Egill Reimers

norwegischer Architekt und Segelsportler

Egill Reimers (* 18. Juli 1878 in Bergen; † 11. November 1946 ebenda)[1] war ein norwegischer Architekt und Segler. Er gilt als einer der Vorreiter der Bergener Schule, einer norwegischen Architekturrichtung des frühen 20. Jahrhunderts.

Egill Reimers
Medaillenspiegel

Segeln

Norwegen Norwegen
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold Antwerpen 1920 12-Meter-Klasse (Typ 1919)

Leben und Werk Bearbeiten

Frühe Jahre Bearbeiten

Reimers wurde als Sohn des Bäckermeisters Bastian Reimers und dessen Frau Maren Jahn im westnorwegischen Bergen geboren. Sein älterer Bruder, Otto Georg Jahn Reimers (1867–1963), war Politiker der Senterpartiet und von 1922 bis 1933 Mitglied des Stortinges.[2] Reimers besuchte die Technische Schule in Bergen, die er 1898 abschloss. Anschließend ging er, wie viele seiner Zeitgenossen, nach Deutschland und studierte an der Technischen Hochschule in München, unter anderem bei Friedrich von Thiersch, Carl Hocheder und Heinrich von Schmidt.[3] Nach Abschluss seines Studiums kehrte Reimers 1902 nach Bergen zurück, wo er zunächst zwei Jahre bei der städtischen Baubehörde arbeitete, bevor er sich 1904 selbstständig machte.[1]

Werk Bearbeiten

 
Haakon Sheteligs Villa Øvre Kalfarlien 42
 
Institut für Geophysik

Zunächst entwarf Reimers vornehmlich Villen und Mietshäuser für die Bergener Oberschicht. Seine Bauwerke spiegelten den Geschmack der Zeit wieder – Neoklassizismus und Jugendstil, mit Elementen der Arts-and-Crafts-Bewegung und traditioneller norwegischer Architektur.[1] Sein erstes größeres Projekt war Turnhallen, die Turnhalle der Bergener Turnervereinigung, nach dem Gewinn einer Ausschreibung. Es folgten weitere öffentliche Monumentalbauten, die sich häufig durch Referenzen an ihre Funktion auszeichnen. So erinnert das Hauptgebäude des Kulturhistorischen Museums in Bergen mit seinen hohen Mauern, Gewölben und dem massiven Turm an mittelalterliche Architektur. Das Institut für Geophysik ist mit Symbolen für verschiedene Wissenschaften versehen, hält aber sonst eine nüchterne, wissenschaftliche Form.[3]

1918 gewann er die Ausschreibung zum Bau des neuen Bergener Staatsarchivs mit einem Vorschlag, der von der Bergener Architektur des 17. Jahrhunderts und der Klosterarchitektur des Mittelalters inspiriert war.[4]

 
Bergen Tinghus

Als Reimers Hauptwerk gilt das Bergener Tinghus (Gerichtsgebäude), dessen Ausschreibung unter dem Motto Respekt für das Gesetz (Respekt for loven) er 1928 gewann. Die Fassade des neoklassizistischen Gebäudes wird durch eine monumentale Eingangspartie mit drei Spitzbögen dominiert, die von vier Statuen bewacht werden, welche die vier Kardinaltugenden symbolisieren. Im Inneren befindet sich ein, an italienische Renaissancepaläste erinnernder überdachter Innenhof.[5]

In den 1930er Jahren wandte sich Reimers auch radikaleren Baustilen zu. Sein Entwurf zum Umbau der Smith Sivertsen Bäckerei von 1930 gilt als erstes Gebäude Bergens im funktionalistischen Stil.[6]

Restaurierungen Bearbeiten

Neben Zeichnungen zu eigenen Bauwerken unternahm Reimers auch Restaurierungen, vornehmlich mittelalterlicher Bauten. Zu den wichtigsten von Reimers restaurierten Bauwerke zählen der Turm der Klosterkirche von Selje und die Instandsetzung der Ruine des Lysekloster. Er setzte sich für den Erhalt historischer Gebäude in Bergen ein und war maßgeblich an ihrer Bestandsaufnahme beteiligt. Zudem war er Vorstandsmitglied in der Bergener Abteilung der Fortidsminneforeningen.[3]

Teilnahme an den Olympischen Spielen Bearbeiten

Bei den Olympischen Sommerspielen 1920 in Antwerpen nahm Reimers als Mannschaftsmitglied der Heira II im Segeln in der 12-Meter-Klasse von 1919 teil und gewann die Goldmedaille. Allerdings war die Heira II auch das einzige teilnehmende Boot und so genügten zwei erfolgreich absolvierte Läufe.[7] Zur Crew gehörten neben Reimers auch sein Architektkollege Kaspar Hassel, Christen Wiese, Martin Borthen, Arthur Allers sowie die Brüder Thor, Olaf und Erik Ørvig. Skipper der Heira II war Johan Friele.

Auszeichnungen Bearbeiten

 
Staatsarchiv Bergen
  • 1924 – Houens fonds diplom für das Staatsarchiv in Bergen[8]
  • 1958 (posthum) – Ehrenmitglied des norwegischen Architektenverbandes[3]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Egill Reimers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Egil Reimers, in: Norsk biografisk leksikon, abgerufen am 12. Mai 2020 (norwegisch)
  2. Otto Georg Jahn Reimers, Norsk senter for forskningsdata, abgerufen am 13. Mai 2020 (norwegisch)
  3. a b c d Egill Reimers, in: Norsk Kunstnerleksikon, abgerufen am 12. Mai 2020 (norwegisch)
  4. Vedtak om fredning av Statsarkivet i Bergen arkivverket.no, abgerufen am 14. Mai 2020 (norwegisch)
  5. Tinghuset, Bergen byarkiv, abgerufen am 14. Mai 2020 (norwegisch)
  6. Smiths Sivertsens bakeri, Grind.no, abgerufen am 14. Mai 2020 (norwegisch)
  7. Bill Mallon, Anthony Th. Bijkerk: The 1920 Olympic Games. Results for All Competitors in All Events with Commentary, Jefferson, North Carolina, 2009, S. 330
  8. Houens Fonds Diplom (Memento des Originals vom 6. September 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arkitektur.no Norske arkitekters landsforbund, abgerufen am 12. Mai 2020 (norwegisch)