Dotternhausen

Gemeinde in Deutschland

Dotternhausen ist eine Gemeinde im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg. Sie besteht allein aus dem gleichnamigen Dorf.

Wappen Deutschlandkarte
Dotternhausen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Dotternhausen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 14′ N, 8° 48′ OKoordinaten: 48° 14′ N, 8° 48′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Zollernalbkreis
Höhe: 666 m ü. NHN
Fläche: 10,01 km2
Einwohner: 1830 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 183 Einwohner je km2
Postleitzahl: 72359
Vorwahl: 07427
Kfz-Kennzeichen: BL, HCH
Gemeindeschlüssel: 08 4 17 016
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstr. 21
72359 Dotternhausen
Website: www.dotternhausen.de
Bürgermeister: Marion Maier (Bürgermeisterin)
Lage der Gemeinde Dotternhausen im Zollernalbkreis
KarteLandkreis SigmaringenLandkreis TuttlingenLandkreis RottweilLandkreis FreudenstadtLandkreis TübingenLandkreis ReutlingenAlbstadtBalingenBisingenBitzBurladingenDautmergenDormettingenDotternhausenGeislingen (Zollernalbkreis)GrosselfingenHaigerlochHausen am TannHechingenJungingenMeßstettenNusplingenObernheimRangendingenRatshausenRosenfeldSchömberg (Zollernalbkreis)Straßberg (Zollernalbkreis)Weilen unter den RinnenWinterlingenZimmern unter der Burg
Karte
Dotternhausen vom Plettenberg gesehen
Luftbild des Steinbruchs vom Zementwerk Dotternhausen

Geografie Bearbeiten

Geografische Lage Bearbeiten

Dotternhausen liegt am 1002 m ü. NN hohen Plettenberg, dem am weitesten herausragenden Berg am Westrand der Schwäbischen Alb. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über 10,02 km² mit einer Höhenlage von 550 bis 1002 m ü. NN.

Gewässer Bearbeiten

Die Gemeinde liegt am nördlichen Rande des Oberen Schlichemtals. Die Schlichem verläuft an der südlichen Grenze der Dotternhausener Markung.

Durch den Ort fließt der teilweise verdolte Katzenbach. Er verläuft jedoch in Richtung Nordosten und mündet in Balingen in die Eyach.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Die Nachbargemeinden Dotternhausens sind (beginnend im Norden):

Historische Geografie Bearbeiten

Im Osten der Gemeinde Dotternhausen liegt die Wüstung Degenhard. Zu ihr gehören alemannische Gräber aus dem 7. Jahrhundert. 1409 wird ein Hof genannt, der als letzter Rest des Weilers betrachtet wird.

In der Flur Burgstall auf dem Plettenberg befand sich eine mittelalterliche Burg, die Burg Plettenberg. Im 16. und 17. Jahrhundert wird sie als Gut Plaikten genannt.[2]

Schutzgebiete Bearbeiten

Dotternhausen hat Anteil am Naturschutzgebiet Plettenkeller. Der Plettenberg gehört außerdem zum Landschaftsschutzgebiet Großer Heuberg, zum FFH-Gebiet Östlicher Großer Heuberg und zum Vogelschutzgebiet Südwestalb und Oberes Donautal. Nördlich der Ortslage befinden sich zudem zwei Teilgebiete des FFH-Gebiets Kleiner Heuberg und Albvorland bei Balingen.[3]

Geschichte Bearbeiten

Vorgeschichte Bearbeiten

Bei Bautätigkeiten wurde ein Keltengrab entdeckt, welches um das Jahr 600 v. Chr. entstanden sein könnte. Archäologische Befunde lassen auch den Schluss zu, dass bereits um 800 n. Chr. ein alemannisches Dorf vorhanden war.

Geschichte bis zum Ende des alten Reichs Bearbeiten

Dotternhausen wurde erstmals im Jahr 1064 urkundlich erwähnt (Doderenhusen), als mehrere Ortschaften an das Kloster Ottmarsheim im Elsass kamen. Neben dem Kloster lassen sich noch weitere Grundherren belegen. Die Besitzverhältnisse wechselten häufig. Am südlichen Ende des Plettenbergs befinden sich noch Grabenreste der Burg Plettenberg aus dem 12. Jahrhundert. Die Gemeinde war bis ins 19. Jahrhundert als Teil der Grafschaft Hohenberg unter der Herrschaft Vorderösterreichs. Am Ort bildete sich ein Rittergut heraus, welches zahlreiche Besitzwechsel verzeichnete. Sitz der Herrschaft war das Schloss Dotternhausen. Mit der Mediatisierung wurde Dotternhausen 1805 an Württemberg übergeben. Johann Friedrich von Cotta erwarb 1814 das Rittergut und gewährte den Leibeigenen 1817 die persönliche Freiheit.[4][5]

Geschichte seit dem 19. Jahrhundert Bearbeiten

Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg wurde Dotternhausen dem Oberamt Spaichingen zugeordnet, bei dem der Ort bis 1842 blieb. Von 1842 bis 1938 gehörte Dotternhausen zum Oberamt Rottweil, das seit 1934 Kreis Rottweil hieß.

