Flavius Severinus

römischer Politiker

Flavius Severinus war ein römischer Politiker in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr.

Über sein Leben ist relativ wenig bekannt, die Abstammung von einer vornehmen stadtrömischen Familie, die enge Beziehungen zur senatorischen Elite unterhielt, ist aber möglich.[1] Der Aussage des Sidonius Apollinaris zufolge hatte er jedenfalls die vorangegangenen politischen Wirren im Westen gemeistert und mehreren Kaisern gedient.[2] Er bekleidete im Jahr 461 das Konsulat für den Westteil des Reiches und ist wohl zwischen 482 und 490 verstorben.[3]

Friedrich Lotter hat sich in mehreren Arbeiten bemüht, Severin von Noricum mit dem besagten Konsul gleichzusetzen.[4] Lotter zufolge musste der Konsul nach dem Sturz des von ihm unterstützten Kaisers Majorian im Jahr 461 ins Ostreich emigrieren, bevor er nach 467 in den Westen zurückkehrte. Nun agierte er jedoch nicht mehr als offizieller Amtsträger Westroms und lehnte sich nach 476 sogar ganz an die germanischen Nachfolgeherrscher im Westen an. Lotter betont, dass der Konsul der einzige bekannte Träger des Namens Severinus sei, der mit dem Heiligen Severin identifiziert werden könne und keine stichhaltigen Argumente dagegen sprächen, wenngleich es eine Hypothese bleiben müsse.[5]

Zwar haben einige Forscher Lotter zugestimmt, doch die Mehrheit der Forschung lehnt die These bis heute ab.[6] Dagegen spricht unter anderem, dass der Konsul Flavius Severinus noch in der Zeit Odoakers (476/83) indirekt in Rom belegt ist, wo ein Dauersitzplatz im Kolosseum auf diesen Namen reserviert war.[7] Allerdings besteht die Möglichkeit, dass sich die entsprechende Beschriftung auf Severinus iunior[8] bezieht (vermutlich der Sohn des Flavius Severinus[9]), den Konsul des Jahres 482.[10]

Literatur Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Vgl. Dirk Henning: Periclitans res Publica. Kaisertum und Eliten in der Krise des weströmischen Reiches, 454/5–493. Stuttgart 1999, S. 78 und 104.
  2. Sidonius Apollinaris, Ep. I 11,10.
  3. Vgl. André Chastagnol: Le sénat romain sous le règne d'Odoacre. Bonn 1966, S. 81.
  4. Vgl. unter anderem Friedrich Lotter: Severinus von Noricum, Legende und historische Wirklichkeit. Stuttgart 1976, S. 246ff.; Friedrich Lotter: Severinus und die Endzeit römischer Herrschaft an der oberen Donau. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 24, 1968, S. 309–338, hier S. 336–338.
  5. So schließlich Friedrich Lotter: Die historischen Daten zur Endphase römischer Präsenz in Ufernorikum. In: Joachim Werner und Eugen Ewig (Hrsg.): Von der Spätantike zum frühen Mittelalter. Sigmaringen 1979, S. 27–90, hier S. 86.
  6. Vgl. die Belege bei Max Spindler (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte Band I: Das Alte Bayern. 2. Auflage, München 1981, S. 180, Anmerkung 15. Differenziert in der Beurteilung und keineswegs völlig ablehnend ist hingegen Herwig Wolfram: Grenzen und Räume. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung. Wien 1995, S. 46f.; ebenfalls zustimmend Theodor Nüsslein (Nachwort in: Eugippius. Vita Sancti Severini. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Theodor Nüsslein. Stuttgart 1999, S. 147f.).
  7. Corpus Inscriptionum Latinarum VI 32206. Vgl. dazu John Robert Martindale, John Morris: The Prosopography of the Later Roman Empire. Band 2, Cambridge 1980, S. 1001 (Severinus 5); Hartmut Wolff: Kritische Bemerkungen zum säkularen Severin. In: Ostbairische Grenzmarken 24, 1982, S. 24–51, hier S. 45, Anmerkung 55.
  8. John Robert Martindale, John Morris: The Prosopography of the Later Roman Empire. Band 2, Cambridge 1980, S. 1001 (Severinus 3).
  9. Vgl. Dirk Henning: Periclitans res Publica. Kaisertum und Eliten in der Krise des weströmischen Reiches, 454/5–493. Stuttgart 1999, S. 104.
  10. Vgl. Alan Cameron und Diane Schauer: The last Consul. Basilius and his diptych. In: The Journal of Roman Studies 72, 1982, S. 126–145, hier S. 128, Anmerkung 13.