Einsatzführungsbereich 1
Der Einsatzführungsbereich 1 (kurz EinsFüBer 1 oder umgangssprachlich EFB 1) mit dem zugehörigen Control and Reporting Centre Sweet Apple (CRC) war ein Verband mit Regimentsstatus der deutschen Luftwaffe. Der Führungsstab des Verbands war in der Zollernalb-Kaserne in Meßstetten stationiert und unterstand dem Kommando Einsatzverbände Luftwaffe. Der Verband führte fünf weitläufig dislozierte Abgesetzte Technische Züge (AbgTZg 131 bis 135) und war daher für den gesamten süddeutschen Raum zuständig.
Einsatzführungsbereich 1 | |
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Wappen des EFB 1 | |
Aktiv | 1962 bis 2013 |
Staat | Deutschland |
Streitkräfte | Bundeswehr |
Teilstreitkraft | Luftwaffe |
Truppengattung | Einsatzführungsdienst |
Unterstellung | KdoEinsVbdeLw |
Garnison | Zollernalb-Kaserne in Meßstetten (Baden-Württemberg) |
Letzter Kommandeur | |
Kdr. EinsFüBer 1 | OTL Volker Engelmann |
Insignien | |
Homepage | Der EinsFüBer 1 |
Auftrag
BearbeitenDer Einsatzführungsbereich 1 war Teil des Einsatzführungsdienstes der Luftwaffe. Der Auftrag bestand in der operationellen Nutzung des zugehörigen Control and Reporting Centre (CRC) der Luftwaffe im Verbund der integrierten NATO-Luftverteidigung. Dabei erfüllte er u. a. folgende Aufgaben:
- Überwachung, Schutz und Verteidigung des zugewiesenen Luftraums der Bundesrepublik Deutschland
- Erstellung, Führung und Bewertung des Luftlagebildes („Recognized Air Picture“, RAP) im Zuständigkeitsbereich
- Taktische Führung und Unterstützung von Luftstreitkräften
- Koordination militärischer Flugbewegungen mit den relevanten NATO CRC und CAOC (zuletzt mit dem CAOC 2 Uedem), dem Nationalen Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum, den Gefechtsständen der Flugabwehrraketentruppe (Surface to Air Missile Operations Center, SAMOC) bis hin zur Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten im Bereich luftpolizeilicher Aufgaben („Air Policing“)
- Sicherstellen der materiellen und operationellen Einsatzbereitschaft
- Wartung und Instandsetzung der im 24-Stunden/7-Tage Betrieb eingesetzten Radargeräte, Flug- und Datenfunkgeräte sowie der elektronischen Ausrüstung
- Sicherstellung 24-Stunden/7-Tage Betrieb der Luftwaffenkampfführungsanlage (LwKaFüAnl) Bunker Martin
- Führung der unterstellten Einheiten und Einrichtungen.
Geschichte
BearbeitenBereits während des Zweiten Weltkriegs wurde Meßstetten als höchstgelegene Region auf der Schwäbischen Alb aus geografischen Gesichtspunkten ein besonders günstiger Standort für den Betrieb einer Radarstation. Funkmessgeräte der Klassen Würzburg und Freya waren auf dem Weichenwang im Einsatz.
Ab 1960 inmitten des Kalten Krieges begann die Luftwaffe unter der Führung von General Kammhuber mit dem Bau der Luftwaffenkampfführungsanlage Bunker Martin, welcher ab 4. Juli 1963 in Betrieb war. Wie im Falle anderer CRC, ergänzten eine Kaserne sowie Radar- und Funkanlagen das Kräftedispositiv.
Herzstück der LwKaFüAnl bis zu seiner Schließung war das CRC mit dem taktischen Rufzeichen „Sweet Apple“. Dieses CRC wurde 50 Jahre betrieben, zunächst von den Vorgängerorganisationen des EinsFüBer 1, der I. Abteilung des Fernmelderegimentes 31 und dann deren Nachfolger, der Radarführungsabteilung 22. Sweet Apple war eine feste Säule bei der Wahrnehmung lufthoheitlicher Aufgaben primär in Süddeutschland, bei Bedarf auch über ganz Deutschland hinweg.
In der Zollernalb-Kaserne war zudem der Stab FmRgt 31 stationiert, der neben der I. Abteilung in Meßstetten auch die II. Abteilung in der Vimy-Kaserne mit dem CRC in Bunker Fridolin in Freising führte. Das Wappen des Einsatzführungsbereiches 1 führte diese Tradition durch die Nutzung des Wappens FmRgt 31 fort, nur eben ohne Zahl.
