Mit einer Dialektrenaissance ist ein zunehmender Gebrauch von dialektsprachlichen oder dialektnahen Ausdrucksweisen in einem vorher eher hochsprachlich geprägten Umfeld gemeint. Damit ist meist ein Gewinn an Ansehen der Dialekte in der öffentlichen Wahrnehmung verbunden. Beides kann von der Situation in einzelnen sozialen oder sprachlichen Gruppen und von bestimmten Sprechern jedoch deutlich abweichen.

Entstehung des Begriffs Bearbeiten

Der Begriff „Dialektrenaissance“ wurde im Laufe der 1960er und 1970er Jahre eingeführt.[1][2] Dies geschah im Zusammenhang mit dem teilweisen Wiedererstarken[3] bestimmter öffentlicher Äußerungen in einer dialektnahen Sprache, beziehungsweise einem Regiolekt und von Theater- und Musikaufführungen in Mundart. Die Dialekte im Deutsch-Niederländischen Sprachgebiet waren bis dahin im Wesentlichen als im Verschwinden begriffen betrachtet worden. Noch in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg galten sie Vielen als überflüssig oder als Verständigungshindernis. Demgegenüber versuchten Theater, wie Millowitsch-Theater, Ohnsorg-Theater, Komödienstadl und zunehmend Musikgruppen und Sänger mit jungen Zielgruppen, die Mundart wieder hoffähig zu machen. Die öffentliche Einstellung wandelte sich dahin gehend, dass mehr Menschen glaubten, Dialekt sei erhaltenswürdig. In der Folge hat in vielen Bereichen der Dialekt „den Anstrich des Altväterlichen und des Im-Absterben-Begriffenen verloren.“[4] Die Bedeutung der Dialekte als Alltagssprache bleibt dennoch im gesamten deutsch-niederländischen Sprachgebiet rückläufig.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Beispielsweise in Ulrich Ammon: Schulschwierigkeiten von Dialektsprechern. empirische Untersuchung sprachabhängiger Schulleistungen und des Schüler- und Lehrerbewusstseins mit sprachdidaktischen Hinweisen. Weinheim und Basel 1987, ISBN 3-407-58030-4, S. 245.
  2. Gabriele Reinert-Schneider: Gibt es eine Dialektrenaissance? Überlegungen und Analysen zu Funktionen der Substandardvarietäten in den Massenkommunikationsmitteln untersucht am Beispiel des Kölner Raumes. 1. Auflage. J.P.Bachem, Köln 1987, ISBN 3-7616-0879-9, S. 7 links.
  3. Heinz Kloss: Anwendungsbereiche europäischer Dialekte außerhalb ihrer Primärfunktionen (Familie, Nachbarschaft, Arbeitsplatz). In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Jahrgang 26. Wiesbaden 1980, S. 60.
  4. Klaus J. Mattheier: Dialekt und Dialektologie. In: Klaus J. Mattheier (Hrsg.): Aspekte der Dialekttheorie (= RGL Reihe Germanistische Linguistik). Nr. 46. Max Niemeyer Verlag, 1983, ISBN 3-484-31046-4, ISSN 0344-6778, S. 135.