Europa-Universität Viadrina

Stiftungsuniversität in Frankfurt (Oder), Deutschland (seit 1991)

Die Europa-Universität Viadrina ist eine Universität in Frankfurt (Oder). Das Wort Viadrina kommt aus dem Lateinischen und lässt sich mit die an der Oder gelegene übersetzen. Die Universität ist auf die Geistes- und Sozialwissenschaften konzentriert und bietet Studiengänge in Kulturwissenschaften, Jura und Wirtschaftswissenschaften an.

Europa-Universität Viadrina
Motto Ex oriente lux (Aus dem Osten (kommt) das Licht)
Gründung 1991
Trägerschaft Stiftung öffentlichen Rechts
Ort Frankfurt (Oder)
Bundesland Brandenburg Brandenburg
Land Deutschland Deutschland
Präsident Eduard Mühle
Studierende 4.242 Wintersemester 2023/24[1]
Mitarbeiter 622(2023)[1]
davon Professoren 74 (2023)[1]
Netzwerke DFH,[2] MGU, European Reform University Alliance
Website www.europa-uni.de
Gesamtansicht der Viadrina vom Oderturm aus gesehen (2012)

Im Sommersemester 2022 waren an der Universität 5.131 Studenten immatrikuliert, von denen rund 71 % Deutsche und 29 % ausländische Studierende sind. Den größten Anteil der ausländischen Studierenden bilden polnische Studierende mit etwa 6 %.[3]

Die Universität sieht sich in der Tradition der Brandenburgischen Universität Frankfurt (1506–1811). Sie wurde 1991 im Zuge des Neuaufbaus und der Neustrukturierung der Universitätslandschaft in den Neuen Ländern neu gegründet und hat ihren Sitz im ehemaligen Regierungspräsidium. 2008 wurde die Änderung der Rechtsform der Viadrina in eine Stiftungsuniversität beschlossen.

Leitbild und Schwerpunkte Bearbeiten

Die Denkschrift über die Neugründung im Jahr 1991 betont, dass der Universität vier spezifische Aufgaben aufgetragen worden sind:

  • Sie soll als Reformuniversität wirken. Das Neue sollte vornehmlich in ihrer Internationalität und ihrer Interdisziplinarität liegen.
  • Sie soll zur Entwicklung der Region diesseits und jenseits der Oder beitragen.
  • Sie soll die deutsch-polnische Zusammenarbeit, insbesondere auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Kultur fördern.
  • Sie soll der gesamteuropäischen Integration Impulse geben.

Hinsichtlich der Internationalität legt die Viadrina ihren Schwerpunkt auf Europa, insbesondere Polen, Ostmitteleuropa und die Europäische Union (einschließlich der Anrainerregionen bis nach Zentralasien). Allerdings schließt die Konzentration auf Europa den Bezug auf außereuropäische Länder nicht aus – so unterhält die Viadrina weltweit zu ca. 200 Universitäten Kontakte (beispielsweise nach Russland, Nord- und Südamerika, Südafrika oder Australien). Im Lehrangebot äußert sich dieser Schwerpunkt u. a. im Angebot von mehrsprachigen Studiengängen, dem Studierendenaustausch, internationalen Lehrveranstaltungen sowie der Sprachausbildung nach europäischen Standards (UNIcert).

Die Interdisziplinarität schlägt sich in fakultätsübergreifenden Studiengängen wie dem Master of „European Studies“ oder dem Master „Schutz Europäischer Kulturgüter“ sowie interdisziplinär konzipierten Lehrveranstaltungen und Studiengangsordnungen nieder. Im Bereich der Forschung ist die Interdisziplinarität in drei Forschungsinstituten der Viadrina verankert: im Interdisziplinären Zentrum für Ethik (IZE), das vornehmlich Fragen der Gerechtigkeit in der Transformation sowie bioethische und mit medizinethische Fragen bearbeitet; im Frankfurter Institut für Transformationsforschung (FIT), in dem Mitglieder aller drei Fakultäten zusammenarbeiten und das sich gerade auch mit Transformationsphänomenen im grenznahen Bereich befasst; und im Heinrich-von-Kleist-Institut, das Literaturwissenschaft und Politik miteinander verbindet.

