Datei:Biber-Mantel-Verarbeitung 1 - Auslassschnitte + Rückentfernung.jpg

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Beschreibung
Deutsch: Bibermantel-Verarbeitung (Teil 1)
Zur Mantel- bzw. Jackenverarbeitung findet ausschließlich der gerupfte und tiefgeschorene Biber Verwendung. Dieses weiche, geschmeidige, im Farbton warme Material erfreut sich bei der Damenwelt besonderer Beliebtheit, und man nimmt das u. U. erheblichere Gewicht gern in Kauf. Wie alle Wassertiere, weist auch Biber außergewöhnliche Tragfähigkeit auf. Ich möchte die der Biberverarbeitung anhaftende Problematik gleich anfangs entschärfen, denn wie bei der gesamten Fellverarbeitung, garantiert eine entsprechend peinlich genaue Vorarbeit ein leichtes, unkompliziertes Gelingen.
Biber ist ein Material, welches in dreifacher, zweifacher und einfacher Schattierung anfällt, d. h., dass bei der Verarbeitung die entsprechenden Farbgrenzen berücksichtigt werden sollten, welche dann einen doppel M- (dreifache Schattierung), einen M- (zweifache Schattierung) oder einen A-Schnitt (einfache Schattierung) erfordern. Meist sind die Farbgrenzen jedoch nicht so gravierend, so dass der A-Schnitt dem Material immer gerecht wird. Es sei denn, dass die Seite im ganzen Streifen durchlaufen soll, dann ist der W-Schnitt angebracht. Auf die einzelnen Schnittarten einzugehen, würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen, denn es ist sekundär, welche Schnittart wir wählen, weil in erster Linie hier die Verarbeitungsmethode im allgemeinen behandelt wird. Das Eingehen auf das Besondere der Schnittformen ist daher überflüssig, da sie an der Gesamtkonzeption nichts ändern würde.
Die Sortimente, die uns der Händler zur Verfügung stellt, sind durchweg in ihrer Abstufung sehr sauber, so dass wir in dieser Hinsicht schon einen guten Start haben. Biberfelle haben eine Länge von 50 bis höchstens 90 cm, und es sei hier vorweggenommen, dass jeder Versuch, Biber einzuschneiden, von vornherein zum Tode verurteilt ist. Die Haarbeschaffenheit und die Farbe ist oft so fein nuanciert, dass man anfangs geneigt ist, diesen Versuch zu wagen. Meist wird man aber nach dem Nähen die Fehlspekulation leicht erkennen.
Diese Feststellung zwingt ergo dazu, uns nicht mit dem Fell nach dem Muster, sondern mit dem Muster nach dem Fell zu richten, also erst aufzwecken und dann das Muster einteilen. Zuvor aber erst noch einige Worte über das Fell selbst. Die der Biberverarbeitung anhaftende Problematik hat ihren Grund darin, dass das Biberfell eine recht unterschiedliche Haarbeschaffenheit (Haarlänge) aufweist. Dem ist jedoch durch entsprechende Markierung vorzubeugen, denn diese bezieht sich meist auf den Haarlängenabfall der Vorder- bzw. Hinterklauen (Abb. X). Die Haarqualität lässt sich leicht durch die Beschaffenheit des Grotzens erkennen. Je dichter und gedrungener der Grotzen, desto besser das Fell. Je flacher und flattriger der Grotzen, desto minderwertiger das Fell. Die Seiten sind in den meisten Fällen immer von gedrungener und fester Haarqualität. Ein wichtiger Punkt sei noch vermerkt, dass das Leder der Seiten von einer starken Dehnbarkeit ist, das Leder der Grotzenpartie hingegen eine gewisse Festigkeit aufweist. Dieses zu bemerken, ist für die Näharbeit nicht unbedeutend, denn wird diese Eigenart nicht berücksichtigt, so entstehen oft ausgelassene Streifen, deren Seiten durch die erhebliche Dehnbarkeit sehr wellig sind.
Es kommen, wie schon erwähnt, Sortimente verschiedener Größen zur Verarbeitung, und somit möchte ich auch die entsprechende Fellzahl differieren. 12 bis 18 Felle werden für einen Mantel benötigt. Für die nachfolgende Berechnung hat die Fellzahl jedoch keine Bedeutung.
