Daxalipram ist ein experimenteller Arzneistoff, dem Wirkungen bei multipler Sklerose und Kolitis zugeschrieben werden. Es ist ein Hemmstoff der Phosphodiesterase-4 (PDE-4) und reduziert den Abbau des sekundären Botenstoffs cAMP durch intrazelluläre Phosphodiesterasen.

Strukturformel
Strukturformel von (R)-Daxalipram

Strukturformel von (S)-Daxalipram
(R)-Daxalipram (oben) und (S)-Daxalipram (unten)
Allgemeines
Freiname Daxalipram (vorgeschlagener INN)[1]
Andere Namen
  • (5R)-5-(4-Methoxy-3-propoxyphenyl)-5-methyl-1,3-oxazolidin-2-on (IUPAC)
  • ZK 117137
  • Mesopram
Summenformel C14H19NO4
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 189940-24-7
PubChem 9903410
ChemSpider 8079064
DrugBank DB01647
Wikidata Q1178948
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Phosphodiesterase-Hemmer

Wirkmechanismus

PDE4-Hemmung

Eigenschaften
Molare Masse 265,31 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Daxalipram ist ein γ-Lactam und wurde 1997 erstmals in einem Patent der Schering AG erwähnt[3] und im Jahr 2000 in der Literatur als Mesopram beschrieben.[4]

Pharmakologische Eigenschaften Bearbeiten

Wirkungsmechanismus Bearbeiten

Daxalipram hemmt die Isoenzyme B und D der PDE-4.[5] Es wirkt nur schwach oder nicht auf andere Phosphodiesterasen.[5]

Antientzündliche Wirkungen Bearbeiten

Daxalipram werden aufgrund tierexperimenteller Untersuchungen antientzündliche Wirkungen, insbesondere bei Multipler Sklerose zugeschrieben.[4] Dabei soll Daxalipram den Krankheitsgrad einer experimentellen Hirnentzündung bei Nagetieren reduzieren und die Einwanderung von Entzündungszellen ins Nervensystem sowie die Produktion von Zytokinen dosisabhängig unterdrücken.

Jüngere Untersuchungen zeigen, dass die antientzündlichen Effekte von Daxalipram im Hirn nicht auf eine Stabilisierung der Blut-Hirn-Schranke zurückgeführt werden können.[6]

Daxalipram wirkte auch in einem Mausmodell gegen entzündliche Darmerkrankungen.[7]

Andere Wirkungen Bearbeiten

Bei Ratten konnte Daxalipram den Eisprung herbeiführen.[8] Damit könnte Daxalipram (oder andere Phosphodiesterase-4-Hemmer) eine Alternative zur Injektionbehandlung bei Unfruchtbarkeit darstellen.

Klinische Wirkungen Bearbeiten

Daxalipram wurde von der Schering AG u. a. zur Behandlung von Multipler Sklerose entwickelt. Es wurde jedoch bislang nicht als Arzneimittel zugelassen. Die Entwicklung wurde 2004 aufgrund »Priorisierung anderer Entwicklungsprojekte« eingestellt.[9]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. INN Proposed List 91, World Health Organisation (WHO), 9. Juni 2004.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. H. Laurent, E. Ottow, G. Kirsch et al.: Chiral methyl phenyl oxazolidinones. 1997; WO 97/15561.
  4. a b H. Dinter, J. Tse, M. Halks-Miller et al.: The type IV phosphodiesterase specific inhibitor mesopram inhibits experimental autoimmune encephalomyelitis in rodents. In: J Neuroimmunol. Band 108, 2000, S. 136–146. PMID 10900347.
  5. a b G. L. Card, B. P. England, Y. Suzuki et al.: Structural basis for the activity of drugs that inhibit phosphodiesterases. In: Structure. Band 12, 2004, S. 2233–2247. PMID 15576036.
  6. H. Schmid: Die Wirkung des Phosphodiesterase-IV-Inhibitors Mesopram auf Faktoren der Blut-Hirn-Schranke. Inaug Diss; Würzburg 2008 (PDF; 725 kB).
  7. F. Loher, K. Schmall, P. Freytag et al.: The specific type-4 phosphodiesterase inhibitor mesopram alleviates experimental colitis in mice. In: J Pharmacol Exp Ther. Band 305, 2003, S. 549–556. PMID 12606674
  8. S. D. McKenna, M. Pietropaolo, E. G. Tos et al.: Pharmacological inhibition of phosphodiesterase 4 triggers ovulation in follicle-stimulating hormone-primed rats. In: Endocrinology. Band 146, 2005, S. 208–214. PMID 15448112.
  9. Schering AG: 2004 Annual Report on Form 20-F, zugegriffen am 17. August 2008.