Einteilung der deutschen Militärflugzeuge im Ersten Weltkrieg

Die für die Heeresflieger zuständige Inspektion der Fliegertruppen (IdFlieg) teilte die von den Luftstreitkräften verwendeten Flugzeugtypen in definierte Gruppen ein.

Diese Seite listet die Kennungen und Kürzel auf, mit denen von staatlicher Seite deutsche Flugzeuge während des Ersten Weltkrieges gekennzeichnet wurden.

Kennzeichnung durch das Heer Bearbeiten

Klassifizierung Bearbeiten

Die Flugzeuge wurden von der IdFlieg (Inspektion der Fliegertruppen) mit den nachfolgend aufgeführten Buchstaben klassifiziert[1]. Ebenso ist aus der nachfolgenden Tabelle zu ersehen, wie viele Flugzeuge der einzelnen Klassen in den einzelnen Kriegsjahren produziert wurden:[2]

Zeile Typ Einsatzzweck 1914 1915 1916 1917 1918 Gesamt Bemerkung
1 A Aufklärungsflugzeug 294 13 22 0 0 329 Unbewaffnete zweisitzige Eindecker; nach 1914 nur noch als Schulflugzeuge verwendet
2 B Aufklärungsflugzeug 1.054 1.312 440 2.993 25 5.824 Unbewaffnete zweisitzige Doppeldecker; ab Mitte 1915 nur noch als Schulflugzeuge
3 C Aufklärungsflugzeug 0 2.674 4.726 10.337 7.320 25.057 Bewaffnete, einmotorige, zweisitzige Doppeldecker, ab 1915 im Fronteinsatz als Mehrzweckflugzeuge
4 CL Schlachtflugzeug bzw. Jagdflugzeug zweisitzig 0 0 0 leichtere Variante der C-Flugzeuge, ab 1917 im Fronteinsatz als Begleitjäger und Schlachtflugzeuge.
5 D Jagdflugzeug, Doppeldecker 0 1 2.129 4.945 5.132 12.207 Bewaffnete, einmotorige, einsitzige Jagdflugzeuge, z. B. Albatros D.III, Albatros D.V, Fokker D.VII und Junkers D.I
6 DJ (auch PE) Schlachtflugzeug 0 0 0 Mischung D- und J-Typ, einmotoriger, einsitziger Erdkampfdoppeldecker, nur AEG DJ.I (Versuchsflugzeug)
7 Dr (F) Jagddreidecker 0 0 0 338 1 339 vor allem Fokker Dr.I
8 E Jagdeindecker 0 347 300 0 381 1.028 bewaffneter Einsitzer, vor allem Fokker und Pfalz
9 CLS Schlachtflugzeug 0 0 0 0 Mischung zwischen J- und Cl-Flugzeug, nur Halberstadt CLS.I 1918
10 S Schlachtflugzeug 0 0 0 0 2 2 nur Ago S.I
11 J Schlachtflugzeug 0 0 0 450 463 913 gepanzertes Infanterieflugzeug, vor allem Junkers J.I, AEG J.I und AEG J.II
12 G (auch K) Großflugzeug 0 185 465 589 789 2.028 Bewaffnete, zweimotorige, mehrsitzige mittlere Bomber
13 GL Großflugzeug 0 0 0 leichtere Variante des G-Flugzeugs, ab 1917
14 R (VGO) Riesenflugzeug - - - - - - Bewaffnete, mehrmotorige, schwere Bomber, ab 1916 im Einsatz
15 Rs (VGO) Riesenflugzeug-See - - - - - - Mehrmotorige, überschwere Seeflugzeuge z. B. Dornier Rs IV
16 N Nachtbomber 0 0 100 94 10 204 modifiziertes C-Flugzeug, vor allem Sablatnig N I
17 Gesamt 1.348 4.532 8.182 19.746 14.123 47.931

Der Hersteller Bearbeiten

Der Hersteller wurde von der Inspektion der Fliegertruppe (IdFlieg) durch ein meist aus drei Buchstaben bestehendes Kürzel bezeichnet[3]:

