Eine zauberhafte Nanny

Film von Kirk Jones (2005)

Eine zauberhafte Nanny (Originaltitel: Nanny McPhee) ist ein britischer Fantasyfilm aus dem Jahr 2005 des Produzentenduos Tim Bevan und Eric Fellner. Die Regie lag bei Kirk Jones. Hauptdarstellerin Emma Thompson schrieb auch das Drehbuch, das auf den Geschichten um die magische Kinderfrau Nanny Matilda (Nurse Matilda) von Christianna Brand basiert. Colin Firth spielt den nach dem Tod seiner Frau völlig überforderten Vater von sieben Kindern.

Film
Titel Eine zauberhafte Nanny
Originaltitel Nanny McPhee
Produktionsland Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2005
Länge 95 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Kirk Jones
Drehbuch Emma Thompson
Produktion Liza Chasin
Musik Patrick Doyle
Kamera Henry Braham
Schnitt Jason Wheeler
Nick Moore
Besetzung
Synchronisation
Chronologie

Im Jahr 2010 wurde ein weiterer Film über die zauberhafte Nanny mit dem Titel Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer veröffentlicht, in dem sich die Nanny um das Wohl einer anderen Familie kümmert.

Handlung Bearbeiten

Um das Jahr 1870 lebt im Süden Englands die Familie Brown mit drei Hausangestellten (Köchin, Haus- und Kindermädchen/Nanny). Vater Cedric, ein Bestatter, ist mit der Erziehung und Betreuung seiner sieben Kindern nach dem Tod seiner Frau völlig überfordert. Selbst das mittlerweile siebzehnte Kindermädchen ist den Streichen und der Ungezogenheit der Kinder hilflos ausgeliefert, sodass sich Cedric erneut auf die Suche nach einem Kindermädchen machen muss. Die Arbeitsvermittlung kann jedoch nichts mehr für ihn tun; Brown ist verzweifelt.

Am Abend klopft eine mysteriöse, wie eine Hexe aussehende Frau an die Tür der Browns. Sie stellt sich als Nanny McPhee vor und bittet um Einlass. Zur selben Zeit sind die Kinder dabei, in der Küche alles zu verwüsten. Als Nanny McPhee eintritt, sind sie wie gewohnt frech und ungezogen, doch die undurchschaubare Frau bringt sie dazu, die Küche wieder aufzuräumen und ihrer Bitte, brav zu Bett zu gehen, zu folgen; die Küche ist durch Zauberei wieder aufgeräumt. Allerdings fallen die Kinder schnell wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurück, werden aber von der neuen Nanny ausgetrickst. Sie gibt ihnen noch mit auf den Weg: „Wenn ihr mich braucht, aber nicht wollt, dann muss ich bleiben, wenn ihr mich aber wollt, aber nicht mehr braucht, dann muss ich gehen.“

Mit Unterstützung ihres Zauberstocks bringt Nanny McPhee den Kindern nach und nach Manieren bei. Ihr Vater Cedric ist sehr zufrieden und hat ein Problem weniger, doch plagen ihn weiterhin finanzielle Sorgen. Die wohlhabende Großtante seiner verstorbenen Frau, Lady Adelaide, sorgt seit Jahren mit ihren finanziellen Zuwendungen für den Unterhalt der Familie. Bei einem Besuch will sie das älteste Kind Simon mit zu sich nehmen, um dessen Erziehung und Ausbildung zu vervollständigen – erwischt dabei aber das Hausmädchen Evangeline. Zudem droht sie damit, die Zahlungen einzustellen, sollte Cedric nicht bis zum Ende des Monats wieder heiraten. Ihm ist klar, dass die Familie ohne die Zahlungen der Großtante ruiniert ist, und macht sich auf die Suche nach einer passenden Frau. Die Auswahl ist erschreckend klein, und so bleibt ihm am Ende nur Mrs. Quickly, eine sich mit buntem Kitsch umgebende Bekannte mittleren Alters. Die Kinder sind entsetzt und vergraulen die in ihren Augen unerträgliche Frau mit ihren üblichen Tricks. Daraufhin erzählt Cedric seinen Kindern von der ausweglosen Lage der Familie. Und siehe da, die Kinder tun nun alles, damit Mrs. Quickly sich anders besinnt, und versuchen, sie zu akzeptieren.

