Cramm
Cramm ist der Name eines niedersächsischen Uradelsgeschlechts, das später den Freiherrentitel erhielt.
GeschichteBearbeiten
Einer Quelle nach kam die Familie um 815 mit dem karolingischen Kaiser Ludwig I. in die Gegend des Bistums Hildesheim und wurde dort von ihm mit Gütern beliehen.[1] Diese These ist umstritten. Auch eine Herkunft der Familie im naheliegenden Dorf Cramme im heutigen Landkreis Wolfenbüttel wird vermutet.
Das Geschlecht erscheint urkundlich erstmals im Jahr 1150 mit Dietrich von Cramme.[2] Die Cramm waren ein begütertes Rittergeschlecht und angesehene Lehnsnehmer bei den geistlichen und weltlichen Herren der Region des heutigen Südost-Niedersachsens. Im Mittelalter waren viele Abkömmlinge Ritter oder Knappen, aber auch Ministeriale. 1250 wurden sie Erbküchenmeister (Truchsess) im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. In späteren Jahrhunderten dienten Familienangehörige den Welfenherzögen als Generäle, Kammerherren und Minister.
Bekannte NamensträgerBearbeiten
- Armgard von Cramm (1883–1971), Mutter von Bernhard zur Lippe-Biesterfeld und Großmutter von Beatrix von Oranien-Nassau, ehemalige Königin der Niederlande
- Asche von Cramm (auch Aschwin IV., Ascanius, Assa von Cramm), Söldnerführer des 16. Jahrhunderts und Freund Martin Luthers
- Berno von Cramm (* 1934), deutscher Schauspieler und Synchronsprecher
- Burghard von Cramm (1874–1936), deutscher Rittergutsbesitzer und Hofbeamter
- Burkhard von Cramm, Komtur des Deutschen Ordens in der Kommende Buro, 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
- Burkhard VI. von Cramm († 5. Oktober 1599), landgräflich-hessischer Statthalter von Oberhessen in Marburg
- Christian Friedrich Adolf Burghard von Cramm-Burgdorf (1837–1913), deutscher Gesandter und Autor
- Dagmar von Cramm (* 1955), deutsche Autorin und Ernährungsberaterin
- Franz von Cramm (1610–1661), deutscher Hofbeamter
- Gottfried von Cramm (1909–1976), deutscher Tennisspieler
- Helga von Cramm (1840–1919), Schweizer Malerin und Grafikerin
- Ludewig von Cramm (1791–1858), braunschweigischer Kammerherr und Landdrost, Präsident der 2. Kammer
- Ludolf von Cramme, urkundlich erwähnt im Jahre 1246, mit dem die Stammreihe derer von Cramm beginnt
- Wolfgang Friedrich Adolf von Cramm-Burchard (1812–1879)
WappenBearbeiten
Die Wappen der Uradelsfamilie von Cramm zeigen zeittypisch einen gelehnten Schild und den Helm (Topfhelm) vielfach in Seitenansicht.
Blasonierung des Stammwappens: „In Rot drei (2:1) silberne Lilien. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine mit drei natürlichen Pfauenfedern bestückte, je von einer silbernen Lilie beseitete konische rote Säule.“
Blasonierung des Ritterlichen Wappens: „In Rot drei silberne Lilien (2:1) gestellt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner offener Flug mit silbern-roten Saxen.“
Blasonierung des Bürgerlichen Wappens: „In Silber drei rote Lilien (2:1) gestellt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter offener Flug mit rot-silbernen Saxen.“
BesitzungenBearbeiten
Die Adelsfamilie war seit dem 13. Jahrhundert Mitbesitzer (neben den Herren von Bortfeld) und ab dem 17. Jahrhundert Alleineigentümer ihres Stammsitzes, des Schlosses Oelber in Oelber am weißen Wege, einem Ortsteil von Baddeckenstedt in Niedersachsen.
Durch die Heirat von Burghard von Cramm 1905 mit Jutta Gräfin von Steinberg, der Letzten und Universalerbin ihres Geschlechts aus altem hildesheimischem Stiftsadel, fielen die umfangreichen Besitzungen dieser Familie an die Cramms, darunter Brüggen und Bodenburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten ihre 7 Söhne den Grundbesitz untereinander auf, da eine Bodenreform mit Enteignung befürchtet wurde; dazu zählten namentlich die Rittergüter Oelber, Brüggen, Bodenburg, Harbarnsen und Wispenstein (die beiden letzteren wurden später verkauft). Das erst 1906 erworbene Schloss Nettlingen war bereits vor dem Krieg wieder veräußert worden. Oelber, Brüggen und Bodenburg werden bis heute von Mitgliedern der Familie bewohnt und mit erheblichem Aufwand erhalten.
Schloss Brüggen
Schloss Sambleben (1627–1898)[3]
SonstigesBearbeiten
Bekannt ist der Name „von Cramm“ auch durch die Weizenkorn-Marke „von Cramm Weizenbrand“, die es aber nicht mehr gibt. Er wurde seit 1750 auf dem Gut in Harbarnsen, ein Gemeindeteil von Lamspringe, hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die von Crammsche Brennerei zu einer der führenden Kornbrennereien Niedersachsens. Die "Marke Steinbock" umfasste drei Abfüllungen, den goldgelben 43er (43 Vol.-% Alkohol) in der mit Bast umwickelten Flasche, den 38er und den gemeinhin "Kutscherschluck" genannten 32er Doppelkorn. Ab 1984 wurde nur noch Rohalkohol hergestellt und Vertrieb sowie das Brennrecht an das Unternehmen Dethleffsen in Flensburg abgegeben. Später wurde der Betrieb in Harbarnsen komplett aufgegeben.
LiteraturBearbeiten
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974, ISSN 0435-2408
WeblinksBearbeiten
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Allgemeines Teutsches Adels-Lexicon: Darinn von d. alten u. neuen Gräfl.-Freyherrl.- u. Adelichen Familien ... gehandelt wird. Fuchs, 1774 (google.de [abgerufen am 18. Dezember 2018]).
- ↑ Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, Band I, Nr. 344
- ↑ Herrenhaus Sambleben in Schöppenstedt-Sambleben. Abgerufen am 15. Oktober 2019.