Embryo (Band)

deutsche Weltmusik-Band

Embryo ist eine deutsche Jazzrock- und Weltmusik-Band. Die Gruppe wurde 1969 von Christian Burchard gegründet. Im Lauf der Jahre haben über 400 nationale und internationale Jazz- und Rockmusiker bei der sich als Kollektiv begreifenden Gruppe mitgewirkt, darunter viele namhafte Jazz- und Krautrock-Musiker.

Embryo

Embryo in München, 2019
Allgemeine Informationen
Herkunft München, Deutschland
Genre(s) Krautrock, Weltmusik
Gründung 1969
Website www.embryo.de
Gründungsmitglieder
Christian Burchard († 2018)
Blasinstrumente, Violine
Edgar Hofmann
Bass
Lothar Meid († 2015)
Aktuelle Besetzung
Multiinstrumentalistin
Marja Burchard
Maasl Maier
Wolfie Schlick
Jakob Thun
Trompete
Sascha Lüer
Gitarre
Jan Weissenfeld
Ehemalige Mitglieder
Gitarre, Altsaxophon
Chris Karrer († 2024)
Gitarre, Oud
Roman Bunka
Gitarre, Oud
Yulyus Golombeck († 2000)
Jimmy Jackson
Keyboard
Dieter Miekautsch
Keyboard
Michael Wehmeyer
Flöte
Hansi Fischer
Chuck Henderson
Lena Bloch
E-Bass
Lothar Meid
E-Bass
Ralph Fischer
E-Bass
Dave King
E-Bass
Gerald Hartwig
E-Bass
Chris Lachotta
E-Bass
Uve Müllrich
Perkussion
Funky K. Götzner
Perkussion
Ramesh Shotham
Perkussion
Butze Fischer († 2002)
Kontrabass, E-Bass
Ulrich Bassenge
Gitarre, Saz
Eugen de Ryck
E-Bass, Gitarre
Nick McCarthy
Kontrabass,E-Bass
Michael Schöne
Jens Pollheide
Mik Quantius
Valentin Altenberger
Marimba, Schlagzeug
Lothar Stahl
Live- und Session-Mitglieder
Saxophon, Flöte
Charlie Mariano (†)
Saxophon, Flöte
Monty Waters (†)
Nadaswaram, Saxophon, Gitarre
Roland Schaeffer
Altsaxophon
Michael Hornstein
Werner Aldinger
Piano
Mal Waldron (†)
E-Piano
Hermann Breuer († 2023)
Piano, Orgel
Larry Porter
Gitarre
Sigi Schwab
Gitarre
Geoff Goodman
Gitarre, Geige, Banjo
Titus Waldenfels
E-Bass
Ufo Walter
Schlagzeug, Perkussion, Piano
Salah Ragab
Perkussion
Trilok Gurtu
Houssaine Kili
Ghatam, Perkussion
Norbert Keck
Perkussion
Paramashivam Pilai
Komponist, Violine, Cello, Klavier, Horn
Peter Michael Hamel
Synthesizer
Fathy Salama
Ustad Samad Habibi
Christian Burchard, Finkenbach Festival 2011
Marja Burchard, 2019

2016 übernahm Marja Burchard, die Tochter des Bandgründers, die Leitung des Projekts.

Geschichte Bearbeiten

Christian Burchard war bereits in den 1960er Jahren als Jazzmusiker aktiv und spielte Klavier, Posaune und Vibraphon. Er tourte mit Mal Waldron und bildete mit dem Saxophonisten und Geiger Edgar Hofmann sowie dem Schlagzeuger Dieter Serfas ein Jazztrio. 1969 wechselte Burchard selbst ans Schlagzeug und formierte mit Hofmann und Lothar Meid die neue Band Embryo.

