Detlef Selhausen

deutscher Jurist und Beamter

Detlef Selhausen (* 22. Oktober 1955 in Neustadt am Rübenberge) ist ein deutscher Jurist und war von 2011 bis 2014 Nationaler Rüstungsdirektor der Bundesrepublik Deutschland sowie von 1993 bis 2014 Ministerialbeamter im Bundesministerium der Verteidigung.

Leben Bearbeiten

Detlef Selhausen studierte Jura und wurde 1978 im Corps Palaiomarchia-Masovia in Kiel aktiv.[1] Nach seinen Staatsexamina trat er 1988 in die damalige Wehrbereichsverwaltung I in Kiel ein. 1993 wechselte er ins Bundesministerium der Verteidigung und durchlief dort diverse Stationen. So war er von Juni 2009 bis März 2012 Ministerialdirektor und Abteilungsleiter Rüstung[2] und wurde im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr im April 2012 Abteilungsleiter für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung[3], zudem war er seit Februar 2011 Nationaler Rüstungsdirektor[2] und damit für die Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr verantwortlich; er unterstand somit direkt dem entsprechenden Staatssekretär.[4] Unter anderem war er in dieser Zeit für das Projekt Euro Hawk verantwortlich.[5]

Im Februar 2014 entschied Ministerin Ursula von der Leyen, den für Rüstung zuständigen Staatssekretär Stéphane Beemelmans zu entlassen sowie Selhausen von seiner Abteilungsleiterfunktion zu entbinden.[6] Von Mai 2014 bis Mai 2015 war Selhausen beurlaubt, um als Geschäftsführer die BwFuhrparkService GmbH zu führen, ein Staatsunternehmen, an dem das Verteidigungsministerium 75,1 % der Geschäftsanteile hält.[4]

Rolle in der G36-Affäre Bearbeiten

Als Abteilungsleiter war Selhausen unter anderem für die Beschaffung von Gewehren verantwortlich. Auf Drängen des G36-Herstellers Heckler & Koch soll sich Selhausen an den Militärischen Abschirmdienst (MAD) gewandt haben, um eine kritische Berichterstattung über das Gewehr zu unterbinden.[7] Laut Verteidigungsministerium soll Selhausen, nachdem er von seinem Amt als Geschäftsführer der BwFuhrparkService am 11. Mai 2015 entbunden worden ist, in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden.[8][9]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kösener Corpslisten 1996, 114, 244
  2. a b Autorenverzeichnis. (PDF) springer.com, abgerufen am 1. Juni 2015 (S. 371).
  3. Bettina Berg: Minister ernennt neue Abteilungsleiter für das Ministerium. bmvg.de, 29. März 2012, abgerufen am 1. Juni 2015.
  4. a b Matthias Gebauer, Jörg Schmitt, Gerald Traufetter: Unter Waffenbrüdern. In: Der Spiegel. Nr. 21, 2015, S. 28–29 (online).
  5. Nico Fried: Überrascht von der eigenen E-Mail. sueddeutsche.de, 24. Juli 2013, abgerufen am 1. Juni 2015.
  6. Von der Leyen besetzt Spitzenposten neu. In: tagesschau.de. Tagesschau, 14. November 2014, archiviert vom Original am 17. November 2014; abgerufen am 8. Mai 2015.
  7. Matthias Gebauer: Affäre um G36-Sturmgewehr: Chaostage bei von der Leyen. In: Spiegel Online. 8. Mai 2015, abgerufen am 8. Mai 2015.
  8. Von der Leyen schickt Ex-Abteilungsleiter in den Ruhestand. In: zeit.de. 8. Mai 2015, abgerufen am 8. Mai 2015: „Der ehemalige Rüstungsdirektor wollte mithilfe des MAD kritische Berichte über das Pannengewehr verhindern. Womöglich müssen noch mehr Mitarbeiter mit Folgen rechnen.“
  9. Christian Thiels: Von Waffen, Wahrheit und Agenten. In: tagesschau.de. Tagesschau, 7. Mai 2015, archiviert vom Original am 9. Mai 2015; abgerufen am 8. Mai 2015: „Die ärgern den Hersteller Heckler & Koch und offenbar auch den damaligen Abteilungsleiter Ausrüstung im Verteidigungsministerin, Detlef Selhausen, sehr. So sehr, dass sie den Militärgeheimdienst offenbar dazu bewegen wollen, etwas zu unternehmen.“