Eine Hochzeit wird alsbald arrangiert. Als Cedric mit Mrs. Quickly vor dem Altar steht, simulieren die Kinder im Einverständnis mit der Nanny und ihrem Vater einen Bienenüberfall, der zu einer Tortenschlacht führt. Mrs. Quickly zieht daraufhin wütend von dannen. Auch die anwesende Großtante Adelaide will aufbrechen, wird jedoch von Simon, dem ältesten der sieben Geschwister, aufgehalten. Simon schlägt vor, dass sein Vater und Evangeline eine Ehe eingehen, woraufhin Tante Adelaide fast in Ohnmacht fällt. Simon besteht jedoch darauf, dass ein einmal gegebenes Wort zu halten sei, was die Lady ebenso sieht. Da zwischen Cedric und Evangeline schon immer mehr als nur Sympathie herrschte, wird die Ehe geschlossen und somit die Zukunft der Familie Brown gesichert. Noch dazu mit einer Frau an der Seite ihres Vaters, die auch die Kinder mögen und akzeptieren.

Nanny McPhee aber verliert mit jedem Erfolg, den sie in der Erziehung der Kinder verbuchen kann (von ihr "Lektion" genannt), eines der einer Hexe zugeschriebenen Attribute (zwei entstellende Warzen, dicke Knollennase, entstellender überlanger Zahn). So kommt letztendlich eine attraktive Frau zum Vorschein. Da ihr Werk bei den Browns vollendet ist, muss sie nun gemäß ihrem Motto, das sie den Kindern schon bei ihrer Ankunft gesagt hat, gehen.

Synchronisation Bearbeiten

Die deutsche Synchronbearbeitung wurde in den Ateliers der Interopa Film in Berlin angefertigt. Für das Dialogbuch und die Synchronregie zeichnete Sven Hasper verantwortlich.[3]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Nanny McPhee Emma Thompson Monica Bielenstein
Cedric Brown Colin Firth Tom Vogt
Evangeline Kelly Macdonald Dascha Lehmann
Simon Brown Thomas Sangster Christian Zeiger
Tora Brown Eliza Bennett Julia Sander
Lily Brown Jennifer Rae Daykin Soraya Richter
Eric Brown Raphaël Coleman Julius Hasper
Sebastien Brown Sam Honywood Lino Hirthe
Christianna Brown Holly Gibbs Emily Hasper
Großtante Adelaide Angela Lansbury Dagmar Altrichter
Mrs. Quickly Celia Imrie Liane Rudolph
Mrs. Blatherwick Imelda Staunton Regine Albrecht
Letitia Elizabeth Berrington Christin Marquitan
Mr. Wheen Derek Jacobi Frank Ciazynski
Mr. Jowles Patrick Barlow Norbert Gescher

Hintergrundinformationen Bearbeiten

  • Die Kritikerin Melanie Moon wurde in einer Aussage zum Film zitiert mit dem Satz „Die neue Mary Poppins“ (The new Mary Poppins).[4]
  • Auf Filmplakaten und den Hüllen von DVD und Blu-Ray Disc ist stets nur die Silhouette von Nanny McPhee zu sehen, niemals sie selbst.
  • Die fünf Lektionen, die Nanny McPhee den Kindern beibringt, sind:
    • Zu Bett gehen, wenn man es ihnen sagt (To go to bed when they are told)
    • Aufstehen, wenn man es ihnen sagt (To get up when they are told)
    • Sich anzuziehen, wenn man es ihnen sagt (To get dressed when they are told)
    • Zuhören (to listen) – das ist die Lektion, die Nanny McPhee dem Vater beibringt.
    • Genau das tun, was euch gesagt wird (To do as they are told)[5]

Im Film erklingt der Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Der Film Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer stellt keine Fortsetzung dieser Geschichte dar, sondern handelt von einer anderen Familie, der wiederum Emma Thompson in der Rolle der Nanny McPhee zur Seite steht, und die etwa siebzig Jahre später während des Zweiten Weltkrieges angesiedelt ist.

In der deutschen Fassung ist eine Szene am Ende des Films nur schwer verständlich, da sich der Kontext aus einem englischen Wortspiel herleiten lässt. Den Kindern wird von Mrs. Quickly gesagt, sie sollen sich benehmen, auf Englisch „to behave“. Als die Kinder am Ende des Films während der Hochzeit allerdings anfangen, einen Bienenangriff zu simulieren, resultiert dies aus der dialektbehafteten Aussprache Mrs. Quicklys, die dort im englischen Original den Kindern ein „beehive“ befiehlt – zu deutsch „Bienenstock“.

