Einwinkel

Ortsteil der Gemeinde Altmärkische Höhe

Einwinkel ist ein Ortsteil der Gemeinde Altmärkische Höhe im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Einwinkel
Koordinaten: 52° 48′ N, 11° 35′ OKoordinaten: 52° 47′ 44″ N, 11° 34′ 42″ O
Höhe: 29 m ü. NHN
Fläche: 4,29 km²
Einwohner: 105 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 24 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Boock
Postleitzahl: 39606
Vorwahl: 039391
Einwinkel (Sachsen-Anhalt)
Einwinkel (Sachsen-Anhalt)

Lage von Einwinkel in Sachsen-Anhalt

Geographie Bearbeiten

Einwinkel, ein Straßendorf mit Kirche,[3] liegt in der Altmark, 12 Kilometer westlich von Osterburg und 2½ Kilometer nordöstlich von Boock am Halmaygraben, der nach Osten in die Biese strömt.[4]

Der Wohnplatz Neue Welt liegt 500 Meter nördlich des Dorfes.[5]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis Neuzeit Bearbeiten

Einwinkel wurde 1238 als Niwinkel iuxta Gladowe erstmals urkundlich erwähnt als Graf Siegfried von Osterburg Dörfer und Besitz in der Altmark, mit denen er vorher vom St. Ludgerikloster Helmstedt belehnt worden war, dem Abt Gerhard von Werden und Helmstedt überschreibt. Ursprünglich war Graf Siegfried von Osterburg vom St. Ludgerikloster Helmstedt damit belehnt worden.[6]

Die nächsten Nennungen sind[3] aus dem Jahre 1252 als in villa nyenwinkele, als Markgraf Otto eine Hebung aus dem Dorf dem Kloster Arendsee überlässt[7] und 1457 jn dem Neynwinkel.[8] Der Historiker Peter P. Rohrlach weist darauf hin, dass einige Autoren den Eintrag von 1252 mit der wüsten Feldmark Neuwinkel (östlich von Stendal) verwechselten. Die in Rede stehende Hebung von 1252 war bei der Bestätigung 1457 noch aktiv, betraf also Einwinkel, Neuwinkel war da bereits etwa 130 Jahre wüst.[3] Im Jahre 1687 hieß das Dorf Einwinckell.[3]

Rittergut Einwinkel Bearbeiten

 
Reparatur von Traktoren auf der MTS Einwinkel im Jahre 1955

Das ehemalige Rittergut Einwinkel liegt im Norden des Dorfes, davor erstreckt sich eine Wiese und der Gutspark mit Eichen nach Westen.[9]

Das Gut war 1823 von einem rechteckigen Wassergraben mit einer Seitenlänge von 60 bis 70 Metern umgeben. Er hat sich auf der Nordwestecke als Halmaygraben (Zehrengraben) in rechtwinkliger Form erhalten.[10]

Die Nennungen des Namens Einwinkel von 1361 bis 1516 lassen nicht eindeutig erkennen, ob die Namensträger im Dorf Einwinkel wohnhaft waren. Somit ist schwer zu sagen, wer der erste bekannte Ritter war. Von 1542 bis 1613 hatten die von Einwinkel in Einwinkel ihren Sitz.[3]

Im Jahre 1879 schrieb George Adalbert von Mülverstedt: Das Wappen der Ritter zu Einwinkel zeigt „einen halb aufspringenden Wolf über einen Stern“ und befindet sich als Siegel an einem Schriftstück Busses v. Einwinkel aus dem Jahre 1601.[11] Andere beschreiben einen „Wolf, der über einen Stein springt“.[12] Der letzte Ritter war Günzel von Einwinkel, der im Jahre 1620 genannt wurde. Er starb verarmt im Dreißigjährigen Krieg.[12]

Im Jahre 1620 übernahm Jürgen von Restorff das Gut. Bis zur Enteignung und Aufteilung des Gutes wechselte es häufig seine Besitzer. 1910 kaufte Gustav Nieber vom Oberamtmann Rudolph Hemprich das Gut. Unter seiner „Regentschaft“ erlebte das Gut einen Aufschwung. Auf seine Anregung hin wurde im Jahre 1924 die Schule gebaut, an dessen Bau sich alle Einwohner beteiligten. Da die Ackerfläche nicht von eigenem Personal in der Bestell- und Erntezeit bearbeitet werden konnte, kamen zu diesen Zeiten Wanderarbeiter sowohl aus der Umgebung, als auch aus Magdeburg, Berlin und aus Polen und Russland. Diese Erntehelfer wohnten in der sogenannten Schnitterkaserne an der Straße nach Wohlenberg, dem einzigen Gebäude in der Neuen Welt.[12]