Mit der Eröffnung der Stichbahn von Balingen nach Schömberg erhielt Dotternhausen 1911 Anschluss an das Streckennetz der Württembergischen Eisenbahn. Von 1928 bis 1971 lief die Bahnstrecke der Reichsbahn und späteren Bundesbahn durchgängig von Balingen bis Rottweil.

Durch die Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte die Gemeinde 1938 zum Landkreis Balingen. Im Jahre 1945 wurde Dotternhausen Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum Nachkriegsland Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging. Seit der Kreisreform von 1973 ist die Gemeinde Teil des Zollernalbkreises, der durch den Zusammenschluss des Landkreises Balingen mit dem Landkreis Hechingen entstand.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr 1789 1791 1805 1823 1871 1880 1890 1900 1910 1939
Einwohner 890 768 500 692 815 774 694 669 653 706
Jahr 1950 1956 1964 1970 1979 1982 1983 1990 1995 2000
Einwohner 950 1000 1110 1209 1202 1313 1401 1633 1735 1764
Jahr 2005 2010 2015 2020
Einwohner 1865 1862 1835 1844

Religion Bearbeiten

Dotternhausens Einwohner sind traditionell in der Mehrheit römisch-katholisch, da in den vorderösterreichischen Gebieten keine Reformation stattgefunden hat. Die Kirchengemeinde St. Martinus gehört zur Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal im Dekanat Balingen der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zum Ende des Jahres 2020 zählte die Gemeinde 1088 Katholiken.[6]

Politik Bearbeiten

Bürgermeister Bearbeiten

Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Amtsinhaberin war seit 1. Februar 2005 Frau Monique Adrian. Sie löste Hartmut Steinacher ab, der nach 16 Jahren nicht mehr zur Wahl angetreten war. Die Amtszeit von Monique Adrian, die seit Juni 2019 erkrankt war,[7] endete offiziell am 31. Januar 2021. Seit dem 1. Januar 2021 ist Marion Maier[8], die bisherige Hauptamtsleiterin, die im ersten Wahlgang bei vier Gegenkandidaten mit 57,1 Prozent der gültigen Stimmen gewählte Bürgermeisterin.

 
Rathaus Dotternhausen
  • 1909–1919: Zephir Effinger
  • 1919–1933: Johann Hahn
  • 1933–1945: Franz Rebstock
  • 1945–1965: Josef Waller
  • 1965–1973: Erwin Kästle
  • 1973–1989: Norbert Majer
  • 1989–2005: Hartmut Steinacher
  • 2005–2019: Monique Adrian
  • 2019–2020: Alfons Kühlwein (gewählter Amtsverweser)[9]
  • 2021–0000: Marion Maier[10]

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Frankreich: Val d'Oison

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Musik Bearbeiten

 
St. Martinus-Kirche Dotternhausen
 
Werkforum
 
Ein Ausstellungsstück des Werkforums
 
Klopfplatz vor dem Werkforum
 
Holcim GmbH Zementwerk
 
Materialseilbahn der Holcim GmbH über der B 27
  • Sitz der Jugendmusikschule Zollernalb (gegründet 1966)
  • Musikverein Dotternhausen (gegründet 1879)
  • Liederkranz Dotternhausen (gegründet 1844)

Kultur Bearbeiten

  • Narrenzunft Dotternhausen e. V. (gegründet 1938), Narrenfigur: Mondstupfer
  • Schwäbischer Albverein Ortsgruppe Dotternhausen e. V. (gegründet 1896)

Bauwerke Bearbeiten

Museen Bearbeiten

Die ortsansässige Firma Holcim (früher Rohrbach Zement) betreibt seit 1990 ein Fossilienmuseum unter dem Namen Werkforum mit danebenliegenden Klopfplatz. Auf dem jedermann zugänglichen Platz, auf dem das Zementwerk einige Lastwagen voll Ölschiefer abgekippt hat, kann mit Hammer und Meißel nach Ammoniten gesucht werden. Das Fossilienmuseum beherbergt über 1.000 Exponate von Jurafossilien der Westalb mit dem Schwerpunkt auf Fischsauriern, Flugsauriern, Krokodilen, Fischen, Seelilien, Ammoniten und Kleinfossilien aus dem Ölschiefer des Lias Epsilon.[11] Seit Juli 2006 ist das Fossilienmuseum Infostelle des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb.[12]

Naturdenkmäler Bearbeiten

Das Naturschutzgebiet „Plettenkeller“ ist ein ehemaliger Steinbruch unterhalb des Plettenbergtraufes.

