Deutsche Allianz für Meeresforschung

Netzwerk zur Förderung und Koordinierung der deutschen Meeresforschung

Die Deutsche Allianz Meeresforschung e. V. (DAM) ist eine Allianz des Bundes und fünf norddeutscher Länder mit dem Ziel der Förderung und Koordinierung der deutschen Meeresforschung.

Deutsche Allianz Meeresforschung e. V.
(DAM)
Logo
Rechtsform Eingetragener Verein
Organisationstyp gemeinnütziger Verein
Gründung 2019 in Berlin
Vorstand Joachim Harms, Vorstandsvorsitzender,
Michael Schulz, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender,
Ulrich Bathmann, Vorstandsmitglied,
Katja Matthes, Vorstandsmitglied
Mitglieder 23
Website allianz-meeresforschung.de

Die beteiligten norddeutschen Länder sind Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Die Rechtsform der Allianz ist die eines gemeinnützigen eingetragenen Vereins. Der Sitz der Allianz ist Berlin.[1] Die Allianz soll die vorhandenen Kompetenzen der beteiligten maritimen Forschungsinstitute besser bündeln und Deutschlands Spitzenposition im Bereich der maritimen Forschung weiter ausbauen. Ziel der Allianz ist es, den nachhaltigen Umgang mit den Küsten, Meeren und Ozeanen durch Forschung, Datenmanagement und Digitalisierung, der Koordinierung vorhandener Infrastrukturen sowie Transfer von Wissen zu unterstützen. Dafür erarbeitet die DAM gemeinsam mit ihren Mitgliedseinrichtungen lösungsorientiertes Wissen und vermittelt Handlungsoptionen in die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.[2] Die geschlossene Verwaltungsvereinbarung läuft zunächst bis zum 31. Dezember 2025.[3]

Geschichte Bearbeiten

Auf der Grundlage von Strukturanalysen durch den Wissenschaftsrat (2010)[4] und der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (2013)[5] sowie Vorarbeiten im Rahmen des Forums Marine Forschung und des Konsortiums Deutsche Meeresforschung wurden die Überlegungen zur Gründung einer meereswissenschaftlichen Allianz bei den Wissenschaftsministerien der norddeutschen Länder, des Bundes und den Einrichtungen der Meeresforschung im Jahr 2016 konkretisiert. Am 27. März 2017 tagten die norddeutschen Ministerpräsidenten in Kiel und sprachen sich für eine Stärkung und intensivere Förderung der Meeresforschung gemeinsam mit dem Bund aus.[6] Am 30. November 2017 berieten die norddeutschen Wissenschaftsministerinnen aus Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen der Norddeutschen Wissenschaftsminister-Konferenz (NWMK) in Hamburg über die Gründung der Initiative der "Deutschen Allianz Meeresforschung". Die DAM soll eine bessere Vernetzung der Küsten-, Polar- und Meeresforschung von bestehenden Einrichtungen ermöglichen und gesellschaftlich relevante Forschungsthemen aufgreifen. Hierfür sollte eine eigene Organisation mit den entsprechenden Strukturen aufgebaut werden.[7] Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD für die 19. Legislaturperiode des Bundestages vom 7. Februar 2018 wurde die Gründung der DAM durch den Bund und die Länder angekündigt.[8] Daraufhin konstituierte sich eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Bund, Ländern und der Wissenschaft, die eine Bund-Länder-Vereinbarung und Satzung entwickelten. Am 29. November 2018 beschlossen die Minister der fünf norddeutschen Küstenländer im Rahmen der NWMK-Konferenz in Bremen, dass die DAM noch 2018 gemeinsam mit dem Bund zu gründen sei.[9] Am 3. Mai 2019 stimmte die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) auf ihrer Sitzung der Einrichtung der DAM zu und nahm den Entwurf einer Verwaltungsvereinbarung vom 18. April 2019 zustimmend zur Kenntnis. Darin war festgehalten, dass der Bund und die norddeutschen Länder gemeinsam bis zum Jahr 2022 mehr als 56 Millionen Euro für die DAM bereitstellen: Der Bund übernimmt 80 Prozent, die Länder 20 Prozent der Kosten.[10] Die DAM wurde daraufhin am 4. Juli 2019 in Berlin in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins gegründet.[11] Im Juli 2019 unterzeichneten Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, die Bremer Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt, die Hamburger Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, die niedersächsische Staatssekretärin Sabine Johannsen, die schleswig-holsteinische Wissenschaftsministerin Karin Prien und die mecklenburg-vorpommersche Wissenschaftsministerin Bettina Martin eine Verwaltungsvereinbarung zum Aufbau und zur Förderung der DAM.[12]