Produktionsnotizen und Veröffentlichung Bearbeiten

Es handelt sich um einen Film der Universal Studios. Gedreht wurde in Dorset, in Shingle Mere Meadow (Buckinghamshire) sowie in London und in den Pinewood Studios nahe Iver Heath in Buckinghamshire, alle Vereinigtes Königreich.

Der Film wurde im Vereinigten Königreich am 21. Oktober 2005 erstaufgeführt, ebenso in Irland. 2006 lief er in Australien, Neuseeland, Brasilien sowie in Frankreich auf dem L’Alpe d’Huez International Comedy Film Festival (21. Januar 2006) und dem Gerardmer Film Festival (26. Januar 2006). In Deutschland, Österreich und der Schweiz lief er neben nachfolgenden Ländern ebenfalls 2006 an: Kanada, Dänemark, USA, Südkorea, Argentinien, Chile, Libanon, den Niederlanden, Belgien, Ungarn, Peru, Norwegen, Panama, Polen, Schweden, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Island, in der Türkei, in Venezuela, Kenia, Israel, Serbien, Singapore, Rumänien, Kroatien, Finnland, Litauen, Lettland, auf den Philippinen, in der Tschechischen Republik, in Russland, in der Ukraine, in Estland, Spanien, Kuwait, Portugal, Kolumbien, Italien, Mexiko, Uruguay, Indonesien, Griechenland, Hongkong, Thailand, Nigeria, Südafrika, Japan, Taiwan, Ecuador, Indien, Zypern und Ägypten. Außerdem wurde er in Bosnien und Herzegowina sowie in Bulgarien gezeigt.

  • Eine zauberhafte Nanny (DVD), herausgegeben mit einer deutschen Tonspur am 2. November 2006 von Universal[6]
  • Eine zauberhafte Nanny und Eine zauberhafte Nanny – Knall und Fall in ein neues Abenteuer (Blu-ray), herausgegeben mit einer deutschen Tonspur am 26. September 2013 von Universal[7]
  • Nanny McPhee Soundtrack (Audio-CD)

Kritiken Bearbeiten

Der Film erhielt von den meisten Kritikern eine überwiegend positive Einschätzung. So sprach etwa der film-dienst von „respektlosem Witz“ in einer „liebevoll-überkandidelten Märchenwelt“, in der „auch ernstere Untertöne über mangelnde Kommunikation zwischen Erwachsenen und Kindern zum Tragen“ kämen.[8] Hervorgehoben wurde dabei vor allem die schauspielerische Leistung von Emma Thompson, so etwa von Stella Papamichael im BBC: „[…] Thompson ist als […] Babysitterin ein Genuss.“[9] Thompsons „unbeschreibliche Grazie und Sympathie“ sei in diesem Film jedoch „nicht so offensichtlich wie sonst“, schrieb Ray Bennett vom Hollywood Reporter.[10] Roger Ebert von der Chicago Sun-Times stellte sich die Frage, ob Kinder den Film mögen werden: „Ich denke, Kindern wird es gefallen zu sehen, wie andere Regeln lernen müssen, ohne dass sie diese Regeln selbst verinnerlichen müssen.“[11]

Gelobt wurde darüber hinaus das Aussehen des Films, wohingegen einige Schwächen im Erzählstil bemerkt wurden. Eine zauberhafte Nanny sei ein Film, dessen „verdrehte visuelle Vorstellungskraft konsequenter ist als seine wacklige und ungeradlinige Erzählweise“, schrieb Stephen Holden von der New York Times.[12] Der Film habe aber „einen Hauch vom dunklen Stil Roald Dahls, was das Zuckrige etwas abschwächt“ meinte Leslie Felperin in der Fachzeitschrift Variety.[13] So sah es auch Jo Berry vom Empire Magazine und bescheinigte dem Film, er sei „schaumig und spaßig – herrlichst dunkel“.[14]

Deutschlandradio Kultur urteilte in seiner Filmbesprechung: „‘Oscar’-Preisträgerin Emma Thompson […] schrieb hier das herrlich überdrehte Drehbuch, übernahm auch die Haupt-/Titelfigur und überzeugt als eigenwillig-komische Nanny, ohne dabei zu sehr aufdringlich mit dem pädagogischen Zeigefinger zu hantieren. Ganz im Gegenteil: Spiel, Spaß und Gefühle dürfen sich angenehm-unaufdringlich austoben. Ein schöner Familienfilm, in dem auch Colin Firth […] als sympathischer Stichwortgeber-Daddy freundlich-schusslig mitmischt.“[15]