Meid verließ die Band nach kurzer Zeit, um sich Amon Düül anzuschließen. Christian Burchard sammelte unterdessen immer neue Musiker um sich. Insgesamt haben seit 1969 über 400 Musiker beim Musikkollektiv Embryo gespielt.[1] Zu den langjährigen Mitgliedern zählen u. a. Roman Bunka (Gitarre, Oud), Uve Müllrich (Bass), Michael Wehmeyer (Keyboards), Lothar Stahl (Marimba, Schlagzeug) und Jens Pollheide (Bass, Flöte). Außerdem gab es langjährige Freundschaften zu anderen Musikern und Bands, die immer wieder als Gäste bei Embryo erschienen, darunter Charlie Mariano, Mal Waldron, Marty Cook, Chris Karrer (Amon Düül), und Roland Schaeffer (Guru Guru). Eine enge personelle Verflechtung bestand außerdem mit der Herforder Band Missus Beastly, die gemeinsam mit Embryo, Sparifankal und Ton Steine Scherben 1976 das Label April (später Schneeball) gründeten.[2]

Früh, 1971, hatte Embryo einen Radiohit mit dem Titel Tausendfüßler.[3][4] Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich der Stil der Band vom jazzigen Krautrock zu Weltmusik, wobei verschiedene Stile und Richtungen miteinander vereint wurden. Viele Embryo-Alben entstanden auf ausgedehnten Konzertreisen in andere Kontinente. Die Band ist dabei auch mit wichtigen Musikern der von ihnen bereisten Ländern wie Shoba Gurtu, T. A. S. Mani, R. A. Ramamani, Mahmoud Gania und Okay Temiz aufgetreten. Der Film Vagabunden Karawane von Werner Penzel (1980) berichtet über eine dieser Reisen, die von Deutschland bis nach Indien führte.

Bassist Müllrich und Keyboarder Wehmeyer verließen 1980 Embryo und formierten ihre eigene, zunächst Embryo's Dissidenten genannte Band Dissidenten.

1986 und 1987 bereisten Embryo (Christian, Michi Wehmeyer, Dieter Serfas und Gerald Hartwig) Nigeria und trafen dort auf Fela Anikulapo Kuti sowie das Yoruba Dun Dun Orchestra.

1996[5] trat Christian Burchards Tochter Marja (* 1985) im Alter von elf Jahren erstmals bei Embryo in Erscheinung.[6] Als Multiinstrumentalistin (Klavier, Akkordeon, Marimba, Vibrafon, Schlagzeug, Posaune,[7] Orgel, Keyboard, Santur)[8] hat sie sich bald einen festen Platz in der Band erspielt.

Im Juli 2008 erhielt Embryo beim TFF Rudolstadt den Deutschen Weltmusikpreis Ruth 2008 für das Lebenswerk verliehen.

Im Sommer 2016 erlitt Christian Burchard im Alter von 70 Jahren einen Schlaganfall und war danach nicht mehr fähig aufzutreten.[7] Daraufhin übernahm seine Tochter Marja die Leitung der Band und führt sie auch nach dem Tod Burchards im Januar 2018 fort. Sie hat die Band durch neue Elemente wie Beatboxing[9] und neue Musiker verjüngt, trägt aber mit der Einbindung von Musikern wie Roman Bunka und Michael Wehmeyer auch die Embryo-Tradition fort.

