FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft

Motorsportmeisterschaft

Die FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (offiziell FIA World Endurance Championship, kurz WEC) ist eine vom Automobile Club de l’Ouest organisierte Langstreckenrennserie für Sportprototypen und Gran Turismos, die seit 2012 nach den Regeln und Richtlinien der 24 Stunden von Le Mans ausgetragen wird.

FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft
Aktuelle Saison FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft 2024
Fahrzeugtyp Le-Mans-Prototypen und GT-Fahrzeuge
Land oder Region Weltmeisterschaft
Aktueller Name FIA World Endurance Championship
Erste Saison 2012
Offizielle Website www.fiawec.com

Die Meisterschaft Bearbeiten

Die Rennserie ging aus dem Intercontinental Le Mans Cup hervor, dem die FIA ab 2012 offiziellen WM-Status verlieh. In der Prototypen-Klasse schrieben sich mit Audi mit dem R18 und Toyota mit dem TS030 zwei Hersteller mit eigenen Werksteams in der LMP1, der höchsten Klasse, ein. 2014 stieg Porsche in der LMP1 mit dem Porsche 919 Hybrid in die Serie ein, Nissan plante für das Jahr 2015 mit den Nissan GT-R LM Nismo teilzunehmen, es blieb allerdings nur bei einem Einsatz beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Ende 2016 gab Audi den sofortigen Ausstieg aus der Serie bekannt. Ein Jahr später entschied sich Porsche ebenfalls dafür, sich aus der WEC zurückzuziehen.

Aktuell fährt Toyota (Toyota TS050 Hybrid) als einzig verbleibendes Werksteam in der LMP1. In der GTE Pro und GTE Am fahren Fahrzeuge der Fabrikate Aston Martin (Aston Martin V8 Vantage), Chevrolet (Chevrolet Corvette C7.R), Ferrari (Ferrari 488 GTE) und Porsche (Porsche 911 RSR). Seit der Saison 2017 sind in der LMP2 nur noch vier verschiedene Chassis der Hersteller Dallara, Onroak Automotive, Oreca und Riley Tech/Multimatic in Verbindung mit einem Einheitsmotor der Firma Gibson Technology erlaubt.[1]

Die Titel in der Langstrecken-Weltmeisterschaft werden an Piloten in allen Klassen, Konstrukteure nur Klasse LMP1 und GTE verliehen.[2]

Sportliches Reglement Bearbeiten

Freies Training Bearbeiten

Pro Rennwochenende gibt es 2 oder 3 Trainingssitzungen, diese können eine, eineinhalb oder zwei Stunden dauern. Die gesamte Trainingszeit ist auf 4 Stunden pro Rennwochenende begrenzt.

Qualifying Bearbeiten

Das Qualifying ist in zwei Sitzungen unterteilt, die erste Sitzung ist für die LMGTE Pro und LMGTE Am Fahrzeuge, die Zweite für die Hypercars und LMP2s vorgesehen. Diese Sitzungen dauern jeweils 10 Minuten und werden seit 2021 wieder von nur mehr einem Fahrer bestritten[3]. In der LMGTE Am Klasse muss ein Bronze klassifizierter Fahrer das Qualifying bestreiten.

Rennen Bearbeiten

Rennen müssen nach den Regularien zumindest 6 Stunden dauern. Im aktuellen Rennkalender gibt es Rennen welche 6, 8 oder 24 Stunden dauern, die 1000 Meilen von Sebring werden jedoch unter einem besonderen Format ausgetragen. Die Rennlänge beträgt entweder 1000 Meilen (268 Runden) oder 8 Stunden, je nachdem was zuerst eintritt.

Reifen Bearbeiten

Für die Hypercar und LMP2 Klasse ist der Reifenhersteller in den Regularien festgelegt. In der Hypercar Klasse werden die Reifen von Michelin bereitgestellt[4], in der LMP2 ist Goodyear der einheitliche Reifenhersteller[5]. In der LMGTE Pro & LMGTE Am ist die Reifenauswahl jedoch den Teams überlassen.

Die Anzahl der Trockenreifen, welche in den einzelnen Sitzungen verwendet werden dürfen, hängen von der Renndistanz und der Klasse ab:

Freies Training Qualifying + Rennen 24 Stunden von Le Mans
6 Stunden 8 Stunden Freies Training
+ Qualifying
Hyperpole Rennen
Hypercar 12 18 26 24 8 56
LMP2 12 18 26 24 8 56
LMGTE Pro 12 18 26 28 8 60
LMGTE Am 16 26 34 28 8 60

Die Anzahl der Regenreifen hingegen ist nicht begrenzt.

