Ergebnisse der Gemeinderatswahlen in Bozen

Die italienische Stadt Bozen hat seit dem späten 14. Jahrhundert eine korporativ verfasste Stadtverwaltung[1] – aus dieser Zeit sind die Bürgermeister großteils bekannt, es gab aber keine demokratischen Wahlen im modernen Sinn. Ab 1714 sind die Bürgermeister lückenlos bekannt. Im Januar 1922 fanden in Bozen die ersten demokratischen Gemeinderatswahlen statt. Der Gemeinderat wurde bereits im Oktober 1922 aufgelöst.[2] Seit 1995 werden die Wahlergebnisse online gestellt und der Bürgermeister direkt gewählt, der 45-köpfige Gemeinderat setzt sich aus Listen zusammen, die mit einem Bürgermeisterkandidaten verbunden sind. Es gilt das Verhältniswahlrecht mit einer 3 % Hürde für eigenständige Listen und 2,2 % für Listen in einer Koalition.

Gemeinderatswahlen 1922 Bearbeiten

Die ersten Gemeinderatswahlen fanden im Januar 1922 statt. Julius Perathoner vom Deutschen Verband wurde zum 10. Mal zum Bürgermeister gewählt, die Sozialdemokratische Partei war im Gemeinderat vertreten.

Ergebnis der Gemeinderatswahlen vom Januar:

  1. Deutscher Verband: 1944 Stimmen, 27 Gemeinderäte
  2. Sozialdemokratische Partei: 687 Stimmen, 6 Mandate
  3. italienische Liste: 429 Stimmen, kein Mandat[3]

Der Gemeinderat und der Stadtrat wurde vor dem bzw. beim Marsch auf Bozen im September/Oktober 1922 aufgelöst.[2]

Gemeinderatswahlen 1948 Bearbeiten

Bei ersten Gemeinderatswahlen der Nachkriegszeit wurde die Südtiroler Volkspartei zur stärksten Partei, die Democrazia Cristiana wurde zur zweitstärksten Partei. Seit damals stellt die DC, bzw. deren Nachfolgeparteien im Mitte-links-Block mit einer Ausnahme (Giovanni Benussi war vier Wochen Bürgermeister) den Bürgermeister und die SVP den Vizebürgermeister. Bürgermeister wurde der ehemalige Partisan Lino Ziller (DC) und Vizebürgermeister der spätere Landeshauptmann und ehemaliger Leutnant der Wehrmacht Silvius Magnago (SVP).

Ergebnis der Gemeinderatswahlen vom Juli:

  1. SVP: 7.646 Stimmen
  2. DC: 6.614 Stimmen
  3. Socialisti: 3.727 Stimmen
  4. Unità socialista: 3.523 Stimmen
  5. Comunisti: 2.992 Stimmen
  6. MSI: 1.336 Stimmen
  7. Repubblicani: 616 Stimmen[4]

Gemeinderatswahlen 2005 Bearbeiten

Die stärkste Partei wurde überraschend die Südtiroler Volkspartei, die 11 der 50 Mandate errang (+3).

Gemeinderatswahlen 2010 Bearbeiten

In den 45-köpfigen Gemeinderat wurden insgesamt 14 Parteien und Gruppierungen gewählt. Die stärkste Fraktion im Gemeinderat stellte mit 10 Mandataren wieder die SVP, da sich der PDL bald in zwei Fraktionen aufspaltete. Nachfolgend findet sich eine Auflistung der im Gemeinderat vertretenen Parteien und Gruppierungen mit den erhaltenen Listenstimmen sowie den Sitzen. Dabei ist zu beachten, dass neben den Listenstimmen für einzelne Kandidaten auch Vorzugsstimmen vergeben werden können, was die abweichende Sitzverteilung erklärt.

Gemeinderatswahlen 2015 Bearbeiten

Bei den Gemeinderatswahlen 2015 wurden der Partito Democratico und die Südtiroler Volkspartei mit jeweils sieben Gemeinderäten die stärksten Fraktionen. Es folgten die Lega Nord und der MoVimento 5 Stelle mit fünf bzw. vier Vertretern. Generell ist die politische Landschaft durch eine starke Zersplitterung gekennzeichnet: In den 45-köpfigen Gemeinderat wurden 18 verschiedene Parteien und Gruppierungen gewählt. Nachfolgend findet sich eine Auflistung der im Gemeinderat vertretenen Parteien und Gruppierungen mit den erhaltenen Listenstimmen sowie den Sitzen. Dabei ist zu beachten, dass neben den Listenstimmen für einzelne Kandidaten auch Vorzugsstimmen vergeben werden können, was die abweichende Sitzverteilung erklärt.

