Enéas Marques

Gemeinde im Bundesstaat Paraná, Brasilien

Enéas Marques ist ein brasilianisches Munizip im Südwesten des Bundesstaats Paraná. Es hatte 2021 geschätzt 5906 Einwohner, die sich Enéas-Marquenser nennen. Seine Fläche beträgt 192 km². Es liegt 630 Meter über dem Meeresspiegel.

Município de Enéas Marques
Enéas Marques
Enéas Marques (Brasilien)
Enéas Marques (Brasilien)
Enéas Marques
Koordinaten 25° 57′ S, 53° 10′ WKoordinaten: 25° 57′ S, 53° 10′ W
Lage des Munizips im Bundesstaat Paraná
Gründung 14. Dezember 1964Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
Basisdaten
Staat Brasilien
Bundesstaat Paraná
Região intermediária Cascavel (seit 2017)
Região imediata Francisco Beltrão (seit 2017)
Mesoregion Sudoeste Paranaense (1989–2017)
Mikroregion Francisco Beltrão (1989–2017)
Höhe 630 m
Klima gemäßigt warm (Cfa)
Fläche 192 km²
Einwohner 5906 (IBGE-Schätzung zum 30. Juni 2021)
Dichte 30,8 Ew./km²
Gemeindecode IBGE: 4107405
Politik
Stadtpräfekt Edson Lupatini (2021–2024)
Partei PL
Wirtschaft
BIP 215,0 Mio. R$Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
36.074 R$ pro Kopf
(2019)
HDI 0,752 (hoch) (2010)
Karte

Etymologie Bearbeiten

Ursprünglich wurde die neue Siedlung Jaracatiá nach dem gleichnamigen Fluss genannt, an dem sie gegründet wurde. Jaracatiá ist der Name der Wilden Papaya, die in der Gegend häufig anzutreffen ist.

Bei der Erhebung zum Munizip wurde als Namensgeber Enéas Marques gewählt. Er war der Vertreter der Staatsregierung bei der GETSOP (Grupo Executivo de Terras do Sudoeste do Paraná). Diese war nach dem Siedleraufstand von 1957 gegründet worden, um die Eigentumsfragen zu klären, die Grundstücke abzugrenzen und den Siedlern Eigentumsrechte zu verleihen. Bis dahin waren sie nur Posseiros (legale, aber nicht beurkundete Landbesetzer).[1]

Geschichte Bearbeiten

Staatliche Zugehörigkeit und Siedleraufstände Bearbeiten

Der Südwesten von Paraná wurde von turbulenten Zeiten geprägt. Lange Zeit stritten Brasilien und Argentinien um das Territorium östlich des Rio Santo Antônio (Questão de Palmas 1895). Dann kam der Streit um das Gebiet zwischen den Rios Iguaçu und Uruguay (Contestado), das schließlich Santa Catarina zugeschlagen wurde. Nach der Entscheidung 1916 beabsichtigten enttäuschte Regionalpolitiker, einen Estado das Missões aus Gebieten von Südwestparaná und West-Santa-Catarina zu bilden.

In diesem Gebiet tobte 1912 bis 1916 die Guerra do Contestado, eine Erhebung von Posseiros und Anhängern eines Erweckungspredigers, die für den Bau der Eisenbahnlinie São Paulo-Rio Grande vertrieben worden waren.

Im Jahr 1938 führte Präsident Getúlio Vargas mit dem so genannten Marsch in den Westen eine offizielle Politik der Expansion und der effektiven Erweiterung der landwirtschaftlichen Grenzen ein. So begann die Bewegung zur Migration von Arbeitskräften innerhalb Brasiliens. Die ersten Begünstigten waren junge Leute aus den Bundesstaaten Rio Grande do Sul und Santa Catarina, für die es in den Minifundien des Südens zu wenig Platz gab.

