Fédération Internationale des Sociétés Magiques

Organisation
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Die Fédération Internationale des Sociétés Magiques (FISM) (dt.: Internationaler Verband Magischer Gesellschaften) wurde im Jahre 1948 gegründet[1] und ist heute die wohl bedeutendste Institution der Zauberkunst. Er ist der Dachverband, der die vielen nationalen und internationalen Clubs und Vereinigungen unter sich vereint und koordiniert. Heute gehören ca. 70.000 Zauberkünstler aus 49 Ländern mit insgesamt 97 Mitgliedsvereinen der FISM an[2] (siehe Liste der FISM-Mitglieder). Das Präsidium der FISM besteht seit Juli 2022 aus dem Präsidenten Andrea Baioni (Italien) und den beiden Vizepräsidenten Peter Din (Frankreich) und Satoru Yamamoto (Japan).[3]

Geschichte Bearbeiten

Die Wurzeln der FISM gehen bis in das Jahr 1937 nach Paris, Frankreich zurück. Bei einem Treffen der bereits 34 Jahre bestehenden ASAP, Association Syndicale des Artistes Prestidigitateurs (dt.: Vereinigung der Taschenspielkünstler), die ein monatliches Magazin, Le Journal de la Prestidigitation, herausgab, initiierte deren Vize-Präsident Jules Dhotel mit der ASAP ein internationales Treffen in Paris im Oktober 1939. Sein Ziel war es, jedes Jahr ein neues Treffen in einem anderen Land auszurichten. Die Pläne dazu wurden konkreter, aber als die deutschen Truppen im September 1939 in Polen einfielen, musste das Treffen abgesagt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Zeitplan jedoch wieder aufgenommen. Ein Hotel in Amsterdam, Niederlande beherbergte 1946 einen internationalen Kongress der Magier, mit mehr als 300 Teilnehmern aus ganz Europa, bei dem Vorlesungen, Ausstellungen von antiken Büchern und Apparaten, Touren durch Amsterdam, eine öffentliche Show, und ein Wettbewerb mit 20 Zauberkünstlern abgehalten wurden. Es gab zu dieser Zeit noch keine Kategorien und somit wurden lediglich die 3 besten Trickkünstler geehrt. Den ersten Preis erhielt der französische Amateur-Zauberkünstler Jean Valton, für seine außergewöhnlichen Leistungen im Bereich der Kartenkunst und -manipulation. Zweiter wurde der schottische Amateur-Zauberkünstler John Ramsey und den dritten Platz belegte das Ehepaar „De Flezkis“, mit ihrer Darbietung einer Kombination aus Tanz und Trickkunst.

1947 fand der „Congrès Magique International“ mit 500 Anwesenden aus 18 Ländern und 70 Teilnehmern an den Wettbewerben statt. Bei diesem Kongress wurde über die Gründung einer internationalen Organisation diskutiert und der Name der FISM wurde vorgeschlagen. Während Details noch ausgearbeitet wurden, fand der in dieser Form noch bestehende Kongress weiterhin jährlich statt.

Auf den Kongressen 1950 in Barcelona sowie 1955 Amsterdam belegte der Niederländer Fred Kaps jeweils den 1. Platz. Zusammen mit seinem Grand-Prix-Sieg von 1961 in Lüttich ist er damit der einzige Teilnehmer, der dreimal den Weltmeistertitel in der Gesamtwertung errungen hat. Der Niederländer Richard Ross und der Franzose Pierre Brahma schafften dies zweimal, Brahma beim ersten Mal jedoch nur mit einem geteilten Titel mit dem Deutschen Mr. Cox.

Aufgabe Bearbeiten

Das Ziel der Organisation ist es, eine zentrale „Stimme“ für die Welt der Zauberkunst zu werden, sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen, sie hervorzuheben und zu fördern. Sie koordiniert die Aktivitäten ihrer Mitglieder und engagiert sich für deren Kommunikation untereinander, ebenso wie den Austausch von Wissen. Heute kämpft die FISM gegen das Kopieren und die ungewünschte Veröffentlichung von magischen Ideen, Erfindungen und Routinen.

Welt- und Regionenmeisterschaften Bearbeiten

Die FISM ist Ausrichter der alle drei Jahre stattfindenden World Championships of Magic. Der nächste Kongress ist für den 25. bis 30. Juli 2022 in Québec, Kanada geplant. Ursprünglich für 2021 geplant, wurde er am 12. Juni 2020 um ein Jahr verschoben. Des Weiteren richtet sie seit 2011 die North American Championships of Magic und die European Championship of Magic aus.

