Edgar Selge
Edgar Selge (* 27. März 1948 in Brilon[1][2]) ist ein deutscher Schauspieler.

LebenBearbeiten
Edgar Selge wuchs in einem protestantischen Elternhaus[3] in Herford auf, wo sein Vater Direktor der Justizvollzugsanstalt für Jugendliche war. Selge wohnte wenige Meter vom Gefängnis entfernt. Nach dem Besuch des Herforder Friedrichs-Gymnasiums wechselte er auf das musische Christian-Dietrich-Grabbe-Gymnasium in Detmold und legte dort im Jahr 1967 sein Abitur ab.
Er begann zunächst ein Klavierstudium an der Musikhochschule Detmold bei Gregor Weichert und setzte dieses in Wien fort. Das Klavierstudium brach er ab und zog nach München, wo er in der Theatertruppe Theater in der Marktlücke an der Erarbeitung und Aufführung einer Revue über die deutsche Sozialdemokratie mitwirkte. Von 1969 bis 1972 studierte er u. a. bei Ernesto Grassi Philosophie und Germanistik in München und Dublin. Ab 1974 besuchte er die Otto-Falckenberg-Schule und schloss dort seine Ausbildung zum Schauspieler 1975 ab.
Im selben Jahr debütierte er an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin. 1978 führte er beim „Dublin Theatre Festival“ Regie in Tom Stoppards Every Good Boy Deserves Favour.
Seit 1978 war Selge an den Münchner Kammerspielen engagiert. Er spielte unter anderem den Andreas Kragler in Trommeln in der Nacht (1979), Bleichenwang in Was ihr wollt (1980), Saint Just in Dantons Tod (1980), den Sekretär in Maria Magdalena (1981), Arkas in Iphigenie auf Tauris (1981), Marinelli in Emilia Galotti (1984), Licht in Der zerbrochne Krug (1986) und George Garga in Bertolt Brechts Im Dickicht der Städte (1988). 1989 stellte er den Oberlehrer Arnholm in Ibsens Die Frau vom Meer dar.
Im August 1991 verließ Selge das Ensemble der Münchner Kammerspiele, gastierte aber dort weiterhin. Einem breiten TV-Publikum ist er als einarmiger Kommissar Jürgen Tauber in den vom BR produzierten Folgen der Krimiserie Polizeiruf 110 bekannt geworden.
Seit 1985 ist Edgar Selge mit der Schauspielerin Franziska Walser verheiratet. Die beiden haben einen Sohn, Jakob Walser, der ebenfalls Schauspieler ist,[4] und eine Tochter, Maria Walser. Edgar Selge und Franziska Walser sind aktive Mitglieder von „BASTA – Das Bündnis für psychisch erkrankte Menschen“, einer Kampagne gegen die Diskriminierung psychisch Kranker.
Der Regisseur und Drehbuchautor Titus Selge ist ein Neffe von Edgar Selge.
TheaterengagementsBearbeiten
Filmografie (Auswahl)Bearbeiten
- 1984: Der Havarist (Kino)
- 1986: Der Fahnder (Fernsehserie, Folge Totes Rennen)
- 1986: Kir Royal (Fernsehserie, Folge Wer reinkommt, ist drin)
- 1986: Herrschel und die Musik der Sterne
- 1987–1989: Der Alte (Fernsehserie, 3 Folgen)
- 1987: Der Alte – (Folge 113: Der sanfte Tod)
- 1987: Der Alte – (Folge 119: Ein teuflischer Plan)
- 1988: Derrick (Fernsehserie, Folge Die Mordsache Druse)
- 1988: Schön war die Zeit
- 1989: Tatort – Armer Nanosh (Fernsehreihe)
- 1990: Der neue Mann
- 1991: Im Kreise der Lieben (Kino)
- 1992: Abgetrieben
- 1993: Der Gesandte
- 1995: Rennschwein Rudi Rüssel (Kino)
- 1996: Hamsun (Kino)
- 1996: Die Drei (Fernsehserie, Folge Drei Frauen und ein Casanova)
- 1996: Wolffs Revier (Fernsehserie, Folge Cherchez la femme)
- 1997: Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief (Kino)
- 1998: Ein starkes Team – Auge um Auge (Fernsehreihe)
- 1998: Der König von St. Pauli (Fernsehsechsteiler, Teil 5)
- 1998: Das Böse
- 1998: Kai Rabe gegen die Vatikankiller (Kino)
- 1998: Schlange auf dem Altar
- 1998: Tatort – Gefallene Engel
- 1998–2009: Polizeiruf 110 (Fernsehreihe) → siehe Tauber und Obermaier
- 1999: Requiem für eine romantische Frau (Kino)
- 1999: Mit fünfzig küssen Männer anders
- 1999: Der Erlkönig – Auf der Jagd nach dem Auto von morgen
- 1999: Polizeiruf 110 – Rasputin
- 2000: Drei Chinesen mit dem Kontrabass (Kino)
- 2000: Fisimatenten (Kino)
- 2000: DoppelPack (Kino)
- 2000: Jahrestage (Fernsehvierteiler)
- 2001: Das Experiment (Kino)
- 2001: Suck My Dick (Kino)
- 2002: Im Chaos der Gefühle
- 2002: Die Wasserfälle von Slunj
- 2004: Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen (Kino)
- 2005: Im Schwitzkasten (Kino)