1. Anbrachen
Die Vorderklauenlöcher werden zum Kopf zu aufgeschnitten. Beim Anbrachen berücksichtigt man besonders die Farbgrenzen. Die Rückung der entsprechenden Anbrachzunge ist von der jeweiligen Haarlänge der schadhaften Stelle abhängig, und ich möchte mich auch hier auf die alte Kürschner-Faustregel berufen, dass man beim Auslassen und Anbrachen nie mehr, als die entsprechende Haarlänge anzeigt, rückt
2. Vorzwecken
Bei einem qualitativ guten Bibersortiment kann man die Felle ohne weiteres gut auszwecken. Die Felle werden peinlich eingestrichen. Unter peinlich ist hier gemeint, dass kein Wasser oder Wasser mit entsprechenden Zusätzen an das Haar kommt, denn alle lüstrierten Felle (Biber, Nutria) sind gegen Wasser äußerst empfindlich, und es erscheinen an den Stellen, wo Wasser an das Haar kommt, stumpfe Wasserstellen, welche dann immer beim fertigen Stück eine entsprechende Nachbehandlung erfordern.
Haben die Felle genügend gefattet, so werden sie aufgezweckt. Um sich die weitere Arbeit etwas zu erleichtern, ist zu empfehlen, dass man beim Zwecken die Felle möglichst auf eine rechteckige Form bringt. Beim Vorzwecken sei noch darauf hingewiesen, dass man die Felle normal, d. h. mit dem Leder nach oben, zweckt. Die äußersten Seiten sind oft etwas morsch im Leder und verpflichten ergo zu einer besonderen Sorgfalt.
Sind alle Felle aufgezweckt, so werden sie hochgehoben, so dass sich das Haar nicht verdrückt. Verdrücktes Haar wird sich zwar bei der weiteren Verarbeitung wieder erholen, aber es würde die nachfolgende Sortierarbeit sehr erschweren. Nachdem die Felle aufgezweckt und hochgehoben sind, wird das Leder mit Kartoffelmehlstärke bestrichen. Hierbei berücksichtigt man hinsichtlich der Intensität besonders die schon oben erwähnten, leicht dehnbaren Seiten.
3. Markieren
Nach dem Abzwecken werden Grotzen sowie die flachen Stellen der Vorder- und Hinterklauenstellen peinlich genau markiert und auf das Leder übertragen. Wir erhalten somit die eigentlich nutzbare Fläche (Abb. 1). Eine Inhaltsberechnung der nutzbaren Fellfläche ist für die folgende Mustereinteilung wichtig.
4. Einteilen des Schnittes
Hierbei ist von vornherein zu berücksichtigen, dass am Armloch Ärmelübergang Grotzen ist. Rauchenangleichungen lassen sich bei Biber am Grotzen immer leichter als in der Seite überbrücken, und aus dieser Erfahrung heraus geht man bei der Mustereinteilung vom Armloch aus. Es ist somit völlig unbedeutend, ob in der Rückenmitte Grotzen oder Seite ist. Die Vorderkante hingegen sollte immer das feste, gedrungene Seitenmaterial aufweisen. Hat der Schnitt einen weitgestellten Rücken, so ist es unbedingt angebracht, dass die Seite an die Stelle der Glocken kommt, da das Grotzenhaar leichter bricht, und es wirkt unschön, wenn man am fertigen Stück in die Schnitte hineinsehen kann. In unserem Falle finden 15 Felle Verwendung. 9 Felle für den Körper, 3 Felle für die Ärmel, 2 Felle für den Besatz (ein langer, durchgehender Schalkragen) und 1 Fell für die Manschetten.
Ist das Muster entsprechend der durchschnittlichen Fellgröße eingeteilt, werden in die einzelnen Streifen die entsprechenden Werte (Inhalt plus Aufschlagprozente, obere und untere Streifenbreite) eingetragen.