Ehrungen Bearbeiten

Heartland Film Festival 2006

  • Auszeichnung mit dem Truly Moving Sound Award

New York Festivals 2006

  • Auszeichnung mit der Silbernen Medaille: Introductions and Lead-in titles

Women Film Critics Circle Awards 2006

  • Auszeichnung mit dem WFCC Award in der Kategorie „Bester Familienfilm“

Satellite Awards 2006

  • nominiert:
    • Beste Jugend-DVD

Young Artist Awards 2007

  • nominiert:
    • „Bester junger Hauptdarsteller in einem Spielfilm“: Thomas Brodie-Sangster
    • „Bestes junges Ensemble“, Nominierte: Thomas Brodie-Sangster, Eliza Bennett, Raphaël Coleman, Jennifer Rae Daykin, Holly Gibbs, Samuel Honywood
    • „Bester Familienspielfilm“

Literatur Bearbeiten

  • Christianna Brand: Nanny Matilda (Originaltitel: Nurse Matilda). Deutsch von Beatrice Howeg. Mit Illustrationen von Edward Ardizzone. Bloomsbury Kinderbücher und Jugendbücher, Berlin 2006, ISBN 3-8270-5017-0, 117 S.
  • Christianna Brand: Nanny Matilda geht in die Stadt (Originaltitel: Nurse Matilda Goes To Town). Deutsch von Beatrice Howeg. Mit Illustrationen von Edward Ardizzone. Bloomsbury Kinderbücher und Jugendbücher, Berlin 2006, ISBN 3-8270-5057-X, 116 S.
  • Christianna Brand: Nurse Matilda Goes To Hospital. Bloomsbury Publishing, London 2007, ISBN 978-0-7475-7685-3, 128 S. (bislang noch keine deutsche Übersetzung).
  • Christina Brand: Nanny McPhee. The Collected Tales of Nurse Matilda. Illustrationen von Edward Ardizzone. Bloomsbury, New York u. a. 2005, ISBN 1-58234-671-2, 382 S.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Freigabebescheinigung für Eine zauberhafte Nanny. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, November 2005 (PDF; Prüf­nummer: 104 447 K).
  2. Alterskennzeichnung für Eine zauberhafte Nanny. Jugendmedien­kommission.
  3. Eine zauberhafte Nanny. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 8. März 2008.
  4. Hailed as “The New Mary Poppins”. In: scifislacker.com, abgerufen am 1. April 2020 (englisch).
  5. Holger Twele: Eine zauberhafte Nanny. Study Guide. Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater e. V. 2008 (kinderkinobuero.de [PDF; 473 kB; abgerufen am 1. April 2020]).
  6. Eine zauberhafte Nanny. DVD von Universal.
  7. Beide „Zauberhafte Nanny“-Filme. Blu-ray von Universal.
  8. Felicitas Kleiner: Eine zauberhafte Nanny. Kritik. In: Filmdienst. Abgerufen am 1. April 2020. (= Filmdienst 3/2006)
  9. Stella Papamichael: Nanny McPhee (2005). Filmkritik. In: BBC. 18. Oktober 2005, abgerufen am 1. April 2020 (englisch).
  10. Ray Bennett: Nanny McPhee (Memento vom 10. Dezember 2006 im Internet Archive). Filmkritik. In: The Hollywood Reporter. 18. Oktober 2005, abgerufen am 1. April 2020 (englisch).
  11. Roger Ebert: Nanny McPhee. Filmkritik. In: Chicago Sun-Times. 27. Januar 2006, abgerufen am 1. April 2020 (englisch).
  12. Stephen Holden: Using Her Own Kind of Magic to Keep the Children in Line. Filmkritik. In: New York Times. 27. Januar 2006, abgerufen am 1. April 2020 (englisch).
  13. Leslie Felperin: Nanny McPhee Review (Memento vom 1. Juli 2009 im Internet Archive). Filmkritik. In: Variety. 26. Oktober 2005 (englisch).
  14. Jo Berry: Nanny McPhee (TBC) (Memento vom 14. November 2006 im Internet Archive). Filmkritik. In: Empire Magazine (englisch).
  15. Hans-Ulrich Pönack: Filme der Woche. „Walk the line“ und „Eine zauberhafte Nanny“. In: Deutschlandradio Kultur. 1. Februar 2006. Abgerufen am 24. Oktober 2013.