Hinsichtlich der deutsch-polnischen Zusammenarbeit ist zuerst die Kooperation mit der Partneruniversität in Posen (der Adam-Mickiewicz-Universität), in der deutsch-polnischen Juristenausbildung (Bachelor sowie Master of German and Polish Law) und vor allem das mit der Posener Universität gemeinsam betriebene Collegium Polonicum in Słubice zu nennen. Darüber hinaus unterhält die Viadrina zu einer Vielzahl anderer polnischer Universitäten Kontakte. Im November 2022 wurde außerdem das Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität gegründet.[4]

Geschichte Bearbeiten

 
500 Jahre Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), Deutsche Briefmarke (2006)

Die Universität wurde im Juli 1991 gegründet und startete im Oktober 1992 in ihr erstes akademisches Jahr. Gründungsrektor der Universität war Knut Ipsen (1991–1993). Von 1993 bis 1999 folgte Rektor Hans Weiler, bis im Jahr 1999 Präsidentin Gesine Schwan das Amt übernahm.

Im Jahr 2004 erlangte die Universität zusätzliche Bekanntheit durch die Nominierung ihrer Präsidentin Gesine Schwan zur Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten durch die SPD und Bündnis 90/Die Grünen.

Im Sommersemester 2006 wurden an der Viadrina die Feierlichkeiten zur 500-Jahr-Feier der Universität begangen, wobei Bezug auf die 1811 geschlossene Universität, die Alma Mater Viadrina, genommen wurde, und gleichzeitig der 15. Geburtstag der 1991 gegründeten Universität gefeiert.[5]

Eine hochschulartige Einrichtung war von 1930 bis 1932 die Pädagogische Akademie Frankfurt (Oder) unter Otto Haase, die nach einer kurzen Schließung aus Spargründen ab 1933 bis zur kriegsbedingten Einstellung als Hochschule für Lehrerbildung durch den NS-Staat unter Albrecht Burchard und darauf Oswald Muris weiter betrieben wurde.

Fakultäten und Studienangebot Bearbeiten

Kulturwissenschaftliche Fakultät Bearbeiten

 
Pädagogische Akademie Frankfurt (Oder) im Bau von 1931

Die Fakultät ist mit rund 2000 Studierenden die größte Fakultät der Viadrina.[3] Ihr Studienangebot umfasst:

Grundständige Studiengänge (Bachelor of Arts):

  • Kulturwissenschaften
  • Cultural and Social Studies
  • Interkulturelle Germanistik
  • Recht und Politik (interdisziplinärer Studiengang mit der Juristischen Fakultät)[6]

Die konsekutiven Masterstudiengänge (Master of Arts):

  • European Studies (interdisziplinärer Studiengang aller drei Fakultäten)
  • Europäische Kulturgeschichte
  • Sprache – Medien – Gesellschaft
  • Literaturwissenschaft: Ästhetik – Literatur – Philosophie
  • Soziokulturelle Studien
  • Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas
  • Geschichte der Moderne transkulturell
  • Multimodalität – Diskurs – Medien

Weiterbildende Masterstudiengänge (Master of Arts):

  • Schutz europäischer Kulturgüter
  • Kulturmanagement und Kulturtourismus[7]

Juristische Fakultät Bearbeiten

An der Juristischen Fakultät waren zum Wintersemester 2019/2020 fast 1.800 Studierende eingeschrieben.[3] Die Juristische Fakultät bietet den Studiengang Rechtswissenschaften (Erste Juristische Prüfung/LL.B.)[8] sowie folgende Master-Studiengänge an:

  • Mediation und Konfliktmanagement (LL.M. oder M.A.)[9]
  • Master of International Human Rights and Humanitarian Law (LL.M.)[10]
  • Master’s Program „Human Rights & Genocide Studies“ (M.A.)[11]
  • Magister-legum-Studiengang (LL.M.)[12]
  • Europäisches Wirtschaftsrecht
  • European Studies
  • Recht der Wirtschaft (Aufbaustudiengang)
  • Master of Compliance & Integrity Management

Eine Besonderheit stellt des Weiteren die deutsch-polnische Juristenausbildung, der Bachelor und Master of German and Polish Law, dar, den die Viadrina zusammen mit der Adam-Mickiewicz-Universität anbietet.

