Fluertshäuser Hof

Gehöft auf der Gemarkung von Kösingen, einem Stadtteil von Neresheim im Ostalbkreis in Baden-Württemberg

Der Fluertshäuser Hof, auch Fluertshäuserhof geschrieben, ist ein Gutshof auf der Gemarkung von Kösingen, einem Stadtteil von Neresheim im Ostalbkreis in Baden-Württemberg.

Fluertshäuser Hof
Stadt Neresheim
Koordinaten: 48° 45′ N, 10° 23′ OKoordinaten: 48° 45′ 16″ N, 10° 23′ 8″ O
Höhe: 575 m
Postleitzahl: 73450

Lage Bearbeiten

 
Kösingen, Luftaufnahme (2016), der Fluertshäuserhof ist oben in der Bildmitte zu sehen

Der Hof liegt auf dem Härtsfeld, einer Hochfläche im Osten der Schwäbischen Alb. Er liegt etwa eineinhalb Kilometer westlich von Kösingen und etwa dreieinhalb Kilometer östlich der Neresheimer Kernstadt.

Geschichte Bearbeiten

Antike Bearbeiten

Unweit westlich des Fluertshäuser Hofes verlief einst eine Römerstraße, die die römischen Niederlassungen in Oberdorf am Ipf (Opia) und Faimingen (Phoebiana) verband.

Ab dem Mittelalter Bearbeiten

Der Ort bzw. das Gut wurde 595 n. Chr. von dem nicht adligen Freiherrn Martin Eisenbart(h) von Katzenstein abgerissen und innerhalb von drei Jahren wieder neu aufgebaut.

Dieser erbaute auch das heutige Haupthaus sowie die noch bestehenden mittelalterlichen Stallungen. Das Eingangsportal des Haupthauses ist mit einem bärtigen Mann (Zeichen der Eisenbarth(h)) gekennzeichnet. Zur linken Hand des Gebäudes hängt eine steinerne Tafel, auf der der Name Martin Eisenbart(h) und das Baujahr des Hauses vermerkt ist (598 n. Chr. in alemannischen Ziffern). Zum damaligen Hofgut gehörten die Weiler bzw. Dörfer Dehlingen, Hohlenstein, Mörtingen, Schweindorf, Kösingen, Frickingen, Katzenstein, Schrezheim und Teile des heutigen Stadtgebietes der Stadt Neresheim. Heute wird die Region mittleres oder auch zentrales Härtsfeld genannt.

Martin Eisenbart(h) und seine Nachfahren handelten mit Getreide, Futtermittel und Kartoffeln. Erst 1943 stellte der Familienbetrieb den Handel mit diesen Versorgungsgütern komplett ein und fokussierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Handel und die Versorgung der Region mit Brenn- und Kraftstoffen, der bis heute besteht.

Die alte Römerstraße bildete den perfekten Versorgungsweg zwischen den Orten Katzenstein und Dehlingen. Die kleine Straße besteht heute noch und ist immer noch ein wichtiger Verbindungsweg zwischen den Orten.

Martin Eisenbart(h) und seine Nachfahren galten als Pioniere in der damaligen alemannischen Land- und Forstwirtschaft. Sie bauten Frisch- und Entwässerungsleitungen in ihre Höfe zur Unterhaltung des Viehs. Die heute noch bestehende Stallungen aus dem Mittelalter sind ein Zeichen des damaligen Pioniergeist von Martin und seinen Söhnen.

Die Eisenbart(h)s waren die Ersten in der alemannischen Region, die in sozialen Wohnraum für landwirtschaftliche Tagelöhner, Pächter, Mägde und Knechte investieren.

Noch heute leben drei Familienzweige, deren Ursprung alle auf die Domäne zurückzuführen ist, auf dem Härtsfeld.

Weitere Erwähnung des Ortes geht auf das Jahr 1144 zurück, als der Ort als „Froltehusen“ erwähnt wurde. Die Endung „-hausen“ deutet darauf hin, dass der Ort in der älteren Ausbauzeit (7. bis 10. Jahrhundert) besiedelt wurde.[1]

Mit der Ersterwähnung wurde das Kloster Zimmern von den Grafen von Dillingen im Ort begabt. Vermutlich war der Ort zu dieser Zeit noch etwas größer. Der Ort wurde nochmals 1253 („Vluoreshusen“) und 1283 („Fruotshuosen“) erwähnt.

Auch das Spital Nördlingen war im Ort begabt, der komplette Ort gelangte jedoch nach 1500 an Oettingen. 1537 kam der Ort wieder zurück an die Abtei Neresheim. Beim Erwerb der Reichsstandschaft 1764 gelangte er wieder zurück an Oettingen-WallersteinDomäne. 2020 verkaufte die Fürstenfamilie von Wallerstein die Domäne mit seinen restlichen Ländereien von rund zweihundert Hektar, die an einen regionalen landwirtschaftlichen Betrieb verpachtet wurden, wieder in privaten Familienbesitz über.

Weblinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Kösingen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Neresheim (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 54). H. Lindemann, Stuttgart 1872, S. 356–361, hier S. 360–361 (Volltext [Wikisource] – b. Fluertshäuser Hof).

Belege Bearbeiten

  1. Der alemannische und fränkische Siedlungsraum, Beiwort, Hans Jänichen. (PDF) In: Historischer Atlas von Baden-Württemberg. Abgerufen am 20. Januar 2023.