Grand-Prix-Sieger Bearbeiten

Jahr Austragungsort (Land) Bühnenpräsentation
0 1946 Amsterdam (Niederlande) Jean Valton (Frankreich)
0 1947 Paris (Frankreich) Nic Niberco (Niederlande)
01. 1948 Lausanne (Schweiz) Willane (William H. Lane) (England)
02. 1949 Amsterdam (Niederlande) Viggo Jahn (Dänemark)
03. 1950 Barcelona (Spanien) Mystica (Fred Kaps) (Niederlande)
04. 1951 Paris (Frankreich) Geoffrey Buckingham (England)
05. 1952 Genf (Schweiz) Dennis Moroso (Italien)
06. 1955 Amsterdam (Niederlande) Fred Kaps (Niederlande)
07. 1958 Wien (Österreich) Tonny van Dommelen (Niederlande)
08. 1961 Lüttich (Belgien) Fred Kaps (Niederlande)
09. 1964 Barcelona (Spanien) Mr. Cox (Deutschland),
Pierre Brahma (Frankreich)
10. 1967 Baden-Baden (Deutschland) Di Sato (Harry Thiery) (Niederlande)
11. 1970 Amsterdam (Niederlande) Richard Ross (Niederlande)
12. 1973 Paris (Frankreich) Richard Ross (Niederlande)
13. 1976 Wien (Österreich) Pierre Brahma (Frankreich)
14. 1979 Brüssel (Belgien) Ger Copper (Niederlande),
Sultangali Shukurov &
Sara Kabigujina (Sowjetunion)
15. 1982 Lausanne (Schweiz) Lance Burton (USA)
16. 1985 Madrid (Spanien) Javier & Ana (Spanien)
17. 1988 Den Haag (Niederlande) Johnny Ace Palmer (USA)
18. 1991 Lausanne (Schweiz) Vladimir Danilin (Russland)
19. 1994 Yokohama (Japan) Franklin (Deutschland)
20. 1997 Dresden (Deutschland) Ivan Necheporenko (Russland)
21. 2000 Lissabon (Portugal) Scott & Muriel (Scott Nelson,
Muriel Brugman) (Niederlande)[4]
Close up
22. 2003 Den Haag (Niederlande) Norbert Ferré (Frankreich) Jason Latimer (USA)
23. 2006 Stockholm (Schweden) Pilou (Frankreich) Rick Merrill (USA)
24. 2009 Peking (Volksrepublik China) Soma (Ungarn) Shawn Farquhar (Kanada)
25. 2012 Blackpool (England) Yu Ho Jin (Korea) Yann Frisch (Frankreich)
26. 2015 Rimini (Italien) Hector Mancha (Spanien) Pierric (Schweiz)
27. 2018 Busan (Südkorea) Miguel Munoz (Spanien) Eric Chien (Taiwan)
28. 2022 Québec (Kanada) Anca & Lucca (Österreich)[5]

FISM im deutschsprachigen Raum Bearbeiten

In Deutschland gastierte die FISM vom 7. bis 12. Juli 1997 mit der Ausrichtung der World Championship of Magic im Dresdener Kulturpalast[6], davor war sie vom 5. bis 9. Juli 1967 in Baden-Baden.

In Österreich gastierte die FISM 1958 im Ronacher und in den Sofiensälen[7] und 1976 im Wiener Konzerthaus[8] jeweils in Wien.

In der Schweiz gastierte die FISM 1948, 1982 und 8. bis 13. Juli 1991 (Palais de Beaulieu) in Lausanne sowie 1952 in Genf.

FISM Preisträger aus Deutschland Bearbeiten

 
Martin Eisele 2006 mit einem Spartenpokal (Gewinner Mikromagie)

Mit Mr. Cox gewann 1964 in Barcelona erstmals ein deutscher Künstler den Gesamt-Weltmeistertitel (Grand Prix), gemeinsam mit dem Franzosen Pierre Brahma. 1994 gewann in Yokohama der als Franklin bekannte Frank Schmidt den Grand Prix.

Liste aller deutschen FISM-Weltmeister in Einzelsparten[9]

Name Jahr Ort Sparte
Manfred Thumm 1967 Baden-Baden Großillusionen
Joe Nex 1967 Baden-Baden Allgemeine Magie
Lipp 1973 Paris Erfindungen
Roy Gardener & Wittus Witt 1976 Wien Comedy
The Morettis 1976 Wien Großillusionen
Hans Moretti 1979 Brüssel Mentalmagie
Fee Eleisa 1979 Brüssel Ladies
Santo & Monique 1985 Madrid Mentalmagie
Topas 1991 Lausanne Manipulation
Die Plebsbüttel 1994 Yokohama Comedy
Tomoyouki Osaka (Pius Maria Cüppers) 1997 Dresden Comedy
Junge, Junge! 1997 Dresden Allgemeine Magie
Frank Musilinski 2000 Lissabon Großillusionen
Die Zauderer 2003 Den Haag Comedy
Gaston 2006 Stockholm Parlour
Martin Eisele 2006 Stockholm Mikromagie
Julius Frack 2009 Peking Großillusionen
Jan Logemann 2012 Blackpool Kartenmagie
Patrick Lehnen 2012 Blackpool Kartenmagie
Christoph Kuch 2012 Blackpool Mentalmagie
Thommy Ten & Amélie van Tass 2015 Rimini Mentalmagie
Jakob Mathias 2015 Rimini Großillusion
Marc Weide 2018 Busan Parlour Magic

Weblinks Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. https://drive.google.com/file/d/0B_OaJHSDNfNzYW80MDFMb2VhV1E/view
  2. FISM-Homepage, abgerufen am 11. August 2018.
  3. Bericht in der Fachzeitschrift Magische Welt, Heft 4, 71. Jahrgang, 2022, Seite 165.
  4. http://www.scottandmuriel.com/the_accidental_illusionists/Home.html
  5. Anca & Lucca neue Magie-Weltmeister orf.at, 1. August 2022, abgerufen 1. August 2022.
  6. Die Tricks verraten sie nicht einmal Kollegen. In: welt.de. 9. Juli 1997, abgerufen am 27. Januar 2024.
  7. https://vmkw.wien/fism-kongress-wien-1958.html#page/11
  8. https://vmkw.wien/fism-wien-1976.html#page/2
  9. Liste aller FISM-Preisträger: