Dieter Hugo Thomas

deutscher Testpilot, Luftfahrtsachverständiger, Veranstaltungsleiter sowie Autor und Verlagsleiter

Dieter Hugo Thomas (* 23. Februar 1937 in Pirmasens; † 13. April 2013 in Fürstenfeldbruck)[1] war ein deutscher Testpilot, Luftfahrtsachverständiger, Veranstaltungs-/ Flugprogrammleiter der Internationalen Luftfahrtausstellung Hannover/Berlin sowie Autor und Verlagsleiter.

Dieter Hugo Thomas (2009)

Kindheit und Jugend Bearbeiten

Nach dem frühen Tod der Eltern (Mutter 1939 verstorben, Vater 1942 im Krieg gefallen), wuchs Dieter Thomas bei Verwandten in Pirmasens auf. Dort besuchte er die Volksschule, legte 1953 die mittlere Reife an der Oberrealschule ab und absolvierte eine Schlosserlehre in der Maschinenfabrik J. Sandt AG sowie die Facharbeiterprüfung.[2]

Fliegerische Laufbahn Bearbeiten

Der Beginn der fliegerischen Laufbahn von Dieter Thomas erfolgte als Segelflieger im Aero-Club Pirmasens.[3] Sein erster Flug an der Seilwinde war mit 15 Jahren am 31. August 1952. Im Jahr 1954 hatte Dieter Thomas bereits alle damals erreichbaren Segelfluglizenzen erworben. Ab 1955 absolvierte er eine Motorflugausbildung; er wurde Jet-Pilot, Fluglehrer und Wartungstestpilot.

1964 bis 1967 folgte ein Studium der Fachrichtung Flugzeugbau an der HTL Bohne in München. Gleichzeitig war er bis 1973 Forschungstestpilot bei der DVL (später DFVLR bzw. DLR) in Oberpfaffenhofen. Von dort wurde Dieter Thomas im Rahmen der Erprobung des Senkrechtstarters Do 31 zunächst als Begleitflugzeugführer an die Firma Dornier abgestellt.[4][5] Vier Jahre lang arbeitete Dieter Thomas parallel für DVL und Dornier und wurde von 1969 bis 1970 zum Erwerb der Testberechtigung Klasse 1 von beiden Arbeitgebern mit gemeinsamer Finanzierung auf die Testpilotenschule EPNER (École du personnel navigant d’essais et de réception) nach Istres/Frankreich entsandt.[6]

Von 1973 bis 1980 war er Dornier-Projektpilot für den deutsch-französischen Militärtrainer Alpha Jet, von 1980 bis 1989 als Cheftestpilot zuständig u. a. für die Erprobung des 19-sitzigen Commuterflugzeugs Do 228 und des dreimotorigen modernisierten Flugboots Do 24 ATT.[7]

Während dieser Zeit erfolgte der Erstflug von 6 Prototypen als Pilot in Command (Pöschel P300,[8] Do-TST, Do-TNT, Do 228, Do 24 ATT, Weigel-Fink) und zwei Erstflüge als Copilot (Do 28 D5-X, Do 28 D6-X).

Luftfahrtsachverständiger Bearbeiten

Seit 1989 war er als Testpilot und Luftfahrtsachverständiger freiberuflich tätig.[9]

Als Veranstaltungs- bzw. Flugprogrammleiter war er für das fliegerische Rahmenprogramm der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) 1990 in Hannover und von 1992 bis 2006 in Berlin verantwortlich.[10][11]

Für die Oskar-Ursinus-Vereinigung (OUV), dem deutschen Verein für den Flugzeugeigenbau, betreute Dieter Thomas als Gutachter eine Vielzahl von Selbstbauprojekten (HB-207, Zodiac, RV etc.) zur Einzelstückzulassung durch das Luftfahrt-Bundesamt (LBA). Von 1995–1996 Leitung der OUV-Geschäftsstelle.[12]

Auch für die Einzelstückzulassung von diversen historischen Flugzeugen/Restaurierungsprojekten durch das LBA war Dieter Thomas als Gutachter verantwortlich (u. a. Fokker Dr.I, Jak-3/7/9/11, P-51, Me 163 als Segelflugzeug, demilitarisierte Alpha Jets als Personal Jet etc.).

