Folkwang Universität der Künste

deutsche Musik- und Kunsthochschule

Die Essener Folkwang Universität der Künste ist eine Kunsthochschule im Ruhrgebiet für Musik, Theater, Tanz, Gestaltung und Wissenschaft. Die Hochschule vereinigt als eine von wenigen in Deutschland sowohl die Ausbildung in den darstellenden als auch in den bildenden Künsten wie auch die Kunstwissenschaft. Mit rund 1700 Studierenden ist sie die zweitgrößte staatliche Kunsthochschule Deutschlands.

Folkwang Universität der Künste
Gründung 1927
Trägerschaft staatlich
Ort Essen
Bundesland Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen
Land Deutschland Deutschland
Rektor Andreas Jacob[1]
Studierende 1627 (SoSe 2022)[2]
Mitarbeiter 578 (2019)[3]
davon Professoren 110[2]
Jahresetat 37,2 Millionen Euro (2022)[2]
Netzwerke DFH[4]
Website www.folkwang-uni.de

Der Sitz der Folkwang Universität der Künste ist Essen. Das Hauptgebäude und der Campus befindet sich im ehemaligen Kloster Werden, der Fachbereich Gestaltung auf dem UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein. Weitere Außenstellen sind in Bochum, Dortmund und Duisburg.

Geschichte Bearbeiten

 
Hauptgebäude der Folkwang Universität der Künste in Essen-Werden: das ehemalige Kloster Werden
 
Die Weiße Mühle in Essen-Werden, Unterrichtsräume des Studiengangs Musical
 
Das Folkwang Theaterzentrum in der Bochumer Innenstadt, Unterrichtsräume der Studiengänge Schauspiel und Regie
 
Das Folkwang-Campusgebäude in Duisburg-Mitte ist Lehrort für Kammermusik, Alte Musik und Klavier.
 
Das SANAA-Gebäude in Essen-Stoppenberg ist seit 2010 von der Folkwang angemietet
 
Im Quartier Nord auf dem Campus Welterbe Zollverein, Essen-Stoppenberg, hat der Fachbereich Gestaltung 2017 seinen festen Ort gefunden.
 
Orchesterzentrum NRW in Dortmund

Die „Folkwang“-Kultureinrichtungen gehen auf den Kunstsammler Karl Ernst Osthaus (1874–1921) zurück. Der aus der nordischen Mythologie entlehnte Name Folkwang entstammt der Edda und bezeichnet die Gemächer der Göttin Freya. Osthaus gründete 1902 das Museum Folkwang in Hagen. Als Begegnungsstätte für jeden Bürger plante der von Osthaus eingesetzte Museumsdirektor Karl With das Museum unter dem Aspekt einer volkserzieherischen Förderung aller Stände. 1919 gründete Osthaus den Folkwang-Verlag, 1921 eine dem Gedanken des Museums verbundene Schule, die nur kurz existierte. Die Sammlung des Museums Folkwang wurde kurz nach Osthaus’ Tod 1921 von Hagen nach Essen verkauft, wo das Museum unter demselben Namen weitergeführt wurde.

In Essen gründeten 1927 der Bühnenbildner Hein Heckroth, der Choreograph Kurt Jooss und der Operndirektor Rudolf Schulz-Dornburg in Anlehnung an die Idee des Museums die Folkwangschule für Musik, Tanz und Sprechen. Von der im Begriff Folkwang verkörperten Bedeutung der sich vereinenden Musen ging der Anspruch aus, in den Künsten interdisziplinär und spartenübergreifend auszubilden. 1928 wurde eine bereits bestehende höhere Fachschule für Gestaltung, entstanden aus einer Handwerker- und Kunstgewerbeschule, in die Folkwangschule integriert.

1963 erhielt die Folkwangschule den Status einer Hochschule. 1972 wurde der Fachbereich Gestaltung unter Aufgabe der Kernidee der geeinten Künste in die neugegründete Universität Essen umgegliedert. Danach führte die Hochschule den Namen Staatliche Hochschule für Musik Ruhr.

Anfang des 21. Jahrhunderts fusionierten mehrere künstlerische Ausbildungsstätten in benachbarten Städten mit der Hochschule. Im Jahr 2000 wurde die Westfälische Schauspielschule in Bochum als Studiengang Schauspiel aufgenommen. 2002 stieß die Staatliche Hochschule für Musik Ruhr in Duisburg zur Folkwang-Hochschule, die ihrerseits 1972 aus der Verbindung des Konservatoriums der Stadt Duisburg mit Folkwang entstanden war. 2004 beteiligte sich die Hochschule am neuen Orchesterzentrum NRW in Dortmund, einer gemeinsamen Einrichtung der vier Musikhochschulen Nordrhein-Westfalens. Mit der Präsenz in vier Städten bezeichnete sich die Hochschule als Folkwang Hochschule im Ruhrgebiet.

