Bearbeiten

 
Die katholische Pfarrkirche St. Clemens in Eschenlohe

Der Pilgerweg des Hl. Franziskus von Assisi startet an der Pfarrkirche St. Clemens in Eschenlohe und endet am Franziskanerkloster St. Anton in Partenkirchen. Schwerpunkt des Weges ist die Schöpfung Gottes in all ihrer Vielfalt zu erleben. Dazu gibt es an einzelnen Wegstationen Informationen über die Biodiversität – die Vielfalt des Lebens – bzw. Geschichte der Orte. Der Hauptweg über die „Sieben Quellen“ hat eine Länge von 16 km. Ein Alternativweg führt entlang der Loisach mit 15,5 km. Teilweise verläuft die Route auf der Via Romea, einem uralten Pilger- und Handelsweg nach Rom. Träger des Weges ist das Katholische Kreisbildungswerk Garmisch-Partenkirchen e. V.[4]

Besinnungsweg in Aurach/Mittelfranken Bearbeiten

 
Die 1855 neu errichtete katholische Wallfahrts- und Filialkirche Mater Dolorosa von Windshofen

Der Auracher Besinnungsweg besteht aus zwei Teilen. Er bietet eine Anleitung zur persönlichen Sinn- und Naturerfahrung. Der Weg "Sonnengesang" im Süden verläuft in einer lieblichen offenen Landschaft. Seine neun Stationen orientieren sich am Sonnengesang des Heiligen Franziskus von Assisi. Die Streckenlänge beträgt 6,5 km. Der Beginn mit Parkplatz liegt an der Kapelle Mater dolorosa in Windshofen. Der Weg "Sinneslust" im Norden schlängelt sich mit seinen neun Stationen zur Sinneserfahrung durch ein Waldgebiet. Die Streckenlänge beträgt 3,5 km. Beginn ist in der Nähe des Friedhofs in Aurach. Der Besinnungsweg Aurach ist ein Projekt der Gemeinde Aurach, der Kommunalen Allianz AGIL und des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken (LPV). Im Jahr 2008 wurde der Besinnungsweg unter Federführung des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken in der heutigen Form neu eingerichtet und erweitert.[5]

Franziskusweg in die Marken Bearbeiten

Cammino Francescano delle Marca verläuft über 167 km von Assisi nach Ascoli Piceno in der Region Marken. Die Strecke ist in acht Etappen eingeteilt:[6]

  1. Assisi > Foligno
  2. Colfiorito
  3. Polverina
  4. Montalto di Cessapalombo
  5. Sarnano
  6. Comunanza
  7. Venarotta
  8. Ascoli Piceno

Der Franziskusweg von Florenz nach Rom Bearbeiten

 
Tau-Kreuz – das franziskanische Erkennungszeichen als Wegmarkierung

Der Franziskusweg in Italien, auch als Via di Francesco bekannt, ist ein 520 Kilometer langer Wanderweg, der vom Leben des Heiligen Franziskus von Assisi inspiriert ist. Der Franziskusweg führt auf einer alten Römerstraße von Florenz nach Rom auf den Spuren des Heiligen Franziskus durch eine abwechslungsreiche Landschaft, vorbei an wichtigen franziskanischen Stätten wie dem Heiligtum von La Verna, Assisi und dem Rieti-Tal. Dabei ist der Franziskusweg eine Kombination oder Aneinanderreihung aus vielen kürzeren Wallfahrten zu einigen der Franziskanerheiligtümer entlang des Weges.

Die Markierungen für den Franziskusweg variieren. Auf dem ersten Abschnitt von Florenz nach Sansepolcro sind es hauptsächlich rot-weiße Wandermarkierungen. Ab Sansepolcro sind es horizontal gelb-blau gestreifte Wegweiser mit gelbem Tau-Kreuz. Bei Vorlage eines Pilgerpasses, der auf dem Weg abgestempelt wurde, wird in Assisi ein Zertifikat, die „Assisiana“, ausgestellt.

Die folgende Beschreibung orientiert sich an der von Susanne und Walter Elsner vorgeschlagenen modernen Wegführung. Sie hat zum Ziel, möglichst viele der geschichtsträchtigen Franziskus-Orte auf der Strecke von Florenz über Assisi bis Rom zu berühren.[7]

Von Poggio Bustone bis Rieti läuft der Franziskusweg parallel zum Pilgerweg Benediktweg von Norcia über Subiaco nach Montecassino.

