Egino Weinert

deutscher Sakralkünstler (Goldschmied, Bildhauer und Maler)

Egino Günter Weinert (* 3. März 1920[1] in Berlin-Schöneberg als Franz Stanislaus Günter Przybilski; † 4. September 2012 in Frechen-Königsdorf) war ein deutscher Goldschmied, Bildhauer und Maler der zeitgenössischen sakralen Kunst. Für zahlreiche, überwiegend katholische Kirchen in Deutschland und im Ausland gestaltete er Einrichtungs- und Kunstgegenstände. Unter anderem war Weinert mehrfach für den Heiligen Stuhl tätig, und einige seiner Arbeiten sind heute in der Sammlung Moderner Religiöser Kunst der Vatikanischen Museen zu sehen.

Weinert in seiner Kölner Werkstatt

Bemerkenswert ist, dass Weinert den Großteil seiner Arbeiten mit nur einer Hand anfertigte, nachdem er 1945 im Alter von 25 Jahren die rechte Hand durch eine Sprengfalle verlor. Dies zwang Weinert, zur Wiederausübung seines Kunsthandwerkes spezielle Techniken zu erlernen und zu entwickeln.

Leben und Wirken Bearbeiten

 
Grabstätte der Cellitinnen zur Hl. Maria in Stommeln
 
Anbetung der Könige, Relief von Weinert am Portal von St. Sebastianus, Bad Bodendorf

Egino Weinert trat im Alter von 14 Jahren als Klosterschüler in die Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg ein. Den Namen Egino erhielt er beim Eintritt ins Kloster, den Nachnamen der Familie ließ der Vater in den 1930er Jahren von Przybilski in Weinert ändern. Er absolvierte zunächst eine kaufmännische Lehre, dann ab 1937 eine Lehre als Restaurator, Kirchenmaler und Bildhauer. 1941 legte er seine Gesellenprüfung als Gold- und Silberschmied mit Auszeichnung ab.

1941 wurde er in Würzburg verhaftet und inhaftiert, da er den Hitlergruß verweigert hatte. Im Zweiten Weltkrieg wurde Weinert von 1941 bis 1945 zur Kriegsmarine eingezogen. Während eines Fronturlaubs legte er die Meisterprüfung ab. Zurück im Krieg wurde er wegen Wehrkraftzersetzung angeklagt und zum Tode verurteilt. Der Vollstreckung des Urteils entkam er nur knapp. Fortan musste er sich vor den Nationalsozialisten verbergen, wobei ihm die Fürsten von Thurn und Taxis behilflich waren.[2]

Nach Kriegsende 1945 kehrte Weinert ins Kloster Münsterschwarzach zurück. Im selben Jahr verlor er seine rechte Hand in seinem Elternhaus in Berlin durch eine als Elektrosicherung getarnte Sprengfalle, die Soldaten der Roten Armee angebracht hatten. Es dauerte mehr als ein Jahr, bis er danach wieder einfache Goldschmiedearbeiten mit der verbleibenden linken Hand ausführen konnte.

1947 besuchte Ewald Jorzig, mit dem Weinert bereits früher Kontakt hatte, das Kloster und bewog den Abt, Weinert an die Kölner Werkschule zu schicken. Dort erlernte Weinert die Feinheiten des Kunsthandwerkes bei Elisabeth Treskow, Josef Jaekel, Heinrich Hußmann und Friedrich Vordemberge. Er war daran beteiligt, den bei der Evakuierung im Zweiten Weltkrieg zerlegten Dreikönigsschrein wieder zusammenzusetzen.[3]

1949 wurde Weinert wenige Wochen vor den Ewigen Gelübden durch einen Konventsbeschluss aus dem Kloster ausgeschlossen, unter anderem, weil er von der Kunstschule zahlreiche weibliche Aktzeichnungen mitgebracht hatte und weil seine Heiligendarstellungen von den konservativen Benediktinern als zu abstrakt angesehen wurden.

Nach dem Ausschluss gründete Weinert 1951 sein erstes eigenes Atelier in Bonn. Nach kurzer Tätigkeit in der Schweiz kehrte er 1954 nach Bonn zurück und ließ sich schließlich mit eigenem Atelier und eigener Werkstatt in Köln nieder, wo er bis zu seinem Tod wohnte.[4] Es folgten 1963 eine zweite Werkstatt im spanischen Dénia und später ein Ausstellungshaus in Frechen-Königsdorf.

In seinen Werkstätten schuf Weinert eine Vielzahl von Sakralgegenständen wie Altäre, Tabernakel, Tauf- und Weihbecken, Ambonen, Kreuze, Kreuzwege, Madonnen, Kelche, Leuchter usw. für überwiegend katholische Kirchen in Deutschland und im Ausland. Er wurde so schnell überregional bekannt und arbeitete für mehrere Päpste, u. a. Johannes XXIII. und Johannes Paul II.

Egino Weinert starb am 4. September 2012 im Alter von 92 Jahren und wurde am 11. September 2012 auf dem Friedhof in Kleinkönigsdorf beigesetzt.

