Eibelshausen

Ortsteil von Eschenburg

Eibelshausen ist der größte der sechs Ortsteile der Gemeinde Eschenburg im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis. Der Ort übt die Mittelpunktfunktion im mittleren Dietzhölztal aus, ist Verwaltungssitz der Gemeinde Eschenburg und Schulort der Haupt- und Realschule mit gymnasialem Zweig.

Eibelshausen
Gemeinde Eschenburg
Wappen von Eibelshausen
Koordinaten: 50° 49′ N, 8° 20′ OKoordinaten: 50° 48′ 50″ N, 8° 20′ 17″ O
Höhe: 307 (300–560) m ü. NHN
Fläche: 6,86 km²[1]
Einwohner: 3896 (30. Jun. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 568 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1971
Postleitzahl: 35713
Vorwahl: 02774
Luftbild
Luftbild

Geografische Lage Bearbeiten

 
Eibelshausen mit dem Holderberg

Eibelshausen liegt im Norden des Lahn-Dill-Kreises. Umrahmt wird der Ort von Ausläufern des Rothaargebirges (westlich bis nördlich), dem Gladenbacher Bergland (östlich bis südlich) und der Struth (westlich bis südwestlich), wobei die letztgenannten Mittelgebirgslandschaften zum naturräumlichen Westerwald gezählt werden.

Eibelshausen liegt unmittelbar westlich der Mündung des Mandelbaches in die Dietzhölze unweit des Rothaarsteiges. Trotz einer landschaftlich sehr begünstigten Lage liegt Eibelshausen verkehrsgünstig zur Autobahn 45 und den nahen Städten Siegen, Marburg und Gießen.

Die angrenzenden Orte sind, von Norden im Uhrzeigersinn beginnend, Steinbrücken (Gemeinde Dietzhölztal), Roth, Simmersbach, Eiershausen, Wissenbach (alle Gemeinde Eschenburg) und Ewersbach (Gemeinde Dietzhölztal).

Westlich von Eibelshausen erheben sich der Eibertshain (560 m ü.NN), nordöstlich die Burg (494 m ü.NN) und der Staffelböll (536 m ü.NN). Der „Hausberg“ des Ortes, der Holderberg, ist 380 m hoch.

Geschichte Bearbeiten

 
Evangelische Kirche

Ortsgeschichte Bearbeiten

Nachweislich siedelten schon die Kelten im heutigen Ortsgebiet von Eibelshausen; dies belegen Werkzeugfunde aus dieser Zeit.

Eibelshausen wurde erstmals in der Namensform Ybelingeshusen in einer Urkunde vom 29. Mai 1314 erwähnt. Mit dieser Urkunde verkaufte der Ritter Eckhard V. von Helfenberg die Vogtei Eibelshausen an Graf Heinrich I. von Nassau-Siegen.[2]

Das Dorf war in seiner Geschichte von mehreren Pestepidemien und Großbränden betroffen.

Großfeuer

Am 20. Mai 1815 brannten bei einem Großfeuer von den 242 Gebäuden des Dorfes 204 nieder. In den beiden Folgejahren wurde das Dorf wieder großzügig aufgebaut und erweitert. Dabei wurden breite, rechtwinklige Straßen angelegt und Mindestabstände zwischen den Häusern vorgeschrieben, um einen nochmaligen Großbrand zu verhindern. In dieser Zeit hat der heutige Ortskern seine charakteristische Gestalt erhalten.

Holzkohle-Hochofen

Neben der Landwirtschaft und Viehzucht hatte auch die Eisenverhüttung eine lange Tradition in Eibelshausen. Hier wurde der letzte Holzkohle-Hochofen der Region 1898 stillgelegt. In den umgebenden Wäldern sind noch Stellen erkennbar, wo in der frühen Besiedelungszeit Schmelzöfen standen und Schlacke abgelagert wurde. Erst in den 1970er Jahren endete diese Tradition in der Eibelshäuser Hütte mit einer Produktionsumstellung. Das damalige Buderus-Werk gehört heute zur Bosch-Gruppe.

Eisenbahn

Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Dillenburg–Ewersbach erhielt Eibelshausen 1892 einen Bahnhof. Die Strecke wurde im Jahr 1987 für den Personenverkehr und 2000 für den Güterverkehr stillgelegt.