Weiterhin sind an der Juristischen Fakultät das Institut für Konfliktmanagement, das Frankfurter Institut für das Recht der Europäischen Union und das Interdisziplinäre Zentrum für Ethik angesiedelt.

Die Alumni des Master-Studiengangs Mediation und Konfliktmanagement erfahren Unterstützung durch den Verein zur Förderung von Wissenschaft und Praxis der Mediation e. V.[13] mit Sitz in Berlin.

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Bearbeiten

An der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät waren wie an der Juristischen Fakultät im Wintersemester 2019/2020 knapp unter 1.800 Studierende immatrikuliert.[3] Das Studienangebot der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät umfasst die Studiengänge:

Als eine der ersten Universitäten in Deutschland bietet die Europa-Universität Viadrina Kurse im neuen Forschungsfeld E-Sport an.[15]

European New School of Digital Studies Bearbeiten

Seit 2020 wird zudem an der European New School of Digital Studies in Kooperation mit der Adam-Mickiewicz-Universität Posen ein weiterer interdisziplinärer Studiengang angeboten:[16]

Organisation Bearbeiten

Die Europa-Universität wird mit Wirkung seit dem 1. März 2008 nicht mehr vom Land Brandenburg getragen, sondern durch eine Stiftung des öffentlichen Rechts, errichtet durch das Gesetz über die Errichtung der Stiftung Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) (StiftG-EUV).[17] Das Stiftungsvermögen betrug 2012 etwa 6,2 Millionen Euro (6.195.860,35 Euro).[18] Der Wirtschaftsplan der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) für 2012 sah Zuweisungen des Landes Brandenburg (Titel 682 64) in Höhe von etwa 25 Millionen Euro (25.192.600 Euro) vor, dazu Verwaltungseinnahmen der Universität in Höhe von 528.000 Euro, und damit insgesamt ein Budget in Höhe von 25.720.600 Euro.[19]

Universitätspräsidenten Bearbeiten

 
Portal des Hauptgebäudes

Standorte Bearbeiten

Die meisten Gebäude und Studierendenwohnheime der Viadrina liegen im Stadtkern, direkt an der Oder und nahe der Grenzbrücke zu Polen. Es gibt fünf Wohnheime in der Stadt, außerdem können Studierende Wohnheime in der polnischen Nachbarstadt Słubice beziehen. Die Wohnheime in Frankfurt/Oder sind durch das Tramsystem direkt mit der Universität verbunden.

 
Gräfin-Dönhoff-Gebäude: Hörsaal- und Mensakomplex der Universität

Im über hundert Jahre alten ehemaligen Regierungspräsidium im Stadtzentrum befinden sich die Universitätsbibliothek, Seminarräume sowie die Büros des Präsidenten, vieler Lehrstühle und große Teile der Universitätsverwaltung.

Die Universitätsbibliothek wurde terrassenartig in den Innenhof des Hauptgebäudes gebaut. Der konventionelle Medienbestand der Bibliothek umfasst ca. 523.000 Bände und fast 1200 laufende Zeitschriften. Weiterhin bietet sie 408 Benutzerarbeitsplätze. Die Bibliothek hat den Status eines Europäischen Dokumentationszentrums und ist Mitglied des Kooperativen Bibliotheksverbundes Berlin-Brandenburg (KOBV).

Das Gräfin-Dönhoff-Gebäude, benannt nach Marion Gräfin Dönhoff, ist ein Neubau. Hier befinden sich die Mehrheit der Hörsäle und Seminarräume sowie die Haupt-Mensa.