Nr. Startort – Zielort Höhenmeter
↑ in m
Höhenmeter
↓ in m
Entfernung
in km
Orte mit Bezug zur Lebensgeschichte des Franziskus
1 Florenz – Pontassieve 660 640 21,6 Santa Croce in Florenz steht etwa an der Stelle, an der Franziskus mit einigen Gefährten 1217 eine Kapelle und kleine Hütten baute
2 Pontassieve – Consuma 1070 160 17,5 Nach seiner Nahost-Reise 1219 ging Franziskus auf dem Weg von Florenz nach Camaldoli wahrscheinlich über den Pass von Consuma
3 Consuma – Stia 400 940 15,0
4 Stia – Camaldoli 980 600 15,9 Die Einsiedelei Camaldoli beherbergte Franziskus nach seiner Nahost-Reise im Jahr 1220
5 Camaldoli – Biforco 1000 1150 18,0
6 Biforco – La Verna 700 240 7,3 1213 erhielt Franziskus den Berg La Verna als Geschenk von Graf Orlando Catani von Chiusi. Ab 1214 besuchte Franziskus den Ort regelmäßig und betete in der Felsenlandschaft des Sasso Spicco
7 La Verna – Caprese Michelangelo 620 1130 17,5 An der Eremo della Casella soll sich der todkranke Franziskus tränenreich von seinem Lieblingsort La Verna verabschiedet haben
8 Caprese Michelangelo – Sansepolcro 360 650 25,3
9 Sansepolcro – Città di Castello 750 800 26,8 In der Nähe von Monecasale stand eine Burg und ein Hospiz. Diese Anlage bekam Franziskus 1213 vom Bischof von Città di Castello geschenkt. Er soll dort mehrfach übernachtet haben. Auch die Legende, dass Franziskus durch seine Großherzigkeit drei Räuber bekehrte, wird dort verortet
10 Città di Castello – Pietralunga 970 680 30,3
11 Pietralunga – Gubbio 750 820 26,2 Gubbio ist mit jener Legende verbunden, nach der Franziskus hier 1222 einen Wolf zähmte, der zuvor die Einwohner bedroht hatte
12 Gubbio – Val di Chiascio 330 360 16,3 Bezug zur Lebensgeschichte des Franziskus
13 Val di Chiascio – Valfabbrica 430 600 19,4 An der Chiesa di Caprignone fand 1223 das erste Generalkapitel des Franziskanerordens außerhalb von Assisi statt
14 Valfabbrica – Assisi 530 400 14,8 Geburts- und Sterbeort von Franziskus mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten
15 Assisi – Foligno 200 400 21,6 Portiunculakapelle in Santa Maria degli Angeli; in Rivotorto: Ort der ersten Gemeinschaft um Franziskus. In Foligno verkaufte Franziskus Stoffe aus dem Geschäft seines Vaters, was u. a. zu seiner Enterbung führte
16 Foligno – Pissignano 470 470 18,8 In San Sabino ist eine Bekehrungsvision des Franziskus auf dem Weg in den Kreuzzug verortet
17 Pissignano – Monteluco di Spoleto 640 100 19,1 In Monteluco erhielt Franziskus 1218 das Katharinakirchlein von den dortigen Benediktinern als Aufenthaltsort. Aus Weiden gebaute Mönchszellen sind noch sichtbar
18 Monteluco di Spoleto – Perchia 580 900 16,7
19 Perchia – Romita di Cesi 800 490 18,4 In Romita di Cesi gründete Franziskus 1213 ein Kloster
20 Romita di Cesi – Terni 190 820 17,5 In Terni hat Franziskus der Überlieferung nach gepredigt
21 Terni – Piediluco 620 370 16,7 Franziskus verweilte öfters – auf jeden Fall 1208 – in Piediluco
22 Piediluco – Poggio Bustone 970 560 20,2 Franziskus verweilte öfter in den Höhlen bei Poggio Bustone – erstmals 1209
23 Poggio Bustone – Rieti 360 750 17,1 Franziskus war öfter in Rieti. Im Bischofspalast heilte er ein krankes Mädchen und trug die Versöhnungsstrophe aus dem Sonnengesang vor zerstrittenen Stadtparteien vor
24 Rieti – Greccio 900 600 21,9 In Fontecolombo schrieb Franziskus 1223 die endgültige Ordensregel. Hier ließ er sich nach seiner Palästinareise wegen eines Augenleidens erfolglos mit einem glühenden Eisen behandeln.
25 Greccio – Stroncone 380 640 14,4 An dem Ort, an dem heute das Santuario di Greccio steht, hat Franziskus 1223 das Weihnachtsfest mit der ersten Weihnachtskrippe gefeiert. Das Kloster San Francesco in Stroncone wurde von Franziskus selbst 1213 gegründet
26 Stroncone – Calvi dell´Umbria 1000 1000 21,3 Ab 1213 nutzte Franziskus die Einsiedelei Sacro Speco immer wieder als Rückzugsort für Gebet und Meditation. So soll Franziskus hier Wasser aus einem Brunnen geschöpft haben, das zu Wein wurde. Nachweislich 1213 predigte Franziskus in Calvi dell´Umbria
27 Calvi dell´Umbria – Selci 400 600 19,7
28 Selci – Farfa 450 450 19,7
29 Farfa – Montelibretti 530 530 14,4
30 Montelibretti – Mentana 250 340 17,1
31 Mentana – Rom 310 450 31,7 Die Statua di San Francesco auf dem Platz vor San Giovanni in Laterano erinnert an die Reise von Franziskus zu Papst Innozenz III. im Jahr 1210, um die Lebensweis der jungen Gemeinschaft bestätigen zu lassen

