Emma-Mærsk-Klasse

Serie von Containerschiffen 14.770 TEU

Die Emma-Mærsk-Klasse ist eine Serie von acht baugleichen Containerschiffen der dänischen Reederei Mærsk, die auf der Werft Odense Staalskibsværft gebaut wurden. Von 2006 bis zur Indienststellung der CMA CGM Marco Polo im November 2012 waren es die größten Schiffe ihrer Art. Das Typschiff gilt als das erste Ultra Large Container Ship.

Emma-Mærsk-Klasse
Die Emma Mærsk in Aarhus 5. September 2006
Die Emma Mærsk in Aarhus 5. September 2006
Schiffsdaten
Schiffsart Containerschiff
Reederei Mærsk Line
Bauwerft Odense Staalskibsværft
Bauzeitraum 2006 bis 2008
Gebaute Einheiten 8
Fahrtgebiete Weltweite Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 397,71 m (Lüa)
376,00 m (Lpp)
Breite 56,40 m
Seitenhöhe 30,20 m
Tiefgang (max.) 16,50 m
Vermessung 170.794 BRZ / 55.396 NRZ
 
Besatzung 13
Ab 2016
Vermessung 171.542 BRZ / 55.396 NRZ
Maschinenanlage
Maschine 1 × Wärtsilä/Sulzer-14RT-flex96C-Dieselmotor
2 × Siemens-Elektromotoren
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 80.080 kW (108.878 PS)
Höchst­geschwindigkeit 27 kn (50 km/h)
Propeller 1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 156.907 tdw
Container 14.770 TEU
Anschlüsse Kühlcontainer 1000
Ab 2016
Tragfähigkeit 158.200 tdw
Container 17.816 TEU
Sonstiges
Klassifizierungen American Bureau of Shipping

Einzelheiten Bearbeiten

 
Die Emma Mærsk im Juni 2014
 
Der Prototyp Emma Mærsk im Vergleich mit anderen Schiffen

Das Typschiff der Klasse, die als Serie PS bzw. E-Klasse bezeichnet wird, ist die Emma Mærsk. Die Schiffe, die der Postpanamax-Klasse angehören, wurden zwischen Anfang September 2006 (Emma Mærsk) und Anfang 2008 (Eugen Mærsk) in Dienst gestellt.

Die Emma Mærsk wurde wegen eines Brandes während des Baus mit zweimonatiger Verzögerung im August 2006 in der konzerneigenen Werft in Odense/Dänemark fertiggestellt.

Die Schiffe der Klasse sind 397 m lang und 56,4 m breit. Die Tragfähigkeit beträgt 156.907 DWT. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei etwa 26 Knoten bei Konstruktionstiefgang. Das Deckshaus teilt das Oberdeck etwas achterlich der Schiffsmitte, so dass 13 der 40-Fuß-Bays voraus und 10 achterlich liegen. Die Breite erlaubt 22 Container nebeneinander.

Damit die Schiffe das Container-Terminal Bremerhaven anlaufen können, wurde die Wendestelle vor der Stromkaje in der Weser extra auf 600 m verbreitert. Die Schiffe konnten nach offiziellen Angaben 14.770 20-Fuß-Standardcontainer (TEU)[1] laden, davon 1.000 Kühlcontainer. Die Reederei Mærsk, die bei ihren Angaben zur Ladekapazität eines Containerschiffs stets von beladenen, 14 t schweren Containern ausgeht, während andere Reedereien die maximale Anzahl Container angeben, die auf dem Schiff Platz haben, gab als Kapazität zunächst nur 11.000 TEU an.[2]

2016 wurde begonnen, die Containerkapazität der Schiffe durch Erhöhung der Deckshäuser und Laschbrücken bei Beihai Shipbuilding in Qingdao um etwa 1.300 TEU zu vergrößern.[3] Die Containerkapazität erhöht sich auf 17.816 TEU.[4]

Schiffsantrieb Bearbeiten

Der Hauptantrieb der Schiffe erfolgt durch einen mit Schweröl betriebenen, aufgeladenen Zweitakt-Dieselmotor in Kreuzkopfbauweise des finnischen Herstellers Wärtsilä (Typ 14RT-Flex96c) mit 14 Zylindern und einer Leistung von 80.080 kW (108.878 PS). Die Bohrung des Motors beträgt 96 cm, der Hub 2,50 m. Hieraus ergibt sich ein Hubraum von 1.809 l und 5.720 kW pro Zylinder. Hochgerechnet ergibt das 25.320 l Hubraum mit 14 Zylindern.

