Elista (russisch Элиста́; kalmückisch Элст, Elst) ist eine Stadt im Süden Russlands und die Hauptstadt der Teilrepublik Kalmückien. Gegründet 1865 hat die Stadt 103.749 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1][2]

Stadt
Elista
Элиста (russisch)
Элст (kalmückisch)
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Südrussland
Republik Kalmückien
Stadtkreis Elista
Bürgermeister Dmitri Wiktorowitsch Trapesnikow (2019)
Gegründet 1865
Frühere Namen Stepnoi (1944–1957)
Stadt seit 1930
Fläche 208 km²
Bevölkerung 103.749 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 499 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 120 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7)84722
Postleitzahl 3580xx
Kfz-Kennzeichen 08
OKATO 85 401
Website http://www.elista.org
Geographische Lage
Koordinaten 46° 19′ N, 44° 16′ OKoordinaten: 46° 19′ 0″ N, 44° 16′ 0″ O
Elista (Europäisches Russland)
Elista (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Elista (Republik Kalmückien)
Elista (Republik Kalmückien)
Lage in Kalmückien
Liste der Städte in Russland

Geografie Bearbeiten

Elista liegt im Westen Kalmückiens in den Jergenihügeln, mitten in einer Steppenlandschaft zwischen Wolgograd im Norden und dem Kaspischen Meer im Süden.

Klimadiagramm siehe rechts unten

Geschichte Bearbeiten

 
Der Lenin-Platz in Elista mit einem Großschachbrett und einem pagodenähnlichen Bau

Das heutige Elista wurde 1865 gegründet und war ursprünglich eine kleine Siedlung innerhalb des Gouvernements Astrachan des Russischen Kaiserreichs. Der Name Elista ist ein Hydronym des nahen gleichnamigen Flüsschens, dessen Name wiederum kalmückischen Ursprungs ist und so viel wie „Sand“ oder „sandig“ bedeutet. Bis zur Oktoberrevolution 1917 hatte Elista im Wesentlichen nur als Viehhandelsplatz Bedeutung.

1927 begann die Errichtung einer Stadt auf Basis des bestehenden Dorfes. Bereits 1928 wurde Elista zur Hauptstadt der neu gebildeten Kalmückischen Oblast erklärt und erhielt 1930 das Stadtrecht. 1935 wurde die Kalmückische Oblast zur Autonomen Sowjetrepublik Kalmückien, deren Hauptstadt Elista wurde.

Während ihres Vormarsches entlang der Nordflanke des Kaukasus in Richtung Kaspisches Meer besetzten deutsche Truppen der Heeresgruppe A am 13. August 1942 die Stadt, die in den folgenden Wochen als Ausgangspunkt mehrerer Erkundungsvorstöße in die Kalmückensteppe diente. Am 1. Januar 1943 wurde Elista von der Armeegruppe Hoth geräumt und in Brand gesteckt.[3]

Zwischen 1944 und 1957 wurden die Kalmücken auf Anweisung Stalins nach Sibirien vertrieben, da ihnen Kollaboration mit der deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs vorgeworfen wurde. In dieser Zeit trug Elista den Namen Stepnoi (Степной, zu deutsch „Steppenstadt“). 1958, ein Jahr nach der Rehabilitation der Kalmücken, wurde die Autonome Sowjetrepublik Kalmückien wieder gebildet.

Im September 2019 wurde Dmitri Wiktorowitsch Trapesnikow, der ehemalige „Interims-Präsident“ der selbstproklamierten und international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk (DNR) gegen den Protest der Bevölkerung zum Bürgermeister ernannt.[4]

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1939 17.128
1959 23.171
1970 49.827
1979 70.282
1989 89.695
2002 104.254
2010 103.749

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Wirtschaft Bearbeiten

Die Stadt dient vor allem als Verwaltungs-, Bildungs- und Handelszentrum. Die Industrie Kalmückiens ist nicht stark ausgeprägt, jedoch dominiert durch zwei große Erdöl und Gas verarbeitenden Unternehmen der Republik. Die restliche Wirtschaft besteht vorwiegend aus vielen kleineren Betrieben der Lebensmittelverarbeitung und vielen Firmen im Dienstleistungssektor. Insgesamt ist Kalmückien landwirtschaftlich dominiert.

Verkehr Bearbeiten

Straße

Die wichtigste Straßenverbindung von und nach Elista ist die Magistrale M6, die von Kaschira (bei Moskau) nach Astrachan (unweit des Kaspischen Meeres) führt.

Eisenbahn

Elista besitzt einen Bahnhof; seit 2008 gibt es jedoch keinen Personenverkehr von oder nach Elista mehr. Vor 2006 war Elista Endpunkt einer Strecke von Stawropol, und bis 2008 gab es umsteigefreie Kurswagen Moskau–Elista, die ab dem Moskauer Pawelezer Bahnhof verkehrten.

