Dzikowice (deutsch Ebersdorf) ist ein Dorf in der Landgemeinde Szprotawa im Powiat Żagański in der Woiwodschaft Lebus in Polen. Es ist ein von Deutschen angelegtes Waldhufendorf. Das lockere Straßendorf ist 4 Kilometer lang.

Dzikowice
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Dzikowice (Polen)
Dzikowice (Polen)
Dzikowice
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lebus
Powiat: Żagań
Fläche: 14,05 km²
Geographische Lage: 51° 35′ N, 15° 36′ OKoordinaten: 51° 34′ 55″ N, 15° 35′ 58″ O
Einwohner: 527 (31. März 2011[1])
Postleitzahl: 67-300
Kfz-Kennzeichen: FZG
Wirtschaft und Verkehr
Eisenbahn: Dzikowice



Geographie Bearbeiten

Ebersdorf liegt nordostwärts der Stadt Szprotawa, deutsch Sprottau. Der Ort untergliederte sich in Ober- und Unterebersdorf.

Geschichte Bearbeiten

 
Ebersdorf mit Nachbargemeinden Hartau und Langheinersdorf, Flurkarte um 1850

Ebersdorf wurde 1273 erwähnt, 1283 als Villa Eberhardi und 1347 als Ebirharczdorf genannt und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Reihendorf angelegt und gegründet. Das Dorf unterteilt sich seit 1510 historisch in den oberen und unteren Teil, es unterstand zuvor rechtlich dem Erbscholzen und den sieben Schöffen. 1578 teilen sich die Adelsfamilien Fabian von Schönaich und von Tschammer den Ort. 1599 folgt als Besitzer Sigismund von Kottwitz, der wiederum gibt das Dorf an Kaspar von Rechenberg weiter. Die Stadtherren von Sprottau erwerben im 17. Jahrhundert den oberen Teil, das Rittergut. Den unteren Teil, mit 30 Bauerngütern, übernimmt 1687/88 Herr von Schoberg und gibt ihn 1718 an Balzer Alexander Baron von Knobelsdorf weiter. 1820 erwirbt Christian Friedrich Neumann, der Besitzer von Wichelsdorf und anderen Nachbardörfern, den Knobelsdorfer Teil für seine Familie. 1884 wurde durch den Ort die heutige Bahnstrecke von Łódź nach Forst (Lausitz) gebaut. 1893 erhielt Ebersdorf eine Eisenbahnhaltestelle.

Neben dem Adel des Ortes gab es eine freie Bauernfamilie Buchwälder,[2] die niederadliger Herkunft war. Diese Buchwälder gehörten zu den Lokatoren, die unter Herzog Primkow (Primislaus), 1280 deutsche Siedler heranzogen und ein Nachbardorf Buchwald (poln. Bukowina Bobrzańska) bei Sagan gründeten. Die Buchwälder verkauften 1419 ihr Dorf an den Altaristen des Klosters vor den Mauern Sprottau’s (Magdalenerinnenkloster Sprottau)[3] und nahmen sich Grundstücke die 26,18,11,10 lt. Schöffenbuch von 1569 /89 in Ebersdorf. Matz (Matthias) Buchwälder war 1580 Ratsherr von Sprottau. Sein Vorfahr Hans Buchwälder amtierte 1526–1529 und 1538–1539 als Bürgermeister in Sprottau. Ein Zweig der Familie brachte Johannes Buchwälder (1564–1632), einen in Wittenberg studierten Pastor und Autor hervor. Die Bauernfamilie Buchwälder nannte sich nach 1660 Buchler und Puchler[4] und waren verwandt mit Genähr u. Gerner.

Im Ort gab es ein Gutshaus, Schloss genannt, eine Kirche und eine Windmühle. Ein Cabinet der Rheinischen Mission, in dem Geschenke und Gaben des 1822 in Ebersdorf geborenen Missionars Ferdinand Genähr aufbewahrt wurden, ehrte den ehemaligen Bewohner des Dorfes. Die evangelischen Gemeinden unterstützten die Mission von F. Genähr in China mit Kollekten und Geldsammlungen. Über den Verbleib der Raritäten des Museums nach 1945 ist zur Zeit nichts bekannt.[5]

Gerichtsbarkeit: Die Niedere Gerichtsbarkeit wurde 1569 durch einen Scholz und Erbrichter Gryger Weygkmann mit einem Schöffengericht ausgeübt. Die sieben Schöffen(Grundstück) sind Blasius Kergel (27), Matz Buchwelder (26)(1589 Buchler genannt), Jacob Moller (22), Casper Czerne (21), Melcher Opitz (16 od. 5), Bartel Ludwig (4) und Valten Kallenbach (2).