Im Auditorium Maximum befinden sich u. a. das Studierendensekretariat, mehrere Seminarräume, Lehrstühle, das Internationale Büro der Uni, Verwaltungseinheiten und der größte Hörsaal der Universität (Platz für 600 Studierende).

Im Westteil der Stadt befindet sich in der ehemaligen Kaserne in der August-Bebel-Straße ein nahegelegener Nebencampus (Sprachenzentrum). Hier finden die meisten Sprachkurse der Universität statt.

Forschungsinstitute Bearbeiten

  • Deutsch-Polnisches Forschungsinstitut (DPFI)
  • Frankfurter Institut für das Recht der Europäischen Union
  • Frankfurter Institut für Transformationsstudien (FIT)[21]
  • Heinrich-von-Kleist-Institut für Literatur und Politik
  • Institut für Konfliktmanagement
  • Interdisziplinäres Zentrum für Ethik
  • Institute for Central and East European Taxation (I CEE TAX)[22]
  • Viadrina Institut für Europa-Studien (IFES)
  • Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies (VCPU)[23]

Viadrina-Preis Bearbeiten

Alljährlich vergibt die Universität den Viadrina-Preis an Personen, die sich um die deutsch-polnische Verständigung verdient gemacht haben. Bisherige Preisträger sind u. a. Karl Dedecius, Adam Michnik, Günter Grass, Janusz Reiter, Markus Meckel, Włodzimierz Borodziej, Rudolf von Thadden, Adam Krzemiński, Rita Süssmuth, Tadeusz Mazowiecki, Krzysztof Penderecki und Hans-Dietrich Genscher.

Studentische Organisationen Bearbeiten

 
Studierende auf der nahe an der Universität gelegenen Insel Ziegenwerder

Die studentischen Organisationen und Initiativen der Viadrina hatten ihren Sitz seit 29. Juni 2006 in der Studentenloge, kurz auch Loge. Durch den Umbau des Logenhauses entstand ab 2011 das Projekt Studierendenmeile, in dem der AStA der Viadrina verlassene Gebäude im Gebiet Große Scharrnstraße anmietet und für die Initiativen nutzbar macht.

Initiativen Bearbeiten

2019 gab es an der Europa-Universität Viadrina 33 studentische Initiativen.[24]

  • Absolventennetzwerk Viadrin@lumni
  • Amnesty International Hochschulgruppe Frankfurt (Oder)
  • ArbeiterKind.de
  • Campus Office – arbeits- und sozialrechtliche Beratung von Studierenden für Studierende
  • ELSA – European Law Students’ Association
  • GFPS – Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa
  • Hoffnung Frankfurt (Oder) – Hauskirche
  • Initiative Deutschunterricht für AsylbewerberInnen (IDA)
  • Institut für angewandte Geschichte
  • Interstudis – Betreuung von Gaststudenten
  • Junge Union Hochschulgruppe
  • Juso-Hochschulgruppe
  • Katholische Hochschulseelsorge
  • Kunstgriff – Netzwerk für Kulturprojekte
  • Leo Club Lebuser Land
  • Liberaler Campus (LiCa)
  • Ostblick e. V. – Verein von Studierenden, Promovierenden und Ehemaligen der vier Brandenburger Universitäten mit osteuropabezogenen Studiengängen
  • Ökumenische Studierendenarbeit
  • Rotaract Club Frankfurt (Oder) – Słubice
  • Studierendenmeile e. V. – Haus für Studierendeninitiativen
  • Unicef-Hochschulgruppe
  • Unithea Theaterfestival
  • Venture Across – Netzwerk für Entrepreneurship
  • verbuendungshaus fforst
  • Viadrina Consulting Group e. V. (VCG)
  • ViaFunk – Universitätsradio
  • ViaMUN – UNO- und MUN-Hochschulgruppe
  • Viaphoniker – Universitätsorchester
  • Viasion Medien&Kunst – studentische TV- und Filmproduktionen
  • Vietnamese Association Viadrina (VAV)
  • Vivadrina – Studierendenmagazin
  • ZeitBankCzasu – Tauschring

