Elbenberg

Ortsteil von Stadt Naumburg (Hessen)

Elbenberg ist ein Stadtteil der Kleinstadt Naumburg im nordhessischen Landkreis Kassel.

Elbenberg
Stadt Naumburg
Koordinaten: 51° 14′ N, 9° 12′ OKoordinaten: 51° 13′ 52″ N, 9° 12′ 13″ O
Höhe: 272 m ü. NHN
Fläche: 18,18 km²[1]
Einwohner: 1300 (2020) ca.[1]
Bevölkerungsdichte: 72 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34311
Vorwahl: 05625

Geographische Lage Bearbeiten

Elbenberg liegt in den Ostwaldecker Randsenken im Naturpark Habichtswald. Es befindet sich zwischen der Naumburger Kernstadt im Nordwesten und Altendorf im Süden. Westlich vorbei fließt der Eder-Zufluss Elbe, in die am Südrand des Dorfs der Hahnebach mündet. Südöstlich erhebt sich der Hardtkopf. Bei einer Gemarkungsfläche von 1818 ha beträgt der Waldflächenanteil weit mehr als 1100 ha.

Geschichte Bearbeiten

Elben Bearbeiten

 
Kirche St. Martin im Ortsteil Elben

Das Dorf Elben wird soweit bekannt erstmals 1081 als „Aelvinu“ bzw. „Elvinu“ und um 1120 als „Elvun“ in den Güterregistern des Klosters Hasungen erwähnt. Im Jahr 1231 wird erstmals die Familie der Herren von Elben genannt; sie verwalteten die Elber Mark als Vögte des Stifts St. Alban vor Mainz. Elben war Hauptort des Gerichts Elben, das bis 1266 den Edlen von Naumburg, danach dem Erzbistum Mainz unterstand. Ab 1361 gehörte das Dorf den Herren von Elben. Um 1386 nahmen sie es vom Stift St. Alban bei Mainz zu Lehen. Um 1536 oder 1537 starb mit Konrad (Kurt) von Elben das Geschlecht derer von Elben im Mannesstamm aus. Daraufhin erhielt 1537 der Ritter und landgräflich-hessische Rat Jakob von Taubenheim den Ort als Lehen, danach die von Boyneburg genannt von Hohenstein und die von Buttlar als Ganerben. Im Jahr 1559 verzichteten die Boyneburg-Hohenstein auf ihren Anteil, und Elben war danach im alleinigen Besitz derer von Buttlar.[2]

Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert war das heutige Elbenberg, zusammen mit Altendorf und der heutigen Wüstung Beltershausen, Teil der Elber Mark, einer Markgenossenschaft unter der Oberhoheit des Stifts St. Alban vor Mainz, das die Herren von Elben als Vögte einsetzte. Diesen gelang es, spätestens mit der Einführung der Reformation in Hessen im Jahre 1526, aus ihrer Vogtei Eigentumsbesitz zu machen. Elben gehörte verwaltungsmäßig zum landgräflich-hessischen Amt Gudensberg.

Im Ersten Weltkrieg (1914–1918) wurden kriegsgefangene russische Soldaten in Elben zu Straßenbauarbeiten eingesetzt. Die von ihnen begonnene Straße zwischen Elben und Balhorn wird noch heute weithin „Russenweg“ genannt.

 
Großstollenanlage „Saphir“
 
Das „Tonloch“ heute

Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wurde im Spätsommer 1940 ein Gefangenenlager, genannt „Kommando 680“, in Elben eingerichtet, als 28 französische Kriegsgefangene aus dem Stalag IX A in Ziegenhain nach Elben gebracht wurden, um dort als Landarbeiter eingesetzt zu werden, und im Saal der Gemeindegastwirtschaft untergebracht wurden. 1943 wurde neben dem „Felsenkeller“ die Großstollenanlage „Saphir“ in den Hardtkopf getrieben, in der die Organisation Todt eine unterirdische Fabrikationsanlage für Henschel-Flugzeugmotoren einrichten sollte. Die Hauptarbeiten wurde von Zwangsarbeitern durchgeführt, die zum Teil russische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus Osteuropa und zum anderen Teil deutsch-jüdische Frauen aus so genannten „privilegierten Mischehen“ waren. Diese waren in zwei getrennten Lagern untergebracht, die russischen Gefangenen und osteuropäischen Zwangsarbeiter in einem Barackenlager am rechten Ufer der Elbe, am Weg nach Altendorf, die Frauen, darunter die Malerin Ilse Häfner-Mode, im Frauenlager Elben im sogenannten Tonloch der Ziegelei. Die Lager wurden am Karsamstag, dem 31. März 1945, von amerikanischen Soldaten befreit.

Elberberg Bearbeiten

 

Im Jahr 1386 wird der Ort Elberberg urkundlich erwähnt, als die Herren von Elben das Dorf, wie auch das benachbarte Elben, mit seiner kleinen Burganlage vom Stift St. Alban vor Mainz zu Lehen erhielten.[3]

Das Schloss Elberberg stammt aus dem 19. Jahrhundert, in Teilen sogar aus dem 15. Jahrhundert; eine gotische Vorgängerburg ist bereits 1235 erstmals urkundlich erwähnt.

