Der Spieler

Buch von Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Der Spieler (russisch: Игрокъ, moderne Schreibweise Игрок, Igrok) ist ein Roman von Fjodor Dostojewski.

Titelseite der Erstausgabe von 1866.

Eingebettet in eine burleske, gelegentlich grotesk komische Geschichte um eine Gruppe von Menschen, die, kurz vor dem finanziellen Ruin stehend, im fiktiven Kurort Roulettenburg auf den Geldsegen einer umfangreichen, alle erlösenden Erbschaft wartet, finden sich präzise und detaillierte Beschreibungen der Spielsucht, die Dostojewski aus eigener Erfahrung kannte.

Der Roman ist die Vorlage für Sergei Prokofjews gleichnamige Oper (1917) sowie für mehrere Verfilmungen.

Hintergrund Bearbeiten

Der Spieler erschien 1867 kurz nach Schuld und Sühne in der ersten Gesamtausgabe der Werke Dostojewskis.[1] Dostojewski diktierte ihn seiner späteren Ehefrau Anna, die die Stenografie beherrschte, in nur 26 Tagen. Dostojewski hatte sich im Sommer 1865 gegenüber dem Verleger Stellowski verpflichtet, bis zum 1. November einen Roman mit einem Umfang von zehn Druckbögen zu liefern.[2] Die Lieferfrist wurde – obwohl Stellowski St. Petersburg zum 31. Oktober verließ, gerade um die Ablieferung unmöglich zu machen – eingehalten, da die Stenographin Anna auf den Einfall kam, das Manuskript bei einem Notar zu hinterlegen.[3] Der Spieler ist Dostojewskis einziger Roman, der nicht als Feuilletonroman erschien.

Der Roman trägt autobiographische Züge. So ließe sich bei Roulettenburg an Wiesbaden denken, wo Dostojewski selbst erstmals Roulette spielte, oder an Bad Homburg – diese beiden Städte nehmen für sich in Anspruch, Dostojewskis Roulettenburg zu sein. Allerdings wird in der Erzählung Homburg (ebenso wie Baden-Baden) neben Roulettenburg als nicht identische Stadt genannt.[4]

Weitere autobiografische Züge finden sich in der Schilderung der Beziehung zwischen Aleksej und Polina: Hier hat Dostojewski seine unglückliche Liebe zu Apollinarija („Polina“) Suslowa literarisch verarbeitet.

Inhalt Bearbeiten

Der hoch verschuldete russische General wartet in Roulettenburg im Kreis seiner Familie, einiger Bekannter und Gläubiger auf die Nachricht, dass die reiche Erbtante das Zeitliche segnet und er sie beerben kann. Dies ist seine einzige Chance, die Schulden bei dem arroganten Franzosen de (auch: des) Grieux zu begleichen, dem Kavalier von Polina, der Stieftochter des Generals. Gleichzeitig würde dieser Geldschub die Hochzeit zwischen dem General und der ebenfalls nicht unbemittelten Mademoiselle Blanche begünstigen, in die der deutlich ältere General hoffnungslos verliebt ist. Der Hauslehrer des Generals, der Ich-Erzähler Aleksej Iwanowitsch, beobachtet die Intrigen des Franzosen, der sich mit Blanche insgeheim verbündet hat, und buhlt mit ihm um die Gunst von Polina, in die er unsterblich verliebt ist. Die jedoch nutzt ihn aus, verspottet ihn und straft ihn mit Verachtung.

Plötzlich erscheint statt des erhofften Telegramms vom Tod der Erbtante die resolute Matriarchin selbst auf der Bildfläche. Interessiert am Roulette lässt sie alle Beteiligten ihre Gefühle und ihre Gedanken zu der Sachlage unverhohlen wissen: Der General wird kein Geld von ihr erhalten. Im Gegenteil – weist sie doch ihre ganze Umgebung, besonders ihre Familie, durch ihren unbedingten Herrschaftsanspruch in die Schranken.

Ein paar Tage später ist die Katastrophe komplett: Die Tante hat ein großes Vermögen beim Roulette verspielt und fährt wieder nach Moskau zurück. De Grieux verlässt Polina, Mademoiselle Blanche interessiert sich nicht mehr für den General, der inzwischen, nachdem er Tag für Tag das Verschwinden seines Erbes mit ansehen musste, kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht.

Nun bekennt Polina Aleksej ihre Liebe, der daraufhin sofort zum Casino geht, um das Geld für die Schulden bei de Grieux zu beschaffen. Nachdem ihm dies auch tatsächlich gelungen ist, erkennen Polina und er jedoch, dass sich seine Liebe für sie in Spielsucht verwandelt: der überraschende Gewinn von 100.000 Florins bei Roulette und Trente et quarante lassen ihn vollends dem Spieltrieb und der Gewinnsucht anheimfallen. Polina flüchtet zu Mr. Astley, einem kühlen, zurückhaltenden Engländer, der sich ihrer annimmt. Auch zu ihm hatte Aleksej eine freundschaftliche Beziehung, die jedoch nicht ins Vertrauliche geht und durch Polinas Verbitterung Schaden davonträgt.

Letztendlich zieht Aleksej mit Mademoiselle Blanche nach Paris. Sie behandelt ihn wie ein Schoßtier; eine Behandlung, die auch dem General zuteilwird, nachdem er ihr nachgereist und in Paris eingetroffen ist. Nachdem die Französin die 100.000 Florins mit Prunk und Luxus durchgebracht hat, unter anderem durch ihre Hochzeit (nur um des Titels willen) mit dem in der Zwischenzeit in den Stumpfsinn abgerutschten General, verlässt Aleksej verarmt Paris und schlägt sich als Lakai in Homburg und Baden-Baden durch. Sobald er Geld verdient hat, trägt er es zum Roulette. Selbst die Nachricht von Mr. Astley, dass Polina ihn wirklich liebt, kann ihn nicht von seiner Spielsucht losreißen, die ihn mittlerweile vollkommen erfüllt.

Verfilmungen Bearbeiten

Aktuelle Ausgaben Bearbeiten

Hörbücher

  • Fjodor M. Dostojewskij: Der Spieler. [Hörspiel, Regie: Gert Westphal], Hörverlag, München 2011, ISBN 978-3-86717-726-9 (Audio-CD).
  • Fjodor M. Dostojewskij: Der Spieler. [Ungekürzte Lesung. Mit Michael Rotschopf. Übersetzt von Swetlana Geier. SWR. Regie Felicitas Ott] DAV, Berlin 2011, ISBN 978-3-86231-055-5 (5 Audio-CDs, ca. 393 Minuten).

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Nachwort in: Der Spieler – Späte Romane und Novellen, Piper-Verlag, München, 1965 (10-bändige Dünndruckausgabe)
  2. Brief 279 vom 17. Juni 1866 an Frau Anna Korvin-Krukovskaya, Dostoevsky Letters, Vol. 2, 1860–1867, Ardis, Ann Arbor 1989, ISBN 0-88233-926-5.
  3. Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1963, S. 134.
  4. So heißt es beispielsweise im letzten Kapitel: „Ich fuhr damals wirklich nach Homburg; aber … ich war dann auch wieder in Roulettenburg, ich war auch in Spa. Ich war sogar in Baden, wohin ich als Kammerdiener eines Herrn Hinze gereist war …“