Europawahl in Deutschland 2024

Wahl zum 10. Europäischen Parlament in Deutschland

Die Europawahl in Deutschland 2024 wird die zehnte Direktwahl zum Europäischen Parlament in Deutschland. Sie findet am 9. Juni 2024 als Teil der EU-weiten Europawahl 2024 statt.[1] In Deutschland werden 96 der 720 Abgeordneten des Europaparlaments gewählt.

Wahlrecht Bearbeiten

Wahlberechtigung Bearbeiten

Wahlberechtigt sind Deutsche und in Deutschland lebende nichtdeutsche Unionsbürger, sofern sie mindestens 16 Jahre alt sind, seit mindestens drei Monaten ihre Wohnung oder sonstigen gewöhnlichen Aufenthalt in der EU haben und nicht infolge Richterspruchs vom Wahlrecht ausgeschlossen sind. Das Wählbarkeitsalter liegt bei 18 Jahren. Deutsche mit Wohnung in Deutschland werden automatisch ins Wählerverzeichnis eingetragen. Dies geschieht auch bei EU-Ausländern mit Wohnung in Deutschland, die bei der letzten Europawahl in Deutschland im Wählerverzeichnis eingetragen waren. Die übrigen Wahlberechtigten können nur wählen, wenn sie auf ihren Antrag ins Wählerverzeichnis aufgenommen werden.[2]

Wahlsystem Bearbeiten

Eine Partei oder sonstige politische Vereinigung kann eine Bundesliste oder Landeslisten für die einzelnen Bundesländer einreichen.[3] Üblicherweise kandidieren CDU und CSU mit Landeslisten, nahezu alle anderen Parteien mit einer Bundesliste. Listen müssen bis zum 83. Tag vor der Wahl bis 18 Uhr eingereicht werden. Bundesweite Listen müssen von 4.000 Wahlberechtigten, Landeslisten von einem Promille, maximal jedoch 2.000 Wahlberechtigten des jeweiligen Bundeslandes unterzeichnet worden sein (§ 9 Abs. 5 EuWG). Von der Pflicht zur Einreichung von Unterstützungsunterschriften ausgenommen sind Parteien, die im Bundestag, einem Landtag oder dem Europäischen Parlament seit dessen letzter Wahl mit mindestens fünf Abgeordneten vertreten sind.

Die Sitze werden gemäß ihrer bundesweiten Stimmenzahlen nach dem Sainte-Laguë-Verfahren proportional verteilt auf die Parteien und sonstigen politischen Vereinigungen. Tritt diese mit Landeslisten an, werden die erzielten Sitze nach demselben Verfahren auf ihre Landeslisten verteilt. Die der Liste zugefallenen Sitze besetzten ihre Bewerber in der dort festgelegten Reihenfolge.[3]

Wie bei den letzten beiden Europawahlen gibt es keine Sperrklausel. Eine auf europäischer Ebene geplante Einführung einer Sperrklausel wird frühestens für die Wahl 2029 erfolgen.[4] Die faktische Hürde für einen Sitz liegt bei etwa 0,5 % der Stimmen.[5]

Wahlwerbende Parteien Bearbeiten

Die Wahlvorschläge von 35 Parteien und sonstigen politischen Vereinigungen wurden zugelassen. Sie kandidieren mit Ausnahme von CDU und CSU alle mit einer Bundesliste.[6][7]

