Francesco Squarcione

italienischer Renaissancemaler der paduanischen Schule

Francesco Squarcione, auch Squarcione, Francesco di Giovanni (* um 1395 in Padua; † um 1468 ebenda oder 1474 in Venedig) war ein italienischer Maler der paduanischen Schule.[1]

Maria mit dem Kinde (ca. 1460)

Leben und Werk Bearbeiten

Squarcione war der Sohn eines Notars namens Giovanni Squarcione und dessen Frau, einer Schwester des Schneiders Francesco della Galta. Er hatte zwei Schwestern Lucia und Taddea. Nach dem Tod beider Eltern kam er in die Obhut seines Onkels mütterlicherseits, von dem er die Kunst des „Schneiderns und Stickens“ erlernte. Er ist für die Jahre 1419 und 1423 als Schneider und Sticker dokumentiert.[2] Er unternahm weite Reisen durch Italien und Griechenland, wo er unter anderem Skizzen nach antiken Kunstwerken zeichnete, kleinere Statuen sammelte oder Abgüsse antiker Kunst anfertigte. Zurück in der Heimat diente ihm diese Sammlung als Grundstock für seine Schule.[3] 1429 wird er erstmals als Maler erwähnt. In seinen wenigen Werken ist einen Einfluss von Fra Filippo Lippi, Donatello und Antonio Vivarini zu erkennen.[1]

Seit spätestens 1431 stand er in Padua einer großen Malerwerkstatt vor. Hier verband er die spätgotisch-venenezianische Kunsttradition mit den Neuerungen der Florentiner Frührenaissance. Er war auch als Kunstunternehmer und Kunstsammler tätig und förderte in seinem Atelier das Studium der Antike.[4] Die Kunstsammlung diente als Anschauungs- und Studienmaterial für seine Mitarbeiter.[1][5] Er behauptete, ein vortrefflicher Lehrmeister zu sein, doch in Wirklichkeit beutete er das Talent seiner Schüler schamlos aus.[6] Die Begabtesten versuchte er durch raffiniert ausgeklügelte Verträge und Adoptionen fest und langfristig an sich zu binden.[2] Er versprach sie wie einen Sohn aufzunehmen, was neben freier Kost und Logis auch die Übernahme der Kosten für Bekleidung beinhaltete. Als Gegenleistung mussten die Schüler ihn bei allen Arbeiten im Haus und in der Werkstatt tatkräftig unterstützen. Teilweise verlangte er jedoch auch eine gewisse Geldsumme für die Betreuung eines Schülers.[7]

Bedeutendster Schüler und Adoptivsohn war Andrea Mantegna, der von 1441 bis 1448 in seiner Werkstatt tätig war, bevor es ihm gelang, sich von Squarcione zu lösen und eigene Wege zu gehen. Weitere namhafte Schüler waren unter anderen Giorgio Schiavone (* 1433 oder 1436; † 1504) und der auch adoptierte Marco Zoppo[5][8] sowie Dario da Treviso, Carlo Crivelli und Melazzo di Forli († um 1490).[9]

Wie hoch der eigenhändige Anteil der aus der Werkstatt hervorgegangenen Bilder ist, ist nicht bekannt und aus den Werken auch nur schwer ablesbar. Von den wenigen erhaltenen, mit seinem Namen verbundenen Tafelbildern sind nur zwei Werke, in Berlin und Padua, als unbestritten anerkannt. Beide Werke wurden für die in Padua ansässige Familie de Lazzara gemalt. 1958 gelang es, Reste der von Squarcione ausgeführten Fresken für San Francesco in Padua freizulegen, die zu den Spätwerken aus seiner Werkstatt gehören und Szenen aus dem Leben des heiligen Franziskus von Padua zeigen.

Familie Bearbeiten

1418 heiratete er seine erste Frau Francesca, eine Tochter des Färbers Bartolomeo dai Osei. Mit seiner zweiten Ehefrau hatte er den einzigen leiblichen Sohn namens Bernardino, der jedoch andere Interessen hatte, als die väterliche Werkstatt zu übernehmen, und sich schon früh dem Ordensleben zuwandte. Daher hatte Squarcione keinen geeigneten Nachfolger und hat immer wieder einen seiner Schüler Adoptiert und ihm viele Versprechungen gemacht, die er nie hielt. Der Letzte von ihnen war 1466 ein Waisenkind namens Giovanni Vendramin. Squarcione versprach diesem sein gesamtes Erbe, wenn er ihn bis ans Ende seiner Tage unterstützte. In dem Testament Squarciones wurde Giovanni Vendramin jedoch nicht erwähnt. Er starb nach dem 21. Mai 1468, der Tag an dem er sein Testament diktierte, und dem Juli 1472, als in den Dokumenten Zahlungen an seine Frau verzeichnet sind.[7]