Der Motor wiegt 2.300 Tonnen, allein die Kurbelwelle wiegt 300 Tonnen. Sie überträgt ein Drehmoment von 7.500 kNm bei 102/min auf den Propeller von MMG. Dieser ist mit einem Gewicht von 135 t und einem Durchmesser von 9,6 Metern der größte und schwerste Propeller, der bis dahin gebaut wurde. Für Anlegemanöver verfügen die Schiffe über vier Querstrahlruder.

Die Schiffe der Emma-Mærsk-Klasse haben aufgrund ihrer Größe und Optimierungen am Rumpf den niedrigsten Widerstandwert pro verdrängter Tonne aller Containerschiffe. Das Unterwasserschiff ist zudem mit einem Silikonanstrich versehen, der nach Angabe der Reederei bis zu 1.200 t Treibstoff im Jahr einspart. Bei voller Leistung (Brake Specific Fuel Consumption) liegt der Treibstoffverbrauch bei 0,171 kg/kWh, was rund 14.380 l Brennstoff pro Stunde entspricht. Dies ergibt 2,7 l Schweröl pro Container mit 14 t und 100 km Transportweg. Der relativ geringe Verbrauch des Dieselmotors hängt mit seinem hohen Wirkungsgrad von 49,0 Prozent zusammen. Moderne PKW-Motoren liegen heute erst bei 35 bis 45 Prozent.

Abgaswärmerückgewinnung

Zwei elektrische Zusatzantriebe (Wellenmotoren) können mit einer Gesamtleistung von 18.000 kW auf die Hauptantriebswelle geschaltet werden. Sie erhalten die elektrische Leistung im Idealfall vom Generator der Abgaswärmerückgewinnung, der von der Abgasnutzturbine und der Dampfturbine mit 8.500 kW angetrieben wird. Es kann aber auch E-Leistung von den Dieselgeneratoren vom Typ Caterpillar-MAK 9M32 mit je 4.148 kW eingespeist werden.

Die Abgaswärmerückgewinnung wandelt bei Nennleistung des Hauptmotors die Maschinenabwärme mit einem turbinengetriebenen Generator in elektrische Leistung um. So wird die Gesamtleistung der Motorenanlage um 9.860 kW oder 12,0 Prozent gesteigert und der spezifische Verbrauch sinkt auf 0,158 kg/kWh. Dazu wird ein Teil des Abgasvolumenstromes an den Abgasturboladern vorbei, sowie die Abgase aus den Turboladern und den Hilfsdieselmotoren, auf eine Abgasnutzturbine geleitet, die über zwei Getriebestufen auf den Generator wirkt. Außerdem wurde ein großer Zweidruck-Abgaskessel mit Vorwärmer und Überhitzer eingebaut. Der überhitzte Dampf erzeugt in einer Dampfturbine mechanische Leistung, die über eine Getriebestufe auf den gleichen Generator wirkt. Dadurch steigt der Gesamtwirkungsgrad der Maschinenanlage auf rund 55 Prozent.

Routen Bearbeiten

 
Seitenriss der Emma Mærsk

Alle acht Schiffe der Emma-Mærsk-Klasse werden 2011/2012 vorwiegend auf der Route AE10 zwischen Danzig und Shanghai eingesetzt und laufen dabei folgende Häfen an: Danzig (Polen) – Bremerhaven (Deutschland) – ostwärts: Rotterdam (Niederlande) – westwärts: Algeciras (Spanien) – SueskanalTanjung Pelepas (Malaysia, Hafen von Singapur) – Shanghai (China) – Xingang (China, Hafen von Peking) – Qingdao (China) – Gwangyang (Südkorea) – Ningbo (China) – Yantian (China, Hafen von Shenzhen).[5][6]

Ein Umlauf dauert gut zwölf Wochen, so dass alle ein bis zwei Wochen ein Schiff der Emma-Mærsk-Klasse in Bremerhaven am Container-Terminal IV (seit September 2008 in Betrieb) zu sehen ist. Die Hafenliegezeiten liegen zwischen 18 Stunden in China und 45 Stunden in Bremerhaven.