- 2007: Reine Geschmacksache (Kino)
- 2007: Angsthasen
- 2007: Der Preis der Vergeltung (The Debt, Kino)
- 2009: Lippels Traum (Kino)
- 2009: Die Freundin der Tochter
- 2009: Im nächsten Leben (Kino)
- 2009: Jenseits der Mauer
- 2010: Der grosse Kater (Kino)
- 2010: Der verlorene Vater
- 2010: Poll (Kino)
- 2011: Tatort – Altes Eisen
- 2011: Der Kriminalist (Fernsehserie, Folge Abgetaucht)
- 2012: Hannas Entscheidung
- 2012: Bankraub für Anfänger
- 2012: Rotkäppchen
- 2012: Ludwig II. (Kino)
- 2013: Tatort – Machtlos
- 2013: Verbrechen nach Ferdinand von Schirach (Fernsehserie, Folge Fähner)
- 2013: Hattinger und die kalte Hand – Ein Chiemseekrimi
- 2013: Feuchtgebiete (Kino)
- 2013: Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt (The Fifth Estate) (Kino)
- 2013: Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt (Fernsehdokumentation)
- 2014: Miss Sixty (Kino)
- 2014: Das Zeugenhaus
- 2015: Nie mehr wie immer
- 2015: Bach in Brazil (Kino)
- 2015: Der Fall Barschel
- 2015: Ein großer Aufbruch
- 2017: Mata Hari – Tanz mit dem Tod
- 2017: So auf Erden
- 2018: Unterwerfung
- 2020: Das Geheimnis der Freiheit
- 2020: Ökozid
Hörspiel (Auswahl)Bearbeiten
- 2005: Tankred Dorst: Parzivals Weg. Regie: Beate Andres, Mitwirkende: Marc Hosemann, Therese Affolter, Max Hopp, Judith Engel, Herbert Fritsch, Jürgen Holtz, Christine Oesterlein, Edgar Selge, Tankred Dorst, Martin Engler, Katharina Burowa, u. a., 61 Minuten, DLR
- 2008: Jan Philipp Reemtsma: Holunderblüte – Ein möglicher Arno-Schmidt-Monolog – Regie: Christiane Ohaus (Hörspiel – RB/SR)
AuszeichnungenBearbeiten
- 2000: Deutscher Filmpreis als Bester Nebendarsteller in Drei Chinesen mit dem Kontrabass
- 2003: Deutscher Fernsehpreis in der Kategorie Bester Schauspieler Hauptrolle für die Polizeiruf-110-Folgen Tiefe Wunden und Pech und Schwefel
- 2004: Ernennung zusammen mit seiner Schauspielkollegin Michaela May zu Ehrenkommissaren der bayerischen Polizei
- 2006: Adolf-Grimme-Preis mit Gold für Polizeiruf 110 – Der scharlachrote Engel (zusammen mit Günter Schütter, Dominik Graf, Michaela May und Nina Kunzendorf)
- 2007: Adolf-Grimme-Preis für Polizeiruf 110 – Er sollte tot (zusammen mit Rolf Basedow, Dominik Graf (Regie) und Rosalie Thomass)
- 2007: Goldene Kamera als Bester deutscher Schauspieler
- 2008: Bayerischer Fernsehpreis in der Kategorie Bester Schauspieler Fernsehfilm für Angsthasen
- 2009: Bambi in der Kategorie Schauspieler National für Jenseits der Mauer
- 2009: Bobby für Polizeiruf 110 – Rosis Baby
- 2010: Bayerischer Filmpreis in der Kategorie Darsteller für Poll
- 2014: Seoul International Drama Awards in der Kategorie Bester Schauspieler für seine Hauptrolle in dem Dokudrama Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt
- 2016: Schauspieler des Jahres für seine Rolle in Unterwerfung[5]
- 2016: Deutscher Theaterpreis Der Faust für seine Darstellung des François in Unterwerfung, Deutsches Schauspielhaus Hamburg[6]
- 2016: Rolf-Mares-Preis für seine Darstellung des François in Unterwerfung, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
LiteraturBearbeiten
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 869.
WeblinksBearbeiten
- Literatur von und über Edgar Selge im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Edgar Selge in der Internet Movie Database (englisch)
- Agenturseite von Edgar Selge
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Edgar Selge im Munzinger-Archiv, abgerufen am 27. März 2018 (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ Edgar Selge. PR Emami, abgerufen am 27. März 2018.
- ↑ Stefan Grund: „Das ist eine einzige Provokation“. In: Welt.de. 31. Januar 2013, abgerufen am 27. März 2018.
- ↑ Jakob Walser: TV-Debüt an der Seite des berühmten Vaters. WZ newsline vom 4. Januar 2013
- ↑ Die Auswertung: Die größte Ehre. In: kultiversum. Die Kulturplattform. Abgerufen am 25. August 2016.
- ↑ deutschlandfunk.de: "Der Faust" für Neuenfels, Selge und Castorf
Personendaten | |
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NAME | Selge, Edgar |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 27. März 1948 |
GEBURTSORT | Brilon |