Kürzel Hersteller Ort
Aeg. Allgemeine Elektrizitäts GmbH Henningsdorf b. Berlin
Ago. Ago Flugzeugwerke GmbH Johannisthal b. Berlin
Alb. Albatros Werke GmbH Johannisthal b. Berlin,
Friedrichshagen b. Berlin
Av. Automobil und Aviatik AG Leipzig-Heiterblick
Bay. Bayerische Flugzeug-Werke AG München
Bayru. Bayerische Rumpler-Werke GmbH Augsburg
Daim. Daimler Motorengesellschaft AG Sindelfingen
Dfw. Deutsche Flugzeug-Werke GmbH Lindenthal b. Leipzig
Eul. Euler-Werke Frankfurt-Niederrad
Fok. Fokker Flugzeug-Werke GmbH Schwerin-Gorries
Fdh. Flugzeugbau Friedrichshafen GmbH Manzell,
Warnemünde
Germ. Germania Flugzeug-Werke GmbH Leipzig-Mockau
Go. Gothaer Waggonfabrik AG Gotha
Halb. Halberstädter Flugzeug-Werke GmbH Halberstadt
Han. Hawa Hannoversche Waggonfabrik AG Hannover-Linden
- Hansa und Brandenburgische
Flugzeug-Werke GmbH
Briest b. Brandenburg/Havel
Hansa. Hanseatische Flugzeug-Werke
(Karl Caspar AG)
Hamburg-Fuhlsbüttel
Junk. Junkers Flugzeug-Werke AG Dessau
Jfa. Junkers-Fokker-Werke
- Jeannin Flugzeugbau GmbH Johannisthal b. Berlin
KW Kaiserliche Werft Danzig, Kiel,
Wilhelmshaven
Kon. Kondor Flugzeug-Werke GmbH Essen
Li. Linke-Hofmann-Werke AG Breslau
Rol. Luftfahrt-Gesellschaft mbH (LFG) Charlottenburg b. Berlin
- Flugzeugwerft Lübeck-Travemünde GmbH Travemünde-Priwall
Torp. Luft-Torpedo-GmbH Johannisthal b. Berlin
Lvg. Luft-Verkehrs-GmbH (LVG) Johannisthal b. Berlin
Märk. Märkische Flugzeug-Werke GmbH Golm (Mark)
Mer. Mercur Flugzeugbau-GmbH Berlin
- Naglo Bootswerft Spandau
Nfw. Nationale Flugzeug-Werke GmbH Johannisthal b. Berlin
- Norddeutsche Flugzeug-Werke Teltow b. Berlin
- Oertz-Werke GmbH Hamburg-Reiherstieg
Oaw. Ostdeutsche Albatros-Werke GmbH Schneidemühl
Ot. Otto-Werke GmbH
Flugzeug-Werke Gustav Otto
München
Pfal. Pfalz Flugzeug-Werke GmbH Speyer
- Flugmaschinen Rex GmbH Köln
Rat. Waggonfabrik Josef Rathgeber München-Moosach
Rin. Albert Rinne Flugzeugbau Rummelsburg b. Berlin
Ru. Rumpler Flugzeug-Werke GmbH Johannisthal b. Berlin
Sab. Sablatnig Flugzeugbau GmbH Berlin
- Flugmaschinen-Fabrik Franz Schneider Seegefeld b. Spandau
Schül. Luftfahrzeugbau Schütte-Lanz Mannheim-Rheinau, Zeesen
- Schwade Flugzeug- und Motorenbau Erfurt
Ssw. Siemens-Schuckert-Werke GmbH Berlin, Nürnberg
- Union Flugzeug-Werke Teltow b. Berlin
Do. Zeppelin Werke Lindau GmbH Lindau
Staak. Zeppelin Werke Staaken GmbH Staaken b. Berlin

Diejenigen Hersteller, bei denen ein gesondertes Kürzel nicht aufgeführt ist (z. B. Hansa und Brandenburgische Flugzeug-Werke), haben an das Heer in der Zeit von 1914 bis 1918 keine Flugzeuge geliefert, wohl aber unter Umständen an die Marine (siehe unten).

 
Fokker D VII, Seriennummer 8520/18

Angesichts der obigen Aufschlüsselungen lässt sich die Kennnummer des rechts abgebildeten Flugzeugs wie folgt analysieren:

Fok. =Fokker
D VII = der 7. von Fokker gebaute Jagdeinsitzer-Doppeldecker-Typ
(OAW) = gebaut von den Ostdeutschen Albatros-Werken
8520/18 = das 8520. von der IdFlieg im Jahr 1918 bestellte Flugzeug[4]

Kennzeichnung durch die Marine Bearbeiten

Angelehnt an das System des Heeres nahm die Kaiserliche Marine folgende Gruppeneinteilung vor:[5]

Buchstabe Bedeutung
B Bombenflugzeug
BFT Bombenflugzeug mit FT-Geber
HFT FT-Flugzeug mit Geber und Empfänger
C bewaffneter Zweisitzer mit einem MG
C 2 MG bewaffneter Zweisitzer mit einem starren und einem beweglichen MG
C 3 MG bewaffneter Zweisitzer mit zwei starren und einem beweglichen MG
C HFT bewaffnetes FT-Flugzeug mit Geber und Empfänger
E Einsitzer-Flugboot mit 1 oder 2 starren MG
ED Einsitzer-Schwimmer-Flugzeug mit 1 oder 2 starren MG
T Torpedoflugzeug, auch zum Bomben- und Minenabwurf
G Großflugzeug
R Riesenflugzeug, Motorleistung insgesamt über 1000 PS

Diese Buchstabenbezeichnungen fanden aber nur selten Verwendung, die Marine führte fast alle Flugzeuge nur unter ihrer Firmenbezeichnung.[6]

Quellen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Nowarra S. 11 u. 12.
  2. Olaf Gröhler: Geschichte des Luftkriegs 1910 bis 1980, Militärverlag der DDR, Berlin 1981.
  3. Gray/Thetford S. 223 u. 224.
  4. Nach Nowarra, München 1959, S.12 handelt es sich bei „18“ nicht um das Jahr der Bestellung, sondern um das Baujahr
  5. Günter Kroschel, Helmut Stützer: Die deutschen Militärflugzeuge 1910–1918, Lohse-Eissing-Verlag Wilhelmshaven 1977, ISBN 3-920602-18-8
  6. Nowarra S. 12, der sogar behauptet, sie seien gar nicht verwendet worden, was indessen nicht stimmt

Literatur Bearbeiten

  • Peter Gray, Owen Thetford: German Aircraft of the First World War. 4. Auflage. Putnam, London 1992, ISBN 0-85177-809-7.
  • Olaf Groehler: Geschichte des Luftkriegs 1910 bis 1980, Militärverlag der DDR, Berlin 1981
  • Günter Kroschel, Helmut Stützer: Die deutschen Militärflugzeuge 1910–1918, Lohse-Eissing-Verlag Wilhelmshaven 1977, ISBN 3-920602-18-8
  • Heinz Nowarra: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914–1918. J. F. Lehmann, München 1959, OCLC 602223250, S. 14, 36–37.

Siehe auch Bearbeiten