Ernstotto zu Solms-Laubach

deutscher Kunsthistoriker

Ernstotto Graf zu Solms-Laubach (* 8. November 1890 in Straßburg; † 2. September 1977 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Kunsthistoriker.

Grab im Kloster Arnsburg

Leben Bearbeiten

Ernstotto zu Solms-Laubach entstammte dem Adelsgeschlecht der Grafen von Solms-Laubach. Er war der Sohn von Ernst Graf zu Solms-Laubach (1837–1908), Kreisdirektor des Kreises Straßburg, und Enkel von Otto II. Graf zu Solms-Laubach (1799–1872).

Er begann zunächst 1912 ein Medizinstudium, nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg studierte er jedoch ab 1919 in Marburg, München und Berlin Kunstgeschichte. Er wurde 1925 bei Richard Hamann in Marburg promoviert. Im gleichen Jahr wurde er Volontär am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt, 1929 Assistent und Kustos an der Städtischen Skulpturensammlung Liebieghaus. Hier war er u. a. für den Erwerb des spätgotischen Kopfes der Bärbel von Ottenheim verantwortlich. Am 1. Mai 1937 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 5.393.731).[1] Im Juni 1938 wurde er Direktor des Historischen Museums in Frankfurt. Im August wurde er ferner zum Stadtkonservator von Frankfurt ernannt und war für die örtliche Denkmalpflege zuständig.

1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, bis 1944 als Kunstschutzoffizier im Osten eingesetzt und wirkte hier zeitweise für die Militärverwaltung Osten als Referent für den militärischen Kunstschutz. In seiner Eigenschaft als Beutegut- und Sammeloffizier war er dem Chef der Heeresmuseen Hermann Lorey unterstellt und gemeinsam mit Georg Poensgen im Oktober 1941 am Abbau und Abtransport des Bernsteinzimmers beteiligt.[2] Vermutlich im April 1944 wurde er zur Dienststelle Chef der Heeresmuseen versetzt. Im Juni 1945 wurde er auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung als Museumsdirektor in Frankfurt entlassen. Im Juni 1949 wurde er jedoch wieder Direktor des Museums für Kunsthandwerk in Frankfurt und blieb dies bis zu seiner Pensionierung 1956. Er konnte das Museum, dessen Gebäude im Krieg zerstört worden war, im Westflügel des Städels wiedereinrichten. Im Ruhestand baute er das Museum im Schloss Laubach auf. Begraben wurde er in Kloster Arnsburg.

Veröffentlichungen (Auswahl) Bearbeiten

  • Die Wormser Bauschule in Hessen und ihre Grundlagen in Deutschland und Oberitalien. Dissertation Marburg 1925.[3]
  • Bärbel von Ottenheim (= Jahresgabe des Wissenschaftlichen Instituts der Elsass-Lothringer im Reich an der Universität Frankfurt 1936). Diesterweg, Frankfurt am Main 1936.
  • Aus dem Schloss der Grafen zu Solms-Laubach. Solms-Laubachsche Bücherstube, Laubach
    • Heft 1: Bildnisse des 16. Jahrhunderts im Schloss zu Laubach. 1955
    • Heft 2: Geschichte der Glashütten des Laubacher Waldes 1956
    • Heft 3: Solmser Medaillen des 16. Jahrhunderts. 1956
    • Heft 4: Clemens Beutler, ein Laubacher Maler um 1600. 1956
    • Heft 5: Porzellanfiguren im Schloss zu Laubach. 1957
    • Heft 6. Die Laubacher Bibliothek 1957
    • Heft 7: Johann Valentin und Johann Heinrich Tischbein in Laubach 1958
    • Heft 8: Anton Wilhelm Tischbein 1958
  • Die schönsten Jagdbilder aus europäischen Sammlungen. Keyser, München 1961.
  • Die schönsten Reiterbilder aus europäischen Sammlungen. Keyser, Heidelberg/München 1962.

Literatur Bearbeiten

  • Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon. Zweiter Band. M–Z (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band 19, 2). Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-7829-0459-1.
  • Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 576.
  • Eindeutig bis zweifelhaft. Skulpturen und ihre Geschichten erworben 1933–1945. Liebieghaus Skulpturensammlung, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-943215-09-0, S. 14.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 576.
  2. Karl-Heinz Janßen: Großfahndung nach dem Bernsteinzimmer. Die Zeit, 16. November 1984, abgerufen am 18. Oktober 2017: „Solches Bild bot sich den deutschen Kunstschutzoffizieren: Rittmeister Dr. Ernst Otto Graf zu Solms-Laubach aus Frankfurt und seinem Begleiter, Hauptmann Dr. Georg Poensgen aus Berlin. Beide unterstanden dem Chef der Heeresmuseen. Im Zivilberuf waren sie Kunsthistoriker und arbeiteten für die preußische Verwaltung Schlösser und Gärten. Was die Sowjets auf ihrer Flucht zurückgelassen hatten, wurde nun von ihnen vor der Zerstörung und Plünderung „sichergestellt“: kistenweise Möbel, Porzellan, Gemälde, Kronleuchter; sogar Parkettfußböden ließ Graf Solms entfernen. Das Kostbarste aber waren die Wandverkleidungen des Bernsteinzimmers. ; Birgitta Lamparth: Bernsteinzimmer: Die Wiesbadenerin Provenienzforscherin Ulrike Schmiegelt-Rietig recherchiert über Graf zu Solms-Laubach. In: Wiesbadener Kurier. 13. Januar 2017, archiviert vom Original am 30. Juli 2018;.
  3. Ungedruckt, Auszug in Jahrbuch der philosophischen Fakultät Marburg 1925. I.