Film Bearbeiten

  • Mega-Schiffe. Emma Maersk – Superlativ mit Tiefgang. Dokumentarfilm, Deutschland, Kanada, 2009, 43 Min., Buch und Regie: John Larose, Andrea Hauner, Produktion: Monaco Film, Exploration Production Toronto, ZDF, arte.[7]
  • Der Container-Riese. Der Bau des größten Containerschiffs der Welt in Dänemark. (OT: Mega Builders. King Of Container Ships.) Dokumentarfilm, USA, 2009, 46 Min., Buch und Regie: Marco Porsia, Produktion: Discovery Channel, Reihe: Projekt Megabau, deutsche Erstausstrahlung: 24. August 2009 im Discovery Channel.[8]

Die Schiffe Bearbeiten

Emma-Mærsk-Klasse
Bauname Bau-
nummer
IMO-Nummer Ablieferung Spätere Namen Verbleib Bild
Emma Mærsk L203 9321483 31. August 2006 in Fahrt  
Estelle Mærsk L204 9321495 9. November 2006 in Fahrt  
Eleonora Mærsk L205 9321500 12. Januar 2007 in Fahrt  
Evelyn Mærsk L206 9321512 29. März 2007 in Fahrt  
Ebba Mærsk L207 9321524 15. Juni 2007 in Fahrt  
Elly Mærsk L208 9321536 5. September 2007 in Fahrt  
Edith Mærsk L209 9321548 14. November 2007 in Fahrt  
Eugen Mærsk L210 9321550 29. Januar 2008 in Fahrt  

Sonstiges Bearbeiten

Ende 2006 transportierte die Emma Mærsk auf ihrer Fahrt nach Südchina tausende Tonnen britischer Abfälle zum Recyceln nach China. Als dies durch Medienberichte öffentlich bekannt wurde, versicherte Chinas staatliche Umweltbehörde, sie werde den weiteren Weg dieser Abfälle kritisch beobachten.[9]

Im Februar 2013 lief der Maschinenraum der Emma Mærsk voll Wasser. Sie musste aus dem Hauptschifffahrtsweg des Sueskanals geschleppt werden. Zunächst wurde das zerstörte Heckstrahlruder abgedichtet, damit die Container umgeladen und das Schiff repariert werden konnte.[10] Ende Februar erreichte das Schiff Palermo (Sizilien)[11] und wurde dort bis Juli 2013 repariert.[12][13] Im Untersuchungsbericht wurde festgestellt, dass ein Bruch des Heckstrahlruders für den Wassereinbruch verantwortlich war und der Maschinenraum trotz wasserdichter Schotts wegen nicht geeigneter Kabeldurchführungen voll lief.[14]

Im Juli 2020 kam es auf der Ebba Mærsk zu einem Brand im Spülluftkanal der Hauptmaschine durch verschlissene Dichtstellen in der Einspritzregelungseinheiten der Motorsteuerung.[15]

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Emma-Mærsk-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vessels (Memento vom 12. März 2012 im Internet Archive), Maersk Line.
  2. Vessels (Memento vom 11. Dezember 2006 im Internet Archive), Maersk Line.
  3. Mike Wackett: Maersk upgrades E-class containerships to bolster capacity. The Loadstar, 4. August 2016, abgerufen am 19. Januar 2017 (englisch).
  4. Eckhard-Herbert Arndt: TEU-Upgrade für „Emma Maersk“ und Co. THB – Deutsche Schiffahrts-Zeitung, 4. April 2018.
  5. AE10 Eastbound (abgerufen am 12. Juli 2020)
  6. AE10 Westbound (abgerufen am 12. Juli 2020)
  7. Mega-Schiffe: Emma Maersk – Superlativ mit Tiefgang (Memento vom 2. Januar 2011 im Internet Archive), Odeon-Film.
  8. Der Container-Riese (King Of Container Ships), fernsehserien.de.
  9. www.emma-maersk.com
  10. Emma Maersk wird nach Wassereinbruch für drei Monate stillgelegt. Verkehrsrundschau, 18. Februar 2013, abgerufen am 20. August 2013.
  11. Emma Maersk Reaches Fincantieri Repair Yard in Palermo. GCaptain, 25. Februar 2013, abgerufen am 20. August 2013 (englisch).
  12. Mike Schuler: Emma Maersk Ready to Return. gCaptain, 12. Juli 2013, abgerufen am 20. August 2013 (englisch).
  13. Tomas Kristiansen: New theory could explain damages to Emma Maersk. Shippingwatch, 13. März 2013, abgerufen am 10. Februar 2014 (englisch).
  14. EMMA MÆRSK – Flooding of engine room on 1 February. (PDF, 14,9 MB) Marine Accident Report. Danish Maritime Accident Investigation Board, Dezember 2013, abgerufen am 22. August 2016 (englisch).
  15. Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung: Untersuchungsbericht 236/20. Schwerer Seeunfall. Brand im Spülluftkanal der Hauptmaschine an Bord der EBBA MAERSK am 29. Juli 2020. 25. Mai 2023.