Eilfriede Berbalk

erste österreichische Silberschmiedemeisterin

Eilfriede Berbalk (* 30. November 1900 in Wien; † 12. Februar 1987 in Senftenberg/Krems) war die erste österreichische Silberschmiedemeisterin. Sie wurde bei der Wiener Werkstätte ausgebildet, arbeitete als selbstständige Unternehmerin sowie als Fachlehrerin.

Leben und Werk Bearbeiten

Eilfriede (auch Elfriede) Berbalk war die Tochter von Stefanie Berbalk, geborene Krěmař, und dem Ingenieur Franz Berbalk.

Sie hätte gern Architektur studiert. Dies war in Österreich für Frauen aber erst ab 1919 möglich und ein Auslandsstudium kam so kurz nach dem Krieg nicht in Frage. Deshalb absolvierte sie von 1918 bis 1920 eine Ausbildung an der Kunstschule für Frauen und Mädchen in Wien. Der dortige Metallkurs bei Georg Klimt war der Anlass, von 1920 bis 1922 eine Ausbildung zur Silberschmiedin in der Wiener Werkstätte (WW) zu beginnen.[1] Sie schloss die Lehre mit dem Gesellenbrief ab und arbeitete danach noch als Mitarbeiterin der WW. Wirtschaftliche Schwierigkeiten führten zu ihrer Entlassung 1924 und dem Entschluss, sich selbständig zu machen.[2] Ihre Meisterprüfung absolvierte sie erfolgreich als erste Frau in Österreich. Von 1924 bis 1980 betrieb sie eine eigene Werkstatt in der Gersthofer Straße 102 im 18. Bezirk.

„Unverkennbar tritt im Tafelschmuck, wie auch in allen anderen Sächelchen die Liebe der Meisterin zur Linie zutage. Aber auch ihr Schönheitsempfinden, ihr unbeirrbarer Instinkt für das Zweckmäßige. Eilfriede Berbalk experimentiert gern. Doch sucht und hascht sie nach Absonderlichkeiten, verliert sich niemals ins Phantastische. Fest und sicher steht sie auf einem von Kunst und Handwerk gedüngten realen Boden, auch wenn sie, von einer neuen kunsthandwerklichen Idee beherrscht, sich an ihre oft schwierige Verwirklichung wagt. Deshalb ist alles, was ihre Werkstätte verläßt, wohl durchdacht, durchfühlt, erprobt, genau und solid gearbeitet, edel gestaltet. Niemals eine Wiederholung, ein Anlauf zur Erzeugung von Massengut. Immer Neues, Eigenstes, Vollendeteres, das in jedem Raum, bei jeder Benützung lebendig wirkt und mit dem Zauber der Erlesenheit umspinnt.“

Gisela Urban[3]

Sie beschäftigte anfangs eine Studienkollegin[2] und bildete als Meisterin rund 40 ausschließlich weibliche Auszubildende aus. Sie wollte damit ganz bewusst die Frauen in diesem Beruf fördern.[4][5] Ihr Engagement für die Sache der Frau zeigte sie auch bei einer Geldspende von 5 Schilling an den Bund Österreichischer Frauenvereine für die Wiener Tagung des Internationalen Frauenrats.[6]

In den Jahren 1922 bis 1955 war sie Lehrbeauftragte an der Kunstschule für Frauen und Mädchen,[7][8] die sich ab 1926 Wiener Frauenakademie und ab 1942 Kunst- und Modeschule der Stadt Wien[9] nannte. Ab 1923 leitete sie die dortige Metallklasse.

Trivia Bearbeiten

Ihre schwarz-rote Dobermannhündin Astarte von Hungelbrunn (D. P. 6257) erhielt auf der Sonderschau für österreichische Dobermannpintscher 1930 die Bewertung „sehr gut“ und damit das Rote Band.[10]

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

posthum

Arbeiten (Auswahl) Bearbeiten

  • 1925: Silberdosen[22]
  • 1927: Zigarettendosen[23]
  • 1929: Schale, Vase, Service in Silber[24]
  • 1930: Kerzenleuchter[16]
  • 1931: Gehämmertes Silbergeschirr[25]
  • 1934: Schmuck[26]
  • 1934: Silbertreibarbeit[26][27]

Mitgliedschaften Bearbeiten

  • Österreichischer Werkbund
  • Wiener Kunstgewerbeverein
  • Wiener Frauenkunst
  • 1. Juni 1935: Wahl in den Vorstand des Zentralverbandes bildender Künstler Österreichs[28]

Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

  • 1925: Exposition Internationale des Artes Décoratifs et Industriels Modernes; Bronzemedaille
  • 1930: Internationale Ausstellung Monza; Goldmedaille
  • 1937: Exposition internationale des arts et techniques; Silbermedaille
  • 1941: Dritter Preis gemeinsam mit dem Architekten Ceno Kosak für die Neugestaltung des Ehrenringes der Stadt Wien[29]

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

  • Mit Walter Frisch: Schmuck als Accessoires. In: Uhren, Juwelen, Fachzeitschrift der österreichischen Uhren- und Schmuckwirtschaft. 35/1967, S. 76.
  • Mit anderen: Material und Form. Eine Betrachtung über Beruf und Arbeit des Gold- und Silberschmiedehandwerks. In: Uhren, Juwelen, Fachzeitschrift der österreichischen Uhren- und Schmuckwirtschaft. 35/1967, S. 77.