Einmarsch der Amerikaner

Beim Einmarsch der Amerikaner Ende März 1945 kam es bei Eibelshausen am 28. März 1945 zu einem kurzen Gefecht zwischen amerikanischen Panzern und einem deutschen Tiger-Panzer. Die Amerikaner änderten daraufhin ihre Vormarsch-Route nach Norden und wichen auf Seitenstraßen aus.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Die bis dahin selbständige Gemeinde Eibelshausen fusionierte zum 1. Oktober 1971 im Zuge der Gebietsreform in Hessen freiwillig mit den Nachbardörfern Eiershausen und Wissenbach zur Gemeinde Eschenburg.[3] Kraft Landesgesetz wurden dann die Gemeinden Eschenburg, Hirzenhain sowie Simmersbach und Roth des ehemaligen Landkreises Biedenkopf zur erweiterten Großgemeinde Eschenburg zusammengeschlossen.[4] Die Inkraftsetzung erfolgte zum 1. Juli 1974 durch den Regierungspräsidenten in Darmstadt.[5] Für alle sechs Ortsteile wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Eibelshausen lag:[7][8]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Eibelshausen: Einwohnerzahlen von 1688 bis 2018
Jahr  Einwohner
1688
  
309
1714
  
340
1750
  
397
1785
  
411
1815
  
526
1834
  
515
1840
  
582
1846
  
574
1852
  
621
1858
  
638
1864
  
629
1871
  
665
1875
  
764
1885
  
890
1895
  
979
1905
  
1.142
1910
  
1.224
1925
  
1.370
1939
  
1.583
1946
  
2.146
1950
  
2.291
1956
  
2.336
1961
  
2.676
1967
  
3.053
1970
  
3.193
1974
  
3.548
1980
  
3.450
1985
  
3.485
1990
  
3.754
1995
  
4.043
2000
  
4.073
2008
  
3.834
2010
  
3.810
2011
  
3.785
2015
  
3.792
2018
  
3.775
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[7]; Gemeinde Eschenburg: „Chronik Eibelshausen, 2003“, „Dill-Zeitung, 23. Oktober 2010, S. 23“, ab 2008: Haushaltsplan 2019[10]; Zensus 2011[11]

Einwohnerstruktur 2011 Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Eibelshausen 3785 Einwohner. Darunter waren 304 (8,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 768 Einwohner unter 18 Jahren, 1584 zwischen 18 und 49, 687 zwischen 50 und 64 und 720 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 1497 Haushalten. Davon waren 411 Singlehaushalte, 417 Paare ohne Kinder und 528 Paare mit Kindern, sowie 120 Alleinerziehende und 21 Wohngemeinschaften. In 336 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 978 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]

Religionszugehörigkeit Bearbeiten

• 1885: 0887 evangelische (= 99,66 %), 3 katholische (= 0,34 %) Einwohner[7]
• 1961: 2071 evangelische (= 77,39 %) und 522 katholische (= 19,51 %) Einwohner[7]

Politik Bearbeiten

Ortsbeirat Bearbeiten

In Eibelshausen gibt es einen fünfköpfigen Ortsbeirat. Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2016 besteht er aus zwei Mitgliedern der CDU, zwei Mitgliedern der SPD und einem Mitglied der FWG. Der Ortsvorsteher ist Gerd Müller von der CDU.[12]

 
Flagge von Eibelshausen

Wappen und Flagge Bearbeiten

 
Wappen von Eibelshausen
Blasonierung: „Schild schräggeteilt; oben in Gold ein blauer Maueranker, unten in Blau ein goldener Stautzeweck.“[13]
Wappenbegründung: Der Maueranker ist das Wappensymbol der Herren von Helfenberg, die im Mittelalter die Herrschaft über den Ort ausübten, bis sie im Jahr 1314 die Vogtei an ihren Lehnsherren, den Grafen von Nassau, veräußerten.

Der „Stautzeweck“ ist das traditionelle Eibelshäuser Neujahrsgebäck. Das Wappen wurde am 30. April 1969 durch das Hessische Innenministerium genehmigt und ist heute auch das der Gemeinde Eschenburg.