Vor der Finanzkrise 2008 gab es Pläne, neue Bahnverbindungen nach Astrachan und Wolgograd zu bauen; erstere Verbindung würde den Transit von Waren aus China/Zentralasien ans Schwarze Meer bedeutend beschleunigen, zweitere Linie könnte helfen, den Bustransport zu reduzieren; beide Projekte mit 240 bzw. 180 Kilometern Länge sind jedoch momentan nicht in konkreter Planung und werden in absehbarer Zeit kaum verwirklicht.[5][6]

 
Buddhistischer Tempel in Elista
Flughafen

Elista besitzt einen kleinen Flughafen, welcher dreimal in der Woche von Moskau-Domodedowo aus angeflogen wird[7].

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Als Hauptstadt Kalmückiens ist Elista die einzige Stadt im geographischen Europa mit einer buddhistisch geprägten Kultur. Somit ist die Stadt ein Anziehungspunkt für buddhistisch interessierte Touristen aus aller Welt. Die Symbiose aus östlichen und westlichen Kulturen stellt eine der Besonderheiten des Lokalkolorits dar.

  • Burkhan Bakshin Altan Sume (Churul) – ein großer buddhistischer Tempel, gebaut 2005. Hier befindet sich die gegenwärtig höchste Buddha-Statue (9 Meter) Europas.[1]
  • Park Druschba: Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten in Elista zählt der Park 'Druschba' (zu deutsch „Freundschaft“) mit einem 1965 errichteten Kriegsmahnmal, sowie ein vom Bildhauer Ernst Neiswestny entworfenes Denkmal zur Erinnerung an die Vertreibung des kalmückischen Volkes in der Nachkriegszeit.
  • City Chess – eine "Stadt" bzw. Stadtteil gebaut für die Schach Olympiade im Jahr 1998.

Kultur Bearbeiten

Schach

Seit den 1990er-Jahren gilt Elista zudem als Schach-Zentrum mit einem vom langjährigen Republikspräsidenten und Schachspieler Kirsan Iljumschinow initiierten Geschäfts- und Hotelzentrum Chess City. Die erste Weltmeisterschaft in Elista fand 1996 statt. Das Zentrum Chess City wurde 1998 fertiggestellt und war im gleichen Jahr Austragungsort der Schacholympiade. Im September und Oktober 2006 wurde in dem Komplex der Vereinigungskampf der beiden Schachweltmeistertitel Klassischer Weltmeister, Wladimir Kramnik, und FIDE-Weltmeister, Wesselin Topalow, ausgetragen.

Bildung Bearbeiten

Bildung hat einen hohen Stellenwert in Kalmückien. Mit der Staatlichen Kalmückischen Universität ist Elista eine Hochschulstadt. Zu den weiteren Bildungseinrichtungen zählen ein Automobiltechnikum, ein medizinisches College sowie mehrere Berufsschulen, Lyzeen und Gymnasien. Viele Kalmücken streben eine Hochschulausbildung fern von der Heimat und schaffen es in die führenden Universitäten und Hochschulen des Landes.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter:

Klimatabelle Bearbeiten

Elista
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
25
 
-3
-9
 
 
18
 
-2
-8
 
 
17
 
5
-3
 
 
22
 
16
5
 
 
37
 
24
11
 
 
50
 
28
16
 
 
40
 
31
18
 
 
31
 
30
17
 
 
29
 
24
12
 
 
23
 
14
5
 
 
28
 
6
0
 
 
29
 
1
-4
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: Roshydromet
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Elista
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) −2,9 −2,0 4,7 16,4 23,6 28,1 30,9 29,6 23,5 14,3 6,3 0,5 14,5
Mittl. Tagesmin. (°C) −8,8 −8,4 −2,8 5,1 11,2 15,7 18,3 16,7 11,7 4,6 0,2 −4,4 5
Niederschlag (mm) 25 18 17 22 37 50 40 31 29 23 28 29 Σ 349
Regentage (d) 6 5 5 4 5 6 5 4 4 4 6 8 Σ 62
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
−2,9
−8,8
−2,0
−8,4
4,7
−2,8
16,4
5,1
23,6
11,2
28,1
15,7
30,9
18,3
29,6
16,7
23,5
11,7
14,3
4,6
6,3
0,2
0,5
−4,4
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
25
18
17
22
37
50
40
31
29
23
28
29
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Roshydromet

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Elista | Russia. Abgerufen am 28. Februar 2021 (englisch).
  3. Vgl. Kriegstagebuch des OKW, Hg. Percy Ernst Schramm, Band 5.1. (1. Halbjahr 1943), München 2005, S. 10 ff.
  4. Russian Town Rallies Against New Mayor From Rebel-Held Eastern Ukraine. In: The Moscow Times. 2. Oktober 2019, abgerufen am 15. August 2021 (englisch).
  5. http://www.kommersant.ru/doc.aspx?DocsID=663666
  6. http://www.elista.org/elista/kalmyikiya-predstavit-na-forume-v-sochi-proekt-manyichskogo-sudohodnogo-k-3.html@1@2Vorlage:Toter Link/www.elista.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Archivlink (Memento des Originals vom 31. Mai 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rusline.aero Stand 5. März 2011

Weblinks Bearbeiten

Commons: Elista – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien