Emil Bohnke

deutscher Bratschist, Komponist und Dirigent

Emil Bohnke (* 11. Oktober 1888 in Zduńska Wola bei Łódź, Polen; † 11. Mai 1928 bei einem Autounfall bei Pasewalk) war ein deutscher Bratschist, Komponist und Dirigent in Berlin.

Leben Bearbeiten

Emil Bohnke, Sohn des Textilfabrikanten Ferdinand Bohnke, heiratete 1919 die Violinistin Lilli von Mendelssohn. Eines der Kinder aus dieser Ehe war der spätere Pianist Robert-Alexander Bohnke (1927–2004).

Als Bratschist spielte er unter anderem im Quartett von Adolf Busch. Kompositorisch und persönlich stand er dem Kreis um Heinz Tiessen nahe, zu dem auch der Pianist und Komponist Eduard Erdmann gehörte. In seiner Funktion als Interpret (1926 wurde er Leiter des Berliner Sinfonie Orchesters) setzte sich Bohnke oft für Werke dieser Kollegen ein.

 
Ehrengrab Emil Bohnke und seiner Frau auf dem Friedhof Dahlem

Bohnke kam gemeinsam mit seiner Frau bei einem Autounfall bei Pasewalk ums Leben, als sie sich gerade auf der Suche nach einer Ferienunterkunft für ihre Kinder befanden.

Bald nach seinem Tode geriet der Komponist in Vergessenheit, was vor allem Schuld der nationalsozialistischen Machthaber war: Da Bohnkes Frau Lili jüdischer Herkunft war, er außerdem enge Kontakte zu politisch Missliebigen hatte (so war sein Freund Tiessen bekennender Sozialist), wurden seine Werke nach 1933 verboten. Trotz einigen Wiederbelebungsversuchen ist die Musik Bohnkes, ein ohne Zweifel interessantes Dokument der Musik aus den 1920er Jahren, nie wieder recht in die Konzertsäle zurückgekehrt.

Stil Bearbeiten

Bohnkes Werk ist nicht sehr umfangreich. Da der Komponist selbst hervorragender Kammermusiker war, konzentriert sich sein Schaffen auch vorrangig auf dieses Gebiet. Daneben gibt es einige Klavierstücke, Orchesterwerke sowie Lieder aus Bohnkes Feder.

Bohnke begann als spätromantisch geprägter Komponist, etwa in der Nachfolge Max Regers, bezog später jedoch mehr und mehr expressionistische Elemente in seine Werke mit ein. Allerdings ist ein deutlicher Bruch in seinem Schaffen nicht zu bemerken. Die Kompositionen Bohnkes zeichnen sich durch dichte thematische Arbeit und kühne Harmonik aus, die sehr oft den (noch vorhandenen) Rahmen der Tonalität sprengt. Als wichtigstes Werk des Komponisten gilt die kurz nach seinem Tode uraufgeführte Symphonie op. 16.

Ehrungen Bearbeiten

Die sterblichen Überreste Emil Bohnkes ruhen auf dem Friedhof Dahlem mit denjenigen seiner Frau. Ihr gemeinschaftliches Grab war bis zum Jahr 2015 als Ehrengrab in Berlin gewidmet. Das Ehepaar war bei demselben Verkehrsunfall im Jahre 1928 ums Leben gekommen.

Werkverzeichnis Bearbeiten

  • Streichquartett c-Moll op. 1
  • Sinfonische Ouvertüre op. 2
  • Sonate für Violine und Klavier op. 3
  • Klavierstücke op. 4
  • Klaviertrio b-Moll op. 5
  • Klavierstücke op. 6
  • Sonate für Violoncello und Klavier f-Moll op. 7
  • Klavierstücke op. 8
  • Thema und Variationen für großes Orchester op. 9
  • Klaviersonate op. 10
  • Violinkonzert op. 11
  • 6 Skizzen für Klavier op. 12
  • Sonate für Violine solo op. 13 Nr. 1
  • Sonate für Viola solo op. 13 Nr. 2
  • Sonate für Violoncello solo op. 13 Nr. 3
  • Klavierkonzert op. 14
  • Ciacona für Violine solo op. 15 Nr. 2
  • Symphonie op. 16

Tonträger Bearbeiten

  • Chamber music: Streichquartett op. 1, Klaviertrio op. 5, Sonate für Violoncello und Klavier op. 7, Sonaten op. 13 Nr. 1–3; Ciacona für Violine solo op. 15 Nr. 2. Rainer Klaas (Klavier), Kolja Lessing (Violine und Viola), Bernhard Schwarz (Violoncello), Trio Alkan, Verdi-Quartett. Aufgenommen Mai und September 1993, Juni 1994. Dabringhaus und Grimm MDG 325 0531-2. 2 CDs, erschienen 1995
  • Klavierkonzert op. 14, Sinfonie op. 16. Robert-Alexander Bohnke (Klavier), Bamberger Symphoniker, Israel Yinon (Dirigent). Aufgenommen Mai und November 2000. Koch Schwann 3-6420-2. 1 CD, 2001
  • Klavierwerke op. 6, 8, 10 und 12, Nocturn. Robert-Alexander Bohnke. Aufgenommen September und Dezember 2000. Real Sound RS 051-0032. 1 CD, 2001.
  • Sinfonische Ouvertüre op. 2, Thema und Variationen für großes Orchester op. 9, Violinkonzert op. 11. Kolja Lessing (Violine), Rundfunk-Sinfonieorchester Prag, Israel Yinon. Aufgenommen Oktober 2001. Real Sound RS 051-0035. 1 CD, 2004.

Weblinks Bearbeiten