Bei der Bodenreform wurde 1945 festgestellt: eine Besitzung über 100 Hektar mit 253 Hektar, 9 Besitzungen unter 100 Hektar mit zusammen 104 Hektar, zwei Besitzungen der Kirche haben zusammen 2,7 Hektar. Enteignet wurde das Rittergut.[3] 1946 wurden 4,49 Hektar an das Kreisaltersheim abgetreten,[3] das kurzzeitig im Gutshaus untergebracht wurde.[12] 1948 wurde berichtet: Aus der Bodenreform erhielten 23 Vollsiedler jeder über 5 Hektar, 5 Kleinsiedler jeder unter 5 Hektar.[3]

In den ersten Jahren wurden die die Maschinen des Gutes gemeinsam genutzt. Nachdem das Altersheim aufgelöst worden war, ging das Gutshaus in Gemeindeeigentum über. Auf dem Gutshof wurde eine Maschinen-Ausleih-Station (MTS) eingerichtet.[12] Im Jahre 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Einigkeit“.[3]

Eingemeindungen Bearbeiten

Bis 1807 gehörte das Dorf zum Arendseeischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Arendsee auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[3]

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Einwinkel mit der Landgemeinde Einwinkel vereinigt.[13]

Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Einwinkel nach Boock eingemeindet.[14] Mit dem Zusammenschluss von Boock und anderen Gemeinden zur neuen Gemeinde Altmärkische Höhe am 1. Januar 2010 kam Einwinkel als Ortsteil zu der neuen Gemeinde.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Dorf/Gemeinde/Ortsteil Bearbeiten

Jahr Einwohner
1734 61
1774 50
1781 63
1798 39
1801 58
1818 68
Jahr Einwohner
1840 103
1864 102
1871 130
1885 064
1895 073
1905 059
Jahr Einwohner
1925 151
1939 118
1946 229
2011 [00]119[15]
2012 [00]122[15]
2020 [00]116[16]
Jahr Einwohner
2021 [00]112[16]
2022 [0]108[1]
2023 [0]105[1]

Gut/Gutsbezirk Bearbeiten

Jahr Einwohner
1798 26
1864 45
1885 58
1895 48
1905 40

Quelle wenn nicht angegeben:[3]

Religion Bearbeiten

Die evangelische Kirchengemeinde Einwinkel gehörte früher zur Pfarrei Gladigau.[17] Sie wird heute betreut vom Pfarrbereich Gladigau[18] im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Bistum Magdeburg.[19]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Kirche in Einwinkel
  • Die evangelische Dorfkirche Einwinkel wurde zwischen 1230 und 1240 erbaut. im Jahre 1721 erhielt die Kirche ihre heutige Gestalt und der Fachwerkturm wurde aufgesetzt.[20]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.

Im Vereinsregister des Amtsgerichts Stendal sind zwei Vereine im Ort genannt.

  • Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Einwinkel e. V.
  • Der Verein Naturpfad Einwinkel e. V. wurde im Mai 2019 gegründet. Er kümmert sich um den ehemaligen Gutspark.[21]

Literatur Bearbeiten

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 599–602, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 182 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 368, 32. Einwinkel (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Johann Ernst Fabri: Von der Stadt Seehausen (= Beyträge zur Geographie, Geschichte und Staatenkunde. Band 2). Schneider und Weigel, 1796, S. 477, 26. Einwinckel (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10429204~SZ%3D00513~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  • Franz Wallisch: Das Rittergut Einwinkel (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB 994253249, S. 62–67.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Karina Hoppe: Seehausen lässt weiter Federn. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 26. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 17.
  2. Gemeinde Altmärkische Höhe: Hauptsatzung der Gemeinde Altmärkische Höhe. 17. Juni 2019 (seehausen-altmark.de [PDF; abgerufen am 3. Januar 2021]).
  3. a b c d e f g h i j k Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 599–602, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 111 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  6. Peter Wilhelm Behrens: Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen resigniert viele Dörfer und Grundstücke in der Altmark 1238. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1841, S. 48 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013289~SZ%3D48~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 6 (Digitalisat).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 78 (Digitalisat).
  9. Karte des Deutschen Reiches Blatt 240: Wittenberge. Reichsamt für Landesaufnahme, 1906, abgerufen am 3. Januar 2021.
  10. Paul Grimm: Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band 6). 1958, ZDB-ID 1410760-0, S. 371, Nr. 967. (zitiert nach Rohrlach)
  11. George Adalbert von Mülverstedt: Zur Geschichte der von Einwinkel und von Kröcher. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 19. Jahresbericht, 1879, S. 192–200 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  12. a b c d e Franz Wallisch: Das Rittergut Einwinkel (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB 994253249, S. 62–67.
  13. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 213.
  14. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 277 (PDF).
  15. a b Andreas Puls: Orte verlieren 122 Einwohner in 12 Monaten. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 21. Februar 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 19. Juni 2019]).
  16. a b Ralf Franke: Seehausen hat mehr Zuzügler. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 14. Januar 2022, DNB 1047269554, S. 17.
  17. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 87 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  18. Pfarrbereich Gladigau. In: ekmd.de. Abgerufen am 3. März 2024.
  19. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  20. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 121.
  21. Ralf Franke: Da wartet noch jede Menge Arbeit. Gutspark. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 17. April 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 22. Juni 2019]).