Familie Bearbeiten

1951 heiratete Egino Weinert die Lehrerin Anneliese Leopold. Mit ihr hatte er vier Kinder: Gisela Weinert, Goldschmiedin (Köln), Clemens Weinert, Kunstgießer (Kerpen-Horrem), Egino Weinert, Goldschmiedemeister (Wuppertal), Fidelis Weinert, Goldschmied und Architekt (Köln)

Nach dem Tod seiner Frau heiratete Weinert 1985 Waltraud Förster.

Sein Sohn Egino Weinert jun. ist ebenfalls Silber- und Goldschmied, allerdings nicht im Bereich der sakralen Kunst.[5]

Ehrungen Bearbeiten

Drei Briefmarken des Vatikanstaates von 2001 zeigen Werke von Egino Weinert.[6]

Ausstellungshaus in Königsdorf und Egino-Weinert-Stiftung Bearbeiten

Das Ausstellungshaus in Königsdorf beherbergt eine Dauerausstellung mit Arbeiten des Künstlers.[7] Dort ist auch der Sitz der 2007 gegründeten Egino-Weinert-Stiftung, die sich um den Erhalt seiner Kunst bemüht.

Werke Bearbeiten

Für Kirchen und Klöster Bearbeiten

Egino Weinert stattete mehrere hundert Kirchen mit Werken aus,[8] unter anderem:

Deutschland

Dänemark

Island

Italien

  • Kapelle der Servitinnen von Galeazza, Bologna

Luxemburg

  • St. Petrus in Bieles
  • St. Jakob in Roodt-Syr
  • Maria Heil der Kranken in Luxemburg-Kirchberg
  • Krankenhauskapelle Fondation Norbert Metz in Luxemburg-Eich

Österreich

  • St. Kolumban und St. Gallus in Bregenz (diverses)

Polen

Portugal

Spanien

  • St. Antonius und St. Johannes, Dénia (diverses)

Südkorea

  • Kirche in Gasil (가실성당)

Vereinigte Staaten

Sonstige Werke Bearbeiten

 
Grabplatte Stockhausen, Friedhof Ohlsdorf

Literatur Bearbeiten

  • Evamaria Kepper: Egino G. Weinert. Goldschmied, Maler, Bildhauer. Wege und Werke. Erinnerungen, Gespräche, Reflexionen, zusammengetragene Erzählungen. Sartura-Verlag, Solingen 2003, ISBN 3-00-013971-0.
  • Antonia Rolf: „Seine Zeit in deinen Händen“. Biographie des Goldschmiedemeisters, Malers und Bildhauers Egino G. Weinert. Egino G. Weinert Selbstverlag, Köln 2000.
  • Anselm Grün: In Bildern das Geheimnis schauen. Mit Bildern von Egino Weinert durch das Kirchenjahr. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 1996, ISBN 3-87868-564-5.
  • Ferdinand Dahl: Katalog zur Ausstellung Kunstmedaillen – Medaillenkunst, Teil 2, Der Steckenreiter. Dem Münzvergnügen gewidmete Nebenstunden. Eine Münzpost der Numismatischen Gesellschaft Bonner Münzfreunde e.V., Folge 87. Numismatische Gesellschaft Bonner Münzfreunde, Bonn 2013, S. 14f. (PDF-Dokument, mit 9 Abbildungen)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Egino Weinert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Geburtsjahr 1920 nach eigenen Angaben, wird oft fälschlich als 1924 wiedergegeben (Memento des Originals vom 5. Juni 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.egino-g-weinert.de
  2. EGINO WEINERT auf kepper-solingen.de
  3. Andreas Otto: Künstler mit einer Hand, Domradio, 11. September 2012, abgerufen am 21. Februar 2020.
  4. Vita – chronologisch, abgerufen am 21. Februar 2020.
  5. Werkstatt von Egino Weinert Junior
  6. Briefmarken des Vatikanstaates
  7. Ausstellungshaus in Königsdorf, abgerufen am 21. Februar 2020.
  8. Werkverzeichnis (unvollständig) auf kepper-solingen.de
  9. Kirchenführer St. Matthias, Berlin (Memento vom 25. April 2009 im Internet Archive)
  10. Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt vom 5. Januar 1975, S. 19
  11. Das Altar-Kreuz in der Pfarrkirche St. Otto (Memento vom 25. April 2009 im Internet Archive)
  12. Werkliste – www.eginoweinert.de (Memento vom 7. Februar 2016 im Internet Archive)
  13. katholisch-in-langwasser.de, abgerufen am 3. November 2021.
  14. Silke Ingenhorst: Eine Custodia von Egino Weinert in St. Hildegard im Meisengarten in Bonn, Bad Godesberg. In: erzbistum-koeln.de. 31. März 2024, abgerufen am 17. April 2024.
  15. From Crystal to Christ – A Guide to the Nation's newest Cathedral, abgerufen am 15. Juli 2019