Fürstliche freie Zeichenschule Weimar

Kunstschule

Die Fürstliche freie Zeichenschule, ursprünglich Fürstliche freye Zeichenschule, war eine Kunstschule in Weimar.

1776 wurde sie in Weimar auf gemeinsame Initiative des Gelehrten und Unternehmers, herzoglichen Geheimsekretärs und Schatullenbewahrers Friedrich Justin Bertuch (1747–1822) und des Malers Georg Melchior Kraus (1737–1806) von dem jungen Carl August (1757–1828), Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach gegründet. Die Bildungseinrichtung künstlerischer Ausrichtung wurde nach mehr als 150-jährigem Bestehen im Jahr 1930 geschlossen.

Einer der bedeutendsten Förderer, Schüler und Vortragenden war Johann Wolfgang von Goethe. Als Geheimer Rat führte er in den Jahren 1788 bis 1832 die Oberaufsicht über diese Einrichtung, die nicht zu verwechseln ist mit der 1860 gegründeten Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar, aus der die Weimarer Kunsthochschule hervorging.

Die ursprünglich im Roten Schloss untergebrachten Unterrichtsräume wurden im Jahre 1807 aufgrund der gestiegenen Schülerzahl in das Fürstenhaus verlegt und befanden sich später teilweise an der Esplanade, teilweise im Großen Jägerhaus an der Marienstraße.[1] In Letzterem wurde ab 1824/25 unter der Aufsicht der als Kustodin eingesetzten Malerin Louise Seidler (1786–1866) auch die Großherzogliche Kunstsammlung aufbewahrt.

Theobald von Oer: Der Weimarer Musenhof. Das 1860, 55 Jahre nach dem Tod Schillers († 1805) entstandene Ölgemälde stellt eine Lesung des Dichters im Park des Schlosses Tiefurt dar. Unter den Zuhörern ist, stehend, rechts im Bild Goethe zu erkennen.

Aufgaben und Bedeutung

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Gedenktafel in der Marienstraße

Die Gründung der Fürstlichen freien Zeichenschule ist ein deutliches Zeichen für das seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts steigende Interesse höfischer und bürgerlicher Kreise für Kunst und Handwerk.

Ihre ursprüngliche, ganz im Geist der Aufklärung stehende Hauptaufgabe war die Unterweisung ortsansässiger Handwerker im Zeichnen, wobei das Ziel die Schärfung ihres Sinnes für die Ästhetik von Gebrauchsgütern war, die längerfristig zu einer allgemeinen Qualitätssteigerung der handwerklichen Produktion führen sollte. Zu den Unterrichtsfächern gehörten neben Zeichnen, Malen und Kupferstichkunde auch Baulehre, Mathematik und Altertumskunde. Um ein möglichst breites Publikum in diese Schulung des Geschmacks und des Schönheitssinnes einzubeziehen und an die Kunst heranzuführen, war die Einrichtung Schülern aller Altersstufen, Klassen und Stände sowie beiderlei Geschlechts frei zugänglich. Sie war daher eine wichtige Stätte für die Entdeckung und Förderung von Talenten und zog zahlreiche Künstler in den Ort der Weimarer Klassik und an seinen „Musenhof“.

Zur Vervollständigung der Kenntnisse und künstlerischen Fertigkeiten ihrer Schüler durch vergleichendes Sehen und Kopieren baute die Zeichenschule eine eigene, ab 1809 auch für Ausstellungen genutzte Sammlung von Vorlagenbildern auf, ab 1824/25 stand dafür im Großen Jägerhaus auch die 1837 wieder aufgelöste Großherzogliche Kunstsammlung zur Verfügung.[2]

Die erstmals im Jahr 1779 veranstaltete jährliche „Ausstellung der Fürstlichen freien Zeichenschule“ gab den Schülern Gelegenheit, ihre Werke öffentlich zu zeigen. Die mit der Ausstellung verbundene Preisverleihung fand traditionsgemäß am 3. September, dem Geburtstag von Carl August, statt.

Von dieser Zeichenschule wurde die 1860 gegründete Großherzoglich-Sächsische Kunstschule Weimar[3] als direkte Konkurrenz angesehen – ihr kam nunmehr auch Vorschulfunktion für diese Malerschule zu. Allerdings überlebte sie jene bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1930.

Direktoren der fürstlich freien Zeichenschule

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Lehrer der Fürstlichen freien Zeichenschule

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Neben den o. g. Direktoren unterrichteten an der Zeichenschule unter anderem:

Schüler der Fürstlichen freien Zeichenschule

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Charlotte von Stein: Selbstporträt, 1790

nach Geburtsjahr geordnet:

Siehe auch

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Literatur

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  • Kerrin Klinger (Hrsg.): Kunst und Handwerk in Weimar. Böhlau, Köln 2008.
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Fußnoten

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  1. Der mittlere Teil des im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogenen Großen Jägerhauses in der Marienstraße n° 3 wurde für die Bauhaus-Universität neu errichtet.
  2. Einen Versuch, die Galerie im Großen Jägerhaus anhand des überlieferten Inventars von Johann Heinrich Meyer aus dem Jahr 1824 zu rekonstituieren, unternahm die Stiftung Weimarer Klassik in der Goethes Bildergalerie betitelten Ausstellung (2002) [1].
  3. Das Wirken dieser Grossherzoglich-Sächsische Kunstschule zu Weimar währte nur von 1860–1900 – also nur zu Lebzeiten von Großherzog Carl Alexander.
  4. Christian Schuchardt war Kustos für die Graphische Sammlung des Großherzogs und die Goetheschen Sammlungen. Er verfasste die dreiteilige Bestandsaufnahme Goethe's Kunstsammlungen (1848), eine monumentale Cranach-Biografie (1851–1871) und erläuterte das von Georg Wilhelm Müller herausgegebene Werk Die Zeichnungen von Asmus Jacob Carstens in der Grossherzoglichen Kunstsammlung zu Weimar (1863 Weimar). Vgl. Cranach bei Goethe – Meisterwerke der Holzschnittkunst am Weimarer Frauenplan (Memento vom 23. Oktober 2007 im Internet Archive)10. Oktober 2003
  5. Ina Weinrautner: Preller, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie. Band 20, 2001, S. 691 (Onlinefassung [abgerufen am 31. Juli 2017]).