Bildergalerie Bearbeiten

Virtuelle Begehung Bearbeiten

Mit der zweiteiligen Navigationsleiste Franziskusweg, die sich jeweils am Ende der Ortsartikel befindet, ist die virtuelle Begehung dieses Pilgerwegs möglich. Die Leiste enthält neben der Verlinkung des vorhergehenden und des folgenden Ortes – im nachstehenden Beispiel werden Start- und Endpunkt angeführt – eine ausklappbare Übersicht aller Orte in tatsächlicher Reihenfolge Richtung Rom.

Navigationsleiste „Franziskusweg

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Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Claudia Brunke-Gregory, Renate Sturm-Wutzkowsky, Br. Nikolaus Kuster: Pilgern im Zeichen des Tau. Unterwegs auf dem Franziskusweg. Beuroner Kunstverlag, Beuron 2023, ISBN 978-3-87071-393-5.
  • Susanne und Walter Elsner: Franziskusweg. (= Rother Wanderführer). Bergverlag Rother, München 2. aktualisierte Auflage 2019, ISBN 978-3-7633-4523-6.
  • Simone und Anton Ochsenkühn: Franziskusweg Pilgerführer. amac-Buchverlag, Obergriesbach 2007, ISBN 978-3-9543-1055-5.
  • Kees Rodenburg: Italien: Franziskusweg von Florenz nach Rom. (= OutdoorHandbuch 186). Conrad Stein Verlag, Welver 6. aktualisierte Auflage 2017, ISBN 978-3-86686-574-7.
  • Martin Engelmann, Anna-Maria Stiefmüller: Zu Fuß nach Rom. Tyrolia Verlag, Innsbruck 2015, ISBN 978-3-7022-3425-6.
  • Angela Maria Seracchioli: Der Franziskusweg von La Verna über Gubbio und Assisi bis Rieti. Tyrolia Verlag, Innsbruck 2. aktualisierte Auflage 2010, ISBN 978-3-7022-2825-5.
  • Maurizio Serafini und Luciano Monceri: Il cammino francescano della Marca. Verlag Terre di Mezzo, 2020, ISBN 978-8861895775.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Franziskusweg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Verzeichnis der uns bekannten Franziskuswege, Besinnungswege, Schöpfungswege und Meditationswege zum Sonnengesang des Hl. Franz von Assisi.(Stand Febr. 2017, erstellt von Klaus Köhle, Aalen). Website einer Initiativgruppe Franziskuswege. Abgerufen am 6. Dezember 2019
  2. Der Tauferer Franziskusweg Website des Vereins Tauferer Franziskusweg. Abgerufen am 6. Dezember 2019
  3. Der Franziskusweg um die Thüringer Hütte in der Rhön Website des Freundeskreises Franziskusweg e.V. Abgerufen am 6. Dezember 2019
  4. Der Franziskus-Pilgerweg in Garmisch-Partenkirchen Website des Katholischen Kreisbildungswerks Garmisch-Partenkirchen e. V. Abgerufen am 6. Dezember 2019
  5. Besinnungsweg Aurach Abgerufen am 6. Dezember 2019
  6. Cammino Francescano della Marca. In: offizielle Seite. Abgerufen am 14. Dezember 2023 (italienisch).
  7. Susanne und Walter Elsner: Franziskusweg.