Aufgaben Bearbeiten

Die Aufgaben der DAM sind in der Verwaltungsvereinbarung[13] vom 18. Juli 2019 festgehalten und beziehen sich auf vier Kernbereiche:

  • Forschung: Entwicklung und Koordinierung von lösungsorientierten Forschungsmissionen zu aktuellen, gesellschaftlich relevanten Fragestellungen mit dem Ziel, den nachhaltigen Umgang mit den Küsten, Meeren und Ozeanen zu stärken.
  • Die transdisziplinären Forschungsmissionen der DAM fokussieren sich auf Herausforderungen der Meeresforschung. Es sollen sie wissenschaftsbasierte Entscheidungen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Küsten, Meere und Ozeane ermöglichen. Hierzu kooperieren relevante außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Hochschulen und verzahnen bestehende Aktivitäten. Derzeit koordiniert die DAM zwei Forschungsmissionen:
    • Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung, kurz CDRmare, untersucht, ob und inwieweit der Ozean eine wesentliche und nachhaltige Rolle bei der Aufnahme und Speicherung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre spielen kann.
    • Schutz und nachhaltige Nutzung mariner Räume, kurz sustainMare, erforscht in zwei Pilotvorhaben und fünf Forschungsverbünden die ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen der Nutzung und Belastung verschiedener Meeresregionen.
    • Eine dritte Forschungsmission mit dem Titel Wege zu einem verbesserten Risikomanagement im Bereich mariner Extremereignisse und Naturgefahren, mareXtreme, soll plangemäß am 1. Januar 2024 beginnen.
  • Datenmanagement und Digitalisierung: Unterstützung des offenen Zugangs zu Meeresforschungsdaten nach den FAIR-Prinzipien (auffindbar, zugänglich, interoperabel, wiederverwendbar). Dies soll in enger Abstimmung mit und ergänzend zu den Aktivitäten der Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) erfolgen.
  • Koordinierung der Infrastrukturen: Entwicklung von übergreifenden Konzepten zur effizienten Nutzung bestehender Forschungsinfrastrukturen (mit Ausnahme der Forschungsschiffe).
  • Transfer: Bündelung der Expertise der deutschen Meeresforschung und Transfer von Themen, Forschungsfragen und -ergebnissen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Beteiligte Forschungsinstitute Bearbeiten

Die DAM verbindet derzeit 24 deutsche Meeresforschungseinrichtungen:

(*) assoziierte Mitglieder

Gremien Bearbeiten

Die Gremien der DAM bestehen aus:

  • der Mitgliederversammlung (besteht aus den Leitungen der beteiligten Forschungseinrichtungen und wählt den Vorstand und den Internationalen Beirat, billigt den Jahresbericht mit Jahresrechnung und entlastet den Vorstand auf Vorschlag des Verwaltungsrates).
  • dem Vorstand (leitet den Verein und setzt die strategisch-konzeptionelle Ausrichtung um). Mitglieder des Vorstands sind derzeit:
    • Joachim Harms, Vorstandsvorsitzender
    • Michael Schulz, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender
    • Ulrich Bathmann, Vorstandsmitglied
    • Katja Matthes, Vorstandsmitglied
  • dem Verwaltungsrat (besteht aus sechs Mitgliedern: Bund plus die fünf beteiligten norddeutschen Bundesländer) und überwacht die Arbeit der DAM und des Vorstandes; das Stimmenverhältnis ist paritätisch zwischen Bund (5 Stimmen) und den Ländern (pro Bundesland eine Stimme) aufgeteilt. Mitglieder des Verwaltungsrats sind derzeit:
    • Stefan Müller, Leiter der Abteilung „Zukunftsvorsorge – Forschung für Grundlagen und nachhaltige Entwicklung“, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Vorsitz) (Vorsitz)
    • Friederike Kampschulte, Abteilungsleiterin „Wissenschaft“, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein (MBWK)
    • Rüdiger Eichel, Leiter der Abteilung „Forschung, Innovation, Europa“, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
    • Rolf Greve, Amtsleiter, Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, Freie und Hansestadt Hamburg
    • Woldemar Venohr, Leiter der Abteilung Wissenschaft und Forschung, Hochschulen, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Mecklenburg-Vorpommern
    • Kay Wenzel, Abteilungsleiter “Hochschulen und Forschung”, Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Freie Hansestadt Bremen
  • dem Internationalen Beirat (begutachtet und bewertet Vorschläge zu Vorhaben und Aktivitäten in den Kernbereichen und begutachtet die Umsetzung der Forschungsmissionen)
  • Mitglieder des Internationalen Beirats sind derzeit:
    • Peter Schlosser (Arizona State University, USA) (Vorsitz)
    • Dieter Janecek (Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus, BMWK)
    • Petra Mahnke (Geschäftsführerin und Vorstand Gesellschaft für Maritime Technik, Deutschland)
    • Kate Moran (University of Victoria und CEO of Ocean Networks, Kanada)
    • Nadia Pinardi (University of Bologna, Italy)
    • Martin Quaas (Universität Leipzig, Deutschland)
    • Katherine Richardson (University of Copenhagen, Dänemark)
    • Stefan Schouten (NIOZ – Royal Netherlands Institute for Sea Research, Niederlande)
    • Sebastian Unger (Meeresbeauftragter der Deutschen Bundesregierung, BMUV)