2007 wurde der Fachbereich Gestaltung von der vier Jahre zuvor fusionierten Universität Duisburg-Essen in die Folkwang Hochschule zurückgeführt, blieb allerdings bis zur Fertigstellung eines eigenen Gebäudes für zehn Jahre in den Räumen der Universität. 2009 übernahm die Hochschule außerdem den Studiengang Kommunikationsdesign der Bergischen Universität Wuppertal mit sechs Professuren und 200 Studierenden. Nach der erneuten Vereinigung aller Kunstrichtungen benannte sich die Hochschule 2010 in Folkwang Universität der Künste um.

2012 wurde in Essen-Werden die Folkwang Bibliothek in einem für 7,4 Millionen Euro errichteten Neubau eröffnet. Neben dem Bestand der Folkwang Universität der Künste gingen auch die musikwissenschaftliche Bibliothek der Ruhr-Universität Bochum und die musikpädagogische Bibliothek der Universität Duisburg-Essen ein. Mit 190.000 Medien sind die zusammengeführten Bestände eine der größten musikwissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland.[5]

Im Jahr 2017 wurde für den Fachbereich Gestaltung ein 19.000 Quadratmeter großer Neubau auf dem Gelände des Weltkulturerbes Zeche Zollverein fertiggestellt. Das Gebäude wurde von der Welterbe Entwicklungsgesellschaft erbaut und für 40 Millionen Euro vom Land Nordrhein-Westfalen für zwanzig Jahre angemietet und ersteingerichtet. Das von MGF Architekten geplante Gebäude wurde mit dem Deutschen Fassadenpreis 2018 für vorgehängte hinterlüftete Fassaden ausgezeichnet.[6] Zusätzlich nutzt die Hochschule bereits seit 2010 das benachbarte SANAA-Gebäude. Um den Campus herum soll eine „Designstadt“ entstehen.[7] 2022 wurde die Pina Bausch Gastprofessur eingerichtet.[8]

Struktur Bearbeiten

Seit 2007 vereint die Folkwang Universität der Künste die Sparten Musik, Theater, Tanz, Gestaltung und Wissenschaft. Damit ist sie eine von drei integrierten Kunsthochschulen in Deutschland, gemeinsam mit der Universität der Künste Berlin und der Hochschule für Künste Bremen.

Die Universität ist in vier Fachbereiche gegliedert:

  • Fachbereich 1: Instrumentalausbildung, Jazz, Komposition, Orchesterspiel, Professional Performance, Populäre Musik
  • Fachbereich 2: Lehramt Musik, Musikpädagogik, Musikwissenschaft, Integrative Musiktheorie, Leitung vokaler Ensembles, Musik des Mittelalters
  • Fachbereich 3: Gesang, Musiktheater, Voice Performance, Musical, Physical Theatre, Schauspiel, Regie, Tanz, Tanzkomposition, Tanzpädagogik
  • Fachbereich 4: Fotografie, Industrial Design, Kommunikationsdesign, Kunst- und Designwissenschaft

Aktuell gibt es sechs Institute an der Folkwang Universität der Künste: das Institut für Computermusik und Elektronische Medien (ICEM), das Institut für Pop-Musik, das Institut für Gregorianik, das Institut für Zeitgenössischen Tanz (IZT) und folkwang junior, das Institut für künstlerische Nachwuchsförderung. Das Orchesterzentrum NRW ist eine gemeinsame Einrichtung von vier nordrhein-westfälischen Kunsthochschulen.

Die Hochschule verfügt aktuell über Standorte in vier Städten.[9] Durch die Entwicklungsgeschichte der Hochschule sind die Standorte nicht deckungsgleich mit den Fachbereichen.

  • Essen-Werden: Der Hauptstandort der Hochschule befindet sich im Essener Süden. Ansässig sind hier die Studiengänge Instrumentalausbildung, Gesang|Musiktheater, Physical Theatre, Musical, Jazz, Leitung vokaler Ensembles, Komposition, Musik des Mittelalters, Musiktheorie, Lehramt Musik, Musikpädagogik und Musikwissenschaft sowie das Institut für Computermusik und Elektronische Medien (ICEM), das Institut für Gregorianik, das Institut für Zeitgenössischen Tanz (IZT) und folkwang junior, das Institut für künstlerische Nachwuchsförderung.
  • Essen-Stoppenberg: Das Weltkulturerbe Zollverein in Essen-Stoppenberg ist seit 2017 Sitz des Fachbereichs Gestaltung mit den Bereichen Fotografie, Industrial Design, Kommunikationsdesign sowie Kunst- und Designwissenschaft.
  • Bochum-Wiemelhausen: Das Folkwang Theaterzentrum liegt im Viertel Ehrenfeld des Stadtteils Wiemelhausen, nahe der Bochumer Innenstadt. Hier konzentriert sich die Folkwang Theaterausbildung mit den Studiengängen Schauspiel und Regie. Das Institut für Populäre Musik wurde am südlichen Ende des Stadtteils in Räumen der ehemaligen Zeche Prinz Regent eingerichtet.
  • Dortmund-Mitte: Die Dortmunder Innenstadt ist der Sitz des Orchesterzentrums NRW. Im Rahmen des Folkwang Masterstudiengangs Orchesterspiel werden hier Nachwuchsmusiker auf ihren späteren Beruf als Orchestermusiker vorbereitet
  • Duisburg-Mitte: In der Duisburger Innenstadt wird Alte Musik, Kammermusik und Klavier gelehrt.[10]