Die Flagge des Ortsteils und der Gemeinde zeigt das Wappen auf einem zweigeteilten Flaggentuch in entsprechenden Farben.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Museen Bearbeiten

  • Heimatmuseum

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

  • Frühjahrsmarkt (2. Maiwochenende)
  • Herbstmarkt (2. Oktoberwochenende)
  • Maibaumaufstellung (30. April)
  • Weihnachtsmarkt (letztes Wochenende vor Weihnachten)

Hauberg Bearbeiten

In Eibelshausen wird jährlich Hauberg gemacht. Die rechtliche Grundlage der Haubergsarbeit geht auf die „Haubergordnung für den Dillkreis und den Oberwesterwaldkreis vom 4. Juni 1887“ zurück. Darin heißt es: „Hauberge im Sinne dieses Gesetzes sind die Grundstücke in den Gemarkungen Dillbrecht, Fellerdilln, Ober- und Niederroßbach, Bergebersbach, Eibelshausen, Mandeln, Offdilln, Rittershausen, Steinbrücken, Straßebersbach, Weidelbach und Korb, welche gegenwärtig zu Haubergsverbänden gehören.“[14]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Ortsmitte

Verkehr Bearbeiten

Die Bundesstraße 253 (DillenburgFrankenberg) führt als Ortsumgehung an Eibelshausen vorbei. Bis zur Autobahn 45 (Anschlussstelle Dillenburg) sind es etwa zehn Kilometer.

Darüber hinaus verfügte Eibelshausen bis 1987 noch über einen Bahnanschluss über die Dietzhölztalbahn. Die Bahnstrecke ist seit Mitte 2001 stillgelegt. Es gibt eine Initiative, welche sich für den Erhalt und die Reaktivierung der Strecke einsetzt. Anfang 2015 erfolgte der Freischnitt der Bahnstrecke auf dem südlichen Streckenabschnitt bis Frohnhausen.

Ansässige Unternehmen Bearbeiten

Größte Industriebetriebe im Ort sind die Firmen Bosch Thermotechnik (bis 2007 Buderus) und Kettenbach. Im Industriegebiet Rommelsberg sind viele kleinere Unternehmen ansässig. Bosch hat 2023 eine neue Produktionslinie gestartet,[15] auf der das Innenleben von Wärmepumpen zusammengebaut wird.[16]

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

  • Rathaus der Gemeinde Eschenburg
  • Freiwillige Feuerwehr
  • Rettungswache (Rettungsdienst Eschenburg)
  • Schwimmbad Freizeitbad Panoramablick
  • Holderbergstadion
  • Bürgerhaus
  • Ärztlicher Sonntagsnotdienst
  • Evangelische Kindertagesstätte Pusteblume
  • Katholische Kindertagesstätte Regenbogen
  • Gemeindebücherei
  • Evangelische Kirche
  • Katholische Kirchengemeinde St. Josef
  • Freie Evangelische Gemeinde
  • Bethaus

Bildung Bearbeiten

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter von Eibelshausen Bearbeiten

Mit Eibelshausen verbunden Bearbeiten

  • Christian Erdmann Schott, evangelischer Theologe, war Vikar in Eibelshausen

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Nassau war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  2. Abtrennung der Justiz (Justizamt Dillenburg) bis 1854.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  4. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Dillenburg) und Verwaltung.
  5. Am 1. Oktober 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Eschenburg.

Einzelnachweise

  1. a b Statistische Daten. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, abgerufen im Januar 2021.
  2. Siegener Urkundenbuch Band I, Siegen, 1887, S. 85/86, Nr. 137.
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 17. September 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 39, S. 1603, Punkt 1320; Abs. 22. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 9,2 MB]).
  4. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237, § 27 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  5. Benennung von Gemeindeteilen im Dillkreis vom 21. November 1974. In: Der Regierungspräsident (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1974 Nr. 49, S. 2257, Punkt 1663 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,7 MB]).
  6. Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, abgerufen im Januar 2021.
  7. a b c d Eibelshausen, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Anton Friedrich Büsching: D. Anton Friderich Büschings neue Erdbeschreibung. Das deutsche Reich. Band 3. J.C. Bohn, 1771, S. 841 (google.com).
  10. Haushaltsplan 2019. (PDF; 1,92 MB) Entwicklung der Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, S. 51, abgerufen im Januar 2021.
  11. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 12 und 52, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  12. Ortsbeiräte der Gemeinde Eschenburg (Memento des Originals vom 10. April 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gemeinde-eschenburg.de, abgerufen im April 2019.
  13. https://www.gemeinde-eschenburg.de/eschenburg-fahne-fuer-den-hausgebrauch/
  14. Haubergsordnung
  15. Wärmepumpenfertigung in Eibelshausen ist gestartet, Pressemeldung, 23. März 2023
  16. Jan Hauser: Bosch investiert in Wärmepumpen, FAZ, 2. November 2023