1945, nach Kriegsende, fiel Ebersdorf an Polen und wurde in Dzikowice umbenannt. Die deutschsprachige Bevölkerung wurde größtenteils vertrieben, an ihre Stelle traten oft vertriebene polnischsprachige Menschen aus den früheren Ostgebieten Polens. Von 1975 bis 1998 gehörte die Stadt administrativ zur Woiwodschaft Zielona Góra.

Einwohner Bearbeiten

  • 1730 30 Bauernstellen
  • 1787 638 Ew.
  • 1819 622 Ew. ( 6 Katholiken)
  • 1871 752 Ew. ( N.Ebd. 420, Ob.Ebd. 332)
  • 1900 712 Ew. (17 Katholiken, Gutsbewohner 34)
  • 1925 796 Ew. (70 Katholiken)
  • 1939 715 Ew.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Kirche in Dzikowice, im Jahr 2001
  • Die Kirche ehemals evangelische Mutterkirche, heute Pfarrkirche Schmerzensreiche Gottesmutter (ehemals koścóheute ł par. Św. Marcina, heute kościół parafialny Matki Boskiej Bolesnej) wurde 1406 mit Feldsteinen und Raseneisenerz einschiffig im frühgotischen Stil erbaut. Der im 15. Jahrhundert ergänzte Feldsteinturm trägt drei Glocken und einen Schindeldach. Das Innere der Kirche schmückt der spätgotische Triptychonaltar aus dem Jahr 1505. Der alte Friedhof, der das Gotteshaus umringt ist mit einer kreisförmigen Steinmauer und einem aus dem 15. Jh. stammenden Tor eingefriedet. 1520 wurde die Gemeinde evangelisch, 1645 dann, in der Zeit der Gegenreformation, wieder administrativ durchgesetzt katholisch. 1687 weihte man die Kirche dem heiligen Nikolaus. Die Protestanten ließen ab dieser Zeit ihre Kinder in den evang. Kirchen in Kriegheide und Dohms taufen. Im katholischen Visitationsbericht stand: Keine Hoffnung auf Bekehrung. Ab 1818 wurde eine Simultankirche mit einem zwölfmaligen katholischen Gottesdienst im Jahr bewilligt. 770 Seelen hatte die evangelische Kirchgemeinde nach 1862. Die römisch-katholische Gemeinde hatte 6 Mitglieder. 1882 wurde das geschindelte Kirchdach mit roten Dachziegel eingedeckt. Nach 1945 wurde die Kirche unter der polnischen Bevölkerung wieder katholisch.
  • Das historische Friedhofstor aus dem 15. Jahrhundert befindet sich in der Steinmauer, welche die Kirche umgibt.

Vereine Bearbeiten

Seit 2008 gibt es den Sportverein Raptus. Der Ort hat eine Einheit der Freiwilligen Feuerwehr und einen Landfrauenverein. Es gibt ein Dorfgemeinschaftshaus mit einer Nutzfläche von 300 m².

Verkehr Bearbeiten

Das Dorf hat eine eigene Eisenbahn-Haltestelle.

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Ferdinand Genähr (1823–1864), Missionar der Rheinischen Mission in China im 19. Jahrhundert

Literatur Bearbeiten

  • Georg Steller: Bauerndorf und Heidestädtchen : zwei Untersuchungen über Ebersdorf u. Freiwaldau im Gebiet Sagan Sprottau. Ostdeutsche Forschungsstelle im Lande Nordrhein-Westfalen, Dortmund 1970, OCLC 311948354.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 12. März 2019.
  2. Jürgen Gerner: Arbeitsbericht der Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher e.V. In: Archiv ostdeutscher Familienforscher. Heft 2 von 4. Berlin 2009, S. 39.
  3. Erich Graber: Codex Diplomaticus Silesiae. Band 31. Breslau 1925, S. 24.
  4. Saganer-Sprottauer Heimatbrief. April 1975.
  5. Georg Steller: Bauerndorf und Heidestädtchen : zwei Untersuchungen über Ebersdorf u. Freiwaldau im Gebiet Sagan Sprottau. 1970, S. 85: "Genähr stammte wohl aus der Gärtnerstelle (29 auf dem Gute Nr. 5) in Ndr.-E., die von 1729 bis 1782 der Familie Genähr gehörte. Hier ist der Missionar Genähr geboren; ein reiches chinesisches Cabinet ist am Orte."