Studium Bearbeiten

In den fünf Fächergruppen Musik, Theater, Tanz, Gestaltung und Wissenschaft bietet die Hochschule über 40 Studiengänge mit den international anerkannten Abschlüssen Bachelor, Master und Artist Diploma sowie den Exzellenzstudiengang Folkwang Konzertexamen an. Neben dem Jungstudium sind an Folkwang auch Promotionen und Habilitationen möglich.[11]

Seit 2008 unterhält die Universität als einzige Kunsthochschule Deutschlands einen fünfzügigen Kompositionsstudiengang. Die „Integrative Komposition“ umfasst die Fächer Instrumentalkomposition, elektronische Komposition, Komposition und Visualisierung, Jazzkomposition sowie Popkomposition/Produktion.

Außerhalb der Wissenschaft bietet die Hochschule eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik an.[12]

Veranstaltungen Bearbeiten

Jährlich finden an der Universität der Künste über 400 öffentliche Veranstaltungen statt: auf sieben eigenen Bühnen, in Kirchen, Museen, Galerien, Zechen und in regelmäßigen Kooperationsprojekten mit den Theatern und Konzerthäusern der Region. Durch diese Vernetzung fördert Folkwang frühzeitig einen praxisorientierten und lebendigen Austausch. Neben dem reinen Lehrbetrieb betreibt die Universität auch kulturelle Aktivitäten in Essen-Werden. So finden im ehemaligen Bürgermeisterhaus Konzerte der Meisterschüler statt, um ihnen Gelegenheit zu geben, Erfahrung im Konzertieren zu sammeln. Dies wird von einem privaten Sponsorenkreis unterstützt.

Zum Folkwang-Tanz gehört auch das Folkwang Tanzstudio (FTS).[13] Das FTS ist eine international arbeitende Company, die derzeit zehn professionelle Tänzerinnen und Tänzer aus aller Welt beschäftigt. Das FTS ist angegliedert an das Institut für Zeitgenössischen Tanz der Folkwang Universität der Künste.[14]

Personen Bearbeiten

Ausgewählte Hochschullehrer Bearbeiten

Ausgewählte Absolventen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Folkwang Universität der Künste – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rektorat der Folkwang Universität. In: Website der Folkwang Universität der Künste. Abgerufen am 26. Juni 2019.
  2. a b c Die Folkwang Universität der Künste in Zahlen. In: Website der Folkwang Universität der Künste. Abgerufen am 30. April 2022.
  3. Die Folkwang Universität der Künste in Zahlen. In: Website der Folkwang Universität der Künste. Abgerufen am 11. Dezember 2020.
  4. Netzwerk. Liste der Hochschulen im Netzwerk der DFH. In: www.dfh-ufa.org. Deutsch-Französische Hochschule, abgerufen am 3. Oktober 2019.
  5. Neue Folkwang-Bibliothek ist ein Schmuckstück. In: Neue Ruhr Zeitung, Lokalausgabe Essen. 19. September 2012, abgerufen am 26. Juni 2019.
  6. Preisträger Campus Welterbe Zollverein – Folkwang Universität der Künste, Fachbereich Gestaltung, Essen. In: Deutscher Fassadenpreis 2018, Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden e. V., S. 4ff. Abgerufen am 8. September 2020.
  7. Folkwang-Studenten beziehen Zukunftsort auf Zollverein. In: Neue Ruhr Zeitung, Lokalausgabe Essen. 26. Oktober 2017, abgerufen am 26. Juni 2019.
  8. Pina Bausch Gastprofessur. Abgerufen am 27. Januar 2024 (deutsch).
  9. Die Campus der Folkwang Universität der Künste. In: www.folkwang-uni.de. Folkwang Universität der Künste, abgerufen am 30. April 2022.
  10. Folkwang Universität der Künste. Stadt Duisburg, abgerufen am 30. April 2022.
  11. Studienangebot der Folkwang Universität. In: Website der Folkwang Universität der Künste. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  12. Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik. In: Website der Folkwang Universität der Künste. Abgerufen am 27. Juni 2019.
  13. Folkwang Tanzstudio. Abgerufen am 30. April 2022 (deutsch).
  14. Institut für Zeitgenössischen Tanz. Abgerufen am 30. April 2022 (deutsch).

Koordinaten: 51° 23′ 15″ N, 7° 0′ 16″ O