5. Sortieren
Die größten Felle werden vorweg für den Besatz und die Ärmel reserviert, da letztere 1 : 2 umgeschnitten werden. Ein kleines Fell bleibt den Manschetten vorbehalten. Biber garantiert im Grotzen immer eine bessere Verbindung als in der Seite. Diese Feststellung machen wir uns zunutze, indem wir In-sich-Versetzen, also gleiche Seiten aneinander bringen. Das erfordert beim Sortieren auch besondere Aufmerksamkeit hinsichtlich der Farbe und Haarlänge des Grotzens. Die Haarlänge können wir leicht kontrollieren, indem wir die zusammenzubringenden Felle über ein Lineal legen und somit feststellen können, wenn wir die beiden Felle gegen das Licht halten, ob die Haarlänge sich entspricht. Die Haarfarbe hingegen kann nur so ermittelt werden, wenn wir die Felle, die wir aneinander zu bringen gedenken, im Hängen kontrollieren. Es gibt gerade im Grotzen so viele Farbnuancen, dass hierbei eine besondere Sorgfalt vonnöten ist.
Die beiden Besatzfelle müssen, wenn wir an die Vorderkante Seite bringen, in Farbe und Rauche annähernd gleich sein. Eine Rauchen- und Farbdifferenz in Höhe des Revers wird nicht zu umgehen sein, da ja an dieser Stelle ( ca. 20 cm) flacheres und dunkleres Pumpfhaar vom Körper, an das hellere und rauchere Seitenhaar des Kragens kommt. Man berücksichtigt dies gleich beim Sortieren. Die Naht verläuft ja dann beim fertigen Stück unter dem Revers.
Die Ärmelstreifen, deren Pumpf (Grotzen) mit dem gleichen Material des Körpers am Armloch zusammenkommen, müssen beim Sortieren unbedingt die gleiche Haarlänge aufweisen. Hat man sich also einen entsprechend gleichmäßigen Mantel nach diesen Grundsätzen aufgebaut, so kann man das ganze nummerieren. Beim Sortieren sei noch darauf hingewiesen, dass das Grotzen-haar vom bräunlichen bis ins schwärzliche differiert. Man muss also Sorgfalt darauf legen, dass man die entsprechende Abstufung findet. Gutes Licht, Haargefühl und peinliche Genauigkeit sind bei jeglicher Sortierarbeit für das Gelingen ausschlaggebend. Es sei jedoch noch erwähnt, dass das Sortieren eines Bibermantels keine zu große Ängstlichkeit erfordert, sondern man kann mit einer genügenden Sorgfalt schon einen Erfolg garantieren, wenn man vor allem immer auf die gleichen Haarlängen achtet.
6. Schnitte einzeichnen
Schlecht verarbeitete Bibermäntel bzw. Mäntel, die unschön wirken, sind meist mit zu breiten Schnitten bzw. mit zu großer Rückung ausgelassen. Meine Erfahrung ist, dass man Biber am günstigsten mit 5 mm schneidet. Diese Schnittbreite garantiert bei einem Schnittwinkel von 60 bis 70 Grad eine günstige Anzahl Schnitte und ergo eine geringere Rückung. Biber ist sehr empfindlich gegenüber zu hoher Rückung. Eine Unterlassung in dieser Richtung führt zu den vorstehend erwähnten Mänteln, die wir gar zu oft im Straßenbild sehen. Die auszunutzende Felllänge erfordert eine eingehende Kontrolle des Pumpfhaares. Am Pumpf fällt das Haar bei jedem Fell, also auch beim Biber, stark ab. Man schneidet daher den Grotzen vom Pumpf aus ca. 20 cm ein und kann somit, indem man die aneinander zu bringenden Felle nebeneinander legt, den Punkt genau angeben, wo die beiden Felle am Pumpf gleiche Haarlänge aufweisen. Diesen Punkt markiert man als eigentliche Felllänge. Am Kopf kann man das Material soweit ausnutzen, dass das rostige Haar genügend weg fällt. Die Anordnung der Treppenschnitte nimmt man so vor, wie sie aus Abb. 1 ersichtlich. Sie sollen nie mehr als höchstens 1,5 cm rücken. Beim Umschneiden also sollen die Treppen nicht über 0,75 cm sein.
Datum
Quelle Eigenes Werk
Urheber Rudolf Toursel
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