Sport Bearbeiten

Vereine:

  • Sportverein Dotternhausen 1918 e. V.: zwei aktive Fußballmannschaften (Landesliga und Kreisliga B), Turn- und Leichtathletik-Abteilung mit Lauftreff
  • Tennisclub Dotternhausen (gegründet 1986)
  • Sportfischereiverein Dotternhausen (gegründet 1981)
  • Schachgemeinschaft Dotternhausen (gegründet 1996)

Sporteinrichtungen:

  • 2 Sportplätze (davon ein Kunstrasenplatz)
  • Große Sporthalle mit Besucherrängen und Sportheim
  • 3 Tennisplätze

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Wirtschaft Bearbeiten

Bei Dotternhausen gibt es zwei große Steinbrüche und ein großes Zementwerk der LafargeHolcim Ltd., wobei der Transport des gebrochenen Kalksteins mit Hilfe der Materialseilbahn Dotternhausen–Plettenberg geschieht. Sie gilt als ein Wahrzeichen der Gemeinde Dotternhausen. Sie überquert die B 27 und ist durch ihre unverwechselbaren Lorenwagen bekannt. Täglich werden hier 3.000 Tonnen Kalkstein vom nahen Plettenberg ins Werk befördert.

Die Errichtung des Zementwerks wurde während des Dritten Reichs aus Mitteln des Wirtschaftsdanks Württemberg des Gauleiters Wilhelm Murr finanziert. Als persönlich haftender Geschäftsführer wurde der damalige NSDAP-Gauamtsleiter Rudolf Rohrbach eingesetzt, dessen Familie das Zementwerk bis 2004 besaß.[13]

Verkehr Bearbeiten

Straßen Bearbeiten

Am westlichen Ortsrand verläuft die Bundesstraße 27, welche Dotternhausen nach Norden mit Balingen-Tübingen-Stuttgart und nach Süden mit Rottweil-Villingen-Schwenningen-Schweiz bzw. Bodensee verbindet. Die Bundesautobahn 81 (Anschlussstelle Rottweil) ist rund 17 Kilometer entfernt.

Bahn- und Busverkehr Bearbeiten

Dotternhausen liegt an der Bahnstrecke Balingen–Schömberg, welche werktags von Güterzügen und in den Sommermonaten sonntags von Personenzügen (Rad-Wander-Shuttles) im Zweistundentakt befahren wird.

1914 wurden baureife Pläne für eine Heubergbahn von Sulz ausgehend über Rosenfeld nach Dotternhausen nicht verwirklicht.[14]

Die nächsten größeren Bahnhöfe:

Der öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 334.
Buslinien:

  • Linie 7440: Balingen-Schömberg-Rottweil (täglich)
  • Linie 15: Frommern-Roßwangen-Dotternhausen-Dormettingen-Dautmergen (an Schultagen)

Bildung Bearbeiten

  • Grund- und Hauptschule: Schlossbergschule Dotternhausen

Ehrenbürger Bearbeiten

  • Rudolf Rohrbach: Unternehmer, Gründer der Firma Rohrbach-Zement (heute Holcim)

Literatur Bearbeiten

  • Dotternhausen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Rottweil (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 56). H. Lindemann, Stuttgart 1875, S. 383–391 (Volltext [Wikisource]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Dotternhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4, S. 245–246
  3. Daten- und Kartendienst der LUBW
  4. Geschichte der Gemeinde Dotternhausen, Internetpräsenz der Gemeinde Dotternhausen
  5. Altgemeinde Dotternhausen, Geschichte, Internetpräsenz von Leo BW
  6. Internetauftritt der katholischen Kirchengemeinde St. Martinus Dotternhausen, aufgerufen am 1. August 2021
  7. Landrat Pauli versetzt Dotternhausens Bürgermeisterin Monique Adrian in den Ruhestand, ZollernAlbKurier vom 29. September 2020
  8. Dotternhausens Hauptamtsleiterin Marion Maier (47) tritt bei der Bürgermeisterwahl an, Zollern-Alb-Kurier vom 9. Oktober 2020
  9. Kühlwein
  10. Maier
  11. Bericht zur Exkursion am 13. Juni 2010 nach Dotternhausen zum Fossilienmuseum mit Klopfstunde. In: Blättle. Mitteilungsblatt der Gemeinde Krauchenwies mit den Ortsteilen Ablach, Bittelschieß, Ettisweiler, Göggingen und Hausen vom 18. Juni 2010
  12. siehe Webseite über die Infostelle in Dotternhausen (Memento des Originals vom 17. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geopark-alb.de
  13. Frank Bajohr: Parvenüs und Profiteure – Korruption in der NS-Zeit. Frankfurt am Main 2004, S. 113
  14. Nils Horst: – Träume von der Heubergbahn In: Schwarzwälder Bote vom 19. September 2010