Das Verschwinden

deutsche Fernsehserie

Das Verschwinden ist eine deutsche Krimiserie unter der Regie von Hans-Christian Schmid, die für Das Erste produziert wurde. Sie hatte ihre Weltpremiere am 26. Juni 2017 auf dem Filmfest München.

Fernsehserie
Titel Das Verschwinden
Produktionsland Deutschland, Tschechien
Originalsprache Deutsch
Genre Krimi, Drama
Erscheinungsjahr 2017
Länge 88 Minuten
Episoden 4[1][2] in 1 Staffel (Liste)
Produktions­unternehmen 23/5 Filmproduktion GmbH, ARD Degeto, Bayerischer Rundfunk, Norddeutscher Rundfunk, Südwestrundfunk und MIA Film
Regie Hans-Christian Schmid
Drehbuch Bernd Lange, Hans-Christian Schmid
Produktion Britta Knöller, Hans-Christian Schmid
Musik The Notwist
Kamera Yoshi Heimrath
Erstausstrahlung 22. Okt. 2017 auf Das Erste
Besetzung

Handlung Bearbeiten

In Forstenau, einer Kleinstadt nahe der tschechischen Grenze, verschwindet die 20-jährige Janine Grabowski. Während vieles darauf hindeutet, dass sie klammheimlich der Provinz den Rücken kehren wollte, ist ihre Mutter Michelle überzeugt, dass Janine etwas zugestoßen sein muss. Die Vermisstenanzeige verschwindet allerdings schnell in den Akten der Polizei. Niemand mag an ein Verbrechen glauben. So ist Michelle gezwungen, sich auf eigene Faust auf die Suche zu machen. Je mehr sie über ihre Tochter und deren Umfeld in Erfahrung bringt, desto stärker stellt sich ihr die Frage, wie sehr ihr eigenes Verhalten in der Vergangenheit dazu beigetragen hat, ein Netz aus Lügen und Geheimnissen zu spinnen, in dem Janine nicht das einzige Opfer bleibt.

Episodenliste Bearbeiten

Nr.
(ges.)
Nr.
(St.)
Original­titel Erstaus­strahlung D[1]
1 1 Janine 22. Okt. 2017
Janine verschwindet nach einem Discobesuch spurlos. Ihre Wohnung wurde durchsucht und ihr Auto am nächsten Morgen verlassen am Feldrand gefunden. Ihre beiden besten Freundinnen Laura und Manu bleiben mit ihren eigenen Problemen zurück. Alle drei und der Kleindealer Tarik sind in Geschäfte mit Crystal Meth verwickelt. Janines Mutter Michelle meldet ihre Tochter bei der Polizei als vermisst und beginnt auf eigene Faust, nach ihr zu suchen.
2 2 Weil wir euch lieben 29. Okt. 2017
Bei ihren Nachforschungen im nahen tschechischen Grenzgebiet findet Michelle Janines Kleid im Müll. Nun behandelt auch die Polizei die Sache als Vermisstenfall. Von Janines Freunden erfährt Michelle von den Drogengeschäften und fährt mit Manu zu einem Drogenlabor in Tschechien, wo sie vergeblich nach Hinweisen sucht. Manu kauft dort Drogen, die ihr Michelle auf der Rückfahrt wegnimmt. Dennoch gewährt Michelle ihr Unterschlupf in Janines Wohnung. Dort findet Manu das versteckte erste Päckchen und nimmt eine Überdosis Meth.
3 3 Zwei Mütter 30. Okt. 2017
Manu wird gerettet und Michelle übergibt die Drogen, die in ihrer Wohnung versteckt waren, mit Verzögerung der Polizei. In Janines Wohnung findet sie Fotos auf einer Speicherkarte, die kurz darauf bei einem Einbruch zusammen mit Janines Laptop gestohlen wird. Tariks Fingerabdrücke werden auf dem Drogenbeutel gefunden, er wird verhaftet. Es stellt sich heraus, dass Janine schwanger war und das Kind nach ihrem Verschwinden in Deutschland abtreiben ließ.
4 4 Eine Familie 31. Okt. 2017
Nach und nach versteht Michelle das Beziehungsgeflecht der Freundinnen und ihrer Familien, das durch Geheimnisse, Lügen und Schweigen verschleiert war. Manche der Beteiligten akzeptieren die Konsequenzen der Geschehnisse, andere versuchen nun, unbehelligt aus der Sache herauszukommen oder einen Sündenbock zu finden. Janines Verbleib wird aufgeklärt.