Literatur Bearbeiten

  • Gisela Urban: Bei einer Wiener Silberschmiedin. In: Die Österreicherin. 3/1930, S. 6 f. (anno.onb.ac.at).
  • Heidrun Jecht: Elfriede Berbalk, Silberschmiedin. In: Harald Siebenmorgen (Hrsg.): Frauensilber. Paula Straus, Emmy Roth & Co. Silberschmiedinnen der Bauhauszeit, Karlsruhe, 2011, ISBN 978-3-937345-47-5, S. 124–129.
  • Christoph Thun-Hohenstein, Anne-Katrin Rossberg, Elisabeth Schmuttermeier (Hrsg.): Die Frauen der Wiener Werkstätte. MAK, Wien und Birkhäuser Verlag, Basel 2020, ISBN 978-3-0356-2211-9, S. 203, 204.
  • Frau Silberschmied. In: Das interessante Blatt. Nr. 13, 1929, S. 8 (anno.onb.ac.at – Foto der Künstlerin am Arbeitsplatz), abgerufen am 18. Januar 2022.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Max Hanek: Die Silberschmiedin Eilfriede Berbalk. In: Neues Wiener Journal. 26. Mai 1926, S. 15 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 20. Januar 2022.
  2. a b E.T.: Die silberne Meisterin, Frauen beimm Ambos. In: Neues Wiener Journal. 21. März 1929, S. 6 und 7 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 20. Januar 2022.
  3. Gisela Urban: Bei einer Wiener Silberschmiedin. In: Die Österreicherin. 3/1930, S. 6.
  4. Gisela Urban: Bei einer Wiener Silberschmiedin. In: Die Österreicherin. 3/1930, S. 7 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  5. G. M.: Was sollen unsere Töchter werden? In: Die Stunde. 20. April 1934, S. 5 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 20. Januar 2022.
  6. Spendenliste für die Generalversammlung des I. F. B. In: Die Österreicherin. Nr. 5, 1930, S. 13 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  7. Wiener Frauen-Akademie. In: Das Wort der Frau. 18. September 1932, S. 4 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  8. Wiener Frauen-Akademie. In: Das Wort der Frau. 28. August 1932, S. 8 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  9. Ob Kostüm der Stuart, ob modernes Abendkleid… … die Schülerinnen unsrer Kunst- und Modeschule werden damit fertig. In: Kleine Volks-Zeitung. 13. September 1942, S. 5 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 20. Januar 2022.
  10. Die Sonderschau für österreichische Dobermannpintscher. In: Illustrierte Kronen Zeitung. 17. November 1930, S. 7 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 20. Januar 2022.
  11. Österreich auf der internationalen Kunstgewerbeausstellung Paris 1925. In: Wiener Zeitung. 21. Juli 1925, S. 3 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 20. Januar 2022.
  12. Wiener Zeitung. 23. Dezember 1928, S. 2 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  13. Ina Frank: Ausstellung der Wiener Frauenakademie. In: Die Österreicherin. 1928, Nr. 5, S. 9 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  14. Karl Maria Grimme: Das Bild im Raum, Zur Ausstellung der »Wiener Frauenkunst« im Österreichischen Museum. In: Die Österreicherin. Nr. 4, 1929, S. 4–5 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  15. J. Rochowanski: Wie sieht die Frau. In: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten. 66.1930, S. 290 (digi.ub.uni-heidelberg.de), abgerufen am 18. Januar 2022.
  16. a b E. Puchinger: Buch und Raum der Gegenwart. In: Radio Wien. 20. Juni 1930, S. 15 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 20. Januar 2022.
  17. Else Hofmann: Alte und neue kirchliche Kunst, Zu den Ausstellungen anläßlich des Allgemeinen Deutschen, Katholikentages in Wien. In: Österreichische Kunst. Heft 8, 1933, S. 7 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  18. Kunstnachrichten. In: Österreichische Kunst. Heft 5, 1938, S. 6 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  19. Weihnachtsschau in der Gaufrauenschaftsleitung. In: Kleine Volks-Zeitung. 17. Dezember 1940 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  20. Ostmärkische Künstlerinnen stellen in Berlin aus. In: Illustrierte Kronen Zeitung. 21. Juni 1941, S. 5 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  21. Lotte Wege: Frauenschaffen der Ostmark. In: Neues Wiener Tagblatt. (Tages-Ausgabe), 3. Juli 1941, S. 4 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 20. Januar 2022.
  22. Silberdosen von Elfriede Berbalk–Wien. Emails von Marie Cyrenius–Salzburg. In: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten. 57.1925–1926, S. 84 (digi.ub.uni-heidelberg.de), abgerufen am 18. Januar 2022.
  23. Wiener Zeitung. 17. Dezember 1927, S. 3 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  24. Eilfriede Berbalk–Wien. In: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten. 64.1929, S. 185 (digi.ub.uni-heidelberg.de), abgerufen am 18. Januar 2022.
  25. Else Hofmann: Frauen im österreichischen Kunsthandwerk. In: Österreichische Kunst. Heft 6, 1931, S. 12 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  26. a b Elfriede Berbalk. In: Österreichische Kunst. Heft 2, 1934, S. 26 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  27. Else Ehrlich: Wiener Frauenkunst. In: Die moderne Frau. 2. Jahrgang, Wien, 15. März 1928, Nr. 5/6, S. 5 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 18. Januar 2022.
  28. Generalversammlung des Zentralverbandes bildender Künstler. In: Der Tag. 5. Juni 1935, S. 7 (anno.onb.ac.at), abgerufen am 20. Januar 2022.
  29. Aenderung des Ehrenringes. In: llustrierte Kronen-Zeitung, 22. Juni 1941, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/krz
    Neufassung des Ehrenrings 1941 im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien