Eugen Guglia

österreichischer Historiker, Journalist und Schriftsteller

Eugen Guglia (* 24. August 1857 in Wien, Kaisertum Österreich; † 8. Juli 1919 in Graz) war ein österreichischer Historiker, Journalist und Schriftsteller.

Eugen Guglia, 1896

Leben und Wirken Bearbeiten

Eugen Guglia studierte an der Universität Wien Geschichte bei Max Büdinger, Ottokar Lorenz und Heinrich von Zeißberg und Philologie bei Karl Tomaschek und Adolf Mussafia. 1882 wurde er zum Dr. phil. promoviert.[1] Anschließend war er Mittelschullehrer, unter anderem von 1885 bis 1887 in Prag und von 1887 bis 1892 in Währing. In dieser Zeit verfasste er im Auftrag des Zweiges „Wien und Umgebung“ des „Allgemeinen Niederösterreichischen Volksbildungsvereins“ das Werk Geschichte der Stadt Wien, das 1892 im Verlag Tempsky erschien.

Von 1883 bis 1901 war er Professor für Geschichte und Deutsche Literatur am Theresianum in Wien. Dort war Heinrich von Srbik einer seiner Schüler.[2] Ab 1902 war er Lehrer an der k.u.k. Kriegsschule, wo unter anderem Edmund Glaise-Horstenau sein Schüler war.[3]

Guglia war von 1901 bis 1909 Chefredakteur der Wiener Zeitung, wo Jakob Julius David ab 1903 einer seiner Mitarbeiter war.[4] 1908 gab er das Werk Wien. Ein Führer durch Stadt und Umgebung heraus, 1909 wurde er zum Hofrat ernannt. 1910 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule Wien[1] und wurde Dozent für Allgemeine Neuere Geschichte. 1919 wurde er an die Universität Graz berufen. Kurz darauf verstarb er[1] und wurde auf dem Friedhof St. Leonhard beerdigt.

Eugen Guglia beschäftigte sich mit der Geschichte Österreichs und von Wien, er veröffentlichte Novellen und Theaterstücke, für mehrere deutsche und österreichische Zeitungen schrieb er Artikel, Feuilletons, Essays und Kritiken. Für das von Anton Bettelheim herausgegebene Werk Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog und die Allgemeine Deutsche Biographie verfasste er Biografien. Seine Biografie von Friedrich Mitterwurzer wurde von Zeitgenossen diskutiert, insbesondere gab es eine Auseinandersetzung mit Hugo von Hofmannsthal.[5][6] Nach dem Tod von Friedrich Mitterwurzer verfasste er den lyrischen Nachruf An Friedrich Mitterwurzer „von seinem Biographen und langjährigen Freund“.[7]

Guglia war auch als Übersetzer tätig. So übersetzte er Werke von Gabriele D’Annunzio, um ihn im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen.[8] Er übersetzte unter anderem Die sieben Brunnen[9] und weitere Teile aus Le Vergini delle Rocce (= Die Jungfrauen vom Felsen) und Römische Elegien (= Elegie romane)[10]. Dabei wurde er unter anderem auch von Hermann Ubell unterstützt.[11]

Der Historiker und Naturforscher Otto Guglia (1904–1984) war sein Sohn.[12]

1959 wurde in Wien-Breitenlee die Gugliagasse nach ihm benannt.[13]

Schriften Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Anke Grutschus, Peter Krilles (Hrsg.): Figuren der Absenz. Frank & Timme, Berlin 2010, ISBN 978-3-86596-272-0, S. 173, Fußnote 2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Martina Pesditschek: Heinrich (Ritter von) Srbik (1878–1951). In: Karel Hruza (Hrsg.): Österreichische Historiker. Band 2: Lebensläufe und Karrieren 1900–1945. Böhlau, Wien 2012, ISBN 978-3-205-78764-8, S. 263–328, hier S. 267 (online, PDF; 8,8 MB).
  3. Edmund Glaise von Horstenau (Autor), Peter Broucek (Hrsg.): Ein General im Zwielicht. Band 1: K.u.K. Generalstabsoffizier und Historiker. Böhlau, Wien/Köln/Graz 1980, ISBN 978-3-205-08740-3, S. 174 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  4. Jung-Wien in Zeitungsausschnitten. In: Wiener Zeitung. 6. Juli 2018.
  5. Olivia Varwig: Eine Monographie (Friedrich Mitterwurzer, …). In: Olivia Varwig: Der Kritiker mit den unabweislichen Grundforderungen. Dissertation. Universität Bergische Universität Wuppertal 2012, S. 147–162 (online, PDF; 3,1 MB).
  6. Rüdiger Singer: Mimen-Ekphrasis. Schauspielkunst in der Literatur um 1800 und um 1900. Habilitationsschrift. Universität Göttingen 2014. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8470-0539-1, S. 485 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. In: Wiener Rundschau. Band 1, Nr. 1–12, 1897, S. 287 (Textarchiv – Internet Archive).
  8. Michaela Wolf: Die vielsprachige Seele Kakaniens. Übersetzen und dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918. Habilitationsschrift. Universität Graz 2011. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2012, ISBN 978-3-205-78829-4, S. 350 (online, PDF; 5,7 MB).
  9. In: Wiener Rundschau. Band 1, Nr. 1–12, 1897, S. 448–451 (Textarchiv – Internet Archive).
  10. Volker Kapp: Von 1730 bis 1990. Teil 1: A–Goldoni (= Frank-Rutger Hausmann, Volker Kapp (Hrsg.): Bibliographie der deutschen Übersetzungen aus dem Italienischen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 2/1). De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 978-3-11-093629-2, S. 442–454, hier S. 450 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Michaela Wolf: Die vielsprachige Seele Kakaniens. Übersetzen und dolmetschen in der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918. Habilitationsschrift. Universität Graz 2011. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2012, ISBN 978-3-205-78829-4, S. 327 (online, PDF; 5,7 MB).
  12. Erich Hübl: Hofrat Dr. Otto Guglia zum Gedenken. In: Verhandlungen der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Österreich. 124, 1986, S. 171–172.
  13. Gugliagasse. In: Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 2: De–Gy. Kremayr & Scheriau/Orac, Wien 2004, ISBN 978-3-218-00743-6, S. 632 (online).