Partei Kurzbezeichnung Europäische
Partei
Fraktion Ergebnis 2019 Erstplatzierter in der Liste
Christlich Demokratische Union Deutschlands CDU EVP EVP 22,6 % (15 Landeslisten, nicht in Bayern)
Bündnis 90/Die Grünen Grüne EGP Grüne/EFA 20,5 % Terry Reintke
Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD SPE S&D 15,8 % Katarina Barley
Alternative für Deutschland AfD IDP ID 11,0 % Maximilian Krah
Christlich-Soziale Union in Bayern CSU EVP EVP 6,3 % Manfred Weber (nur in Bayern)
Die Linke Die Linke EL Die Linke 5,5 % Martin Schirdewan
Freie Demokratische Partei FDP ALDE Renew 5,4 % Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Freie Wähler Freie Wähler EDP Renew 2,2 % Christine Singer
Bündnis Deutschland Bündnis Deutschland EKR Lars Patrick Berg
Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz,
Elitenförderung und basisdemokratische Initiative
Die PARTEI fraktionslos 2,4 % Martin Sonneborn
Ökologisch-Demokratische Partei ÖDP Grüne/EFA 1,0 % Manuela Ripa
Familien-Partei Deutschlands FAMILIE ECPM EVP 0,7 % Helmut Geuking
Volt Deutschland Volt Volt Grüne/EFA 0,7 % Damian Boeselager
Piratenpartei Deutschland Piraten PPEU Grüne/EFA 0,7 % Anja Hirschel
Partei Mensch Umwelt Tierschutz Tierschutzpartei APEU 1,4 % Sebastian Everding
MERA25 MERA25 DiEM25 0,3 % Karin De Rigo
Die Heimat HEIMAT APF 0,3 % Udo Voigt
Aktion Partei für Tierschutz TIERSCHUTZ hier! 0,3 % Cornelia Keisel
Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung 0,2 % Felix Werth
Bündnis für Innovation & Gerechtigkeit BIG 0,2 % Haluk Yildiz
Bündnis C – Christen für Deutschland Bündnis C ECPM 0,2 % Karin Heepen
Partei der Humanisten PdH 0,2 % Sascha Boelcke
Menschliche Welt Menschliche Welt 0,1 % Dominik Laur
Deutsche Kommunistische Partei DKP 0,1 % Patrik Köbele
Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands MLPD 0,0 % Monika Gärtner-Engel
Sozialistische Gleichheitspartei SGP 0,0 % Christoph Vandreier
Aktion Bürger für Gerechtigkeit ABG Loreen Bermuske
Basisdemokratische Partei Deutschland dieBasis Isabel Graumann
Bündnis Sahra Wagenknecht BSW Fabio De Masi
Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch DAVA Fatih Zingal
Klimaliste Deutschland Klimaliste Verena Hofmann
Parlament aufmischen – Stimme der Letzten Generation Letzte Generation Lina Johnsen
Partei der Vernunft PDV EPIL Dirk Hesse
Partei des Fortschritts PdF Lukas Sieper
V-Partei³ V-Partei³ Simon Klopstock

Fernsehformate Bearbeiten

Datum Titel Sender Moderation CDU CSU SPD Grüne AfD FDP Linke
30. Mai 2024 „Wie geht’s, Europa? – Der große Kandidatencheck“[8] ZDF Dunja Hayali
Mitri Sirin
Manfred Weber Katarina Barley Terry Reintke Maximilian Krah Marie-Agnes Strack-Zimmermann Martin Schirdewan
6. Juni 2024 „Wahlarena 2024 Europa“[9] Das Erste Manfred Weber Katarina Barley Terry Reintke Maximilian Krah Marie-Agnes Strack-Zimmermann Carola Rackete

Umfragen Bearbeiten

Im Bund Bearbeiten

Forschungsgruppe-Wahlen-Umfrage vom 12. April 2024
 %
40
30
20
10
0
30
16
16
15
5
3
3
12
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+1,1
+0,2
+5
−5,5
+5
−2,5
−2,4
−0,9
Institut Datum CDU/CSU Grüne SPD AfD Linke FDP PARTEI FW Tier Volt Piraten BSW Sonstige
Forschungsgruppe Wahlen[10] 12.04.2024 30 % 15 % 16 % 16 % 3 % 3 % 5 % 12 %
INSA[10] 10.04.2024 28,5 % 11,5 % 16,5 % 19 % 4 % 5 % 3 % 2 % 6,5 % 4 %
Ipsos[11] 19.03.2024 29 % 16 % 17 % 16 % 4 % 4 % 3 % 7 % 4 %
Forsa[12] 13.03.2024 34 % 14 % 16 % 15 % 2 % 3 % 3 % 4 % 9 %
INSA[10] 13.03.2024 28,5 % 11 % 16 % 20 % 4,5 % 6 % 1 % 2,5 % 2 % 0,5 % 0,5 % 5,5 % 2 %
Stack Data Strategy[13] 29.02.2024 25,3 % 9,8 % 16,5 % 15,1 % 2,7 % 6,0 % 3,2 % 4,3 % 3,1 % 1,3 % 1,2 % 9,3 % 2,2 %
INSA[10] 13.02.2024 27 % 10,5 % 16 % 22 % 4,5 % 3 % 1 % 3,5 % 3 % 1 % 1 % 5,5 % 2 %
Portland Communications[14] 12.02.2024 29 % 13 % 16 % 17 % 3 % 5 % 1 % 3 % 3 % 1 % 1 % 6 % 2 %
INSA[10] 31.07.2023 26 % 15 % 19 % 23 % 5 % 7 % 6 %
Europawahl 2019 26.05.2019 28,9 % 20,5 % 15,8 % 11,0 % 5,5 % 5,4 % 2,4 % 2,2 % 1,4 % 0,7 % 0,7 % 5,5 %

