Lenauheim

Gemeinde in Rumänien
(Weitergeleitet von Csatád)

Lenauheim (deutsch bis 1926 Tschadat oder Schadat, seitdem Lenauheim, rumänisch Lenauheim, ungarisch Csatád) ist eine Gemeinde im Kreis Timiș, in der Region Banat, im Südwesten Rumäniens. Zu der Gemeinde Lenauheim gehören die Dörfer Grabaț und Bulgăruș.

Lenauheim
Csatád
Wappen von Lenauheim
Lenauheim (Rumänien)
Lenauheim (Rumänien)
Basisdaten
Staat: Rumänien Rumänien
Historische Region: Banat
Kreis: Timiș
Koordinaten: 45° 52′ N, 20° 48′ OKoordinaten: 45° 52′ 19″ N, 20° 48′ 2″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 90 m
Fläche: 112,75 km²
Einwohner: 5.349 (1. Dezember 2021[1])
Bevölkerungsdichte: 47 Einwohner je km²
Postleitzahl: 307240
Telefonvorwahl: (+40) 02 56
Kfz-Kennzeichen: TM
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2])
Gemeindeart: Gemeinde
Gliederung: Lenauheim, Bulgăruș, Grabaț
Bürgermeister: Ilie Suciu (PNL)
Postanschrift: Str. Principală, nr. 258
loc. Lenauheim, jud. Timiș, RO–307240
Website:
Lage der Gemeinde Lenauheim im Kreis Timiș
Lenauheim auf der Josephinischen Landaufnahme (1769–1772)

Geographische Lage Bearbeiten

Lenauheim liegt im Westen des Kreises Timiș, nahe der serbischen Grenze. Der Ort ist 45 Kilometer von der Kreishauptstadt Timișoara und 11 Kilometer von Jimbolia entfernt. Nachbarorte sind im Norden Lovrin und Periam, im Westen Comloșu Mare, im Süden Jimbolia und im Osten Cărpiniș und Biled.

Nachbarorte Bearbeiten

Gottlob Bulgăruș Șandra
Grabaț   Biled
Jimbolia Checea Iecea Mare

Geschichte Bearbeiten

Urkundlich erscheint der Name Csatád erstmals 1415. Besitzer des Guts, das damals zum Temescher Komitat gehörte, war Mathias Chatad. Der ungarische König Matthias Corvinus überließ Chatad durch einen Vertrag vom 12. Mai 1470 der Familie Dolaz. Am 8. März 1520 verpachtete dieser einen Teil des Gutes an Nikolaus de Maczedonia. Durch die fortwährenden Türkeneinfälle wurde das Gut verwüstet und bereits 1482 als Prädium (Pußta) angeführt. Nachdem das Banat 1718 an das Kaisertum Österreich gefallen war, wurde die Pußta Csatád 1750 der Banater Prädien-Sozietät als Weideland verpachtet. 1759 wurde hier an der Temeswarer Poststraße, eine Wechselstation der Post eingerichtet. Während der theresianischen Kolonisierungsperiode (1763–1767) wurde auch die Pußta Csatád besiedelt.[3] Der Ort wurde als Kolonie deutscher Siedler (Schwaben) im Jahr 1767 gegründet. Er hieß amtlich Csatád, bis er 1926 nach dem hier geborenen Nikolaus Lenau in Lenauheim umbenannt wurde. Die überwiegende Mehrzahl der Ansiedler kam aus Trier, Luxemburg, Lothringen, aus dem Saarland und aus der Pfalz.[4]

Am 4. Juni 1920 wurde das Banat infolge des Vertrags von Trianon dreigeteilt. Der größte, östliche Teil, zu dem auch Lenauheim gehörte, fiel an Rumänien.