Besetzung Bearbeiten

Schauspieler Bild Rolle
Julia Jentsch   Michelle Grabowski
Johanna Ingelfinger   Manu Essmann
Saskia Rosendahl   Laura Wagner
Elisa Schlott Janine Grabowski
Mehmet Ateşçi Tarik Karaman
Nina Kunzendorf   Steffi Essmann
Sebastian Blomberg   Leo Essmann
Caroline Ebner Annegret Wagner
Michael Grimm Helmut Wagner
Teresa Harder Kerstin Karaman
Vedat Erincin   Ayhan Karaman
Isabella Bartdorff Nicole Göhl
Godehard Giese   Martin Göhl
Stephan Zinner Gerd Markwart
Golo Euler Kai Jessel
Martin Feifel   Jens Köhler
Judith Engel Juliane Durkheim

Produktion Bearbeiten

Produziert wurde Das Verschwinden von der 23/5 Filmproduktion in Koproduktion mit ARD Degeto, BR, SWR, NDR und MIA Film für Das Erste. Die Redaktion hatten Bettina Ricklefs (BR), Claudia Simionescu (BR), Sascha Schwingel (ARD Degeto), Claudia Grässel (ARD Degeto), Christian Granderath (NDR), Sabine Holtgreve (NDR) sowie Kerstin Freels (SWR).[3]

Die Dreharbeiten fanden von August bis Dezember 2016 in der Oberpfalz, Niederbayern und Tschechien, München sowie in Berlin statt. Für das Kostümbild zeichnete Birgitta Lohrer-Horres verantwortlich, für das Szenenbild sorgte Heike Lange. Den Schnitt besorgten Bernd Schlegel und Hansjörg Weißbrich, für den Ton zeichnete Patrick Veigel verantwortlich.

Das Projekt wurde gefördert vom FilmFernsehFonds Bayern, dem Medienboard Berlin-Brandenburg und vom Tschechischen Staatsfonds für Kinematographie. Koproduzenten waren Michal Pokorný und Zbynĕk Pippal.

Der Weltvertrieb wurde von Beta Film übernommen. Der internationale Titel der Krimiserie lautet The Vanishing.

Aufführungen Bearbeiten

Alle Episoden der Miniserie wurden am 26. Juni 2017 auf dem Filmfest München uraufgeführt.[4] Die Erstausstrahlung der vier Folgen[2] im Ersten erfolgte ab dem 22. Oktober 2017.

Rezeption Bearbeiten

 
Saskia Rosendahl, Hans-Christian Schmid und Elisa Schlott beim Deutschen Fernsehpreis 2018.

Die Serie stieß auf fast einhellig positive bis hin zu herausragenden Bewertungen der Filmkritik.

David Denk von der Süddeutschen Zeitung bezeichnete die Krimiserie von Hans-Christian Schmid als einen „großen Wurf“.[5] Auch Alexandra Seitz von der Berliner Zeitung war voll Lob für den Regisseur und konstatierte „langen Atem, eine ruhige Hand und ein gutes Auge“ bei der gelungenen Umsetzung des Stoffes. Er ziehe „nicht nur simpel den verklärenden Schleier der Biederkeit und des Wohlanständigen beiseite, um einen dahinter liegenden Sumpf des Verbrechens zu beleuchten“, sondern bringe die, „die eigentlich nichts Böses im Schilde führen, die aber in unterschiedlichen Zwängen gefangen sind, die von Ängsten beherrscht und von unerfüllten Hoffnungen geplagt werden“, wunderbar ins Licht der Geschichte.[6]

