EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen

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EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH, bis 2. Februar 2017[2] Energiewerke Nord GmbH (EWN), ist ein auf den Rückbau und die Entsorgung stillgelegter Kernkraftwerke (KKW) spezialisiertes privatrechtliches Unternehmen mit Bundesbeteiligung. Es ist auch als ein bundeseigenes Eisenbahninfrastrukturunternehmen tätig. In dieser Eigenschaft betreibt es den Anschluss des KKW Greifswald und seit 31. Dezember 1999[3] die Bahnstrecke Schönwalde–Lubmin. Es ist Rechtsnachfolger des früheren DDR-Kombinats Kernkraftwerke „Bruno Leuschner“.

EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1967 (als Energiebetrieb der DDR)
Sitz Rubenow
Leitung Henry Cordes (Vorsitzender), Joachim Löbach
Mitarbeiterzahl 2124
Umsatz 14,5 Mio. Euro[1]
Branche Rückbau und Entsorgung von nuklearen Anlagen
Website www.ewn-gmbh.de
Stand: 31. Dezember 2020

Tätigkeit Bearbeiten

Die EWN sind für die Kernkraftwerke Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern), Rheinsberg (Brandenburg), AVR Jülich[4] (Nordrhein-Westfalen) sowie für den Rückbau der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe in Linkenheim-Hochstetten, und der Reaktoren auf dem Gelände des Kernforschungszentrums Karlsruhe (MZFR, KNK I und II) in Eggenstein-Leopoldshafen verantwortlich.

Die EWN betreiben auch das Zwischenlager Nord (ZLN) in Lubmin und errichten ein Energie- und Technologiezentrum. Die Gaspipeline Nord Stream landet in Lubmin an.

Ferner sind die EWN im russischen Murmansk im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums tätig, wo derzeit mit Hilfe deutscher Fachkräfte die Reaktorsegmente von Atom-U-Booten demontiert werden.[5][6]

Geschichte Bearbeiten

Die EWN sind Rechtsnachfolger des früheren DDR-Kombinats Kernkraftwerke „Bruno Leuschner“. Nach der Wiedervereinigung wurde 1990 zunächst die Treuhandanstalt als Gesellschafter eingesetzt. Seit Beginn des Jahres 2000 ist das Bundesministerium der Finanzen alleiniger Gesellschafter des Unternehmens.

Die Kernkraftwerke Greifswald und Rheinsberg waren grundlegende Bestandteile der Energiepolitik der DDR, die langfristig etwa 30–40 % ihres Strombedarfs durch Kernenergie abdecken wollte. Als erstes Kernkraftwerk der DDR wurde 1966 in Rheinsberg ein sowjetischer Druckwasserreaktor der WWER-Linie mit einer elektrischen Leistung von 70 MW in Betrieb genommen.

1967 wurde mit der Errichtung des Kernkraftwerks Greifswald begonnen. Acht Reaktoren des sowjetischen Typs WWER 440-230 mit je 440 MW elektrischer Leistung sollten hier errichtet werden. 1973 nahm der erste Block seinen Betrieb auf. Drei weitere folgten bis 1979. Der fünfte, sicherheitstechnisch erheblich veränderte Block 5 begann im Jahr 1989 mit dem Probebetrieb. Block 6 war zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung ebenfalls bereits errichtet, aber noch nicht in Betrieb. Die Blöcke 7 und 8 befanden sich im Bau. Im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung wurde eine umfassende Sicherheitsanalyse für die Greifswalder Reaktoren durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass die Reaktoren nur mit großem Aufwand auf westliche Sicherheitsstandards hätten umgerüstet werden können.

In einem Brief an den damaligen Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann (FDP) mahnte der Chef der Treuhandanstalt Detlev Rohwedder eine politische Entscheidung als überfällig an. Es habe keinen Sinn, weiterhin Geld der Treuhandanstalt in die Kernkraftwerke der Ex-DDR zu stecken – weder in die abgeschalteten noch in die entstehenden.[7] Die Industrie hatte schon früher klargemacht, kein eigenes Geld für das in Bau befindliche Kernkraftwerk Stendal aufwenden zu wollen.[8] Daher wurde entschieden, alle Reaktoren in Rheinsberg und Greifswald abzuschalten. Beide sind seit 1990 stillgelegt und werden seit 1995 demontiert.[9]

Finanzierung Bearbeiten

Die EWN erwirtschaften keine Gewinne. Der Konzern erhält Zuwendungen aus dem Bundeshaushalt. Für 2015 war ein Betrag von rd. 118 Millionen Euro vorgesehen[10], 2018 lag er bei 135 Millionen Euro (14 Mio. Euro für Investitionen, 121 Mio. Euro für den laufenden Betrieb).[11]

Beteiligungen Bearbeiten

An folgenden Unternehmen sind die EWN beteiligt:

Organe der Gesellschaft Bearbeiten

Aufsichtsrat Bearbeiten

Der Aufsichtsrat wird aus folgenden neun Personen gebildet:

  • Bernd Halstenberg (Vorsitz)
  • Jobst Weißenborn (stellvertretender Vorsitz)
  • Peter Hart
  • Hans-Jürgen Hinsdorf
  • Barbara Syrbe
  • Gisela Tagnatz
  • Horst Weißenborn
  • Rüdiger Harder

Ehemalige Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Suche im Bundesanzeiger: EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH: Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020
  2. Pressemitteilung: Neuer Name – Bewährte Qualität: Aus „Energiewerke“ wird „EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH“. (PDF; 78,7 KiB) EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH, 10. Februar 2017, abgerufen am 27. Februar 2017.
  3. Eisenbahninfrastruktur. EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH, abgerufen am 27. Februar 2017.
  4. vgl. Rückbau des Reaktors Jülich Heißer Meiler, spiegel.de, 24. Juli 2009
  5. EWN entsorgen Atom-U-Boote in Murmansk auf ndr.de
  6. Archivierte Kopie (Memento vom 17. September 2011 im Internet Archive)
  7. Spiegel 52/1990: Absurdes Schauspiel vom 24. Dezember 1990.
  8. Spiegel 38/1990: Völlig durchstrahlt vom 17. September 1990.
  9. EWN: Stilllegung und Abbau des Kernkraftwerkes Rheinsberg. Eine Information der Energiewerke Nord GmbH, Stand Juni 2016.
  10. Kap. 0803 Titelgruppe 02 im Bundeshaushalt 2015.
  11. Bundeshaushaltsplan 2018. Bundesministerium der Finanzen, 12. Juli 2018, abgerufen am 17. Oktober 2018.
  12. Suche nach Energiewerke Nord: Jahresabschluss zum 31. Dezember 2010. In: Elektronischer Bundesanzeiger. Abgerufen am 11. April 2012.
  13. Archivlink (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)

Weblinks Bearbeiten

Koordinaten: 54° 8′ 16,4″ N, 13° 40′ 2,2″ O