Infolge des Waffen-SS-Abkommens vom 12. Mai 1943 zwischen der Antonescu-Regierung und Hitler-Deutschland wurden alle deutschstämmigen wehrpflichtigen Männer in die deutsche Armee eingezogen. Aus Lenauheim wurden die Jahrgänge 1908–1926 insgesamt 283 Männer eingezogen, davon sind 93 gefallen oder vermisst.[3]

Im September 1944 flüchteten 884 Personen aus Lenauheim in Richtung Westen, wovon die meisten jedoch nach Kriegsende wieder zurückkamen. Lediglich 182 Personen verblieben in Deutschland oder Österreich. Noch vor Kriegsende, im Januar 1945, fand die Deportation aller volksdeutschen Frauen zwischen 18 und 30 Jahren und Männer im Alter von 16 bis 45 Jahren zur Aufbauarbeit in die Sowjetunion verschleppt statt. Aus Lenauheim waren 141 Personen davon 82 Männer und 59 Frauen betroffen, von denen zehn Männer und eine Frau während der Deportation verstarben.[3]

Das Bodenreformgesetz vom 23. März 1945, das die Enteignung der deutschen Bauern in Rumänien vorsah, entzog der ländlichen Bevölkerung die Lebensgrundlage. Das Nationalisierungsgesetz vom 11. Juni 1948 sah die Verstaatlichung aller Industrie- und Handelsbetriebe, Banken und Versicherungen vor, wodurch alle Wirtschaftsbetriebe unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit enteignet wurden.

Da die Bevölkerung entlang der rumänisch-jugoslawischen Grenze von der rumänischen Staatsführung nach dem Zerwürfnis Stalins mit Tito und dessen Ausschluss aus dem Kominform-Bündnis als Sicherheitsrisiko eingestuft wurde, erfolgte am 18. Juni 1951 die Deportation „von politisch unzuverlässlichen Elementen“ in die Bărăgan-Steppe unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit. Die rumänische Führung bezweckte zugleich den einsetzenden Widerstand gegen die bevorstehende Kollektivierung der Landwirtschaft zu brechen. Als die Bărăganverschleppten 1956 heimkehrten, erhielten sie die 1945 enteigneten Häuser und Höfe zurückerstattet. Der Feldbesitz wurde jedoch kollektiviert.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Lenauheim hatte 1865 etwa 3200 Einwohner, 1940 waren es 2400, davon über 95 % Deutsche. Durch die Abwanderung nach dem Zweiten Weltkrieg sank der Anteil der deutschstämmigen Bevölkerung auf zunächst etwa 50 %, 1992 waren von 1400 Einwohnern noch etwa 100 Deutsche, 2006 nur noch 59.

Bei jeder Aufnahme bekannten sich Einwohner auch zur serbischen (1900, höchste Anzahl 12) und slowakischen (1930, höchste Anzahl 60) Ethnie.

Einwohnerzahlen der Gemeinde Lenauheim (mit den dazugehörenden Dörfern Grabaț und Bulgăruș):

Volkszählung[5] Ethnie
Jahr Bevölkerung Rumänen Ungarn Deutsche Roma Andere
1880 8780 46 58 8487 ? 189
1910 7449 108 196 6899 ? 246
1930 7170 114 77 6653 253 73
1977 7490 3478 77 3509 402 24
1992 5123 3943 66 346 734 34
2002 5676 4617 99 193 727 40
2011[6] 5109 3988 62 96 555 408
2021[1] 5349 4127 37 71 579 535

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Geburtshaus Lenau: Das Geburtshaus Nikolaus Lenaus beherbergt heute das Heimatmuseum Nikolaus Lenau, mit einer Gedenkstätte für den Dichter Lenau, einer ethnografischen Abteilung mit einer Puppensammlung mit Puppen in banat-schwäbischer Tracht.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Elke Hoffmann, Peter-Dietmar Leber, Walter Wolf: Das Banat und die Banater Schwaben, Band 5: Städte und Dörfer, Landsmannschaft der Banater Schwaben, München 2011, ISBN 978-3-922979-63-0.
  • Dietmar Giel: Familienbuch der katholischen Pfarrgemeinde Csatád, Lenauheim im Banat 1767-2005, HOG Lenauheim, Mannheim 2006 DNB 984467548.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Volkszählung 2021 in Rumänien, Populația rezidentă după etnie, 1. Dezember 2021 (rumänisch).
  2. Angaben bei Biroului Electoral Central, abgerufen am 22. April 2021 (rumänisch).
  3. a b c Webdarstellung der Heimatortsgemeinschaft Lenauheim
  4. Lenauheim bei banaterra.eu (Memento vom 5. Juni 2014 im Internet Archive).
  5. Varga E. Árpád: Volkszählungen 1880–2002 bei kia.hu, letzte Aktualisierung 2. November 2008 (PDF; 960 kB; ungarisch).
  6. Volkszählung 2011 in Rumänien (MS Excel; 1,3 MB).