Hierzu wurde 1943 die Colônia Agrícola General Osório (CANGO) gegründet. Sie verwaltete ein Gebiet von 350.000 Hektar im Gebiet von Capanema, Barracão, Santo Antônio und Francisco Beltrão, das von der argentinischen Grenze 60 Kilometer weit landeinwärts reichte. Zwischen September 1943 und September 1946 gehörte das Gebiet zum Território Federal do Iguaçu, das aus Paraná und Santa Catarina ausgegliedert und der Bundesregierung direkt unterstellt war.

Die Turbulenzen setzten sich mit dem Streit zwischen der Clevelândia Industrial and Territorial (CITLA) und der Bundesregierung fort und gipfelten im Aufstand der Siedler, der am 10. Oktober 1957 in der Schlacht der Levante dos Posseiros (deutsch: Erhebung der Besetzer) mit dem Sieg der Posseiros beendet wurde.[1]

Besiedlung Bearbeiten

Ende 1947 zog José Penso mit seiner Familie in das Gebiet von Enéas Marques und im folgenden Jahr kam sein Bruder Florindo hinzu. Jeder von ihnen baute einen Bauernhof auf, wo sich heute das Stadtgebiet erstreckt. Damals erwarb Vitale Frâncio einen Bauernhof von den Gebrüdern Penso. Außer diesen lebten nur noch Alfredo Croner und Amantino Duarte hier. Im Jahr 1948 wanderten die Familien Cattaneo, Bonetti und Koerich her.[1]

Erhebung zum Munizip Bearbeiten

Enéas Marques wurde durch das Staatsgesetz Nr. 4823 vom 18. Februar 1964 aus Francisco Beltrão ausgegliedert und in den Rang eines Munizips erhoben. Es wurde am 14. Dezember 1964 als Munizip installiert.[1]

Geografie Bearbeiten

Fläche und Lage Bearbeiten

Enéas Marques liegt auf dem Terceiro Planalto Paranaense (der Dritten oder Guarapuava-Hochebene von Paraná).[2] Seine Fläche beträgt 192 km².[3] Es liegt auf einer Höhe von 630 Metern.[4]

Vegetation Bearbeiten

Das Biom von Enéas Marques ist Mata Atlântica.[3]

Klima Bearbeiten

Das Klima ist gemäßigt warm. Es werden hohe Niederschlagsmengen verzeichnet (1946 mm pro Jahr). Im Jahresdurchschnitt liegt die Temperatur bei 19,5 °C. Die Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger lautet Cfa.[5]

Gewässer Bearbeiten

Enéas Marques liegt im Einzugsgebiet des Iguaçu. Dessen linker Nebenfluss Rio Jaracatiá entspringt südöstlich des Hauptorts und bildet dann die westliche Grenze des Munizips. Die östliche Grenze wird vom Rio Vista Alegre gebildet. Dieser trägt in seinem Unterlauf bis zur Mündung in den Iguaçu den Namen Rio Lajeado Grande.

Straßen Bearbeiten

Enéas Marques ist über die PR-471 mit Nova Esperança do Sudoeste im Westen und mit der PR-180 verbunden, die nach Francisco Beltrão im Südosten führt.

Nachbarmunizipien Bearbeiten

Salto do Lontra Dois Vizinhos
Nova Esperança do Sudoeste   Verê
Francisco Beltrão

Stadtverwaltung Bearbeiten

Bürgermeister: Edson Lupatini, PL (2021–2024)

Vizebürgermeister: Anésio Wessling, PSC (2021–2024)[6]

Demografie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner Stadt Land
1970 13.882 8 % 92 %
1980 14.277 12 % 88 %
1991 12.396 17 % 83 %
2000 6.382 20 % 80 %
2010 6.103 35 % 65 %
2021 5.906

Quelle: IBGE, bis 2010: Volkszählungen[7] und für 2021: Schätzung[3]