Im Jahr 1928 wurde der bisher selbständige Gutsbezirk Elberberg aufgelöst[4] und zum großen Teil in die Gemeinde Elberberg integriert.[5]

Zusammenschluss zu Elbenberg Bearbeiten

 
Das Sühnekreuz bei Elben

Zum 1. Januar 1967 schlossen sich die beiden bis dahin selbständigen Gemeinden Elben („Unterdorf“) und Elberberg („Oberdorf“) zur kurzlebigen Gemeinde Elbenberg zusammen.[1] Die beiden Ortsteile sind inzwischen weitgehend zusammengewachsen. Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde Elbenberg zum 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis ein Stadtteil von Naumburg.[6][7] Für alle nach Naumburg eingegliederten Gemeinden und die Kernstadt wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011 Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Elbenberg 1182 Einwohner. Darunter waren 18 (1,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 162 Einwohner unter 18 Jahren, 338 zwischen 18 und 49, 270 zwischen 50 und 64 und 309 Einwohner waren 183 und älter.[9] Die Einwohner lebten in 480 Haushalten. Davon waren 132 Singlehaushalte, 147 Paare ohne Kinder und 153 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 15 Wohngemeinschaften. In 108 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 309 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Elben

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1585: 26 Haushaltungen
• 1747: 63 Haushaltungen
Elben: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970
Jahr  Einwohner
1834
  
553
1840
  
584
1846
  
613
1852
  
625
1858
  
606
1864
  
651
1871
  
606
1875
  
604
1885
  
585
1895
  
622
1905
  
618
1910
  
571
1925
  
537
1939
  
522
1946
  
816
1950
  
766
1956
  
702
1961
  
654
1970
  
694
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]

Elberberg

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1585: 26 Haushaltungen
• 1747: 30 Haushaltungen
Elberberg: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1961
Jahr  Einwohner
1834
  
305
1840
  
347
1846
  
374
1852
  
354
1858
  
338
1864
  
334
1871
  
327
1875
  
320
1885
  
294
1895
  
264
1905
  
272
1910
  
265
1925
  
259
1939
  
230
1946
  
387
1950
  
416
1956
  
317
1961
  
311
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]

Elbenberg

Elbenberg: Einwohnerzahlen von 1967 bis 2020
Jahr  Einwohner
1967
  
969
1970
  
993
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.182
2020
  
1.300
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[10]; Stadt Naumburg[1]; Zensus 2011[9]

Religion Bearbeiten

Elbenberg hat zwei kirchliche Gemeinden: Neben der evangelischen Kirchengemeinde gibt es die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde. 1873 spaltete sich von der evangelischen Gemeinde ein Teil der Gläubigen, aufgrund staatlicher Vorgaben aus Preußen, ab und bildete die sog. Renitente Gemeinde, Teil der „Renitenten Kirche ungeänderter Augsburgischer Konfession“, Urzelle der heutigen Selbständig-Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde.[11]

Historische Religionszugehörigkeit Elben

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1885: 578 evangelische (= 100 %) Einwohner
• 1961: 601 evangelische (= 91,90 %), 41 katholische (= 7,19 %) Einwohner

Historische Religionszugehörigkeit Elberberg

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1885: 233 evangelische (= 92,95 %), 15 katholische (= 6,05 %) Einwohner
• 1885: 52 evangelisch (= 98,00 %), ein katholisch (= 1,9 %) Einwohner [Gutsbezirk Elberberg]
• 1961: 285 evangelische (= 91,64 %), 25 katholische (= 8,04 %) Einwohner

Politik Bearbeiten

Der Ortsbeirat für den Ortsbezirk Elbenberg besteht aus neun Mitgliedern. Die Wahlbeteiligung zur Wahl des Ortsbeirats bei der Kommunalwahl 2021 betrug 56,80 %. Dabei wurden gewählt: fünf Mitglieder der SPD, zwei Mitglieder der CDU und zwei Mitglieder der „Freien Wählergemeinschaft“.[12] Der Ortsbeirat wählte Yvonne Franke (SPD) zur Ortsvorsteherin.[13]

Kulturdenkmäler und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 

Vereinsleben Bearbeiten

Es gibt drei Sportvereine im Ort, den TSV Elbenberg 05 (mit der Sparte Tanz & Kultur für die Durchführung des örtlichen Karnevals), die Biathlonfreunde Elbenberg und einen Schützenverein. Daneben gibt es eine Freiwillige Feuerwehr, einen Posaunenchor, einen Landfrauenverein, einen Ortsverein des Roten Kreuzes, die Kirmesburschen, die Reservisten-Kameradschaft und einen Verein zur Förderung des Dorflebens.

Wirtschaft Bearbeiten

Der Ort ist heute eine Wohngemeinde. Viele Elbenberger pendeln täglich zur Arbeit, unter anderem in das etwa 20 km entfernte Volkswagenwerk in Baunatal. Größter örtlicher Arbeitgeber ist ein Alten- und Pflegeheim mit über 100 Pflegeplätzen. In der Land- und Forstwirtschaft sind nur noch wenige Einwohner tätig.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Elbenberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Elbenberg. In: Webauftritt der Stadt Naumburg (Hessen). Abgerufen im August 2023.
  2. a b c d Elben, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 27. November 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. a b c d Elberberg, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. April 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Elbenberg verändert sich gleich drei Mal. Abgerufen am 2. August 2022.
  5. Historisches Ortslexikon : Registersuche : LAGIS Hessen. Abgerufen am 2. August 2022.
  6. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 63. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 411.
  8. Hauptsatzung. (PDF; 411 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Naumburg, abgerufen im August 2023.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 84, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  10. Elbenberg, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  11. Selbständige Ev.-Lutherische Kirche Balhorn
  12. Ortsbeiratswahl Elbenberg. In: Votemanager. Stadt Naumburg, abgerufen im August 2023.
  13. Ortsvorsteher Naumburg. In: Webauftritt. Stadt Naumburg, abgerufen im August 2023.
  14. Die ev. St. Martinskirche Elbenberg (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive), auf ekkw.de