Elmar Krekeler stellte für Die Welt fest, dass es Schmid gelinge, über sechs Stunden die Handlung „offen, ambivalent und nicht erklärend […] auszubreiten, ohne an Tiefe zu verlieren und an Dichte und existenzieller Wucht“.[7]

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 22. Oktober 2017 bezeichnete Lennart Laberenz Das Verschwinden als „bittere Serie“. Die Serie blicke auf ein Land, „in dem immer häufiger immer dieselben verlieren“. Hans-Christian Schmid untersuche den „Ort, in dem die allermeisten Deutschen leben: die Provinz“ nicht mit „große[n] Gesten, Schauwerte[n] und aufgeblasene[r] Dramatik“, sondern mit „genauen Mitteln und subtiler Form“ der Erzählkunst.

Sibylle Simon-Zülch bezeichnete Das Verschwinden in epd Medien als eine „große, konzentrierte Meisterschaft“ und verglich die Serie mit der „Dimension einer antiken Tragödie“ mit einer „Dynamik einer kunstvoll realistischen Erzählung aus der Gegenwart“.[8]

Für Carolin Ströbele von der Zeit hat die Serie ihre stärksten Momente immer dann, wenn es um die Freundschaft der drei jungen Frauen geht. Sie bedauerte aber: „Dass diese stimmungsvolle Serie nicht bei ihren Hauptfiguren verweilen darf, weil sie ja noch einen Krimi-Plot abzuarbeiten hat, ist die traurige Erkenntnis dieses Serienprojekts.“ Zudem kritisierte sie die Auflösung als banal; so ende „dieser unkonventionelle achtstündige Film doch wie ein sehr schlechter Tatort“.[9]

Und in der taz schrieb Jens Müller: „Die Serie ist in diesen Zeiten der kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspannen nämlich das Beste, was es in der ARD seit langem zu sehen gegeben hat.“[10]

Auszeichnungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Das Verschwinden. In: Das Erste. Abgerufen am 27. November 2017.
  2. a b Das Verschwinden - Episode List. In: IMDb. Abgerufen am 28. November 2017.
  3. ARD Presse: Hans-Christian Schmid dreht für Das Erste die Miniserie "Das Verschwinden" (AT) mit Julia Jentsch in der Hauptrolle. Das Erste, abgerufen am 29. August 2017.
  4. „Das Verschwinden“: Serienmarathon mit Julia Jentsch beim Filmfest. In: Focus. 27. Juni 2017, abgerufen am 29. August 2017.
  5. David Denk: Sie ist weg. In: Süddeutsche Zeitung. 29. Juni 2017, abgerufen am 29. August 2017.
  6. Alexandra Seitz: Premiere beim Filmfest München Hans-Christian Schmids TV-Achtteiler „Das Verschwinden“. In: Berliner Zeitung. 30. Juni 2017, abgerufen am 29. August 2017.
  7. Elmar Krekeler: Intensivkur: Hans-Christian Schmids erste Fernsehserie „Das Verschwinden“. In: Die Welt. Abgerufen am 29. August 2017.
  8. Sibylle Simon-Zülch: Kunstvolle Erzählung. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. November 2017; abgerufen am 6. November 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.epd.de
  9. Carolin Ströbele: Bayerns vergessene Kinder. www.zeit.de, 22. Oktober 2017, abgerufen am 22. Oktober 2017.
  10. Jens Müller: Neue ARD-Miniserie „Das Verschwinden“: Autorenfilmer auf Abwegen. Abgerufen am 6. November 2017.
  11. Studio Hamburg Nachwuchspreis 2018 - Die Gewinner (Memento vom 18. Juni 2018 im Internet Archive), Presseportal.de vom 6. Juni 2018.