Ethnische Zusammensetzung Bearbeiten

Gruppe* 1991 2000 2010 wer sich als …
Weiße 78,9 % 84,6 % 82,5 % weiß bezeichnet
Schwarze 0,6 % 5,2 % 0,7 % schwarz bezeichnet
Gelbe 0,0 % 0,0 % 0,6 % von fernöstlicher Herkunft wie japanisch, chinesisch, koreanisch etc. bezeichnet
Braune 20,3 % 10,2 % 16,3 % braun oder als Mischung aus mehreren Gruppen bezeichnet
Indigene 0,0 % 0,1 % 0,0 % Ureinwohner oder Indio bezeichnet
ohne Angabe 0,2 % 0,0 % 0,0 %
Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 %
*) Anmerkung: Das IBGE verwendet für Volkszählungen ausschließlich diese fünf Gruppen. Es verzichtet bewusst auf Erläuterungen. Die Zugehörigkeit wird vom Einwohner selbst festgelegt.[8]

Quelle: IBGE (Stand: 1991, 2000 und 2010)[9]

Wirtschaft Bearbeiten

Kennzahlen Bearbeiten

Mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner von 36.074,30 R$ bzw. rund 8.000 €[10] lag Enéas Marques 2019 auf dem 116. Platz der 399 Munizipien Paranás.[11]

Sein hoher Index der menschlichen Entwicklung von 0,752 (2010) setzte es auf den 27. Platz der paranaischen Munizipien.[12]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Enéas Marques – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d História Enéas Marques. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 15. Juni 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  2. Reinhard Maack, Marcos Augusto Enrietti: Mapa Geolôgico do Estado do Paraná. JOINT RESEARCH CENTRE der Europäischen Kommission / European Soil Data Centre (ESDAC), 1953, abgerufen am 11. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. a b c Panorama Enéas Marques. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 15. Juni 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  4. Google Maps Koordinaten einfach und schnell finden. mapccordinates.net (Service der Vivid Planet Software GmbH Internet Agentur und Webdesign Salzburg), abgerufen am 15. Juni 2022.
  5. Klima Enéas Marques: Wetter, Klimatabelle & Klimadiagramm. In: climate-data.org. de.climate-data.org, abgerufen am 15. Juni 2022.
  6. Prefeito e vereadores de Enéas Marques tomam posse; veja lista de eleitos. In: g1. Globo, 1. Januar 2021, abgerufen am 15. Juni 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  7. Evolução da divisão territorial do Brasil 1872–2010 / População por município - 1872-2010 (= IBGE [Hrsg.]: Documentos para disseminação. Memória institucional. Nr. 17). 2013, ISBN 978-85-240-4208-9, ISSN 0103-6459, Evolução da população, segundo os municípios – 1872/2010, S. 232 (brasilianisches Portugiesisch, gov.br [MS Excel; 3,1 MB; abgerufen am 7. April 2022]).
  8. IBGE: Manual do Recenseador. Rio de Janeiro 2009, S. 152 (brasilianisches Portugiesisch, gov.br [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 17. Oktober 2022] Anweisung an den Zähler: „Falls die Aussage nicht einer der in der Frage genannten (fünf) Alternativen entspricht, lesen Sie die Optionen noch einmal vor, damit die Person sich in diejenige einordnen kann, die sie für am geeignetsten hält. Sie sollten zu keinem Zeitpunkt die Antwort des Befragten beeinflussen … Indigen wird angekreuzt für die Person, die sich selbst als indigen oder indianisch (portugiesisch: índia) bezeichnet.“).
  9. IBGE: Sistema IBGE de Recuperação Automática – SIDRA: Tabela 2093. Abgerufen am 22. April 2021 (brasilianisches Portugiesisch, "Download" anklicken (ca. 116.000 Werte) oder: Datenbankabfrage, Suchbegriffe Enéas Marques und Cor ou raça).
  10. Euro - Real. finanzen.net GmbH, Karlsruhe, 31. Dezember 2019, abgerufen am 1. Juni 2022 (Kurs 2019 bei 4,50 R$/€).
  11. Produto Interno Bruto dos Municípios / PIB per capita / Série revisada / 2019. In: Pesquisas. IBGE, abgerufen am 15. Juni 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  12. Índice de Desenvolvimento Humano. In: Pesquisas / IDH (2010). IBGE, abgerufen am 15. Juni 2022 (brasilianisches Portugiesisch).