  • Partito Democratico 16,7 %, 7 Sitze
  • Südtiroler Volkspartei 15,6 %, 7 Sitze
  • Lega Nord Salvini 11,3 %, 5 Sitze
  • MoVimento 5 Stelle 10,0 %, 4 Sitze
  • Lista Civica per Spagnolli 6,5 %, 3 Sitze
  • L’Alto Adige nel cuore con Urzì 6,3 %, 3 Sitze
  • Verdi Grüne Vërc 5,1 %, 2 Sitze
  • Lista - Liste Benussi 3,7 %, 2 Sitze
  • Forza Italia 3,6 %, 2 Sitze
  • Io sto con Bolzano 3,4 %, 1 Sitz
  • A sinistra per Bolzano con Gallo 3,1 %, 2 Sitze
  • CasaPound 2,4 %, 1 Sitz
  • Unitalia 2,3 %, 1 Sitz
  • Projekt Bozen - noi Bolzano 2,2 %, 1 Sitz
  • Fratelli d’Italia - Centrodestra Nazionale 2,1 %, 1 Sitz
  • Sinistra Ecologia Libertà con Vendola 2,1 %, 1 Sitz
  • Nuovacittà con Duzzi 1,9 %, 1 Sitz
  • Partito Socialista Italiano 1,1 %, 1 Sitz

Gemeinderatswahlen 2016 Bearbeiten

Bei den Gemeinderatswahlen 2016 wurden der Partito Democratico und die Südtiroler Volkspartei mit neun bzw. acht Gemeinderäten die stärksten Fraktionen. Es folgten der MoVimento 5 Stelle und die Lega Nord mit sechs bzw. fünf Vertretern. In den 45-köpfigen Gemeinderat wurden 10 verschiedene Parteien und Gruppierungen gewählt. Nachfolgend findet sich eine Auflistung der im Gemeinderat vertretenen Parteien und Gruppierungen mit den erhaltenen Listenstimmen sowie den Sitzen. Dabei ist zu beachten, dass neben den Listenstimmen für einzelne Kandidaten auch Vorzugsstimmen vergeben werden können, was die abweichende Sitzverteilung erklärt.

  • Südtiroler Volkspartei 17,0 %, 8 Sitze
  • Partito Democratico 15,9 %, 9 Sitze
  • Movimento Cinque Stelle 12,1 %, 6 Sitze
  • Lega Nord Salvini 8,9 %, 5 Sitze
  • Il Centrodestra Uniti per Bolzano 7,6 %, 4 Sitze
  • CasaPound Italia 6,7 %, 3 Sitze
  • Verdi Grüne Vërc Projekt Bozen 6,1 %, 4 Sitze
  • Alleanza per Bolzano con Holzmann 5,0 %, 2 Sitze
  • Io sto con Bolzano/Für Bozen Gennaccaro Sindaco 4,5 %, 2 Sitze
  • Lista Civica/Bürgerliste con/mit Caramaschi 4,4 %, 2 Sitze

Gemeinderatswahlen 2020 Bearbeiten

Bei den Gemeinderatswahlen 2020 wurden die Südtiroler Volkspartei, die Lega Salvini Premier und der Partitio Democratico mit jeweils sieben Gemeinderäten die stärksten Fraktionen. Es folgten Oltre Weiter Zanin und Verdi Grüne Vërc mit fünf Vertretern. Zudem erreichten vier weitere Listen den Einzug. Nachfolgend findet sich eine Auflistung der im Gemeinderat vertretenen Parteien und Gruppierungen mit den erhaltenen Listenstimmen sowie den Sitzen. Dabei ist zu beachten, dass neben den Listenstimmen für einzelne Kandidaten auch Vorzugsstimmen vergeben werden können, was die abweichende Sitzverteilung erklärt.

  • Südtiroler Volkspartei 14,8 %, 7 Sitze
  • Lega Salvini Premier 13,2 % 7 Sitze
  • Partito Democratico 12,6 %, 7 Sitze
  • Oltre Weiter Zanin 10,1 %, 5 Sitze
  • Verdi Grüne Vërc 9,2 %, 5 Sitze
  • Io sto con Bolzano - Für Bozen Gennaccaro Sindaco Bürgermeister 8,3 %, 4 Sitze
  • Giorgia Meloni Fratelli d’Italia 7,7 %, 4 Sitze
  • Lista Civica Bürgerliste con mit Caramaschi 7,6 %, 4 Sitze
  • Team K 4,1 % 2 Sitze

Literatur Bearbeiten

  • 50 anni del Consiglio Comunale di Bolzano 1948–1998 – 50 Jahre Gemeinderat Bozen 1948–1998. Bozen: Stadtgemeinde Bozen 1998 (ohne ISBN).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hannes Obermair: Das Bozner Stadtbuch. Handschrift 140 – das Amts- und Privilegienbuch der Stadt Bozen. Beiträge der internationalen Studientagung, Bozen, Schloss Maretsch, 16.–18. Oktober 1996. In: Bozen von den Grafen von Tirol bis zu den Habsburgern – Bolzano fra i Tirolo e gli Asburgo (= Forschungen zur Bozner Stadtgeschichte/Studi di storia cittadina). Band 1. Athesia, Bozen 1999, ISBN 88-7014-986-2, S. 399–432.
  2. a b Stefan Lechner: Annexion/Marsch auf Bozen, in: Gottfried Solderer (Hrsg.): Das 20. Jahrhundert in Südtirol. Faschistenbeil und Hakenkreuz (Band II: 1920–1940), S. 12–71, ISBN 88-7283-148-2
  3. Bolzano scomparsa: 1922. Ettore Frangipane, abgerufen am 9. Juli 2013 (italienisch, Auszug aus Der Tiroler vom 24. und 28. Januar 1922).
  4. Bolzano scomparsa: 1948. Ettore Frangipane, abgerufen am 9. Juli 2013 (italienisch, Auszug aus Alto Adige vom 13. und 28. Juli 1948).