West- und Ostdeutschland Bearbeiten

Westdeutschland Bearbeiten

Institut Datum Union Grüne SPD AfD FDP Linke BSW Sonst.
INSA[15] 10.04.2024 31 % 12 % 18 % 17 % 5 % 3 % 3 % 9 %
Europawahl 2019 30,5 % 22,5 % 16,6 % 8,8 % 5,6 % 3,8 % 11,8 %

Ostdeutschland Bearbeiten

Institut Datum CDU AfD Linke SPD Grüne FDP BSW Sonst.
INSA[15] 10.04.2024 19 % 28 % 8 % 11 % 9 % 4 % 11 % 10 %
Europawahl 2019 21,5 % 21,1 % 13,4 % 12,2 % 11,6 % 4,4 % 15,8 %

Sonntagsfragen in einzelnen Bundesländern Bearbeiten

Bayern Bearbeiten

Institut Datum CSU Grüne SPD AfD FW FDP ÖDP Linke PARTEI Tier BSW Sonstige
GMS[16] 06.02.2024 43 % 11 % 8 % 16 % 10 % 2 % 1 % 4 % 5 %
Infratest dimap[16] 17.01.2024 43 % 13 % 8 % 13 % 9 % 3 % 11 %
GMS[16] 03.01.2024 42 % 13 % 7 % 17 % 10 % 3 % 1 % 7 %
Europawahl 2019 26.05.2019 40,7 % 19,1 % 9,3 % 8,5 % 5,3 % 3,4 % 3,1 % 2,4 % 2,0 % 1,2 % 5,1 %

Nordrhein-Westfalen Bearbeiten

Institut Datum CDU Grüne SPD AfD FDP Linke PARTEI Tier BSW Sonstige
Forsa[17] 27.03.2024 34 % 17 % 18 % 12 % 4 % 2 % 4 % 9 %
Europawahl 2019 26.05.2019 27,9 % 23,2 % 19,2 % 8,5 % 6,7 % 4,2 % 2,3 % 1,5 % 6,5 %

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Nationale Wahlprogramme der Parteien Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bundeskabinett legt 9. Juni als Termin für die Europawahl fest. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  2. § 6 Europawahlgesetz, §§ 17, 17 a und 17 b Europawahlordnung
  3. a b § 2 Europawahlgesetz
  4. Jakob Milzner: Europawahl: Prozenthürde geplant – deutschen Kleinparteien droht das Aus. 24. Mai 2023, abgerufen am 9. Februar 2024.
  5. Gerald G. Sander: Wiley-Schnellkurs Europarecht, Seite 43
  6. Europawahl 2024: Der Bundeswahlausschuss lässt 35 Parteien und sonstige politische Vereinigungen zu - Die Bundeswahlleiterin. Abgerufen am 29. März 2024.
  7. Europawahl 2024: Niederschrift über die 1. Sitzung des Bundeswahlausschusses - Die Bundeswahlleiterin. Abgerufen am 30. März 2024.
  8. Wie geht’s, Europa? Folge 3: Wie geht’s, Europa? – Der große Kandidatencheck (2024). imfernsehen, 30. Mai 2024, abgerufen am 23. April 2024.
  9. Wahlarena 2024 Europa - Europawahl 2024. In: ARD | Das Erste. Abgerufen am 23. April 2024.
  10. a b c d e Europawahlumfragen, auf wahlrecht.de
  11. Euronews-Umfrage zur Europawahl: In Deutschland legen die extremen Parteien zu. 19. März 2024, abgerufen am 19. März 2024.
  12. n-tv NACHRICHTEN: Vor Europawahl: CDU stärker als Ampel-Parteien zusammen. Abgerufen am 15. März 2024.
  13. Germany, Stack Data Strategy poll European Parliament election. Abgerufen am 29. Februar 2024.
  14. Portland Communications, Umfragendatenbank
  15. a b Europawahl: AfD im Sinkflug, Union im Aufwind. 10. April 2024, abgerufen am 10. April 2024.
  16. a b c Europawahlumfragen, auf wahlrecht.de
  17. Martin Kessler: Umfrage vor Europawahl: Europa interessiert in NRW eher Männer als Frauen. 28. März 2024, abgerufen am 28. März 2024.