Website Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Satzung der Deutschen Allianz Meeresforschung. Abgerufen am 14. September 2020.
  2. Deutsche Allianz Meeresforschung e.V. (Hrsg.): Wir stärken den nachhaltigen Umgang mit den Küsten, Meeren und Ozeanen. Berlin Februar 2020, S. 2–5 (Online [PDF; abgerufen am 15. Oktober 2020]).
  3. Verwaltungsvereinbarung zum Aufbau und zur Förderung einer Deutschen Allianz Meeresforschung (VV-DAM) vom 18. Juli 2019. 18. August 2019, abgerufen am 14. September 2020.
  4. Wissenschaftsrat (Hrsg.): Empfehlungen zur zukünftigen Entwicklung der deutschen marinen Forschungsflotte (Drs. 10330-10). Lübeck 12. November 2010 (Online [PDF; 3,3 MB; abgerufen am 19. Juni 2021]).
  5. Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen (Hrsg.): Structural Analysis of Marine Research in Northern Germany. Hannover November 2013 (Online [abgerufen am 15. Oktober 2020]).
  6. Pressestelle des GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel: Norddeutsche Ministerpräsidenten auf Forschungsfahrt. In: GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. 24. März 2017, abgerufen am 15. Oktober 2020.
  7. Pressestelle des Senats der Freien Hansestadt Bremen: Norddeutsche Wissenschaftsministerinnen stärken Meeresforschung. 30. November 2017, abgerufen am 14. September 2020.
  8. CDU, CSU und SPD (Hrsg.): Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für unser Land. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD - 19. Legislaturperiode. Berlin 12. März 2018, S. 36 (Online [PDF; abgerufen am 15. Oktober 2020]).
  9. Pressestelle des Senats der Freien Hansestadt Bremen: NWMK tagt in Bremen: Norddeutsche Wissenschaftsminister stellen Weichen für die Deutsche Allianz Meeresforschung. 29. November 2018, abgerufen am 14. September 2020.
  10. Pressestelle des Senats der Freien Hansestadt Bremen: Deutsche Allianz für Meeresforschung: Norddeutsche Länder bündeln ihre Kompetenzen. 6. Mai 2019, abgerufen am 14. September 2020.
  11. Pressestelle des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Deutschen Allianz Meeresforschung, des Senats der Freien Hansestadt Bremen u. a.: Startschuss für die Deutsche Allianz Meeresforschung. 18. Juli 2019, abgerufen am 15. Oktober 2020.
  12. Info-Broschüre "Wir stärken den nachhaltigen Umgang mit den Küsten, Meeren und Ozeanen". Deutsche Allianz Meeresforschung e. V., Februar 2020, abgerufen am 15. Oktober 2020.
  13. Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Wissenschaftsministerien und -senate der norddeutschen Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein (Hrsg.): Verwaltungsvereinbarung zum Aufbau und zur Förderung einer Deutschen Allianz Meeresforschung (VV-DAM). Bonn 18. Juli 2019 (Online [PDF; abgerufen am 15. Oktober 2020]).