Enrique Hernández Armenteros

kubanischer Babalawo der Santería

Enrique Hernández Armenteros, bekannt als Enriquito oder Tata Nganga, (* 19. Februar 1918 in Guanabacoa, Havanna; † 22. März 2017 ebenda) war ein kubanischer Babalawo der Santería.

Leben und Wirken Bearbeiten

Enriquito, wie Enrique Hernández meist genannt wurde, stammte in direkter Linie von kongolesischen Sklaven ab. Seine Großmutter mütterlicherseits war Kongolesin. Sie war es, die ihn in die afrikanischen Kulte einführte.[1] Er praktizierte vier verschiedene Santería-Kulte afrikanischen Ursprungs, hauptsächlich der Regla de Ocha aus dem Kongo, in der er vom Orisha Elegguá geweiht wurde, war Mitglied der geheimen und männlichen religiösen Gemeinschaft Abakuá, in Kuba auch als Ñañiguismo bekannt und zählte sich außerdem zur Ifá-Etnie. Sein Beitrag zur Santería cubana machte ihn in diversen esoterischen Sekten, bei Schamanen und Anhängern paranormaler Phänomene berühmt.[2]

1957 gründete Enriquito die Asociación Afrocubana Hijos de San Lázaro (Afrokubanischer Verband der Kinder des Heiligen Lazarus) und kam damit dem Gefühl zahlreicher Kubaner nach, die den Heiligen verehrten. Jeden zweiten Monat, über sechs Jahrzehnte lang, empfing Tata Nganga Gläubige aus allen Teilen Kubas und aus der ganzen Welt.[3] Sein Haus im Stadtteil La Hata war wie ein Tempel, ausgestattet mit zahlreichen Bildern und Figuren aus dem Pantheon der Yoruba, welche mit jenen der christlich-katholischen Religion synkretisieren: Babalú Ayé (Lazarus), Ochún (Caridad del Cobre), Changó (Santa Bárbara), Obbatalá (Virgen de las Mercedes), Yemayá (Virgen de Regla) und so weiter.[4] 2001 wurde von den Behörden die erste Prozession genehmigt. Seitdem gingen er und seine Anhänger jedes Jahr am 16. Dezember, dem Tag des Heiligen Lazarus, durch die Straßen Guanabacoas.[1]

Tata Nganga galt als pro-castristisch und entwickelte sich mit der Zeit zum santero oficial (offiziellen Priester) der Kommunistischen Partei und zum höchsten Repräsentanten der „offiziellen“ Santería Kubas.[5]

Im Jahr 2004 erschien ein Buch mit dem Titel „Tata Nganga“ vom kubanischen Journalisten und Schriftsteller Marcos Alfonso. Auf dessen Basis drehte Roberto Chile 2010 einen Dokumentarfilm „Soy Tata Nganga“ (Ich bin Tata Nganga).[3] Tata Nganga (Vater Nganga) ist die dritte von fünf Hierarchiestufen der in der Regla de Congo.[6]

Enriquito war Vater von elf Kindern. Außerdem hatte er rund 2000 Patenkinder auf der ganzen Welt.[1] Er starb am 22. März 2017 im Alter von 99 Jahren.

Auszeichnungen Bearbeiten

  • Premio Memoria Viva (2008)[7]

Literatur Bearbeiten

  • Marcos Alfonso: Tata Nganga. El mundo mágico – místico de la religión Bantú. Prensa Latina, Havanna 2004 (spanisch, 185 S.).

Filme Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c M. Enriqueta: Enriquito, el santero de la Hata. In: La Jiribilla No. 187. 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. März 2017; abgerufen am 25. März 2017 (spanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/epoca2.lajiribilla.cu
  2. Cuba: A los 99 años fallece ‘Enriquito’, sacerdote mayor de la santería. In: CrónicaViva. 23. März 2017, abgerufen am 24. März 2017 (spanisch).
  3. a b Katia Camejo Montpeller: Homenaje en Guanabacoa Tata Nganga y a Roberto Chile. In: cadenahabana.icrt.cu. Radio Cadena Habana, 1. August 2016, archiviert vom Original am 26. März 2017; abgerufen am 3. Dezember 2021 (spanisch).
  4. María Fernanda Muñóz: Adiós a “Enriquito”, el sacerdote mayor de la santería cubana. In: Cubanos por el Mundo. 23. März 2017, abgerufen am 25. März 2017 (spanisch).
  5. José Lesta Mosquera, Miguel Pedrero: Las claves ocultas del poder mundial: Club Bilderberg. Masonería. Bin Laden. Fidel Castro. CIA. ETA… 1. Auflage. EDAF, Madrid 2009, ISBN 978-84-414-2125-7, S. 161.
  6. Carlos Antonio De Bourbon-Galdiano-Montenegro: El Rayado, The Secrets of Congo Initiations, Palo Mayombe, Palo Monte, Kimbisa. Lulu.com, 2012, ISBN 978-1-105-75093-9, S. 12.
  7. Premio Memoria Viva edición 2008. In: icic.cult.cu. Instituto Cubano de Investigación Cultural “Juan Marinello”, 29. Oktober 2008, abgerufen am 25. März 2017 (spanisch).
  8. Soy Tata Nganga (2012). In: Internet Movie Database. Abgerufen am 24. März 2017 (englisch).