Die Marquise von O. (1976)

französisch-deutscher Film von Éric Rohmer (1976)

Die Marquise von O. ist eine westdeutsch-französische Literaturverfilmung von Éric Rohmer aus dem Jahr 1976 nach der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist.

Film
Titel Die Marquise von O.
Originaltitel La Marquise d’O…
Produktionsland BRD, Frankreich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1976
Länge 102 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Éric Rohmer
Drehbuch Éric Rohmer
Heinrich von Kleist (Novelle)
Produktion Klaus Hellwig
Barbet Schroeder
(Anm.[1])
Kamera Néstor Almendros
Schnitt Cécile Decuqis
Besetzung

Handlung Bearbeiten

Die Titelfigur, die verwitwete Tochter des Kommandanten, kann sich nach einer Vergewaltigung durch einen russischen Grafen auch angesichts ihrer Schwangerschaft an nichts erinnern. Die empörten Eltern verstoßen ihre Tochter, die gegen den Willen ihres Vaters ihre zwei Kinder mitnimmt. Die Marquise gibt eine Annonce auf, um den Vater ihres erwarteten Kindes zu finden. Bald meldet sich jemand anonym und kündigt sein Erscheinen an, die Marquise darf nach Hause zurückkehren. Am Tag nachdem sich der Graf offenbart hat, findet auf Veranlassung der Eltern die Hochzeit statt, allerdings in einer ansonsten leeren Kirche.

Ausführlichere Inhaltsangabe unter Die Marquise von O…

Kritiken Bearbeiten

Laut Lexikon des internationalen Films sei Kleists Novelle in Éric Rohmers „sensibler Verfilmung zum demonstrativen Gegenteil eines sentimentalen Dramas“ geworden. Mit Sinn für die Absurdität der Geschichte lege Rohmer „die ironische Moralkritik der Vorlage bloß, um daraus ein heiteres Plädoyer für die praktizierte Menschlichkeit jenseits bürgerlicher Konventionen zu entwickeln.“[2]

Hintergrund Bearbeiten

Produktion Bearbeiten

An der deutsch-französischen Coproduktion waren beteiligt: Filmproduktion Janus, Artemis, HR, Les Films du Losange und Gaumont.

Dreharbeiten Bearbeiten

Rohmer drehte den Film von Mai bis Juli 1975[3] im mittelfränkischen Obernzenn in dem barocken Schlossensemble der Gemeinde, bestehend aus Rotem Schloss und Blauem Schloss.

Bundestagsabgeordneter Christian Schmidt, der aus Obernzenn stammt, erinnerte in einer Rede am 30. April 2010[4] anlässlich einer Vorführung des Films in Obernzenn an die Dreharbeiten in der Zenntalgemeinde. Diese bestimmten über Wochen das Leben in dem Ort:

„Viele trugen auf ihre Art und Weise zum Gelingen der Produktion bei. Die Hotelkapazitäten waren schnell ausgelastet in Obernzenn, so wohnte man bei Privat ... Nestor Almendros, Rohmers Kameramann, wohnte an der Schlossmauer im Wohnmobil und war sehr gesprächig. Ich entsinne mich, dass wir Jüngeren mit Rohmers Sohn Denis Schérer, der heute als sehr umstrittener, links-trotzkistischer Schriftsteller und Aktivist René Monzat bekannt ist, ganz bieder zu Fußball, Gesangvereinsfest und am Sonntag in den Gottesdienst gingen.“

Schmidt gab in seiner Rede auch einen Hinweis, warum der Franzose Rohmer in den Film auf Deutsch an einem deutschen Schauplatz inszenierte:

„Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Eric Rohmer, als ich ihn fragte, wieso er denn nicht in Französisch inszeniert habe – und merkte sehr bald, dass ich sein Denken noch nicht verstanden hatte. Für ihn war es wichtiger, für Kleist und seinen Stoff, der ihn interessierte, Deutsch zu lernen, als Kleist nicht in seiner Sprache inszenieren zu können. Dabei, fast spürte ich den Lehrer in ihm, wies er mich daraufhin, dass nicht die französische Sprache melodischer wäre als die deutsche, wie ich meinte, sondern ganz im Gegenteil die Modulation der deutschen Sprache größer wäre.“

Auszeichnungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Die Marquise von O… 70 farbige Filmbilder von Éric Rohmer mit dem Text von Kleist. Schirmer/Mosel, München 1976/2011, ISBN 978-3-8296-0571-7.
  • Michael Staiger: Literaturverfilmungen im Deutschunterricht. Oldenbourg, München 2010, ISBN 978-3-637-00557-0, S. 70–77.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Im Vorspann der deutschen Fassung werden unter „Produktion“ genannt: Margaret Ménégoz, Jochen Girsch, Harald Vogel, die bei IMDb als Produktionsassistenten aufgeführt sind
  2. Die Marquise von O. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  3. Frank Kupke: Und Achtung - Kamera läuft - Franken als beliebte Filmkulisse -Teil 2. In: Nummer 95 Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Katzow. S. 23–24, abgerufen am 23. November 2020.
  4. Christian Schmidt: Redebeitrag anlässlich der Aufführung des Films „Die Marquise von O…“ am 30. April und 2. Mai 2010 in Obernzenn. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 28. Januar 2019.