Dan Thy Nguyen

deutscher Regisseur, Schauspieler, Essayist und Sänger vietnamesischer Abstammung

Dan Thy Nguyen (* 13. Dezember 1984) ist ein deutscher Regisseur, Schauspieler, Essayist und Sänger vietnamesischer Abstammung.

Leben und Wirken Bearbeiten

Dan Thy Nguyen wurde in Düren, Nordrhein-Westfalen, geboren. Nach einer abgebrochenen Ausbildung zum Schauspieler studierte er Islamwissenschaften und Soziologie an der Universität Hamburg. 2010 begann er, kurze Theaterperformances für die Straße zu schreiben und führte sie im Hamburger Schanzenviertel auf. Seine Performance "Pissoirs"[1] wurde von der Sendung Hamburg Journal im NDR entdeckt und es wurde ein erster Beitrag über ihn gesendet.[2] Arbeiten als Performer folgten u. a. am Theaterprojekt Das letzte Kleinod[3], am Künstlerhaus Mousonturm[4], der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen[5] und im Kampnagel, Hamburg[6].

2012 erhielt er das Stipendium "150% Debutantes Ballroom" des Theaterfestivals 150 Prozent Made in Hamburg für seine Regiearbeit "Le Chantier", welche im Museum für Völkerkunde Hamburg uraufgeführt wurde.[7] Gleichzeitig begann er seine Recherche über die rassistischen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen 1992. Die Premiere des daraus entstandenen Stückes mit dem Titel "Sonnenblumenhaus" fand 2014 im Museum für Völkerkunde in Hamburg statt und wird seitdem in den verschiedensten Theatern, u. a. im Ernst Deutsch Theater in Hamburg, gespielt.[8][9]

Diese Arbeit rief teilweise mediale Kontroversen hervor, weil Dan Thy Nguyen darin, basierend auf Zeitzeugeninterviews, die Perspektive der Überlebenden zeigte, die sich wehren mussten, ohne zu töten. Außerdem kritisiert er öffentlich die Gedenk- und Erinnerungskultur an den Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen. 2015 gewann die Hörspielversion dieser Produktion die Hörnixe, ein Preis für nichtkommerzielle Hörspiele des Radio T.[10]

2015 begann er mit seiner Lecture Performance "Denken was Tomorrow" durch Theater und Museen in Deutschland und Polen zu touren. Mit dieser Arbeit reflektiert er seine Familiengeschichte als Kind vietnamesischer Boatpeople und seine Erfahrungen als Opfer rassistischer Attacken. Diese Arbeit wurde u. a. beim Clinchfestival im Theater im Pavillon in Hannover gezeigt[11], sowie beim Malta Festival in Poznań, Polen.[12]

Seit 2017 beschäftigt er sich als Regisseur und Essayist immer mehr mit dem Aufstieg rechter und nationalistischer Bewegungen und Parteien in Deutschland. Seine Musikrevue "Yesterday never died" hatte ihre Premiere im April 2017 im Kulturzentrum HausDrei, Hamburg und zeigt die allmähliche Verrohung der europäischen Gesellschaft aus der Perspektive eines jungen Künstlers.[13]

Seit 2016 ist er Mitglied des Theaterbeirates des Landes Niedersachsen.[14]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dan Thy Nguyen: Dan Thy Nguyen - Pissoirs. 21. Mai 2013, abgerufen am 20. Oktober 2017.
  2. Dan Thy Nguyen: Hamburg Journal Dan Thy -Theater - 6.11.2010. 21. Mai 2013, abgerufen am 14. Oktober 2017.
  3. seeyou GmbH: Das letzte Kleinod: Ensemble. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2017; abgerufen am 14. Oktober 2017 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.das-letzte-kleinod.de
  4. LIBRETTO - Mousonturm. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2017; abgerufen am 14. Oktober 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mousonturm.de
  5. Dan Thy Nguyen: Drachensöhne und Feentöchter - Radio Bremen. 9. Mai 2014, abgerufen am 14. Oktober 2017.
  6. Theater Kampnagel Hamburg: Schwabinggrad Ballett / Arrivati: Beyond Welcome! In: Theater Kampnagel Hamburg. (kampnagel.de [abgerufen am 14. Oktober 2017]).
  7. Stipendiaten gekürt — Godot - Das Hamburger Theatermagazin. Abgerufen am 14. Oktober 2017 (deutsch).
  8. Sonnenblumenhaus — Godot - Das Hamburger Theatermagazin. Abgerufen am 14. Oktober 2017 (deutsch).
  9. Manthey, Florian Frederik: "Angst hatte ich nicht." - Dan Thy Nguyens und Iraklis Panagiotopoulos' Theaterstück und Hörspiel "Sonnenblumenhaus". Neue erinnerungskulturelle Perspektiven auf das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen. In: Geschichtswerkstatt Rostock e. V. (Hrsg.): Zeitgeschichte regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern. 20. Jg., Nr. 1, 2016, S. 47–55.
  10. Detail. 9. Oktober 2017 (ernst-deutsch-theater.de [abgerufen am 14. Oktober 2017]).
  11. CLINCH interdisziplinäres Festival. In: Heinrich-Böll-Stiftung - Kalender Stiftungsnetzwerk. (boell.de [abgerufen am 14. Oktober 2017]).
  12. Human Mic / Denken Was Tomorrow, Dan Thy Nguyen - Malta Festival Poznań 2017. Abgerufen am 14. Oktober 2017 (polnisch).
  13. Yesterday never died - HausDrei e.V. In: HausDrei e.V. 27. Oktober 2017 (haus-drei.de [abgerufen am 27. Oktober 2017]).
  14. MWK Niedersachsen: Die aktuelle Besetzung des Theaterbeirates. 6. Dezember 2016, abgerufen am 14. Oktober 2017.

Weblinks Bearbeiten