Kategorien Bearbeiten

Hypercar LM P2 LM GTE Pro LM GTE Am
Pro/Am
Hubraum keine Einschränkungen 4,2 l (Sauger) 5,5 l (Sauger) / 4,0 l (Turbo / Kompressor)1
Leistung max. 670 bhp (500 kW) 600 bhp 500 bhp
Zylinder keine Einschränkungen 8 keine Einschränkungen
Gewicht min. 1030 kg min. 930 kg min. 1245 kg
Hybrid Optional

max. 200 kW

Hybridantrieb verboten
Tankkapazität Nicht definiert 75 l 90 l
Länge max. 5000 mm max. 4750 mm max. 4800 mm
Breite max. 2000 mm max. 1900 mm max. 2050 mm
Fahrer kein Bronze mind. ein Silber mind. ein Bronze frei mind. ein Bronze

ein Silber oder Bronze

Startnummern Roter Hintergrund Blauer Hintergrund Grüner Hintergrund Oranger Hintergrund

1Motor aufgeladen über Abgasturbolader (Turbocharged) oder über Kompressor (Supercharged)[6]

Ergebnisse Bearbeiten

Saison Fahrermeisterschaft Herstellermeisterschaft Team-Trophäen
LMP GTE LMP GTE LMP1 (Privat) LMP2 GTE Pro GTE Am
2012 Schweiz  Marcel Fässler
Deutschland  André Lotterer
Frankreich  Benoît Tréluyer
Deutschland  Audi Italien  Ferrari Schweiz  Rebellion Racing Vereinigte Staaten  Starworks Motorsport Italien  AF Corse Frankreich  Larbre Compétition
2013 Frankreich  Loïc Duval
Danemark  Tom Kristensen
Vereinigtes Konigreich  Allan McNish
Italien  Gianmaria Bruni Deutschland  Audi Italien  Ferrari Schweiz  Rebellion Racing Frankreich  OAK Racing Italien  AF Corse Vereinigte Staaten  8 Star Motorsports
2014 Schweiz  Sébastien Buemi
Vereinigtes Konigreich  Anthony Davidson
Italien  Gianmaria Bruni
Finnland  Toni Vilander
Japan  Toyota Italien  Ferrari Schweiz  Rebellion Racing Russland  SMP Racing Italien  AF Corse Vereinigtes Konigreich  Aston Martin Racing
2015 Deutschland  Timo Bernhard
Neuseeland  Brendon Hartley
Australien  Mark Webber
Osterreich  Richard Lietz Deutschland  Porsche Deutschland  Porsche Schweiz  Rebellion Racing Russland  G-Drive Racing Deutschland  Porsche Team Manthey Russland  SMP Racing
2016 Frankreich  Romain Dumas
Schweiz  Neel Jani
Deutschland  Marc Lieb
Danemark  Marco Sørensen
Danemark  Nicki Thiim
Deutschland  Porsche Italien  Ferrari Schweiz  Rebellion Racing Frankreich  Signatech Alpine Vereinigtes Konigreich  Aston Martin Racing Italien  AF Corse
2017 Neuseeland  Earl Bamber
Deutschland  Timo Bernhard
Neuseeland  Brendon Hartley
Vereinigtes Konigreich  James Calado
Italien  Alessandro Pier Guidi
Deutschland  Porsche Italien  Ferrari Schweiz  Vaillante Rebellion Italien  AF Corse Vereinigtes Konigreich  Aston Martin Racing
2018/19 Schweiz  Sébastien Buemi
Japan  Kazuki Nakajima
Spanien  Fernando Alonso
Danemark  Michael Christensen
Frankreich  Kévin Estre
Japan  Toyota Deutschland  Porsche Frankreich  Signatech Alpine Matmut Deutschland  Team Project 1
2019/20 Vereinigtes Konigreich  Mike Conway
Japan  Kamui Kobayashi
Argentinien  José María López
Danemark  Nicki Thiim
Danemark  Marco Sørensen
Japan  Toyota Vereinigtes Konigreich  Aston Martin Vereinigte Staaten  United Autosports Italien  AF Corse
Saison Fahrermeisterschaft Herstellermeisterschaft Team-Trophäen
Hypercar GTE Hypercar GTE LMP2 LMP2 Pro/Am GTE Am
2021 Vereinigtes Konigreich  Mike Conway
Japan  Kamui Kobayashi
Argentinien  José María López
Italien  Alessandro Pier Guidi
Vereinigtes Konigreich  James Calado
Japan  Toyota Italien  Ferrari Belgien  Team WRT Niederlande  Racing Team Nederland Italien  AF Corse
2022 Neuseeland  Brendon Hartley
Japan  Ryō Hirakawa
Schweiz  Sébastien Buemi
Italien  Alessandro Pier Guidi
Vereinigtes Konigreich  James Calado
Japan  Toyota Italien  Ferrari Vereinigtes Konigreich  JOTA Italien  AF Corse Vereinigtes Konigreich  TF Sport