Ab dem 1. Oktober 1989 wurden deutschlandweit die Bezeichnungen der betreffenden Verbände an den Kernauftrag „Radarführung“ angepasst. Durch eine Fusion von (je) zwei Regimentsstäben wurden hierbei aus den Fernmelderegimentern (31 bis 34) insgesamt zwei Radarführungskommandos (RadarFüKdo 1 in Goch und 2 in Meßstetten), aus den Abteilungen der FmRgt Radarführungsabteilungen (RadarFüAbt). Das RadarFüKdo 2 führte alle süddeutschen RadarFüAbt (21 bis 24). Dabei nahm die RadarFüAbt 22 eine herausgehobene Stellung ein, weil dessen Kommandeur aufgrund der querschnittlichen Zusatzaufgaben am bedeutenden NATO-Standort Meßstetten als Oberst dotiert war.
Aus dem Radarführungsdienst der Gründungsjahre der Bundeswehr wurde Mitte der 2000er Jahre der Einsatzführungsdienst, ein hochmoderner Serviceprovider für die Führung und Vernetzung sämtlicher Luftkriegsmittlel. Der Einsatzführungsbereich 1 war hierbei durch Fusion aller süddeutschen Führungsebenen Nachfolgeverband sowohl des Radarführungsregimentes 2 (seinerseits Nachfolger RadarFüKdo 2) als auch der vier süddeutschen RadarFüAbt. Die RadarFüRgt und -Abt waren im Rahmen der sogenannten fünften Luftwaffenstruktur am 30. September 2004 aufgelöst worden.
Der EinsFüBer 1 war der größte Verband am Standort Meßstetten und sein Stab zugleich weiter für die Versorgung aller dort stationierten Dienststellen zuständig. Truppen- und Einsatzpartnerschaften verbanden ihn mit dem Centre de Détection et Contrôl (CDC) Drachenbronn (in der Maginot-Linie, Elsass, dieses CDC der französischen Luftwaffe mit dem Codenamen Riesling wurde 2015 ebenfalls aufgelöst[1]), dem Betriebstab Luftraumüberwachung des österreichischen Bundesheeres (CRC St. Johann i.P. in der sogenannten Einsatzzentrale Basisraum, EZ/B) sowie der Operationszentrale der Schweizer Luftwaffe in Dübendorf.[2]
Im Rahmen des Konzepts zur Stationierung der Bundeswehr in Deutschland 2011 des Bundesministers der Verteidigung vom 26. Oktober 2011 wurde am 1. Oktober 2013 der Betrieb des CRC eingestellt und der Einsatzführungsbereich 1 selbst mit Wirkung zum 31. Dezember 2013 offiziell aufgelöst.[3] Die Radarstellung auf dem Weichenwang und die angeschlossenen Funkanlagen wurden als Abgesetzter Technischer Zug 249 (AbgTZg 249) in den Einsatzführungsbereich 2 integriert, die Abgesetzten Technischen Züge des Einsatzführungsbereiches 1 (Erbeskopf, Döbraberg, Großer Arber, Lauda, Freising) auf die Einsatzführungsbereiche 2 und 3 aufgeteilt.