Im Auftrag des neu gegründeten Dornier-Museums in Friedrichshafen war Dieter Thomas für die Beschaffung und Musealisierung diverser Exponate zuständig (Do 228 Polar 2 und 4, Do 31 E-1, Do 29 V1) sowie für die Organisation des fliegerischen Teils der Eröffnungsveranstaltung am 23. Juli 2009.

Luftfahrtverlag Bearbeiten

In dem im Jahr 1995 gegründeten TFT-Verlag gab Dieter Thomas sowohl zahlreiche eigene Bücher und Schriften heraus als auch Fachbücher von anderen Flugversuchsspezialisten.[13]

Diverses Bearbeiten

Neben seiner fliegerischen Laufbahn engagierte sich Dieter Thomas auch in der Lokalpolitik. Im Jahr 1965 war er Mitbegründer der Brucker Bürgervereinigung (BBV), Fürstenfeldbruck und wurde 1966 als erstes BBV-Mitglied in den Stadtrat gewählt.[14] Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.

Rekorde/Auszeichnungen Bearbeiten

„Diplôme de Record“ der Fédération Aéronautique Internationale (FAI): Anlässlich des Aérosalon Le Bourget erflog das Team Drury Wood (Pilot in Command) und Dieter Thomas (Copilot) am 27. Mai 1969 mit der Do 31 fünf Weltrekorde[15]

Am 29. September 2007 wurde er zum Fellow der Society of Experimental Test Pilots (SETP) ernannt.[16]

Mitgliedschaften Bearbeiten

Vorträge/Publikationen Bearbeiten

Medienberichterstattung/Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. fliegermagazin. Abgerufen am 14. Mai 2020.
  2. handschriftlicher Lebenslauf von Dieter Thomas aus dem Jahr 1955
  3. Vereinschronik. Abgerufen am 14. Mai 2020.
  4. Karl Kössler: Das Programm. In: do31.de. Abgerufen am 14. April 2020.
  5. Steiler Aufstieg, harte Landung – VDI nachrichten. 2. März 2017, abgerufen am 14. Mai 2020.
  6. Karl Kössler: Die Beteiligten (Die Macher). In: Do31. Karl Kössler / Rita Winkle, abgerufen am 13. April 2020.
  7. Dornier-Flugzeuge, flugfähig. Abgerufen am 14. Mai 2020.
  8. Wolfgang Späte: Testpiloten. Aviatic Verlag, Planegg 1993, ISBN 3-925505-23-7, S. 120–123.
  9. Ludwig Bölkow: Ein Jahrhundert Flugzeuge: Geschichte und Technik des Fliegens. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-95775-8 (google.de [abgerufen am 14. Mai 2020]).
  10. Helmut Schmidt: Der Himmel über Schönefeld – Pilot sorgt für Ordnung. DIE WELT, 9. Juni 2000, abgerufen am 14. Mai 2020.
  11. Ben Dunnell: Dieter Thomas – The career of Germany’s leading airshow man – from demo pilot to Berlin organiser. In: Aircraft Illustrated. Ian Allen Publishing, Juni 2008, abgerufen am 13. April 2020 (englisch).
  12. Oscar-Ursinus-Vereinigung: OUV Jahrbuch 2017/2018. Hrsg.: Oscar-Ursinus-Vereinigung. Januar 2019.
  13. TFT-Verlag. Abgerufen am 14. April 2020.
  14. Verena Usleber: 50 Jahre BBV: Vom Bramerl ins Rathaus. In: Merkur.de. Münchner Merkur, 7. Oktober 2015, abgerufen am 13. April 2020.
  15. Dornier GmbH Friedrichshafen/München (Hrsg.): Eine Dokumentation zur Geschichte des Hauses Dornier. Friedrichshafen 1983, S. 208.
  16. Brucker Pilot in einer Reihe mit Armstrong. In: Merkur.de. 10. Mai 2009, abgerufen am 13. April 2020.