Statistik Bearbeiten

  • Fahrer die 2023 einen WM-Lauf bestritten haben
  • Rennsiege Fahrer Bearbeiten

    Position Fahrer Siege
    1 Schweiz  Sébastien Buemi 23
    2 Neuseeland  Brendon Hartley 20
    3 Japan  Kazuki Nakajima 17
    4 Vereinigtes Konigreich  Mike Conway 15
    5 Japan  Kamui Kobayashi 14
    6 Argentinien  José María López 13
    7 Deutschland  Timo Bernhard 12
    8= Vereinigtes Konigreich  Anthony Davidson 10
    8= Schweiz  Marcel Fässler 10
    8= Deutschland  André Lotterer 10
    8= Frankreich  Benoît Tréluyer 10
    12= Frankreich  Nicolas Lapierre 8
    12= Australien  Mark Webber 8
    14 Frankreich  Loïc Duval 6
    15= Spanien  Fernando Alonso 5
    15= Neuseeland  Earl Bamber 5
    15= Frankreich  Romain Dumas 5
    15= Osterreich  Alexander Wurz 5
    19= Schweiz  Neel Jani 4
    19= Danemark  Tom Kristensen 4
    19= Deutschland  Marc Lieb 4
    19= Vereinigtes Konigreich  Allan McNish 4
    23= Vereinigte Staaten  Gustavo Menezes 3
    23= Frankreich  Stéphane Sarrazin 3
    23= Japan  Ryō Hirakawa 2
    26= Brasilien  Lucas di Grassi 2
    26= Vereinigtes Konigreich  Oliver Jarvis 2
    26= Frankreich  Norman Nato 2
    26= Brasilien  André Negrão 2
    26= Brasilien  Bruno Senna 2
    26= Frankreich  Matthieu Vaxivière 2
    32= Schweiz  Mathias Beche 1
    32= Italien  Rinaldo Capello 1
    32= Spanien  Marc Gené 1
    32= Deutschland  Nico Hülkenberg 1
    32= Frankreich  Thomas Laurent 1
    32= Vereinigtes Konigreich  Nick Tandy 1
    32= Italien  Alessandro Pier Guidi 1
    32= Vereinigtes Konigreich  James Calado 1
    32= Italien  Antonio Giovinazzi 1

    Stand: Rennen 4/7 2023

    Klassensiege Fahrer Bearbeiten

    Position Fahrer LMP1 LMP1-H LMP1-L LMH LMP2 LMGTE Pro LMGTE Am Gesamt
    01 Schweiz  Sébastien Buemi 13 04 00 06 00 00 00 23
    02 Neuseeland  Brendon Hartley 14 00 00 06 00 00 00 20
    03 Portugal  Pedro Lamy 00 00 00 00 00 00 19 19
    03= Vereinigtes Konigreich  Mike Conway 07 01 00 07 04 00 00 19
    05= Frankreich  Nicolas Lapierre 04 02 00 02 09 00 00 17
    05= Japan  Kazuki Nakajima 14 00 00 03 00 00 00 17
    05= Russland  Roman Russinow 00 00 00 00 17 00 00 17
    05= Kanada  Paul Dalla Lana 00 00 00 00 00 00 17 17
    09 Italien  Gianmaria Bruni 00 00 00 00 00 16 00 16
    10 Frankreich  Julien Canal 00 00 00 00 12 00 03 15
    11 Japan  Kamui Kobayashi 07 00 00 07 00 00 00 14
    12= Vereinigtes Konigreich  Anthony Davidson 06 04 00 00 03 00 00 13
    12= Danemark  Nicki Thiim 00 00 00 00 00 07 06 13
    12= Osterreich  Mathias Lauda 00 00 00 00 00 00 13 13
    12= Argentinien  José María López 06 00 00 07 00 00 00 13
    12= Vereinigtes Konigreich  James Calado 00 00 00 01 12 00 00 13

    Stand: Rennen 4/7 2023

    Weblinks Bearbeiten

    Commons: FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise Bearbeiten

    1. WEC - New Year, New Regulations for LMP2. In: Federation Internationale de l'Automobile. 16. Januar 2017 (fia.com [abgerufen am 26. April 2017]).
    2. Trophies & cups - FIA World Endurance Championship. Abgerufen am 26. April 2017 (französisch).
    3. Mario Fritzsche: WEC 2021: Neues Qualifying-Format beschlossen. In: Motorsport-Total.com. 5. Dezember 2020, abgerufen am 14. Juli 2022.
    4. Heiko Stritzke: WEC 2020/21: Michelin wird Hypercar-Reifenlieferant. In: Motorsport-Total.com. 1. November 2019, abgerufen am 15. Juli 2022.
    5. Robert Seiwert: WEC: Goodyear stattet ab 2020/21 exklusiv LMP2-Klasse aus. In: Motorsport-Magazin.com. 13. Dezember 2019, abgerufen am 15. Juli 2022.
    6. Classes - FIA World Endurance Championship. Abgerufen am 26. April 2017 (französisch).