Parteinahe studentische Organisationen (zum Teil nicht sicher, inwieweit die genannten Organisationen sich an den Parteien nur orientieren oder doch offiziell dazugehören):

Studentenverbindungen:

Organe der Studierendenschaft Bearbeiten

An der Europa-Universität Viadrina gibt es mehrere demokratische Gremien der Studierendenschaft:[25]

  • Allgemeiner Studentischer Ausschuss – AStA
  • Studierendenparlament
  • Fachschaftsrat Jura
  • Fachschaftsrat Wirtschaftswissenschaften
  • Fachschaftsrat Kulturwissenschaften
  • Wohnheimrat Słubice (polnisch Rada Mieszkańców Osiedla Studenckiego w Słubicach)

Kontroverse Bearbeiten

Das Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften in der kulturwissenschaftlichen Fakultät (IntraG) war ein im Jahre 2007 gegründetes Institut der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder unter Leitung von Harald Walach. Es bildete keine Mediziner aus. Das IntraG bot einen Masterstudiengang „Kulturwissenschaften – Komplementäre Medizin“ (KWKM) an, der 2008 akkreditiert wurde und 2009 seinen Betrieb aufnahm. Bis 2012 hieß der Studiengang „Komplementäre Medizin – Kulturwissenschaften – Heilkunde“ (KMKH). Abgeschlossen wurde der Studiengang mit dem akademischen Grad eines Master of Arts.[26] Die Stiftungsprofessur wurde zeitweise durch die Firma Biologische Heilmittel Heel GmbH finanziert, einer der finanzstärksten Vertreter der Homöopathie-Pharmaindustrie.

Eine öffentliche Debatte über das Institut IntraG fand beispielsweise durch eine Masterarbeit aus dem Jahr 2012 statt, die sich mit dem sogenannten Kozyrew-Spiegel befasst, durch den Hellseherei oder Kontakte zu Außerirdischen und Verstorbenen möglich sein sollen.[27] Die Arbeit[28] kritisiert ein Autor in der Süddeutsche Zeitung als eine „Entgleisung akademischer Qualitätsstandards“.[29]

Im Juni 2012 empfahl die Hochschulstrukturkommission des Landes Brandenburg „nachdrücklich den künftigen Verzicht auf das Angebot des MA-Studienganges ‚Kulturwissenschaften – Komplementäre Medizin‘“. Weiterhin wurde die Weiterführung des Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften weder als In-Institut noch als An-Institut befürwortet.[30] Die Welt berichtete im November 2012, der Präsident der Universität versuche diesen Streit „mit einem Maulkorb für seine Professoren einzudämmen“. Gemäß einem Rundschreiben vom Juni desselben Jahres seien sämtliche Presseanfragen vor der Beantwortung mit der Hochschulleitung abzustimmen.[31] Die Hochschulstrukturkommission des Landes Brandenburg kritisierte in ihrem im Juni 2012 vorgelegten Abschlussbericht das Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften an der Europa-Universität Viadrina:

„Die Hochschulstrukturkommission empfiehlt der EUV dementsprechend nachdrücklich den künftigen Verzicht auf das Angebot des MA-Studienganges ‚Kulturwissenschaften – Komplementäre Medizin‘. Eine Fortführung des Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften ist weder wie bisher als In-Institut noch als An-Institut zu befürworten. Vertretbar erscheint allenfalls, das Institut privatwirtschaftlich außerhalb der Hochschule weiter zu betreiben.“[32]

Die Viadrina hatte im Februar 2013 beschlossen, sich über die Empfehlung der Hochschulstrukturkommission hinwegzusetzen und das Institut unter der Auflage weiterzuführen, dass innerhalb der nächsten 2 Jahre eine Kooperation mit einer medizinischen Fakultät eingegangen wird. Im Juli 2015 verkündete das Institut die Kooperation mit der Medizinischen Universität Posen,[33][34][35] die aufgrund der Einstellung des Studiengangs im selben Jahr letztlich jedoch nicht mehr zustande kam.