Diskografie Bearbeiten

  • Opal – LP/CD, 1970 Ohr 56003 u. 556003
  • Embryos Rache – LP/CD, 1971
  • Father Son & Holy Ghosts – LP/CD, 1972
  • Steig aus – LP/CD, 1973
  • Rocksession – LP/CD, 1973
  • We keep on – LP/CD, 1973
  • Surfin – LP/CD, 1975
  • Bad Heads & Bad Cats – LP/CD, 1976
  • Life – LP/CD, 1977
  • Apo-Calypso – LP/CD, 1977
  • Embryo's Reise – 2LP/CD, 1979/1980
  • Embryo+KCP+Charlie Mariano Live – LP, 1980
  • Anthology (Every Day Is Okay) – LP, 1980
  • La Blama Sparozzi - Zwischenzonen – DLP, 1982
  • Zack Glück – LP, 1984
  • Embryo & Yoruba Dun Dun Orchestra – LP, 1985
  • Africa – LP, 1987
  • Turn Peace – LP/CD, 1989
  • Ibn Battuta – CD, 1994
  • Ni Hau – CD, 1996
  • Live in Berlin – CD, 1998
  • Istanbul Casablanca - Tour 1998 – 2 CDs, 1999
  • Invisible Documents – 2CDs, 1999
  • One Night at the Joan Miró Foundation – CD, 2000
  • Live 2000 Vol.1 – CD, 2001
  • Live 2001 Vol.1 – CD, 2001
  • Bremen 1971 – CD, 2003
  • Hallo Mik (liverecordings 2002 & 2003) – CD, 2003
  • Embryo & Mal Waldron & Charlie Mariano – 29.6.73 in Hamburg – LP, 2003
  • Embryonnck - No-Neck Blues Band & Embryo – CD, 2006
  • Live im Wendland – CD, 2007
  • For Eva – LP/CD, 2007 (1967er-Aufnahmen des Pianisten Mal Waldron, mit Christian Burchard und Dieter Serfas)
  • Freedom in Music – CD, 2008
  • Live at Burg Herzberg Festival 2007 – CD, 2008
  • Wiesbaden 1972 – CD, 2009
  • Embryo 40 – 2CD, 2010 (Trikont)
  • Message from Era Ora – 2LP, 2013 (Sound of Cobra) (mit Massimo Urbani)
  • It Do – 2LP/CD, 2016 (Trikont)
  • Umsonst und draußen – Vlotho 1977 – CD, 2017
  • Live at Kaschemme Basel (2018) - Download, 2020
  • Embryo Paradise: Live in Japan 2019 - 2 CDs, 2020
  • Live Behind The Green Door - LP, 2020
  • Auf Auf - CD, 2021

Filme Bearbeiten

  • Vagabunden Karawane, 1980 (von Werner Penzel)
  • Embryo - Free4Ever you think, 2018 (von Michael Wehmeyer)

Literatur Bearbeiten

  • Alexander Simmeth: Krautrock transnational. Die Neuerfindung der Popmusik in der BRD, 1968–1978, Transcript Verlag, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3424-2

Weblinks Bearbeiten

Commons: Embryo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Embryo - Presse 2006. 12. Oktober 2006, archiviert vom Original am 12. Oktober 2006; abgerufen am 14. März 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.embryo.de
  2. April. Abgerufen am 25. Februar 2021.
  3. Embryo – Krautrockurgestein. Bandleader Christian Burchard erinnert sich. In: ChristophWagnerMusic.blogspot.com. 25. August 2017, abgerufen am 14. Mai 2019: „Dort haben wir das Album ‚Embryo’s Rache‘ veröffentlicht. Doch waren wir denen zu avantgardistisch, obwohl die Platte gut lief. Wir schafften es sogar in die LP-Charts. Der Titel ‚Tausendfüßler‘ wurde überall im Radio gespielt, war ein richtiger Rundfunkhit.“
  4. Embryo’s Rache. Indigo, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Mai 2019; abgerufen am 14. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.indigo.de
  5. Embryo beendet die Sommerpause im Archiv. Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet, 28. August 2017, abgerufen am 7. Mai 2019.
  6. Seit 42 Jahren auf Tour: Die Reise von Embryo geht weiter. In: mittelbayerische.de. 16. September 2011, abgerufen am 6. Mai 2019.
  7. a b Dirk Wagner: Der Schatten des Vaters. In: sueddeutsche.de, 29. September 2016, abgerufen am 6. Mai 2019.
  8. Hanni Kinadeter: 50 Jahre „Embryo“: Krautrockband feiert Jubiläum. In: hallo-muenchen.de. 30. April 2019, abgerufen am 15. Mai 2019.
  9. Musikalischer Geheimtipp auf dem Venusberg. In: traunsteiner-tagblatt.de. 2. Juni 2018, abgerufen am 8. Mai 2019.