Werke (Auswahl) Bearbeiten

Gemälde

  • Arzignano, Kirche, Santa Maria in Castello, Chor: Maria mit dem Kinde, zwölf Heilige und Kreuzigung Christi. (zugeschrieben)
  • Berlin, Gemäldegalerie: Maria mit dem Kinde (Madonna de Lazzara). um 1460[1]
  • Castello di Arzignano, Chiesa della Visitazione della Beata Vergine Maria: Polyptychon mit Maria und den Kindern und den Heiligen Nikolaus von Bari, Matthäus, Johannes der Täufer, Petrus, Bartholomäus, Zeno, Lucia, Katharina von Alexandria, Antonius Abbas, Franziskus, Agatha und Ursula. (zugeschrieben)
  • Maastricht, Bonnefantenmuseum: Maria mit dem Kinde. um 1440 (wird überwiegend der Werkstatt zugeschrieben)
  • Padua, Museo Civico: Triptychon. um 1449–1452[1]
  • Padua, San Francesco: Reste von Szenen aus dem Leben des heiligen Franziskus (Fresken)[1]
  • Rom, Collezione Leonardo Vitetti: Maria mit dem Kinde zwischen den Heiligen Rochus und Antonius. (zugeschrieben)

Zeichnungen

  • Berlin, Kupferstichkabinett: Herkules und Antäus, gerahmt von zwei Männerakten im Hintergrund. (ist wahrscheinlich das Werk eines Schülers).
  • London, The British Museum: Der heilige Christophorus in Lycia.
  • München, Staatliche Graphische Sammlung: Zentauren und Satyrn.

Falsche Zuweisungen

  • Das Bild Christuskind wurde fälschlicherweise Squarcione zugeschrieben, stammte aber von Lorenzo di Credi. Ebenso das Bild Kampf zweier Soldaten, das eigentlich von Pietro di Cristoforo Vannucci stammt.[10]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Francesco Squarcione – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Kathleen Kuiper: The 100 Most Influential Painters & Sculptors of the Renaissance. The Rosen Publishing Group, 2009, ISBN 978-1-61530-004-4, S. 43–44 (books.google.de – Leseprobe).
  2. a b Joseph Manca: Mantegna. Litres, 2012, ISBN 978-1-78160-400-7, S. 16 (books.google.de – Leseprobe).
  3. Georg Kaspar Nagler: Squarcione, Francesco. In: Neues allgemeines KünstlerLexicon oder Nachrichten von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter, …etc. Band 17: Sole, G. G.–Surugue, L.. Fleischmann, München 1847, S. 192–195 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Squarcione, Francesco di Giovanni. In: Lexikon des Mittelalters. Band 7: Planudes bis Stadt (Rus). Lexma Verlag, München 1977, ISBN 3-7608-8907-7, Sp. 2150 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  5. a b Camillo Sitte, Robert Stalla: Schriften zu Kunsttheorie und Kunstgeschichte. Böhlau Verlag Wien, 2010, ISBN 978-3-205-78458-6, S. 634 (books.google.de – Leseprobe).
  6. Renate Prochno: Konkurrenz und ihre Gesichter in der Kunst: Wettbewerb, Kreativität und ihre Wirkungen. Oldenbourg Verlag, 2006, ISBN 978-3-05-004991-5, S. 77 (books.google.de – Leseprobe).
  7. a b Giacomo Alberto Calogero: Squarcione, Francesco. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 93: Sisto V–Stammati. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2018.
  8. Claire Van Cleave: Master Drawings of the Italian Renaissance. Harvard University Press, 2007, ISBN 978-0-674-02677-3, S. 56 (books.google.de – Leseprobe).
  9. Squarcione, Francesco. In: Wegweiser durch sämtliche Malerschulen und Gemäldesammlungen. K. Fr. Hering, Stuttgart 1846, S. 31–32 (Textarchiv – Internet Archive).
  10. David Klemm, Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett: Italienische Zeichnungen 1450–1800. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2009, ISBN 978-3-412-20261-3, S. 559.