2015 wurde der gebührenpflichtige Weiterbildungsstudiengang Kulturwissenschaften und Komplementäre Medizin eingestellt, in diesem Zusammenhang schloss die Hochschule auch das Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften.[36] Laut Pressestelle der Hochschule geschah dies vor dem Hintergrund, „dass die Nachfrage von medizinisch qualifizierten Studienbewerberinnen und -bewerbern nicht ausgereicht hat, um diesen kulturwissenschaftlichen Studiengang kostendeckend und qualitätsgesichert anbieten zu können“.[36]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder (Hrsg.): Denkschrift der Europa Universität Viadrina Frankfurt/Oder. Frankfurt/Oder 1993
  • Daniel Becker u. a. (Hrsg.): Ansichtssache: Alternative Festschrift: 18 Semester studentisches Leben an der Europa-Universität Viadrina. Frankfurt (Oder) 2001.
  • Ulrich Knefelkamp (Hrsg.): „Blütenträume“ und „Wolkenkuckucksheim“ in „Timbuktu“ – 10 Jahre Europa-Universität Viadrina. scrîpvaz-Verlag, Schöneiche bei Berlin 2001.
  • Irina Modrow: Wonach in Frankfurt „jeder, der nur wollte, gute Studien machen konnte...“. Eine kleine Geschichte der Viadrina anlässlich ihres 500. Jubiläums. scrîpvaz-Verlag, Schöneiche bei Berlin 2006.
  • Richard Pyritz, Matthias Schütt (Hrsg.): Die Viadrina. Eine Universität als Brücke zwischen Deutschland und Polen. Europa-Universität Viadrina, bebra, Berlin 2009, ISBN 978-3-937233-57-4.
  • Stephan Felsberg, Tim Köhler und Uwe Rada: Eine unmögliche Universität. 30 Prüfungen, die die Europa-Universität Viadrina bestehen musste. Berlin 2022, ISBN 978-3-86408-291-7.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Europa-Universität Viadrina – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Zahlen und Fakten. In: Website der Hochschule. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  2. Netzwerk. Liste der Hochschulen im Netzwerk der DFH. In: www.dfh-ufa.org. Deutsch-Französische Hochschule, abgerufen am 3. Oktober 2019.
  3. a b c d Übersicht zu den Studierenden. (PDF) Europa-Universität Viadrina, 28. November 2021, abgerufen am 27. April 2022.
  4. Hartmann Katrin: Ein Zentrum für die DNA der Viadrina – Festakt und Podiumsdiskussion zur Eröffnung des Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies • Europa-Universität Viadrina. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  5. Annette Bauer: Die Viadrina feiert 500. und 15. Geburtstag! In: UNIon. Nr. 49. Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder) April 2006, S. 2 (europa-uni.de (Memento vom 30. August 2011 im Internet Archive) [PDF; 1,8 MB]).
  6. Kulturwissenschaften - Bachelorstudiengänge. Europa-Universität Viadrina, abgerufen am 18. Juni 2020.
  7. Kulturwissenschaften - Masterstudiengänge. Europa-Universität Viadrina, abgerufen am 18. Juni 2020.
  8. Das Jura-Studium im Detail. In: Webseite der Juristischen Fakultät der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Oktober 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2018; abgerufen am 12. Oktober 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rewi.europa-uni.de
  9. Stefan Graf Finck von Finckenstein: Die Viadrina und der Mediator als Organ des Rechtsfriedens. (PDF) In: Webseite der Juristischen Fakultät der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Oktober 2018, abgerufen am 8. Oktober 2018.
  10. LL.M. in International Human Rights and Humanitarian Law. In: Webseite der Juristischen Fakultät der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Oktober 2018, abgerufen am 12. Oktober 2018 (englisch).
  11. Master of International Human Rights and Humanitarian Law - LLM. In: Webseite der Juristischen Fakultät der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Oktober 2018, abgerufen am 12. Oktober 2018 (englisch).