Organisation
BearbeitenKommandeure
BearbeitenDienstgrad, Name | Dienstzeit | Bemerkung |
---|---|---|
Flugmeldeabteilung 312 | ||
Oberstleutnant Geppert | 19.05.1958 – 13.03.1961 | |
Oberstleutnant Schmidt-Gal | 04.03.1961 – 01.03.1962 | |
Oberstleutnant König | 01.03.1963 – Umgliederung | |
Fernmelderegiment 31 | ||
Oberst Steingroß | 04.05.1960 – 31.03.1963 | |
Oberst Wels | 01.04.1963 – 30.09.1968 | |
Oberst Maekelburg | 01.10.1968 – 30.09.1971 | |
Oberst Langner | 01.10.1971 – 31.03.1979 | |
Oberst Hennemann | 01.04.1979 – 31.03.1982 | verstorben |
Oberst Malmus | 01.04.1982 – 27.09.1989 | |
Radarführungsabteilung 22 | ||
Oberst Beutin | 01.10.1989 – 14.01.1991 | |
Oberst Schaay | 15.01.1991 – 30.03.1993 | verstorben |
Oberst Ploeger | 01.04.1993 – 30.06.1995 | |
Oberst Fiegle | 01.07.1995 – 31.08.1997 | |
Oberst Gülzow | 01.09.1997 – 31.03.1999 | |
Oberstleutnant Tessner | 01.04.1999 – 28.02.2002 | |
Oberstleutnant Bodenbender | 01.03.2002 – 30.11.2005 | |
Einsatzführungsbereich 1 | ||
Oberstleutnant Engel | 01.12.2005 – 31.03.2008 | |
Oberstleutnant Hinz | 01.04.2008 – 31.08.2010 | |
Oberstleutnant Engelmann | 01.09.2010 – 01.10.2013 |
Unterstellte Einheiten
BearbeitenEinheit | Abkürzung | Standort | Radargerät | Rufzeichen |
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Einsatzführungskompanie 11 | EinsFüKp 11 | Meßstetten | – | |
Stabs- und Unterstützungskompanie 12 | Stabs-/UstgKp12 | Meßstetten | HADR | Sweet Apple Romeo (SAR) |
Abgesetzter Technischer Zug 131 | AbgTZg 131 | Birkenfeld | HADR | Hardwheel (HW) |
Abgesetzter Technischer Zug 132 | AbgTZg 132 | Schwarzenbach am Wald (Döbraberg) | RRP 117 | Rustcrowd (RC) |
Abgesetzter Technischer Zug 133 | AbgTZg 133 | Bayerisch Eisenstein (Großer Arber) | RRP 117 | Snow Cap (SC) |
Abgesetzter Technischer Zug 134 | AbgTZg 134 | Lauda-Königshofen | MPR | Batman (BN) |
Abgesetzter Technischer Zug 135 | AbgTZg 135 | Freising | MPR | Coldtrack (CD) |
Chronik
BearbeitenDatum | Ereignis |
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1960–1963 | Bau der unterirdischen Luftwaffenkampfführungsanlage Bunker Martin |
1962 | Aufstellung des ersten Luftraumüberwachungsverbandes (I./Fernmelderegiment 31) in Meßstetten |
1964 | Inbetriebnahme des CRC Meßstetten mit dem 412-L-System |
1984 | Außerdienststellung 412-L-System, Beginn der Einrüstung des GEADGE-Systems („German Air Defence Ground Environment“) |
1986 | Wiederinbetriebnahme des CRC Meßstetten mit GEADGE-System |
1989 | Umbenennung des Verbandes in Radarführungsabteilung 22 |
1993 | Unterstellung des abgesetzten technischen Zugs 223, Birkenfeld |
1998 | Generalinstandsetzung des Bunkers Martin, Verlagerung des Einsatzbetriebs nach Lauda und Freising |
2000 | Wiederinbetriebnahme des sanierten Bunkers |
2004 | Aufstellung/Umbenennung des Verbandes in Einsatzführungsbereich 1 und Unterstellung von fünf abgesetzten technischen Zügen am Erbeskopf, auf dem Döbraberg, auf dem Großen Arber, in Lauda und in Freising |
2005 | Abschaltung des veralteten ARKONA (FüWES) und Inbetriebnahme des neuesten marktverfügbaren FüWES Lw / GIADS |
2006 | Obsoleszenzersatz des veralteten ADMAR durch CIMACT |
2010 | Einrüstung RMCDE[4] und Anschluss an das MilRADNET[5] der Luftwaffe |
2011 | Auflösungsentscheidung des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) |
2013 | Einstellung des Betriebes und Auflösung |
Literatur
Bearbeiten- 50 Jahre Einsatzführungsdienst der Luftwaffe 1960–2010, L. Fölbach 2001, Sonderpublikationen Fölbach Verlag
- Rufzeichen „Sweet Apple“ – Die Geschichte der Luftwaffe auf dem Geißbühl, Einsatzführungsbereich 1 2013, BAIUDBw DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn
Koordinaten: 48° 11′ 13″ N, 8° 59′ 46″ O
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ French Air and Space Force. Abgerufen am 11. Februar 2021 (englisch).
- ↑ Operationszentrale Luftwaffe,auf staatskalender.admin.ch
- ↑ Christoph Holbein: Auflösungsappell für die Luftwaffe. schwarzwaelder-bote.de, 2. Oktober 2013, abgerufen am 5. Oktober 2013.
- ↑ RMCDE steht für „Radar Message Conversion & Distribution Equipment“ und ist ein Netzknoten auf Applikationsprotokollebene für die Konvertierung, Filterung und Verteilung von Radardaten.
- ↑ MilRADNET steht für „Militärisches Radardatennetzwerk“.