  12. Magister-legum-Studiengang (LL.M.). In: Webseite der Juristischen Fakultät der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Oktober 2018, abgerufen am 12. Oktober 2018.
  13. Verein zur Förderung von Wissenschaft und Praxis der Mediation e. V. In: Webseite des Vereins zur Förderung von Wissenschaft und Praxis der Mediation e. V. Oktober 2018, abgerufen am 12. Oktober 2018.
  14. Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät - Studiengänge. Europa-Universität Viadrina, abgerufen am 18. Juni 2020.
  15. Behailu Shiferaw Benti: E-Sports: Economics & Management • Faculty of Business Administration and Economics • European University Viadrina. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 2. Dezember 2019 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.wiwi.europa-uni.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  16. Study - European New School of Digital Studies. Abgerufen am 5. April 2023.
  17. Gesetz über die Errichtung der „Stiftung Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)“ (StiftG-EUV). Abgerufen am 2. März 2017.
  18. Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2915 der Abgeordneten Marion Vogdt Fraktion der FDP Landtagsdrucksache 5/7371 Zinserträge aus dem Kapital der Landesstiftungen. (PDF; 238 kB) In: vogdt-mdl.de. 10. Juli 2013, S. 4, abgerufen am 2. März 2017.
  19. Haushaltsplan 2012 - EP 06a - Beilage - Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Brandenburg. Abgerufen am 20. Februar 2015.
  20. Prof. Dr. Eduard Mühle • Europa-Universität Viadrina / EUV. Abgerufen am 2. April 2023.
  21. https://www.europa-uni.de/de/forschung/institut/institut_fit/index.html
  22. https://www.europa-uni.de/de/forschung/institut/institut_ceetax/index.html
  23. Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies • European University Viadrina. Abgerufen am 13. Dezember 2023 (englisch).
  24. Studentische Initiativen • Europa-Universität Viadrina / EUV. In: europa-uni.de. Abgerufen am 19. April 2019.
  25. Studentische Gremien • Europa-Universität Viadrina / EUV. In: europa-uni.de. Abgerufen am 19. April 2019.
  26. Masterstudiengang Kulturwissenschaften – Komplementäre Medizin (Memento vom 25. Juli 2012 im Internet Archive) Europa-Universität Viadrina.
  27. Hellseherei in Masterarbeit „belegt“. Der Standard, 8. Mai 2012
  28. P. Conrad: Der Konzyrew-Spiegel in der Praxis. (Memento vom 10. Mai 2012 auf WebCite) Masterarbeit, Frankfurt/Oder: 2012, S. 11
  29. Esoterik an der Uni Viadrina - Zu tief in die Röhre geschaut. In: Süddeutsche Zeitung, 10. Mai 12
  30. Abschlussbericht der Hochschulstrukturkommission des Landes Brandenburg (PDF; 4,0 MB), dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg vorgelegt am 8. Juni 2012
  31. Hokuspokus an der Hochschule. In: Welt am Sonntag, 4. November 2012
  32. Abschlussbericht der Hochschulstrukturkommission des Landes Brandenburg vom 8. Juni 2012. (Memento vom 3. Juli 2012 im Internet Archive; PDF) mwfk.brandenburg.de, S. 196 ff.
  33. Die unendliche Geschichte mit dem Kozyrev-Spiegel – Gesundheits-Check. Abgerufen am 14. Juni 2017.
  34. Parawissenschaften als Studienfach - Die Zauberschule an der Oder (Memento vom 16. März 2013 im Internet Archive), TAZ vom 14. März 2013
  35. Kooperation mit Medizinischer Hochschule eingegangen, 9. Juli 2015, KWKM: Kooperation mit Medizinischer Hochschule eingegangen (Memento vom 15. Juli 2015 im Internet Archive) auf intrag.info
  36. a b Michaela Grün, Pressesprecherin der Europa-Universität Viadrina: E-Mail-Antwort auf eine Anfrage der Kölner Wissenschaftsjournalistin Claudia Ruby. 13. Juni 2019.

Koordinaten: 52° 20′ 32,5″ N, 14° 33′ 16,9″ O